4. Seike. Nr. 435 Reue Mannheimer Jeitung(mittag⸗Rusgabe) Freitag, den 19. Seplember 1924 Bei der großen Arbeitsloſigkeit wird ſich für Viele die Frage, wie man für eine warme Stube vorſorgt, zu einer wirklich„brennenden“ geſtalten. Man muß infolgedeſſen die Hoffnuna hegen, daß der dies⸗ jährige Winter nicht zu früh einſetzt und daß er einen nicht ſo hart⸗ näckigen Charakter wie ſein Vorgänger annimmt. In dieſem Zu⸗ ſammenhang dürfte intereſſieren, daß in der Preſſe gegenwärtig das„Temperaturjahr“ zur Diskuſſion ſteht. Otto My r⸗ bach hat dieſe Frage in der„Meteorologiſchen Zeitſchrift“ behan⸗ delt. Der Verfaſſer will nicht auf das vielerörterte Problem der Kalenderreform eingehen, ſondern nur unterſuchen, ob die für das Kalenderjahr berechneten mittleren Temperaturen ſinnvoll ſind, oder obd es zweckmäßiger wäre, das Temperaturjahr mit einem anderen Monat zu beginnen. Der Anfang des Temperaturjahres am 1. Dezember hätte ſicherlich manche Vorteile, da dann die einem Winter angehörigen Monate in dasſelbe Jahr fallen wür⸗ den. Aber dieſe Bequemlichkeit iſt nicht allein maßgebend. Als die günſtigſte Jahreswende unter dem Geſichtspunkt der Temperatur muß die Zeit betrachtet werden, in der in der Atmoſphäre die nach⸗ haltigſten Veränderungen vor ſich zu gehen pflegen. Dadurch würde ein Jahr von möglichſt einheitlichem Temperaturcharakter gewonnen werden. Myrbach hat nun die mittleren Temperaturen für Wien an der Hand einer 70jährigen Beobachtungsreihe von 1851 bis 1920 geprüft und feſtzuſtellen geſucht, wann der Temperaturunterſchied zwiſchen den aufeinanderfolgenden Jahren durchſchnittlich am größ⸗ ten iſt.„Ich bildete alſo die Jahresmittel der Temperatur für alle möglichen Abteilungen des Jahres,“ ſchreibt er,„und berechnete für jede Teilungsart die Unterſchiede zwiſchen den aufeinanderfolgenden Jahresmitteln. Die Rechnung gibt das eigentlich überraſchende Er⸗ gebnis, daß die übliche Einteilung des Jahres(Kalenderjahr) zur Bildung von Temperaturmitteln die ruchtigſte iſt, denn die Veränderlichkeit iſt für dieſe Einteilung am größten. Ein zweites Maximum erſcheint, wenn das Jahr mit dem Mai begonnen hat. Die nachhaltigſten Umwälzungen in der Atmoſphäre gehen demnach nahe Silveſter und nahe dem Beginn des Mai vor ſich. Die kleinſten Veränderungen haben die Einteilungen, die mit Oktober und November beginnen, d. h. dieſe beiden Monate gehören nach ihrem Temperaturcharakter im Durchſchnitt am ſicherſten zum voran⸗ gehenden und nicht zum nachfolgenden Jahr.“ Nach dieſen Unter⸗ ſüchungen wäre alſo eine Unterſcheidung zwiſchen Temperatur⸗ und Kalenderfahr nicht nötig. Die Mannheimer Weiblichkeit wird dieſer gelahrten Betrachtung wenig Geſchmack abgewinnen. Die Geſchmacksrichtung unſerer Evas⸗ töchter wandelt ganz andere Wege. Wer gegenwärtig einen Vum⸗ mel durch unſere Hauptſtraßen unternimmt, wird ſehr ſchnell heraus⸗ finden, worauf ſich das Intereſſe konzentriert. Die Schaufenſter unſerer Konfektionsgeſchäfte ſind dicht umlagert. Hier treffen ſich dieſenigen, die nicht in der Lage ſind, eine der Modeſchauen zu beſuchen, die wieder vor ſich gehen. Im Reiche der Göttin Mode ſpricht man in dieſen