Wirenr ͤ n. FFaaa ̃ĩ·¾ ˙— r Ae e 88——— — „Denstag, den 8. Dezember 1924 RNeue Mannheimer Jeltung(Mittas⸗Nusgabe) 3. Seite. Nr. 872 Der hering Von Dr. W. Schnakenbeck(Hamburg) edenen Herings⸗Raſſen.— Angeheure Jänge.— Melho⸗ anges.— Die 7— des Herings.— Produkkivität an Eiern. die den des In mehr 25 55 10 hr als der wichtigſte Fiſch, und er zeigt in ſeinen Lebensgewohnheiten viel Eigenarten und bietet noch 0 viele ungelöſte Rätſel, daß ſich ſchäfti iſſenſchaft nicht ohne Grund eifrig mit ſeinem Studium be⸗ nur igt. Sein Verbreitungsgebiet iſt ſehr weit, es dehnt lich nicht die r die nordeuropäiſchen Meere aus, von der Oſtſee bis an zum nantiſchen Küſten Europas, von der Biskaya bis Island und ameri ißen Meer, ſondern auch jenſeits des Atlantik an den nord⸗ Ko rikaniſchen Küſten und ſelbſt auf der anderen Seite des neuen zontinents, an den amerikaniſchen und aſiatiſchen Küſten des Pacific ſtellerr Hering verbreitet. Nun dacf man es ſich aber nicht ſo vor⸗ 5700 als ob nun alle die in dieſem ungeheuren Gebiet vorkom⸗ Verhren Heringe einer Form angehörten und daß alle in ſtändiger nun indung und Vermiſchung miteinander ſtänden, und daß Heringe Wo ſo ohne weiteres von einem Gebiet in das andere wanderten. 55 bl iſt der Hering ein Fiſ.), bei dem Wanderungen übe⸗aus ſtark sgeprägt ſind, doch dehnen ſich dieſe nicht über ſo große Strecken genz wie man früher wohl anzunehmen geneigt war. Ezs gibt eine Wefe Zahl von Raſſen oder Lokalformen, deren jede mehr oder ſelbütder in ſich geſchloſſen und von anderen unterſcheidbar iſt. Ja, fol ſt in kleineren Gebieten, wie 3. B. der Nordſee, ſind mehrere Süher Raſſen vertreten. Und Ort und Zeit des Auftretens von Heri men dieſer Raſſen wirken beſtimmend auf Ort und Zeit der ngsfiſcherei. Dieſe Eigenart des Herings, in ungeheuren Schwär⸗ aufzutreten, ſtempelt ihn zum Maſſenfiſch. Er wird in 1 gewaltigen Mengen geſangen und bildet ſo einen wichtigen tor für Volkswirtſchaft ſund Ernährung. Wie groß dieſe jährlich erbeuteten Mengen ſind, die dem Ver⸗ wud zugeführt werden, zeigt die internationgie Statiſtik. Danach vo rden, um nur ein Jahr- als Beiſpiel anzuführen, im Jahre 1910 in Deutſchland, Holland, Großbritannien, Dänemark, Skandinavien, unland, Belgien, Frankreich, Färöern und Island zuſammen 1192 Müllonen Kilogramm Heringe gefangen, die einen Wert von 342 walionen Schilling entſprachen. An dieſer Ausbeute hatte Nar⸗ ſolatz e n. den ſtärkſten Anteil mit 495 Millionen Kilogramm, dann 1 5 Großbritannien mit 382 Millionen Kilogramm und Holland 80 127 Millionen Kilogramm. Für Deutſchland war das angeführte 2 ſehr ungünſtig, da es noch zu ſehr unter den Nachwirkungen gramerieges zu leiden hatte. Nur etwas über 9 Millionen Kllo⸗ —— betrug die deutſche Ausbeute, die aber 1920 ſchon wieder ſe 42 Millionen Kilogramra geſtiegen war. Aber noch nie hat un⸗ ue Fiſcherei den Bedarf Deutſchande an Heringen, der überaus Goß iſt, ſelbſt