— en — — ee — 2 P Beilagen: Bilder der Woche Sport u. Spiel Aus Seit u. ervdesmehrbeit, aus der ſich 0 0 ü5 dahin behalten ſich die politiſchen Kreiſe der Oppoſition ihr Abendpreſſe als ein Sieg der gemäßigten Parteien über die Extremen költdruck den Sieg für Marx unter der Ueberſchrift„Deutſchland er⸗ fallen dem Da gteiſen beſonders groß, hortzuſc reiten und offen eine europäiſche Politik fortzuſetzen, die man Dienstag, 9. Dezember eue Gezgeprelſe; In Manndeim u. Umgebung wöcentlich 1 old⸗Big. Die monatl. Bezieher derpflichten ſich bei enll raderung d. wirilchaftl. Berhältniſſe astwensig werbende Aserhöhungen anzuerkennen Poſtſchecktonts Nt. 17500 Aeterude. Haupigeich fieſtene.„ Lilcheſre, 0 enſtellen Waldhoſſtr 6, Schwepingerſtr. 24. Gontard · ded 4— Fernſpr dt. io4l 1048,— Teltr-preſſe eneralanzeiger Manndeim Erſcheint woͤchentt zwölfmal Mlannheimer General Anzeiger Leben mit Mannheimer Srauen- u. Mulik-Seitung- Aus der Welt der Cechnik. Unterhaltungs-Beilage Wandern u. Neiſen Mittag⸗Ausgabe Das Ausland zur Reichstagswahl Fufriedenheit um herriot VParis, 9. Dez.(Von unſerm Pariſer Mitarbeiter.) Das Er⸗ debnis der deutſchen Wahlen beherrſcht als das größte Ereignis s Tages die hieſige Preſſe und die öffentliche Meinung Frank⸗ beichs. Mit einem Triumphgefühl, das beſonders im jetzigen Augen⸗ lick in den Regierungskreiſen vorherrſchend iſt, wird das deutſche ahlergebnis als eine Niederlage der Extremiſten gekennzeichnet. „Deutſchland hat einen Sieg gefeiert, zu dem wir uns nur be⸗ ückwünſchen können.“ Dieſer Satz ſteht in großen Lettern an der Spitze des linksrepublikaniſchen„Deupre“. Er entſpricht r Meinung aller um Herriot geſcharten Politiker, In den Ueber⸗ hriften wird aber nicht alles geſagt. Im„Oeuvre“ lieſt man z.., bdie franzöſiſchen politiſchen Kreiſe einen ſtarken Ruck nac inks in Deutſchland gewünſcht hätten. Das Blatt bemerkt dewiſſermaßen als mildernden Umſtand, daß Deu'ſchland noch ein unge Republik ſei, weshalb ohne Schwierigkeiten ein vollkommener beda der republikaniſchen Parteien nicht erreichbar iſt. Jedenfalls edeute das Wahlergebnis einen Triumph des republikaniſchen edonkens, des Zentrums und der Deutſchen Volkspartei, le heute gleichfalls republikaniſchen Grundſätzen huldigten. Für ie maßgebenden Politiker iſt das Ergebnis der deutſchen Wahlen eshalb von ſo großer Bedeutung, weil darin zumAusdruck gelangt, ß die Anhänger des Londoner Paktes ungefähr 40 Sitze erobert aben. Das bedeute einen großen Sieg für die Aufbaupolitik Her⸗ kiots und laſſe ſich gleichzeitig als ein Wahlerfola Streſe⸗ manns erkennen. die Frage, welche Regierung in deutſchland ans Ruder kommen könnte, beſchäftigt jetzt die öffent⸗ ſche Meinung in beſonderem Maße. Durchgehend ſtellt man feſt, Nas ſich eine beſtimmte Regierungsmajorität aus den deutſcken Vahlen nicht ergeben hätte und daß die Urſache dieſer Situalion an der unerſchütterlich gebliebenen Stärke der Deutſchnationalen ge⸗ legen kabe„Alle Kombinationen ſind im Reichstag möglich“, ſvottet der Matin“ In den Berliner Depeſchen der franzöſchen Korreſpon⸗ denten wird die Meinung ausgeſprochen, daß ein Bürgerblock mit den Deutſchnationalen nicht ausgeſchloſſen wäre. Mit Ungeduld er⸗ artet man jſetzt die Nachricht von dem Zuſtandekommen einer Re⸗ das deutſche Kobinett ergeben ſoll. eil über das deutſche Wahlergebnis vor. die Auffaſſung in London „ Das Ergebnis der Reichstagswahlen wird von der geſtrigen Die Schwierigkeiten der Regierungs⸗ don rechts und links begrüßt. 