Tagen wieder einmal von Mannheim als einer Stadt mit großſtädtiſchen Allüren. Zwar kommts nicht ofk vor, aber man freut ſich doch und iſt ſtolz auf unſere Feſthalle, über die ſich ſelbſt die Berliner in Ausdrücken der Bewunderung äußern. Als wir bei der Modenſchau im Roſengarten in der Pauſe Frau Salvatini vorgeſtellt wurden, durften wir mit Genugtuung vernehmen, daß ſelbſt die Reichshauptſtadt derartige pompöſe Repräſentationsräume nicht aufzuweiſen hat. Vielleicht iſ⸗ es möglich, Frau Salvatini davon zu überzeugen, daß unſere Stadt auch ein ſehr begeiſterungsfähiges Theaterpublikum beſitzt. Ein Gaſtſpiel dieſer glänzenden Künſtlerin im Nationaltheater in„Aida“ oder„Tosca“ würde den Wünſchen vieler Muſikfreunde entſprechen. Ein Berliner Kollege, der eine wichtige Poſition im Reiche der Modegöttin bekleidet, meinte, als wir in einer gemütlichen Plauder⸗ ſtunde beiſammenſaßen, es würde ſich nicht unzeitgemäß ausnehmen, wenn wir bei der nächſten Gelegenheit von über Mannheim ſich ent⸗ ladenden„Modeſchauern“ ſprechen würden. Es iſt zwar ein Ka⸗ lauer, aber er trifft ſicher das Richtige. Nicht nur die Bäume färben ſich herbſtlich. Die Tüncher wett⸗ eifern, es der Natur gleichzutun. Man betrachte die Häuſerfaſſaden und man wird uns beiſtimmen. Ein Beſucher Magdeburgs ſchrieb vor kurzem: Die Stadt iſt in einen Farbenkübel gefallen. In Mann⸗ heim ſcheint man das Magdeburger„Vorbild“ nachahmen zu wollen. Was der Architekt dereinſt nicht vermochte, ſoll der Tüncher er⸗ reichen. Wird in der Farbenfreudigkeit, die wir an ſich begrüßen, weil unſer Straßſenbild mehr Lebendigkeit vertragen kann, nicht zit viel geleiſtet? Es gibt Leute, die da meinten, der„Pfauen“ am Strohmarkt wäre zu buntſchillernd. Heute wird man mit uns der Meinuna ſein, daß er völlig verblaßt vor der Knalligkeit ſeiner farb⸗ frohen Nachbarn. Man ſoll doch nicht von einem Extrem ins andere fallen. Grün ſcheint die Lieblingsfarbe zu werden. Warum denn nicht. Grün iſt die Hoffnungg!?! Sch. Die Bautätigkeit in Mannheim Wie uns das Städtiſche Nachrichtenamt mitteilt. wurden nach den Erhebungen der Ortsbaukontrolle anläßlich der Rohbaureviſio⸗ nen im Monat Auauſt zum Teil durch Neubauten, zum Teil durch Umbauten 68 Wohnungen mit insgeſamt 326 Zimmern neu geſchaffen: die Zahl der Neubauten belief ſich auf 41. die der Umbauten auf 9. Im Juli betrua die Zahl der Wohnungen 76 mit 317 Zimmern, im Juni 41 mit 157 Zimmern, im Mai 14 mit 43 Zimmern, im April 14 mit 25 Zimmern, im März 32 mit 111 Zim⸗ im Februar 10 mit 34 Zimmern und im Januar 9 mit 50 Zimmern. —— Jbracht. Bürgerausſchuß-Vorlagen Beſchaffung von Werkzeugmaſchinen für die Skraßenbahn Die maſchinelle Einrichtung der Straßenbahn⸗ hauptwerkſtätte genügt, ſo wird zur Begründung dieſer Vor⸗ lage ausgeführt, den Anforderungen, die an eine neuzeitliche Be⸗ triebswerkſtätte geſtellt werden müſſen, längſt nicht mehr: ſie iſt veraltet und unvollſtändig. Zwar wurde den dringendſten Anforde⸗ vumgen ſchon Mitte vorigen Jahres durch Beſchaffung einer Karuſſelldrehbank mit Elektromtor, eines Gasbandagenfeuers und einer Werkzeugſchleifmaſchine abgeholſen, auch iſt die Lieferung einiger neuzeitlicher