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reikag, den 19. Sepkfember 1924 neue Mannheimer Jeitung[Mittag⸗Nus gabe) 5. Seite. Nr. 435 Koiommunale Chronik Der Deutſche Städtetag 1924 Nach dreijähriger Pauſe veranſtaltet der Deutſche Städte⸗ 3ag wieder eine aroße öffentliche Tagung und zwar am %½26. September in Hannover. Mit autem Grund iſt die Wie⸗ derherſtellung der Selbſtrerwaltunga im Reich und in den Ländern zum erſten Verhandlunasthema des Städtetags ge⸗ wählt worden. Man hält es in den Kreiſen der führenden Kommu⸗ dalpolitiker für angezeigt, die Allgemeinheit wieder auf die Grund⸗ panken der Selbſtverwaltung, von denen Stein ausging, hinzuwei⸗ een, nachdem die Geſetzgebuna der letzten Jahre fortgeſetzt Verſtöße degen ſie geführt hat. Eine andere hochwichtige Frage für das zütſche Städteweſen iſt die Vereinheitlichung des deut⸗ chen Städterechts. Ueber ſie ſoll an zweiter Stelle in Hannd⸗ der geſprochen werden. Schon auf der letzten Taguna der Städte in tuttgart im Jahre 1921 ſtand die Kriſis. in der ſich die Selhſtver⸗ waltung durch die Geſetzgebung des Reichs und der Länder befindet, im Vorderarunde der Verhandlungen und im Anſchluß an die damals von dem Eſſener Oberbürgermeiſter Dr. Tuther, dem jetzigen Finanzminiſter. und dem Köniasberger Oberbürgermeiſter. Dr. Loh⸗ menerkerſtatteten Berichte wurde folgende Entſchließung angenom⸗ Der Deutſche Städtetaa fordert von der Landes⸗ und Reichs⸗ geſetzgebung uneingeſchränkte Selbſtverwaltung der Gemeinden, efreiung von überflüſſiger Staatsaufſicht und Beſeitigung des die Verwaltuna verzögernden und verteuernden Inſtanzenzuges. Der Deutſche Städtetag beauftragt den Vorſtand, unverzüglich einen Studienausſchuß zur Prüfung des Gemeindeverfaſſungsrechts ein⸗ zuſetzen. 5 Dieſem Beſchluſſe aemäß hat dann der Vorſtand einen Stu⸗ dienausſchuß berufen, dem eine Anzahl führender Oberbürger⸗ meiſter ſowie auch mehrere Stadtverordnetenvorſteher angehören. 4 r Ausſchuß gelanate nach ſehr eingehenden Arbeiten zu der Ueber⸗ Ndeuagung. daß eine Sicherung der Selbſtverwaltung in Deutſchland kbur zu ſchaffen ſei durch eine reichsrechtliche Regelung ler Grundfragen der ſtädtiſchen Verwaltung, und es würde. fußend auf einem Entwurf, den Reichsminiſter a. D. och und Miniſterialrat Ruer ausgearbeitet hatten. ein Geſen⸗ entwurf darüber avfgeſtellt. Dieſer Geſetzentwurſ iſt vom Vorſtand un in mehreren Beratungen nochmals eingehend durchgearbertet e jetzt der Hannoverſchen Mitaliederverſammlung vorgelegt erden. 5 Tagungen Gemeindetechnikerkagung pforzheim. 