5 Der„Star“ verkündet in dildung werden jedoch nicht verkannt. ärt ſich für die Stabilität.“ Die„Evening Standart“ führt aus, die Stabilität Europas werde aus dem Ergebnis der deutſchen Wahlen weitere Kraft erhalten. Die ertremen Flügel hätten ſchwere Verluſte erlitten. Die neue deutſche ſegierung werde, wie zu erwarten war, für die Erfüllung der Ver⸗ flichtungen aus dem Verſfailler Vertrag und dem Dawesplan ein⸗ teten. Auch der„Star betont, daß eine Mehrheit für die Durch⸗ ührung der Verpflichtungen gegenüber den Alliierten vorhanden ſei Erd betrachtet das Wahlergebnis als eine Entſcheidung gegen die rtreme von rechts Und links. Die in der Preſſe viel beachtete Reutermeldung aus Berlin be⸗ beat es ſei klar, daß die Republik über die Kräfte der Regktion und f s Monarchismus den Sieg davon getragen habe. Die Politik der d7 deulſchen Regierung werde eine Politit der Verſöhnung und da Erfüllung und Verpflichtungen aus dem Vertrag und dem awesplan ſein. Der Berichterſtatter weiſt auf die zahlreichen Ge⸗ winne der Sozialdemokraten hin, die die ſtärkſte Partei im Reichstag 155 wird. Als Hauptmerkmal der Wahlen verzeichnet er den voll⸗ ändigen Zuſammenbruch der Ludendorffpartei. ** 0 Schweizer Stimmen .( Baſel, 9. Dez.(Von unſerm Schweizer Vertreter.) Die ſchwei⸗ deriſche Preſſe begrüßt den Wahlerfolg der deutſchen Mittelparteien dalt großer Sympathie. Die„Neue Züricher Zeitung“ weiſt rauf hin, daß mit dieſem Ausgang im voraus habe gerechnet ſeiden können. Die„Baſeler Nachrichten“ ſtellen mit Genugtuung eel. daß die Völkiſchen und Kommuniſten eine ſchwere Niederlage delitten haben und betrachten das im Hinblick auf die Zukunft der utſchen Politik als ein gutes Omen. Die„Nationalzeitung“ findet, daß eine ſichere Mehrheit der republikaniſchen Parteien leider immer ſach zweiſelhaft ſei, wenn auch das Wahlergebnis die extremen Par⸗ 750 bedeutend geſchwächt habe. Die Rechte bleike ſedoch immer 'och ſtark, was in Anbetracht ihrer falſchen politiſchen Einſtellung zu bedauern ſei. Auch die weſtſchweizeriſchen Blätter ſtimmen in ieſe Tonart ein und hoffen, daß das endgültige Ergebnis der Wahl ach mehr zugunſten der republikaniſchen Staatsauffaſſung aus⸗ wird. 5 7 Befriedigung in Amerika (Spezialkabeldienſt der United Pre ß) „ Waſhington, 8. Dez. In Regierungs“, Kongreß⸗ und Handels⸗ deien ngz allgemein das Ergebnis der deutſchen Wahlen, man als einen Sieg der Gemäßigten betrachtet. Man ſieht in Wahlergebnis eine unzweifelhafte Anerkennung des deſſen 987Plans, nachdem das deutſche Volk Zeit gehabt habe, telſen Wirkungen zu erkennen. Die Befriedigung iſt in Regierungs · weil man in dem Ergebnis nicht nur eine deutſchen Auslandspolitik zu ſehen 18 ſondern auch zugleich eine Nechtfertigung für die Politik