Maſchinen, als Erſatz für veraltete Maſchinen in Auftrag gegeben; der gegenwärtige Zuſtand der Straßenbahn⸗ wagen, die meiſt über 20 Jahre alt ſind und unter den Kriegs⸗ und Narhkriegsverhältniſſen außerordentlich gelitten haben, macht es jedoch dringend erforderlich, mit größter Veſchleunigung weitere Maſchinen zu beſchaffen, um die Wiederherſtellung der Wagen in der eigenen Werkſtätte zu ermöglichen. Notwendig ſind hierzu je eine Univerſalfräs⸗, Stoß⸗, Blechricht⸗ und Schienenbiegemaſchine, ſowie ein Horizontalbohrwerk mit einem Aufwand von 53 000., die beim Bürgerausſchuß angefordert werden. Ein markantes Bei⸗ ſpiel dafür, welche Erſparniſſe durch die Beſchaffung der neuen Maſchinen erzielt werden können, iſt die Blechrichtmaſchine. Die Inſtandſetzung und Erneuerung der Blechverkleidungen und der Plattformmäntel an den Straßenbahnwagen hat einen großen Um⸗ fang angenommen. Zum Richten der Bleche für einen Wagen be⸗ nötigt ein Arbeiter heute, wo die Arbeit von Hand ausgeführt wer⸗ den muß, ungefähr 4 Arbeitstage, während dieſe Arbeiten mit der Blechrichtmaſchine durch einen Mann in 2 bis 3 Stunden erledigt werden können. Da durchſchnittlich 2 Mann mit ſolchen Arbeiten beſchäftigt ſind, ergibt ſich durch die Maſchinenarbeit eine jährliche Erſparnis von 3700 Mark. Die Koſten der Maſchine mit 8000 Mark werden alſo ſchon in etwa 2 Jahren durch Lohnerſparniſſe einge⸗ Auch die Beſchaffung der übrigen Maſchinen ermöglicht weſentkſche Erſparniſſe. Das Biegon der für Kurvenerneuerungen notwendigen Schienen geſchieht jetzt mit einem Handbiegeapparat, der aber für die ſchweren Profile nicht gut verwendet werden kann. Es ſoll daher eine neue Schienenbiegemaſchine mit motoriſchem Antriebe beſchafft werden, wie ſie beiſpielsweiſe bei der Stuttgarter Straßenbahn ſchon ſeit 10 Jahren in Betrieb iſt. Die Auskunft der Stutlgarter Straßenbahn über die Maſchine laubete außerordentlich befriedigend; eine Beſichtigung hat die Richtigkeit der Auskunft ergeben. Die Maſchine iſt ſolide und zweckmäßig konſtruiert und auch für die ſtärkſten Profile kräftig genug gehalten; ſie ermöglicht es, die Schienen für die kleinſten Bögen in kürzeſter Zeit und durchaus gleichmäßig bis an die äußerſten Enden zu biegen. Das läſtige bisherige Nachbiegen von Hand fällt daher fort. Ferner kann das Biegen der Schienen einer Gleiskurve ohne Schwenken der Schionen vorgenommen werden, das Biegen iſt daher auch unter beſchränkten Raumverhältniſſen möglich. Da die Maſchine auf dem Sleiſe gefahren werden kann, können die Schienen auch auf freier Strecke und ſelbſt in engen Straßen gebogen werden. Die Maſchine arbeitet, weil zur Bedienung nur 1 Mann erforderlich iſt, in beſon⸗ ders wirtſchaftlicher Weiſe. Die Tilgung des bei der Fondskaſſe darlehensweiſe aufzunehmenden Aufwandes in 5 Jahren iſt gewählt, um den Voranſchlag der Straßenbahn nicht mit zu hohen Tilgungs⸗ raten zu belaſten. Die Jahl der Erwerbsloſen Wie uns das Städtiſche Nachrichtenamt ſchreibt, betrug am 9. September die Zahl der beim Arbeitsamt Mannheim, öffentlicher Arbeitsnachweis für den Amtsbezirk Mannheim. gemeldeten Arbeits⸗ loſen 10 133(7842 männliche, 2 291 