decken können, ſondern wir ſind noch immer im hohen rade auf die Einfuhr von Heringen angewieſen geweſen. Seit alten Zeiten wird der Heringsfang betrieben. Sehen wir den älteſten, ſchwer nachzuprüfenden Nachrichten ab, ſo haben 0 die erſte wirklich nachweisbare Heringsfiſcherei in der ſogenann⸗ 72 chonenfiſcherei, vor ſchwediſchen Südküſte. Auch in der weſt⸗ zuen Nordſee wurde der Heringsſang ſchon früh betrieben und Ber zunächſt in erſter Linie von den Holländern, die mit großen, den Kriegsſchiffen begleiteten Flotten ihrer ſpeziell dem Heringsfang derſenden ſahrzeuge, der Buiſen, dem ihnen von den Engländern Hertaclich zugeſicherten Fang nachgingen. Die Methoden, mit denen ichende gefangen werden, ſind überaus mannigfach. Die Herings⸗ Ucherei der weſtlichen Nordſee wird zur Hauptſache mit ſogenannten eibnetzen ausgeübt. Das ſind große Netzwände von 15 Meter Höhe dad.—3000 Meter Länge, die abends ausgeſetzt werden und nun die Nacht über frei im Waſſer Die Heringe ſchwimmen gegen leſe Netze an, bleiben mit ihren Kiemen in den Maſchen hängen und nerden dann am nächſten Morgen mit dem Netz eingeholt. In keerer Zeit wird dort auch, beſonders von deutſcher Seite, mit einem deiens für den Heringsfang eingerichteten Schleppnetz gefiſcht. Auch Heeim Winter im Mündungsgebiet der Weſer und Elbe erſcheinende Ofeng wird mit einem Schleppgerät, dem Hamen, gefangen. In der ſtee ſind Waden, Stellnetze und Bundgarne in Gebrauch. Und dieder beſonders eingerichtete Netze verwendet man in Norwegen, wo ie Heringsſchwärme bis in die Fjorde eindringen. Bei den Wanderungen iſt es, wo man dem Hering nachſtellt, er iſt ein typiſcher Wanderfiſch. Entweder bewegen ſich Herf wärme nach ihren Laichplätzen, und der dann gefangene pleang iſt beſonders fett, oder ſie bewegen ſich von den Laich⸗ aben nach den Weideplätzen. Aber es iſt ſonderbar, daß man en dieſem ſo häufigen Fiſch noch ſo ungenau über die Laichplätze r einzelnen Raſſen unterrichtet iſt. Man kann ſie nur nach den 55 ammlungen jüngſter Larvenformen beſtimmen, den Laich ſelbſt, Fal die Heringe am Boden ankleben, hat man in den ſeltenſten des en gefunden. Auf indirekte Weiſe kann man das Vorkommen ſuch Laichs und damit die Lage der Laichplätze durch Magenunter⸗ 5 ungen an ſolchen Fiſchen feſtſtellen, die mit Vorliebe Herings⸗ Prob freſſen, beſonders von Schellfiſchen. Ungeheuer groß iſt die ſaht uktivität an Eiern. Sie muß es ſein, entſprechend den Ge⸗ und Nachſtellungen, denen die Brut und der Fiſch ſelbſt gehen ſebt iſt. Schon die Eier werden in Maſſen gefreſſen oder an, auf andere Weiſe zugrunde. Die Eier, die zu vollkommener de wicklung gelangen, laſſen kleine zarte Larven ausſchlüpfen, eriwiederum unzähligen Gefahren ausgeſetzt ſind, bis ſie zum fol 19 herangewachſen ſind. Und auch dieſer ſelbſt iſt ſtändig ver⸗ dt Wenn der Hering in ſeinen großen Schwärmen wandert, einer Beziehung verdient der Hering