des 9 auſddenten Coolidge und des Staatsſekretärs Hughes. Die liberalen erlame dieſer Erfolg amerikaniſcher Politik die reini en werde, 255 dem eingeſchlagenen Wege ſet ende der bisherigen ntarier hoffen, buß ten Staaten ermutig orſichti walt“ beſti, begonnen habe. g unter dem Deckmantel der„pripaten amerikaniſchen Ge⸗ In Handelskreiſen iſt man beſonders deshalb ſche igt, weil man glaubt, daß nicht nur die Stabilität der deut⸗ ein Entwicklung geſichert ſei, ſondern das Wahlreſultat auch als 8 wichtiger Faktor für die ſchrittweiſe friedliche Wiederherſtellung europpäiſchen Gleichgewichts anzuſehen ſei. 12 große Publikum bringt der Niederlage Luden⸗ der zurückgebracht wird. Dieſe Das vorläufige amtliche Ergebnis ſtellt folgende Stimmenzahlen feſt: Sozialdemokraten 7788 250, Deutſchnationale 6 122 255, Zen⸗ trum 4061 593, Kommuniſten 2679 429, Deutſche Volkspar⸗ tei 3017 132, Nationalſozialiſten 891671, Demokraten 1902 646, Bayriſche Volkspartei 1111 786, Wirtſchaftsbund und Bayriſcher Bauernbund 995 723, Landbund 498 003, Deutſch⸗Hannoveraner 258 145. Larnach entfallen an Mandaten auf die Sozialdemokraten 130(100) Deutſchnationale 102(96) Zentrum 68(65) Kommuniſten 45(62) Deulſche Volksparkei 50(44) Nationalſozialiſten 14(32) Demokraten 32(28) Bayriſche Volkspartei 19(16) Wirtſchaftspartei und Bayr. Bauernbd. 17(10) Landbund 8(10) Hannoveraner 105) Deutſch⸗Soziale— 0 489(472) 16 badiſche Abgeoroͤnete Durch Liſtenverbindung mit Württemberg erhält das badiſche Zentrum mit Direktor Sonner das 6. Reichstagsmandat. Der Badiſche Landbund konnte nach neuerer Feſtſtellung ſeinen Sitz (Julier) mit Hilfe der württembergiſchn Reſtſtimmen behaup⸗ ten. Nachdem vom Zentrum noch Adam Röder und von den Demokraten Dr. Ludwig Haas aäuf der Reichsliſte gewählt wur⸗ den, entſendet das Land Baden insgeſamt 16 Abgeordnete in den Reichstag. Vergleichsſtatiſtik Landtagswahl Reichstagswahlen 30. Okt. 1921 6. Juni 1920 4. Mai 1924 dez. 1924 Soz. 204 416 190 298 142 801 198 504 D. Natl. 76 229 113 554 75 835 88 784 Ztr. 341 438 344027 325 645⁵5 343 619 Komm. 35 375 14 471 95 564 64 926 Dt. Bp. 54 426 64 653 74 887 97 731 Völk. Block—— 46 903 19 064 Dem. 76 264 116 398 73 882 92 595 W. Ver. 11 429— 21444 16 701 Landbd. 74 896— 71387 58 702 U. S. P. 27 197 102 965 6 218 6651 Haeuß.⸗B.—— 799 375 F. F. F.——— 3 530 Aufw. P.—— 6 981 4598 Rep. P.—— 1431— Völk. Rb.——— 3 181 die Wahlen in oraunſchweig Laut Braunſchweiger Landeszettung hatten die Landtagswah⸗ len in Braunſchweig ſolgendes Ergebnis: Sozialdemokraten 105⁵ 623 Stimmen und 18 Sitze, Deutſchnationale 55 494 Stimmen und 10 Sitze, Zentrum 4782 Stimmen und 9 Sitze, Kommuniſten 15 123 Slimmen und 2 Sitze, Deutſche Volkspartei 41784 Stim⸗ men und 10, Sitze, Wirtſchattsliſte 24 287 Stimmen und 4 Sitze. Wefen 9026 Stimmen und 1 Sitz. USpD. 1782 Stimmen und 9 Sitze. Der Bürgerblock(Deutſchnationale, Deutſche Volkspartei, Wirtſchaftsliſte und Welfen) hat mit 25 Sitzen die abſolute Mehrheil im Landtag. — ſ——— verſchiebung des Rölner Käumungstermins Gleichzeitige Räumung mit dem Kuhrgebiet Aufgenommen auf der eigenen Radidanlage