weibliche). Da am 2. September die Zahl der Vollerwerbsloſen auf 10 403 ſich belief, iſt ein Rück⸗ gang um 270 eingetreten. Die am 9. September gemeldeten Ar⸗ beitsloſen verteilen ſich auf die einzelnen Berufsgruppen wie folat: Facharbeiter der Metall⸗ und Maſchineninduſtrie 1 604, Facharbeiter im Baugewerbe 162, Arbeiter im Verkehrsgewerbe 564, Hilfsarbeiter 4242, Angeſtellte im Handelsgewerbe und in techniſchen Betrieben 1277, ſonſtige Arbeitnehmer 2 284. Gegenüber dem 9. September iſt nur in der Grunve der ſonſtigen Arbeitnehmer eine Erhöhunag feſt⸗ zuſtellen: alle übrigen Gruppen dagegen weiſen einen Rückgang auf. * * Die ſtädliſchen Krankenanſtalten. Laut Mitteilung des Städt. Nachrichtenamtes befanden ſich am 13. September in den ſtädtiſchen Krankenanſtalten 866 Kranke(449 männliche, 417 weibliche), und zwar im Krankenhaus 725, im Spital für Lungenkranke 106 und im Geneſungsheim Neckargemünd 35. Da am 13. September 1923 die Zahl der Kranken 570(274 männliche und 296 weibliche) betrug, fanden ſich in den Mannheimer ſtädtiſchen Krankenanſtalten am 13. September 1924 296 Kranke(175 männliche, 121 weibliche) mehr als am gleichen Tage des Vorjahres. Außerdem ſind in der Heim⸗ abteilung des Krankenhauſes 130 Kinder untergebracht, die zwar nicht krank ſind, aber dort verpflegt werden. Am 6. September war die Zahl der Kranken 881(Krankenhaus 746, Spital für Lungenkranke 100, Geneſungsheim Neckargemünd 35). Hiernach war die Kranken⸗ zahl am 13. September uni 15 niedriger als am 6. September. * Dr. Landmann Oberbür iſter von Frankfurt? Nach einer Meldung der„Köln. Ztg.“ erſcheint die Wahl des Frankfurter Stadt⸗ rats Dr. Landmann an Stelle des zum 1. Oktober zurücktreten⸗ den Oberbürgermeiſters Voigt geſichert. Damit entfallen eine Reihe die völlig unſchädliche, fettzehrende Stoffe enthalten. von Kandidaturen, die in der letzten Zeit aufgetreten ſind, die des früheren Kaſſeler Oberbürgermeiſters und nachherigen eichs· miniſters des Innern Dr. Koch. Dr. Landmann war vor ſeiner Ueberſtedlung nach Frankfurt bekanntlich Stadtrechtsrat bel der Mannheimer Stadtverwaltung. S. Mutkerhaus für Kinderſchweſtern, Windeckſtr. g. Dieſer Tage fand die Schlußfeier für die Kinder unſeres Tagesheim? Rennwieſe ſtatt. Auch in dieſem Jahre hatte der Rennverein durch Direktor Hohl uns wiederum in dankenswerter Weiſe Plätze auf den Rennwieſen zur Verfügung geſtellt und die Reſtauraleure Schenk und Ruffler einen großen Wirtſchaftsſaal, der in dieſem regneriſchen Sommer viel benutzt werden mußte. Die Kinder wur⸗ den uns wieder durch die hieſige Schularztſtelle zugewieſen. Auf der Rennwieſe waren 170 Kinder, darunter 15 aus der jüdiſchen Kinder⸗ ſtube, im Licht⸗ und Sonennbad 100 Kinder, auf dem Turnplatz 1846 von Kindergärtnerinnen geleitet 100 Kinder, in zwei weiteren Gruppen(Krankenhausgarten und N 7) noch zuſammen 80 Kinder. Die Speiſung erfolgte durch die Quäkerküche unter der verdienſt⸗ vollen Leitung von Frau Hauſer. Die Schlußfeier wurde in dieſem Jahre gemeinſam mit allen anderen Kindergruppen der ört⸗ lichen Erholungsfürſorge auf dem Turnplatz des Vereins 1846 ab⸗ gehalten, Auch die Kinder, die im Lauf des Jahres an