beſondere Er iſt in den nordeuropäiſchen Meeren wirtſchaftlichd ſo werden dieſe ſtändig von den verſchiedenſten Feinden be⸗ gleitet. Kabeljau, Blaufiſch, Thunfiſch und verſchiedene Haiarten folgen den Schwärmen. In den nordiſchen Gewäſſern geſellen ſich dagu noch Wale. Und die bei der Verfolgung„ſpringenden“ Wale und Raubfiſche verraten dadurch ſchon von weitem das Nahen eines Schmarmes. Das ſind die ſogenannten„Heringszeichen“. Dicht gedrängt kommt ſolch Schwarm oft bis an die Oberfläche, daß die zappelnden, glänzenden Leiber in der Sonne blinken, die Heringe„ſtümen“. Und oben in der Luft begleiten Vogelſcharen en Schwarm, um ſich ebenfalls ihren Teil zu holen. Und all dieſe Anzeichen ſieht der Menſch, der nun herannaht, um ſich den Löwenanteil zu holen. Große Betriebe beſchäftigen ſich mit dem Heringsfang, große Induſtrien ſind auf ſeinen Fang aufgebaut, und für zahl⸗ loſe Menſchen bedeutet der Heringsfang Exiſteng. Und bleibt der Hering aus, ſo bedeutet das Vernichtung all dieſer Betriebe und Eriſtenzen. Und das iſt das Eigenartige, das Rätſelhafte an dieſem Fiſch: nicht nur einmal iſt dies Ereignis eingetreten, daß die gro⸗ ßen Heringsſchwärme plötzlich ausblieben in einer Gegend, wo ſie jahrelang, jahrzehntelang regelmäßig, zu beſtimmten Zeiten er⸗ ſchienen. Die große Schonenfiſcherei an der Südſpitze Schwedens, früher ein Haupterwerb der Hanſa, hatte im 18. Jahrhundert ihre Blütezeit, hoͤrte aber im 16. Jahrhundert allmählich auf, weil die gewaltigen Heringsſchwärme ausblieben. Aehnliche Beiſpiele haben wir in der Heringsfiſcherei der ſüdöſtlichen Nordſee, von Bohuslän an der ſchwediſchen Weſtküſte und von Bergen. In dieſen beiden Gebieten erſchienen die Heringe dann ſpäter nach langer Pauſe wieder. Gerade dieſe Schwankungen in dem Auf⸗ treten und Ausbleiben der Schwärme bilden die großen Rätſel, die der Hering der Forſchung aufgibt. Es iſt kein Wunder, daß bei dieſen Eigenarten und bei ſeiner großen wirtſchaftlichen Be⸗ deutung ſich zahlreiche Gelehrte in allen nordeuropäiſchen Ländern mit ihm beſchäftigen, um ſeine Lebensweiſe zu erforſchen und letzten Endes die Ergebniſſe dieſer Forſchungen der praktiſchen Fiſcherei nutzbar zu machen. Städtiſche Nachrichten Ihr Leit, in Aweſe n Hunnertjähriger! Die Mannemer„Neu“ Die bringt uns bei Viel Neis vum Negger un vum Rheiln). Geſcht gar e Bild, ganz wunnerfeiln)! 'n ſeltner Greis Mit Hoor, ſchneeweiß, Ruft uns im edle Abbild zu: „Ihr Leit, in Aageblick jetzt Ruh! Des is eich klor, Mit hunnert Johr Kann eener eich e Wertl ſage, Wo eich aach nitzt in eire Dage. Lebt eefach, gut, Halt' feſcht de Mut Un loßt de liewe Herrgott walde, Der ſorgt forr die Junge un die Aldel Schont nit die Hend! Schafft, was ihr kennt, Dann, norr wer ſchafft, der kann gedeihe, Uff gude, alde Däg ſich freie. m Nochber trei! Schteht jedem bei, Daß's Vadderland aach fort kann bſchtehe Un ball derf beſſre Zeide ſehe!