der „Neuen Mannheimer Zeitung“ OcKondon, 9. Dez. Am Montag hat Reuter eine Verlaut⸗ baruna veröffentlicht. in der geſaat wurde, daß die Kölner Zone am 10. Januar wahrſcheinlich nicht aeräumt werde. Dieſe Verlautbarung iſt als Auffaſſung der enaliſchen Regierung zu bewerten, die in dem Verbleiben ihrer Truppen im Kölner Gebiet nicht etwa die Abſicht heat, ſich demonſtrierend gegen die rheiniſche Bepölkerung oder gar gegen Deutſchland zu wenden Es iſt bekannt. daß von der franzöſiſchen Reaierunag die Auffaſſung ver⸗ treten wird. daß die Beſetzung des Nuhrgebietes techniſch ohne die Beſetzung des Kölner Gebietes überhaupt kaum möalich iſt. Enaland ſcheint nun dieſer Auffaſſung Rechnung tragen zu wollen, indem nun ein Teil ſeiner Truppen bis 15. April im beſetzten Gebiet bleibt und dann gemeinſam mit dem Abzua der enaliſchen Soldaten aus dem Kölner Gebiet auch die Räu⸗ muna der nach dem 10. Januar 1923 beſetzten Gebietsteile an der Ru hr erfolat. Die Sicherdeiten für die tatfächliche Räumung ſollen während der Anweſenheit von Cbamberlain in Paris be⸗ ſprochen worden ſein. 2 Ktaſſins Amtsantritt V Paris, 9. Dez.(Von unſerem Pariſer Mitarbeiter.) Der ruſſiſche Botſchafter Kraſſin wird im Elyſeepalaſt nicht mit dem üblichen Zeremoniell empfangen werden. Dieſes Zeremoniell beſteht darin, daß der diplomatiſche Vertreter einer Nation im Elyſeepalaſt von einer Abteilung der republikaniſchen Garde ab⸗ geholt und unter derſelben Eskorke nach dem Botſchafterpalais wie⸗ herkömmliche Ehrung wird Kraſſin nicht gewährt. Wie es ſcheint, legt der ruſſiſche Botſchafter darauf nicht den geringſten Wert. Im eigenen Automobil und mit ſeinem d darf f̃ s ganz beſonderes Intereſſe entgegen. Die Zeitungen ſehen Ren ein Symbol für die endgültige Zurüdweiſung des danchegedankens. Kraftwagenführer wird Kroſſin dem Präſtdenten Doumergue Preis 10 Pfennig 1924— Nr. 572 Anzeigenpreiſe nach Tarn bei Bereuszahes pre an⸗ paltige Kslenelzelle fär Aügemeine Anzeigen 6..R. Reklamen.—-M. Für Anzeigen an beſttmmten Tagen Siellen und Ausgaben wird leme Berantwertung über⸗ nommen. Höhere Gewalt, Streiks, Betriebsſtörungen uſts. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene gdet veſchränkte Ausgaben oder für verſpätete Aufnahme von kn⸗ zeigen. Auftr.d. Fernſpr. ohne Gewähr. Gerichtsſt. Mannheim. Die Lage nach den Wahlen Was nun? Reichskanzler Marr kehrt am moraigen Mittwoch nach Berlin zurück und' am Nachmittaa wird das Reichskabinett ſeine erſte gemeinſame Sitzung nach den Wahlen abhalten. Es dürfte ſich in ihr wohl entſcheiden, ob das Kabinett formell ſeine Demiſſion dem Reichspräſidenten überreichen wird. Daß der Reichstaa vor dem verfaſſunasmäßig ſpäteſten Termin, dem 5. Januar, zuſammentritt⸗ erſcheint nach Lage der Dinge ſo aut wie ausgeſchloſſen. Die Lage. die der Kanzler in Berlin vorfindet, iſt im Grunde nicht ſehr viel durchſichtiger als ſie es vor der Auflöſung des Reichs⸗ taas war. Die Fraktionen haben nun zunächſt wieder das Wort, und was das bedeutet, wiſſen wir ja zur Genüge. Den Reigen eröffnet diesmal die Deutſche Valkspartei, deren Fraktionsvorſtand bereits am Mittwoch