der Schul⸗ quäkerſpeiſung teilnehmen durften, waren bei der Feier zu⸗ gegen. So war eine impoſante Schar von Kindern auf dem großen Platz verſammelt. Es wurden Spiele und Reigen vorgeführt, die mit großem Intereſſe und jeweiligem lauten Betfall von den vielen Tribünenbeſuchern ausgezeichnet wurden. Leider blieb auch dieſe Kinderfeier gegen Ende vom täglichen Regen nicht verſchont. Die Schweſtern unſeres Mutterhauſes, voran Frau Oberin Anna Bog⸗ ler und die Oberſchweſtern Frieda und Luiſe— letztere leitete die Abteilung im Licht⸗ und Sonnenbad—, haben wiederum eine große Arbeit dienender Liebe an den erholungsbedürftigen Kindern unſerer Stadt ohne Unterſchied der Konfeſſion geleiſtet. Unter ihrer treuen Pflege, in der friſchen Luft da draußen und bei guter Ver⸗ köſtigung haben die bleichen Wangen der Kinder ſich zuſehends ge⸗ rötet, haben ſie zugenommen an Körpergewicht, aber haben au manches gelernt in Zucht, Anſtand und guter Sitte, wofür die Eltern es den Schweſtern gegenüber an Beweiſen des Dankes nicht fehlen ließen. Wenn nur jedes Jahr auswärts oder hier eine Erbolung geboten werden kann, ſo iſt es ſchließlich doch möglich, die Kinder ohne größeren körperlichen Schaden durch die Jugendjahre hindurch⸗ zubringen und unſerem Volk einen geſunden Nachwuchs auch in unſerer Stadt zu ſichern. Möge es dem Mutterhaus, das junge an der Unterſtützung und Fürſorge ſeitens unſerer Gemeindeglieder fehlen. 2 veranſtaltungen Theaternachricht.„La contessina“(„Die junge Gräfin“), heitere Oper, deren Komponiſt 1774, alſo vor 150 Jab⸗ Mayer zur Uraufführung gelangen. Zu der Samstag, den 20. Sep⸗ tember im Neuen Theater ſtattfindenden Premiere hat Heinz Grete die Bühnenbilder geſtaltet. In den hierauf von Maada Bauer arrangierten Tänzen werden Solo⸗ und Gruppenvorführungen des Balletts ſtattfinden. 5 2 Aus der Kunſthalle. Im graphiſchen Kabinett ſind neu aus⸗ geſtellt: Handzeichnungen, Aquarelle und Lithographien von Prof. Bert Joho und Vera Joho, Pforzheim. Adolf Buſch: Violinabend. Einen beſonderen Genuß tet alle Muſikfreunde Mannheims am Dienstag, den 23. September Künſtler eröffnet damit die Reihe der Soliſtenkonzerte in dieſer Saiſon. Buſch iſt unſtreitig der erſte deutſche Geiger und repräſen⸗ tiert am würdigſten den ernſten deutſchen Künſtler, der das Kunſt⸗ werk über alles ſtellt. Es gelangen zur Aufführung Werke von Bach, Reger, Corelli. Tartini. Tartini⸗Kreisler. Paganini. Brahms. Am Flügel begleitet Heinz Manyer. * Aus der badiſchen Landeskirche. Da die evangeliſche Kirchen⸗ ſteuer immer noch nicht in genügendem Maße eingeht, mußten die Gehälter der Geiſtlichen auch für den September wieder um ein Fünftel gekürzt werden. Nun wird ſchon ſeit Juni ein verkürzter Gehalt ausbezahlt. Die Neuregelung der Enkſchädigungsgeſeizgebung für Aus⸗ landsdeutſche kann als in Ausſicht Auslandsdeutſchen aufgefordert, ſich ſofort mit den zuſtändigen Stellen in Verbindung zu ſetzen, um einen ſofortigen Umtauſch ihnen eingehändigten Reichsſchatzanweiſungen„K“ 1924 in ſolche von 1923 zu erreichen. Sie haben ſofort entſprechende Anträge an da Reichsentſchädiaunasamt für Krieasſchäden in Berlin SW. 68, Ora⸗ nienſtraße 95, zu richten. Anträge auf Umtauſch von„“.Schäßen in ſog.