“— Ihr Leſer all Winſcht uff jeden Fall Viel Glick'im Glaſer Michael Heller Wie ſeller achtzigjährig Auguſt Göller. Erwerbsloſenfüͤrſorge Das Städtiſche Nachrichtenamt ſchreibt: Aus der vom badiſchen Landtaa zur Verfügung geſtellten Summe von 500 000 Mark zu Gewährung einmaliger Zuſchußunterſtützungen an die in Er⸗ werbsloſenfürſorge ſtehenden Erwerbsloſen ent⸗ fallen auf den Arbeitsnachweisbezirk Mannheim 164 424 Mark. Nach dem Beſchluß des Verwaltungsausſchuſſes für den hieſigen öffent⸗ lichen Arbeitsnachweis erhalten die Erwerbsloſen daraus ein⸗ nralige Unterſtützungen und zwar: a) männliche Erwerbsloſe im Alter von über 21 Jahren, die im Familienverband eines andern leben, bei einer Unterſtützungsdauer von unter 3 Monaten 16,50 Mk., von über 3 Monaten 22 Mk., von über 6 Monaten 27,50 Mk., von über Monaten 33 Mk.: )/ männliche Erwerbsloſe im Alter von über 21 Jahren, die nicht im Familienverband eines andern leben, 22 Mk. bezw. 27.50 Mark bezw. 33 Mk. bezw. 38,50 Mk.: e) Erwerbsloſe mit zuſchlaasberechtiaten Angehörigen außer den Sätzen unter Buchſtabe a) für jeden Angehörigen einen Zuſchlag von 5,70 Mk. bezw..60 Mk. bezw. 9,50 Mk. bezw. 11,40 Mk.: d) Erwerbsloſe im Alter von unter 21 Jahren 70 v. H. der für Erwerbsloſe im Alter von über 21 Jahren vorgeſehenen Sätze: e) weibliche Erwerbsloſe die aleichen Sätze wie die entſprechend⸗ Gruppe der männlichen Erwerbsloſen. Werksbeurlaubte, die wechſelweiſe etwa 2 Wochen arbeiten und ausſetzen, erhalten keine Beihilfe. Die Auszahlung der Beihllfe erfolgt an den ordentlichen Kaſſentagen des Arbeitsamts in der dritten Dezemberwoche, beain⸗ nend mit dem 15. Dezember. Anträge auf frühere Jablung ſind zwecklos. Erwerbsloſe, die nach geſetzlicher Vorſchrift deshalb nicht zur Erwerbsloſenfürſorge zugelaſſen werden konnten. weil ſie in den letzten 12 Monaten vor Eintritt ihrer Unterſtützungsbedürftigkeit weniger als 3 Monate hindurch eine Beſchäftigung ausgeübt haben. in der ſie gegen Krankheit pflichtverſichert waren, erhalten eine gleich⸗ wertige Unterſtützung, wie die in der Erwerbsloſenfürſorge ſtehen⸗ den Erwerbsloſen aus ſtädtiſchen Mitteln. Die aleiche Unterſtützung erhalten Erwerbsloſe, die von der Erwerbsloſenfürſorge ausgeſchie⸗ den werden mußten, weil ſie die zuläſſige Höchſtdauer der Unter⸗ ſtützung erreicht haben. In beiden Fällen iſt Vorausſetzung, daß Be⸗ dürftiakeit vorlieat, daß die Arbeitsloſigkeit noch in der dritten De⸗ zemberwoche andauert und daß der Arbeitsloſe beim Arbeitsamt als Arbeitſuchender gemeldet iſt. Die einmalige Unterſtützung aus ſtädti⸗ ſchen Mitteln wird nur auf Antrag gewährt. Die Anträge ſind beim „Arbeitsamt zu ſtellen: die Auszahluna erfolat früheſtens am 15. De⸗ zember. Anträge auf frühere Zahlung ſind auch in dieſem Falle zwecklos. Den bei den Notſtandsarbeiten im Luiſenpark beſchäftigten Er⸗ werbsloſen wird im Hinblick auf den beſonders ſtarken Verſchleiß an Kleidern und