17. Sept. In den letzten Tagen fand hier die erſte arößere Taauna der badiſchen Gemeindetech⸗ Riker ſtatt. die mit einem Vortraa des Maaiſtratsbaurates Brüa gemann⸗Berlin überDie Wertung des techniſchen Be⸗ kufes und die Organiſation der Gemeindetechniker eingeleitet wurde. ger Redner betonte die dringende Notwendiakeit einer beſſeren Ein⸗ ſchätzung der techniſchen Arbeit. wobei er die Zurückſetzung des Tech⸗ kiters bei den Behörden und im freien Beruf nachwies. Beim Ab⸗ weiſe Techniker abaeſchoben habe. Der Aufbau Deutſchlands könne erſter Linie nur mit Hilfe der Technik und ihrer Träcger erfolgen. Wan ſolle daher nicht die Bienen, ſondern Drohnen abbauen. Im eichsbund der Kommunalbeamten Deutſchlands ſeien heute 20 000 Lechnkker und Werkbeamte zuſammengeſchloſſen. In Baden allein fien 1500 Gemeindetechniker vorhanden. Am zweiten Verhand⸗ astag ſprach Baudirektor Platz⸗Mannheim überSiedlungs⸗ u und Baupolizei. Er betonte die unbedingate Belebung des ugewerbe als einer Schlüſſelinduſtrie. In zahlreichen intereſſan⸗ Lichtbildern wurden bedeutende Siedlungsbauten der Nachkrlegs⸗ At vor Augen geführt. Die Taaung. die von etwa 60 Vertretern is allen Teilen Badens beſucht war, fand ihren Abſchluß durch eine Eſichtiaung der Kloſterruine Hirſau. adiſche Candeskagung des sniligtelsdunde⸗ vom Weißen reuz pforaheim. 17. Sept. Am Samstaa und Sonntag fand hier die badiſche Landestaauna des Sittlichkeitsbundes⸗ bdom Weißen Kreuz ſtatt. zu der etwa 400 Männer aus ganz Baden erſchienen waren. Die Taaung wurde am Samstag abend 2 einer Bearüßunasfeier für die erſchienenen Gäſte eingelener. m Sonntaa vormittag fand ein Feſtaottesdjenſt ſtatt, dem am Nach⸗ Sltaa die Konferenz im Melanchthon⸗Haus folgte. Prediger Scheuerer⸗Karlsruhe. Pfarrer Urban⸗Spöck und Dr. mey. letrber⸗Hambura hielten kurze Vorträge. Daran ſchloß ſich eine bebbafte Beſprechung. Aufgabe des Bundes ſei es. Front zu machen TNeoeen die furchtbare Macht der Unſitklichkeit, gegen das großſe Laſter, anedem alle Völker zu Grunde geganaen ſind und das verbeerend ich in unſerem Volke wirke. Am Sonntag abend hielt im arotzen Fcale des Lutherhauſes Dr. med. Sebher⸗Hambura einen Vorrraa nder die ſittliche Not unſeres Volkes. Der Redner richtete einen hächtigen Aufruf an die junge Männerwelt. die die Hoffnung zur wprcherung unferes Volkes in ſich trage. Der lebhafte Beifall be⸗ ſaller 5 die Ausführungen des Redners auf fruchtbaren Boden ge⸗ n ſind. Aus dem Lande Ladeuburg, 18. Sept. Auf der Bauſtelle des Neckarkanals Schwabenheimerhof iſt 51 Arbeiter aus Aſchaffenburg dadurch ver⸗ erihlück daß er durch herabſtürzende Erdmaſſen ſchwere Verletzungen itt, denen er erlegen iſt. * heidelberg, 18. Sept. der Kreuz⸗Bündnis⸗Diß⸗ anverband Freiburg wird am 2. Oktober im Anſchluß 75 Ia große Charitastagung hier ſeine Hauptverſamm⸗ . Pfarg abhalten. Prof. Dr. Albrecht Wetzel, Oberarzt an der nareichen Klinik, hat einen Ruf alls Direktor des Bür ger⸗ bi als in Stutlgart erhalten. Die Polizei hat einen flüch⸗ doen Bankbeamten aus Düſſeldorf feſtgenommen, der dat. eine Anzahl gefälſchter Mitteilungsformulare mitgenommen gröf⸗ und in Heidelberg unter dem Namen Baron von Zitzowitz bonpere Geldbeträge erſchwindelt hatte. Während im Sommer welgen Jahres rund 55000 Fremde in hieſigen Gafthöfen hiten, iſt in dieſem Sommer die Zahl auf rund 82 000 Fremde legen. Damit iſt die Fremdenzahl in den