vormitkaa ſich verſammeln wird. Soweit wir über die Stimmung in den maßgebenden volksparteilichen Kreiſen unterrichtet ſind, hält man ein Zuſammengehen mit den So⸗ zialdemokraten nach dieſem Wahlkampf für ſchlechthin undenkbar. Damit wäre aber der Verſuch. die aroße Koa⸗ lition wieder zu beleben, für den bier und da ſchüchtern die Trom⸗ mel gerührt wird, von vornherein zu einem ausſichtsloſen Beginnen geſtempelt. Dagegen iſt der Gedanke des ſogenannten„Bürgerblocks“ ohnedie Demokraten durch die Umbildung der Parteiverhält⸗ niſſe mehr als zuvor in den Bereich der Möalichkeit gerückt. Aber wer nüchtern die Dinge betrachtet, wird auch auf dieſem Wege ſchwer⸗ lich die Löſung ſehen. Ohne das Zentrum iſt ſie mehr als fraglich. In Preußen, wo die Zentrumsfraktion beträchtlich mehr nach links orientiert iſt als im Reich, erſcheint uns dies ſo gut wie ausgeſchloſſen. Ob das Zentrum Neiauna verſpüren wird. ſeine Be⸗ ziehungen zur Linken aufzugeben und dafür zu den Deutſchnationa⸗ len zu knüpfen? Dieſe ſind zwar eifrige Befürworter des Bürger⸗ blocks, aber eines Bürgerblocks, wie ſie ihn eben verſtehen. Es heißt. daß man nur durch Schaden klua werde. Die Deutſchnationalen haben wider Erwarten aut abgeſchnitten, ſie ſind ſozuſagen gerade im Traum an den Abaründen der inneren Kriſis vorbeigekommen, und die Tonart ihrer Blätter zeigt bereits. daß ihnen der Kamm gehörig geſchwollen iſt. Als ſie noch an den Folaen der Niederlage krankten. die ſte ſich bei der Abſtimmung über die Dawesgeſetze zugezogen hatten, waren ſie aus Furcht vor der Wählerſchaft zu allerhand Kompromiſſen bereit. Werden ſie nach dieſem unverdienten Wahlalück nicht am Ende einen Rückfall in die alte Maßloſiakeit erleben? Daß das Zentrum nicht mitmachen würde, wenn man ihm mit einer Kandidakur Tirpitz oder anderen verſtiegenen Forderungen ins Geſicht ſpränge, iſt an den Fingern abzuzählen. Aber auch für die Volks vartei aibt es Grenzen über die ſie einfach nicht hinauskommen kann. Werden die Deutſchnationalen gewillt ſein, dieſe zu reſpektieren? Da die Deutſchnationalen eine Schwächuna der bisherigen Re⸗ gierunaspolitik der Mitte beſtimmt nicht tolerieren und nicht nur Oppoſition, ſondern— die„Kreuzzeitung“ droht es ſchon vernehmlich an— Obſtruktion agegen ſie treiben würde, ſpricht mancherlei dafür, daß man zunächſt einmal die Minderheitsregierung unter Duldung der Sozialdemokraten fortzufüh⸗ ren verſuchen wird. Der„Taa“ hat„einen der maßgebendſten Führer der deutſch⸗ nationalen Volkspartei“— wen ſaat er nicht— beſucht. um ihn über den Sinn der Wahlen und die künftige Haltung der deutſch⸗ natfpnalen Volkspartei im Reichstag zu befragen. Er hat den Pro⸗ minenten in offenkundiger Siegesſtimmung gefunden. Die aroße Koalition, d. h. von der Deutſchen Volkspartei bis zur So⸗ zialdemokratie, ſei völlig undenkbar. Aber auch mit der bisherigen Koalition mit ſtillſchweigender Unterſtützung der Sozialdemokratie ſei nicht weiter zu regieren. Es bleibt nur übrig. daß das Kabinett im Sinne einer Rechtserweiterung umaebildet wird. Im übrigen hätten die Deutſchnationalen Zeit und könnten warten. Sie würden