Schuhen, der dürch die ungünſtigen Witterungsverhält⸗ niſſe der letzten Monate verurſacht wurde, eine einmalige beſondere Entſchädiaung in der Art gewährt, daß bei einer ununterbrochenen Beſchäftigung von mindeſtens 8 Wochen eine einmalige Zahlung von 20 Mark, ſowie bei einer ſolchen von mindeſtens 4 Wochen von 10 Mark erfolat: falls der betreffende Notſtandsarbeiter die Beſchäf⸗ tiaunaszeit von ununterbrochen 8 Wochen vollendet hat, ſollen wei⸗ tere 10 Mark bezahlt werden. Das 32. Stiſtungsfeſt des Odenwaloͤklubs Mannheim⸗Ludwigshafen gehört zu den ſchönſten und gelungenſten Feſten die der große Verein bis dahin ſeinen Mitgliedern geboten hat. Etwa 2000 Beſucher, darunter 160 Vertreter verſchiedener Ortsgruppen, füllten den Saal, den Rundgang und zum Teil die Empore des Nibelungenſaales. Das Ereignis des Abends bildete das großzügig angelegte Feſtſpiel „Des Gründers Traum“, erdacht und geleitet von Dr. Max Müller. Schon die vornehme, zweckentſprechende Bühnenaus⸗ ſtattung(Baumüller und Theatermaler Lübenau), die das ganze Podium in Anſpruch nahm ſteigerte die Spannung. In Kürze ſeien Grundgedanke und Verlauf des Feſtſpiels wiedergegeben. Soeben hat die Gründung der Ortsgruppe ſtattgefunden. In einer Gartenlaube ſind die Gründer noch zu einem fröhlichen Ab⸗ ſchiedstrunk verſammelt. Einer der Teilnehmer(B. Jo ſt) hält noch eine kurze Anſprache über die Bedeutung der neuen Vereinsgründung Aber der Gaſtgeber hat nichts mehr davon gehört. Er iſt einge⸗ ſchlafen. Lächelnd verlaſſen ihn ſeine Freunde. Tiefe Nacht. Von magiſchem Lichte umfloſſen führen reizende Elfen ihre Reigen auf. Die Elfenkönigin(Frl. Gerlach) zeigt ſich auch als Königin des Tan⸗ zes. Sie bemerkt den Schlafenden. Ihren Elfen gibt ſie einen Wink, worauf dieſe den Schläfer mit dem Schleier der Nacht bedecken. Zu⸗ kunftsträume ſinds, die in dem Schläfer lebendig werden. Die Elfen verſchwinden. Es beginnt zu tagen. Im Hintergrund erhebt ſich wuchtig in die Wolken ragend der Turm guf dem Eichelberg. In großen Scharen ſtehen die Wanderer und Bauersleute aus der Um⸗ gebung vor dem Turm. Er iſt ſoeben eingeweiht worden. In ſeinen Schlußworten fordert der Porſitzende(Teickner) die Am⸗ weſenden auf, ſich im Walde zu lagern und ein kleines Picknick zu veranſtalten. Nun ſpielt ſich hier ein Waldfeſt ab, das durch ſeine Mannigfaltigkeit, ſeine Farbenbuntheit und ſeine dem wirklichen Wanderleben abgelauſchte Stimmung Bilder von beſtrickendem Reize bot. Die Mandolinenkapelle(Mandolinenklub Neckarau) ſpielte einen flotten Marſch, wandernde Schüler unter Führung ihres Lehrers(Nennu) kommen mit herzerfriſchendem Geſang den Berg herauf. Ueber 200 Perſonen waren gleichzeitig auf der Bühne. Die Ruckſäcke werden geöffnet. Da erſcheint auch ſchon der Wirt von Oberflockenbach(deßler) mit ſeinem Eſelgeſpann und reizende Kellnerinnen unterſtützen ihn in ſeinem ſchwierigen Werk. Ein Dialektdichter(Schneider) erzählt ſeine Erlebniſſe im Klub, ein Was ist die beste Schuh- qutzkreme voll Glanz sehr spaisam ſund bequem nur aus dem besten Terpentin? imin,. Ninsin. Jimis Eaꝰ82 —...)PPPPpPppppßßpßß Ü ̃¾—— — ̃ Im Dunkel der Geſchichte Maraf— ein Hochſtapler.