Vorkriegsfahren dings bei weitem noch nicht erreicht. In eine geſſührliche in kamen die Inſaſſen des Wohnwagens eines Kinobeſitzers der Nſe elhauſen Vorſtellungen gab. Eine mit Filmſtreifen gefüllbe lanene Eplodierte und die ſchlafenden Inſaſſen des Wagens Kinen in große Gefahr. Der Beſitzer des Wagens ſowie ſeine deilter konnten ſich nur mit großer Mühe retten und erlitten er⸗ 8 Brandwunden. ch. Neckarmühlbach, 17. Sept. Die ſeit einiger Zeit aufgehobene Nebilfelke(man konnte keine Briefmarke im Ort mehr kröffn und die öffentliche Fernſprechſtelle fehlte auch) wurde wieder übe net. Roſenwirt und Ratſchreiber Albert Mayſack hat ſie 5 rnommen Heute verließ nach mehr als einem Menſchenalter Sbden Hierſein die hieſige Gemeinde der penſionierte Hauptlehrer Iu beer. Er hat ſeinen Wohnſitz in Ittlingen genommen. Mit unf ſcheidet ein treuer, pflichtbwußter Lehrer aus dem Dienſt und Gemeinde, der ſich auch durch die Einführungeder Pfennig⸗ ſch. aſſ⸗ verdient gemacht hatte. Am letzten Samstag fand eine 11 Jeichte Abſchiedsfeier in der Schule ſtatt Der Wunſch der beemeiade. daß Herr Stober ſeinen wohlverdienten Ruheſtand noch 2 Jahre genießen möge, begleitet ihn in ſeinen neuen Wohnort. biref Ettlingen, 17. Sept. Im Alter von 66 Jahren iſt Fabrik⸗ 9 ktor Georg Klapprott geſtorben, der nahezu 20 Jahre don aach den Poſten des techniſchen Direktors in der Papierfabrit Voael u. Bernheimer verſah. Meersburg, 17. Sept. DasGlaſerhäusle, Fritz Mauth⸗ letzte Behauſung, iſt von der philoſophiſchen Akademie zu hangen erworben worden. Es ſoll ein Sommerſitz für Ge⸗ und Forſcher werden. ze f 7 1 er u ſei teilweiſe ungerecht verfahren worden, indem man vorzugs⸗ wüh Nus der pfalz Die Mülchpreisfrage Auf Einladung des Bürgermeiſteramts Frankenthal hatten ſich Vertreter ſämtlicher größeren pfälziſchen Städte, Vertreter des Pfälzer Bauernbundes und der Kreisbauernkammer in Neuſtadt zu einer Beſprechung über die Milchpreisfrage zufſammengefunden. In den Verhandlungen ergab ſich die einmütige Auffaſſung der Städie, baß es notwendig ſei, eine eigheitliche Regelung des Milchpreeſes zu erzielen. Hierüber wurde mit den Vertretern der Caerdwie ſchaft verhandelt. Dieſe erklärten jedoch, daß ſie ohne vorherige f hlung⸗ nahme mit ihren Organiſationen leine bindende Zuſage gogeben könnten. Es wurde deshalb vereinbart, daß in etwa 8 bis 10 Tagen eine neue Sitzung zur endgülttgen Regelung ſtattfinden ſoll. Bis dahin ſoll nach kichteit und Bedarf eine örtliche Regelung erfolgen. 5 :: Oggersheim, 18. Sept. Den Beamten, Angeſtellten, Arbei⸗ tern und Arbeiterinnen der hieſigen Samt⸗Fabrik iſt zur Kenntnis gegeben werden, daß die Farbik am 1. Oktober vollſtändig ge⸗ ſchloſſen wird, was einen harten Schlag für die dort Beſchäftig⸗ ten bedeutet. Auf dem Dürkheimer Wurſtmarkt wurde einem jungen Memne von hier ein Pabet Kuchen. das er in ſeiner äußeren Rocktaſche verſtaut hatte, im Gedrange geſtohlen. Der Lang⸗ finger hatte wahrſcheinlich etwas anderes datin vermutet. 