„“⸗Schätze müſſen zurückgezogen werden, falls Wert darauf gelegt wird, in den Beſitz von„“⸗Schätzen zu gelangen. 2985 *Münzprägungen im Auguſt. Im Monat Auguſt wurden ge⸗ prägt: Reichsſilbermünzen: 22.596 965 Einmarkſtücke, 7 011 000 Drei⸗ markſtücke, Rentenpfennigmünzen: 33 689 Einpfennigſtücke, 190 110 Zweipfennigſtücke, 1816098 Fünfpfennigſtücke, 4955 312 Zehn⸗ pfennigſtücke, 5 768 345 Fünfzigpfennigſtücke. ——— Eine Enkfettungskur ſollten alle Korpulenten vornehmen. Wir raten Ihnen, in Ihrer Apotheke 30 Gramm Toluba⸗Kerne zu kaufen, Em. 80/81 ———— der nie nach Anerkennung gejagt hatte und über Glück und Leid ſchon erhaben war, die Freude zuteil, von der Breslauer Univerſität gzum Ehrendoktor ernannt zu werden, und es war ihm eine Genug⸗ tuung, die Wirkung ſeiner Arbeit auf weite Kreiſe noch zu erleben. Am 29. Oktober 1912 ſtarb er an einem ſchweren Magenkeiden. Dem Tode ſah er gefaßt entgegen. Bitter war ihm nur, die beiden letzten Arbeiten unfertig zurücklaſſen zu müſſen.„Gefilde der Seli⸗ gen“ und„Asphodeloswieſe“(Eingang zur Unterwelt) ſind die Verkörperung ſeiner Todesahnung. 7 Die feierliche Strenge ſeiner ſpäten Bilder machte viele Men⸗ ſchen glauben, er ſei ein Asket oder ein Peſſimiſt gewaſen. Im Gegenteil— er war ein Optimiſt, und dies beſonders half ihm, kraft einer geſunden und zähen, im Geiſtigen verankerten Natur, immer wieder über alles Schwere hinweg. Sentimentalität und Nachhängen war nicht ſeine Sache. Er konnte bei aller Zartheit und FJeinfühligkeit des Empfindens oft einen derben und ganz geſunden Humor haben. Wer ihn einmal in guten Stunden ſah, der ſpürte eine kindliche Friſche aus ſeinen klaren, ſcharfen Augen und aus ſeinen im hohen Alter noch jugendlich temperamentbollen Bewe⸗ gungen auf ſich übergehen. Seine Worte konnten von einem leb⸗ haften Feuer beſeelt ſein und oft den Nagel auf den Kopf treffen. Sein Gang war elaſtiſch, ſein Händedruck kräftig und herzlich, ſein ganzes Weſen in allen Handlungen und Worten durchaus wahr und männlich und durchdrungen von ſittlichem Ernſt. Das Einfache Theater und Muſik 6Bad. Landesiheater Karlsruhe. Im Konzerthaus brachte Fritz Herz mit viel Schwung und Laune den„Meiſterboxer“ her⸗ aus, einen ulkigen Schwank der Firma Otto Schwartz und Karl Mathern. Wohl eine Moſaik alter Motive, doch eine ſo geſchickt auf⸗ geputzte und ins Aktuelle verſchobene, daß ſie wirken muß. Der Schluß, ein überwältigendes Sammelſurium drolligſter Antitheſen von Vertretern des Homo ſapiens, läßt die Möglichkeiten ſpaſſigſter Vorgänge und Verwicklungen ahnen: Vegetarier, Fleiſchfreſſer, Trinker, Antialkoholiker, Paare aus allen Durchgangsſtadien der Ehe, nicht zuletzt der Voxer— Scheinboxer.. dem gab Hugo Höcker, Marmeladefabrikant 06 Ernſthafter ſchon hat Hans Rehfiſch ſeine Tragikomödie gemeint, die den Beſuchern des Landestheaters zu konnte. Da iſt der Eigenbrödler Juckenack, Gerichtsſchreiber, ein Typ aus Leben und Praxis des Berliner Juriſten gewonnen. zeigt ein Traum in Ohnmacht: mitleidzeugende Liebe iſt des Daſeins höchſter Suchen nach Dank, der übers Grab hinaus bleibt, macht die drei nachdenklichen Akte des Stückes aus, das mehr Tragik als Komik faßt, denn Juckenacks Ideal erweiſt ſich als Phantom. Seine Jagd nach Mitleid ſtößt nur auf erſchreckende Liebloſigkeit der Welt um Zeichens, überwältigende Wirkung. ſeines Herzen gehen Ihm Zweck. Dieſem Ideal jagt er nach— dieſes vergebliche liebte er mehr als das Komplizierte, Rang und äußerer Schein ihn—„Wer weint um Juckenack?