— Das Ende Ludwig XVII. (Von unſerem Pariſer Mitarbeiter) Fmanm Jahre 1789 ſchrieb Marat in ſeinem Pamphlet gegen den ſich unzminiſter Ludwig XVI, Necker:„Der ehrenhafte Mann möge er Veigen, der gegen mich eine Anſchuldigung erheben könnte; wenn eweiſe beſäße, daß ich die höchſten Geſetze der Tugend verletzte, noch oge er ſie vorbringen.“ Einige Jahre ſpäter fordert Marat am einmal die„Menſchheit“ heraus.„Wer wagt es, meinen brin en in Zuſammenhang mit einer unehrlichen Handlung zu en Faer..2“ Die Geſchichtsforſchung kannte bisher zwei Marats: ſich evolutionshelden und den philoſophierenden Wiſſenſchaftler, der Veunuf dem Gebiete der Chemik und Phyſik eifrig betätigte und di underung des großen Benjamin Franklin erregte. Hiſto er dritte Marat iſt vor einem Vierteljahre von dem engliſchen in toriker Sydney L. Phipſon(„Jean Paul Marat“, His sareer Es ingland and Prance before the Revolution) entdeckt worden. Nebe Marat der Abenteurer und Betrüger. Das Dunkel, das der land utionär über ſeine Jugendjahre, die er in England und Ir⸗ der verbrachte, zu verbreiten wußte, iſt aufgehellt worden. Käme Laſt am du Peuple“ heute vor ſeine Richter, er würde unter der zwungenwiderleglicher Beweiſe zuſammenbrechen. Er wäre ge⸗ ſchildgen, ſeine Selbſtbiographie, in der er die Reiſen nach England ſchichtsſer als Dichtung ohne Wahrheit zu bezeichnen. Und die Ge⸗ ihre Bächreiber, die auf Marats Ehrenhaftigkeit ſchworen, würden Mar, ücher verbrennen müſſen. Zuerſt Michelet— der Verherrlicher licch ats, des ehrenhafteſten Mannes der Revolution.“ Ein eng⸗ kegiſte iſtoriker, der ſechs Jahre darauf verwendete die Polizei⸗ lebe rund Prozeßakten nordengliſcher und iriſcher Städte durchzu⸗ Maran gendhelden. Er zerſtört auch die Legende, daß ein gewiſſer wegen der in den ſiebziger Jahren des achtzehnten Jahrhunderts mußte einer Reihe von Betrügereien Gefängnisſtrafen abſitzen „ein„Bruder“ des Revolutionärs geweſen ſei. 128 vollen 9 Februar 1776 wird Marat wegen Diebſtahls einer werk. kanen Medaille im Orforder Afhmelean Muſeum verhaftet. Er ent⸗ einem 9 dem Gefängniſſe und flüchtete nach Norwich, wo er von lin. Arzte erkannt wurde. Noch rechtzeitig gelangte er nach Dub⸗ auf 881 trat er als deutſcher Graf unter dem Namen Marack ſch did lebte einige Monate in den beſten Verhältniſſen. Er machte Nunderch„deutſche Heilmethoden“ bekannt übte den Beruf eines Ner anedoktors aus. Pald waren ihm die Behörden auf den Ferſen. Muſeunehliche deutſche Graf wurde nach Oxford befördert, dort wegen derurtei sdiebſtahls, Hochſtapelei zu ſechs Jahren Galeerenſtrafe lt und nach Woolwich eskortiert. ſo mö an, die Marat zwiſchen 1772 und 1787 beſucht hatte, entlarvt