ſich die arößte Zurückhaltung auferlegen und dächten gar nicht daran. ſich irgendwie aufzydrängen. Nach der Meinuna dieſes Deutſchnationalen ſei bei der Wahl zum Ausdruck gekommen. wie ſich das deutſche Volk bei einer etwaigen Wiederwahl Eberts als Reichspräſident ſtellen würde. In dieſer Frage hielte die Deutſche Volkspartei zur Rechten, ebenſo wie die Kommuniſten, ſo daß er nur noch von einer Minderheit geſtützt würde. Soweit der deutſchnatio⸗ nale Anonymus. Das Oraan des Herrn Laverenz veröffentlicht aber auch mit Namen agezeichnete Sinnſprüche deutſchnationaler Führer zur Wahl, darunter einen von Dr. Herat, deſſen wichtiaſte Sätze lau⸗ ten:„Ohne uns laſſen ſich die Geſchicke Deutſchlands nicht mehr entſcheiden. Nur ein ſo auf innerliche ideale Geſichtsvunkte eingeſtellte Partei wird letzten Endes berufen ſein. die Wieder⸗ erneuerung unſeres geliebten Naterlandes herbeizuführen.“ Ganz anders malt ſich in den anderen Köpfen die Welt. Man mag vom„Vorwärts“ abſehen, der für Schwarz⸗weiß⸗rot 22 241 Stimmen Plus herausrechnet, für Schwarz⸗rot⸗gold einen Zuwachs von über 2 Millionen. Das ſind kleine Rechenkunſtſtücke, mit denen man alles und auch nichts beweiſen kann. Bedeutſamer ſind Be⸗ trachtungen, die die„Germaniq“ vorträgt. Sie geht davon aus, daß das deutſche Volk in den Wahlen den bisherigen Regierungskur⸗ gutheißt, aber wünſche, daß er weiter geführt werde. Daraus folgert das führende Zentrumsorgan, Reichskanzler Marx werde zwar demnächſt mit ſeinem Kabinett demiſſionjeren, dann aber mit der Bildung auch des kommenden Kabinetts betraut werden, wobei ihm zugleich die volle Freiheit zu geben wäre, ſich die Mehrheit für ſeine Politik da zu ſuchen, wo er ſie findet. Es iſt die feſte Auf⸗ faſſung der bisherigen Reichsregierung geweſen, daß die alte Koali⸗ tion den feſten Kern auch jeder kommenden Regierung bilden muß. Der Ausgang der Wahl hat dieſe Auffaſſung beſtärkt. Die Regie⸗ rungsparteien ſeien zwar während der Wahl ein wenig durchein⸗ ander geraten, aber ihr in ſachlichen Gründen wurzelndes Bündnis müſſe neu bekräftigt werden, damit der klare Wille unſeres Volkes nach feſter Kontinuität zum Ausdruck kommt. Das ſind, wie wir in der letzten Woche mehrfach darlegten die Auffaſſungen, von denen man in der Umgebung des Kanzlers ſich die ganze Wahlzeit über hat leiten laſſen. Es iſt auch immer noch möglich, daß man zu irgend einer Friſt bei dem von der„Germanio“ gezeigten Ziele anlangt. Einſtweilen aber iſt, wie die beiden deutſch⸗ nationglen Zitate zeigen, der Abſtand der Meinungen noch ungemein groß. Dieſen Abſtand auszufüllen, wird vermutlich noch Wochen und Wochen dauern. Das Ganze aber wird man Kriſe nennen, die neue Kriſe, der wir nunmehr entgegengehen. N Belgrad, 6. Dez. Aus Gründen perſönlicher Natur gab eine junge Litauerin geſtern drei Revolverſchüſſe auf den Vi 3 ſeinen Beſuch abſtatten. e⸗ konſul der Verxeinigten Staaten, Henry Danyton, in 2 grad ab, der ſchwer verletzt wurde. Daruf tötete detc felb
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(9.12.1924) 572. Mittag-Ausgabe
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