“ U. v. der Trenck hat an Menſchen konnten ihn nicht beſtechen. So waren es nur zweierlei Arten von Menſchen, die ihm nahe kamen: die von wirklicher Gei⸗ ſtigkeit oder die unverdorben Einfachen, wie Bauern und Holz⸗ ſich in dieſe beherrſchende Rolle tief eingelebt, doch vermißte man wohl den letzten Grad von Seelenwärme, den der mitunter fatale Hang des Künſtlers zum Predigtton auch nicht bringen konnte. Die knechte. Beſonders liebte er auch Kinder und Tiere. Gegen freche Nente wor Friedrich Beuas erſte Tat am Landestheater: auf ge⸗ Kritik ſeiner Arbeit machte er manchmal ſeinem Zorn in derben Worten Luft, aber im allgemeinen hatte er ſich zu einer großen Verzeihlichkeit gegen alle Schwächen der Menſchen durchgerungen. „Wer ohne Fehl iſt, der werfe einen Stein auf ſie“; dieſer Aus⸗ ſpruch Chriſti konnte ihn immer wieder ergreifen. Er war gegen andere geduldig, gegen ſich ſtreng. Ein ſtarkes Gefühl, ein zäher Wille, der ſich auch gegen die Welt zu behaupten vermochte, philoſophiſche Weisheit im Leben und vor allem ein immerwähren⸗ der Drang zum künſtleriſchen Schaffen— das waren ſeine großen Gaben. Ihm erſchloß ſich das Geiſtige nicht durch verſtandesmäßiges Denken, ſondern auf dem Wege intuitiven Fühlens. Seine ganze Perſönlichkeit war getragen von einem tiefen religiöſen Ernſt, der mit Dogmatik nichts zu tun hatte, aber das Göttliche in allem Großen leibhaftig fühlte. Die Erſcheinung der ſichtbaren Welt, deren Schönheit und unendlichen Reichtum er immer aufs neue bewunderte und ſtudierte, wurde ihm in ſeiner Arbeit zur be⸗ ſchickt aufgebauter Bühne führte er Bewegung und Gruppierung ge⸗ wandt und mit einheitlicher Linie durch. Die etwas ſchleppenden Eingangsſzenen des Werkes ertrügen leicht ſtärkere Ballung. Im übrigen ein gelungener Auftakt in Beugs Karlsruher Regietätigkeit. 2 0 Theaterrundſchau. Wie der Oberbürgermeiſter in der letzten Sitzung der ſtädtiſchen Kollegien zu Hildesheim mitteilte, ſind bisher nur 480 Abonnenten gegen 1900 im Vorjahre zu ver⸗ zeichnen, was ohne den auf 50 000 Mark feſtgeſetzten ſtädtiſchen Zu⸗ ſchuß einen Verluſt von 132 000 Mark bedeutet. Es ſoll durch eine 25prozentige Herabſetzung der Abonnementspreiſe nochmals der Ver⸗ ſuch gemacht werden, weitere Abonnenten zu gewinnen, ſm anderen Falle ſteht der Maaiſtrat auf dem Standpunkte, das Stadttheater unter dieſen Umſtänden nicht zu eröffnen.— Die Münchener Univerſität hat den Generalmuſikdirektor Hans Knapperts⸗ Gärtnertheater tätia war. iſt in aleicher Etaenſchaft dem Schauſptel, baus in Stuttaart verpflichtet worden.— Das vieraktige Schaufpie „Narrenliebe“ von Heinrich Ilaenſtein wurde vom Stad theater in Kiel zur Uraufführung angenommen. Der Leiter de⸗ Würzburger Stadttheaters, Spannuth- Bodenſtedt. b⸗ abſichtigt die Gründung einer Kñammerſpielbühne in bura.