ſchlecht. Im April 1778 entfloh Marat mit ſechs Sträflingen. Acht Jähre ſpäter tauchte er wieder, diesmal unter dem engliſchen Namen John White auf, läßt ſich in Edinburg als Lehrer der fkanzöſiſ hen Sprache nieder, macht betrügeriſche Schulden, flüchtet nach Newcaſtle, wird dort gepackt und als der„Marat aus Oxford“ entlarvt. Nach einem Vierteljahre Haft entrinnt er und geht nach Briſtol. Dort gründet er unterm Namen Maratt eine Buchhandlung. Bald gerät er wieder in Schwierigkeiten. Anläßlich ſeiner Verhaftung wird in Erfahrung gebracht, daß er auch den Veruf eines Mediziners, auf Grund gefälſchter Diplome, ausübte. Dank einer philanthropiſchen, Geſellſchaft, die Verbrecher wieder auf den Pfad der Tugend bringen will, kommt er frei, ſeine Schulden werden bezahlt. Viel ſpäter paſſierte dem Maraß der Convention etwas Unangenehmes. Der Präſident der Briſtoler Menſchenfreunde kam nach Paris und er⸗ kannte den befreiten Häftling. Sidney Phipſon— in einem Bri⸗ ſtoler Wochenblatte dieſe Mitteilung. Der engliſche Hiſtoriker weiſt auch nach, daß das Doktordiplom Marats, mit deſſen Hilfe er bei dem Grafen d Artois eine Anſtellung fand, gefälſcht war. Er fand ferner Briefe des Hochſtaplers Marat mit einem gräflichen Wappen. Den Nachforſchungen Phipſons iſt zu verdanken, daß fünfzehn Jahre im Leben Marats etwas aufgehellt wurden. Die ultra⸗individualiſt⸗ iſche Theſe des Revolutionärs:„Der Menſch iſt frei nach Gutdünken zu handeln, um ſein eigenes Glück zu ſichern,“ findet in der Exiſtenz des bisher unbekannten„dritten Marat“ ihre praktiſche, wenn auch zweifelhafte Nutzanwendung. Den franzöſiſchen„Naundorffiſten“, die der Ueberzeugung hul⸗ digen, der Sohn Ludwig XVI. ſei dem Schuſter Simon entriſſen worden und habe in der Verborgenheit weitergelebt, iſt durch die Herausgabe der Erinnerungen des Comte de Vaiſons(1786—1878) eine empfindliche Enttäuſchung verurſacht worden. Der Memoiren⸗ band erſchien dieſer Tage; er verdankt ſeine Publikation dem Hiſtoriker Aubry und dem über die Grenzen Frankreichs hinaus berühmt gewordenen Lenötre, der vor zwei Jahren in dem Buche „Das Rätſel des Temple' die Anſicht vertrat, daß Ludwig XVII. durch Vertrauensmänner FFouchés entführt worden ſei. In den Memoiren des Grafen de Vaiſons wird, auf Grund einer im Auf⸗ ſtrage Ludwig XVIII. durchgeführten, geheimen Nachforſchung feſt⸗ geſtellt, daß der achtzehnjährige Sohn Ludwig XVII. nach San Domingo gebracht wurde und dort im April 1803 im Kampfe gegen Eingeborene fiel. Zwei Jahre hiekt man den„ſchwächlichen jungen Mann“ in Trieſt verborgen. Der Polizeiminiſter Fouchs ordnete die Reiſe des Königsſohnes nach San Domingo an und empfahl ihn der Bürgerin Rolland la Toſte, die ſpäter über das Ende Ludwig XVIIl. einen ausführlichen Brief an den Polizei⸗ miniſter ſchrjieb. Der Graf de Vaiſons zitierte aus dieſem Briefe folgende Stellen:„Charles(d. i. der Rufname des Bourbonen⸗ prinzen) iſt ein kräftiger junger Mann, der ſich ſeiner Miſſion, Die Bewachung war die er hier zu erfüllen hat, vollkommen bewußt iſt. Er ſoll hier Ordnung ſchaffen. Seine Freunde halten viel von ihm. Ich be⸗ fürchte aber, daß er zugrunde gehen wird, denn es ſteht hier ſchlecht um die Verteidigung.