—. Das unter der Leitung von Direktor Matthes ſtehen Weſtfäliſche Städtebundtheater wird dieſes Jahr ſeinen Spie bereich auch auf Leer. Emden und Papenburg ausdehnen, nachden dieſe Städte erhebliche Unterſtützungen zugeſagt haben.— Nachde⸗ ſich das Allenſteiner Stadttheater und neuerdings die Saudhe bühne Südoſtpreußen bisher mit der Pachtung privater Säle anüat batte, will man jetzt an die Er bauuna eines arö acht modernen Theaters gehen. Die Staatsregierung hat in Anbetrach gebiet eine namhafte Unterſtützung zugeſaat. 9 Körperſchaften die Unterſtützuna des Tilfiter Stadtthegters Sie gelehnt haben, verliert die Bühne ihren bisherigen Charakter. wurde als Privatbühne an Direktor Moosbauer verpachtet. bisherige Intendant Großkopf wurde entlaſſen.— Das meler Stadttheater iſt infolae Verminderung des ſtädtiſche Die ſchuſſes dazu gezwungen worden. die Oper abzubauen.— m Intendanz der vereiniaten Stadttheater Duisbura⸗ Bo ch de plant für Ende Oktober Anfana November in Bochum und für End 2 Januar Anfana Februar in Duisbura eine etwa dreiwöchige Au 1 ſtelluna die dem Bühnenbild gewidmet ſein ſoll. ſchen delt ſich vornehmlich um Entwürfe und Modelle des künſtleriſche Beirates Johannes Schroeder, Hambura, und der Theaterm 15 Paul Wolf. Duisbura und Heinrich Holſte. Bochum.— Mu 7775 eine Thüringer Volkstragödie von Willi Fenk. die von Dr. ulbree dem nunmehriagen Generalintendanten von Weimar, bereits in den jähriger Spielzeit erworben und zur Aufführuna gebracht werd ſollte, kommt nunmehr unter Leitung des neuen Intendanten 5 bauer im November am Landestheater zu Meininaen zur der aufführung.—„Vier Soldaten aus Kankerdan Luſt⸗ „Mann iſt Mann“ heißt die neue dramatiſche Arbeit, ein ühere ſpviel, von Bert Brecht.— Dr. Geora Droeſcher, der uge; Oberreaiſſeur des Berliner Opernhaufes, begeht ſeinen 70. den burtstaa. Droeſcher, der als„jugendlicher Liebhaber“ weit agegie deutſchen Bühnen herumgekommen war. übernahm 1881 die dort und künſtleriſche Leitung des Oldenburger Hoftheaters. Nafſee kam er 1896 an die Verliner Hoftheater. Als Oberre Aaun der Oper hat er bier einen entſcheidenden Einfluß auf das ſich inſtitut unter Hülſens Leitung gehabt. Als er ausſchied, wandte, der vielſeitig intereſſierte Mann der wiſſenſchaftlichen Thea freienden Sprache des Unausſprechlichen. *. buſch von den Münchner Staatstheatern zum Ehrendoktor er⸗ nannt.— Ernſt Haael, der 1921 als Kapellmeiſter am Münchner ſchung zu und erhielt noch als Sechziger die Doktorwürde. Mädchen als Schweſtern zum Dienſt an den Kleinen ausbildet, nie ren ſtarb. wird in der deutſchen Umgeſtaltung von Ludwig Karl erwar⸗ im Muſenſaal mit einem Violinabend Profeſſor Adolf Buſch's. Der ſtehend betrachtet werden. Wie der Bund der Auslandsdeutſchen mitteilt, werden die geſchädigten ieren der kulturellen Bedeutung eines Theaters in dem gefährdeten Gren — Da die ſtädtiſche Der 755 n Zu⸗ S ee gFgpp SS SSSSSSSS S= E — c r. VVVVVVVVVVVVVVVVVTVVTVTVVVV————Tv———VTVVJTꝓVyVV————Tc
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(19.9.1924) 435. Mittag-Ausgabe
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