“ In einem zweiten Briefe ſchildert die Bürgerin das Ende des Prinzen. Bei Port⸗au⸗Prince wurde er von Schwarzen umringt und durch Lanzenſtiche tödlich verwundet. Zwei Tage lang konnte man ihm keine Hiife bringen. Er ſtarb im Wundfieber. Frau Rolland la Toſte ließ ihn auf dem kleinen Friedhof von Port⸗au⸗Prince be⸗ araben und einen Stein ſetzen, der die Namen Louis⸗Charles de Bourbon, nebſt Eeburts⸗ und Todesfahr, trägt. Sie ſchreibt:„Ich habe mir ein Grab an ſeiner Seite reſervieren laſſen. Er war ein wenia mein Kind geworden. und ich kann nicht alauben, daß es mei⸗ nem lieben Charles⸗Louis unangenehm ſein wird. wenn ich, ſeine Beſchützerin, an ſeiner Seite im Grabe ruhe, möge auch unſere Her⸗ kunft verſchieden ſein.— Diesmal— leider! iſt es mit unſerm guten Charles zu Ende, zu Ende. Er iſt uns entronnen, zum zweiten und letzten Male.“ Graf de Vaiſon bemerkt zu dieſem Briefe:„Er war alſo kot. Ich hoffte ihn zu finden. Das Schickſal wollte es, daß er den furchtbar⸗ ſten Leiden, die ein Kind erdulden kann. entriſſen wurde und— wie durch ein Wunder den Schrecken der Revolution entronnen— ſein Leben in einer Negerrevolte verlieren mußte. Die Briefe, die Frau Rolland de Toſte an Fouché richtete, waren ganz zerknittert: ich daß ſie Fouché ſtändig bei ſich trus, um das Geheimnis zu wahren.“ Wie zu erwarten, entſpinnt ſich um den Nachlaß des Grafen de Vaiſons ein Streit der Naundorffiſten. Es ſcheint aber, daß wir uns diesmal nahe der hiſtoriſchen Entſcheidung befinden. Lenötre wird noch weitere Belege für die Richtiakeit der Mitteilungen des Comte de Vaiſons bringen. Das dunkle Schickſal des„Gefangenen des Temple“ enthüllt ſich allmählich— nach mehr als hundertfünfzig Jahren Theater und Muſik OTodesfälle in der Muſikwelt. Der bekannte Klavierkünftler und Komponiſt Taver Scharwenka 15 in Berlin im Alter von faſt 75 Jahren an den Folgen einer Blinddarmoperation ge⸗ ſtorben. Scharwenka erregte ſchon in jugendlichem Alter durch ſein künſtleriſches Spiel Aufſehen und wurde bald in der ganzen Welt bekannt. Eine Zeit lang weilte er auch als Pianiſt ang r in Amerika, kehrte dann nach Berlin zurück und gründete mit ſeinem Freund Klindworth ein Konſervatorium für Muſik, das ſich bald einen großen Ruf errang und noch heute zu den führenden Inſtituten gehört. Scharwenka hat auch mehrere Klanierkonzerte komponiert und errang auch mit ſymphoniſchen Kompoſitionen und Kammer⸗ muſikſtücken Erfolge. Als Opernkomponiſt konnte er ſich dagegen nichg
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(9.12.1924) 572. Mittag-Ausgabe
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