975 Neuſtadt a.., 18. Sept. Ein gewiſſer Weber aus Köln verkauft auf dem Hauſterwege ohne Wamdergewerbeſchein Feder⸗ halter und Federn, letztere mit Meſſingſpitze und Rillen, das Hun⸗ dert zu 35 Mark, während der wirkliche Wert 5 Mark iſt. Er macht ſich in der Hauptſache an die Lehrer in den Schulen heran und be⸗ hauptet. daß er von anderen Lehrern geſchickt ſei, in deren Schulen die Feder bereits eingeführt ſei. Er zeigt auch Unterſchriften vor, die angeblich von Lehrern herrühren ſollen. Der etwa 20 Jahre alte, flokt auftretende junge Mann, iſt von mittlerer Größe. Vor ihm wird gewarnt. :: Bad Dürkheim, 18. Sept. So ordnungsmäßig es auf dem Wurſtmarkt am Sonntag zuging, ſo wüſt war die Schlägerei und Rauſerei, die ſich abends bei Abfahrt der Elektriſchen und des Neuſtädter Zuges ertwickelte, wo mit Spazierſtöcken auf einander losgeſchlagen, ältere Leute überrannt und zu Boden geworfen. Frauen ohnmächtig wurden, ſodaß Samitäter Hilfe leiſten mußten und drei Schutzleute nur mit Aufbietung aller Kräfte etwas Remedur ſchaffen konnten. Bei der Einfahrt des Neuſtädter Zuges ſtürmte alles wie wahnfinnig auf die Abteile los, die ſofort überfüllt waben. Ungeheures Gebrüll und Geſchimpfe, Keilerei um die Stehplätze, eingeſchlagene Fenſterſcheiben uſw. Dreimal mußte der Zug vor dem Abfahren halten, weil Niemand von den offenen Türen und Trittbrettern wegwollte. Und das nennt man eineVergnügungsfahrt. :: Edigheim, 18. Sept. Ein wahrer Unglückstag erſter Ord⸗ ſtändig ſeiner Früchte entleert. Dann fiel ein Junge der Familie wurde ebenfalls aun Kanal die wertvolle Zuchthündin der Familie von einem Auto überfahren und getötet. Und als letzhes wurde, ährend der Arzt dem Jungen einen Notverband anlegte, die Kaſſe mit 118 Mark geſtohlen. Das iſt doch ſicher Pech übergenug. : Bom Erlenbach, 18. Sept. Die Hopfenernte neigt ihrem Ende zu. Es wurden 200210 Marxk für erſtklaſſige Ware. auch mehr, geboten, aber infolge der günſtigen Marktlage habe es die Pflanzer mit dem Verkauf nicht ſo eilig. 50 85 7 :: Diedesfeld, 18. Sept. Hier iſt noch eine zweite Winzer⸗ genofſenſchaft ins Leben gerufen worden, die eine größere private Weinkellerei(frühere Weingroßhandlung Franz Sauer) ge⸗ nmriebet hat. :: Maikammer, 18. Sept. Ab Dienstag werden in hieſiger Ge⸗ markung die Portugieſer geherbſtet. Leider haben die andauernd ſeuchte Witterung die Traubenfäulnis, Lederbeerenkrank⸗ heit und der Sauerwurm großen Schaden angerichtet Man ſchätzt höchſtens 6 t, bei ſehr verbeſſerungsbedürftiger Be⸗ ſchaffenheit. Dden Weißherbſt ſollte man ſo viel wie möglich noch hinausſchisben, um wenigſtens noch die Septemberſonne auf die Trauben einwirken zu laſſen. 1 :: Hochſpeyer, 18. Sept. Am Dienstag ſtarb hier der in weiben Kreſſen bekannte und geachtete, früher in Londau, dann in. Kaiſerslautern und zuletzt hier anſäſſige Großkaufmann L A. Müller im Alter von 59 Jahren. 55 :: Buſenberg, 18. Sopt. Ende voriger Woche geriet hier aus unbekanmter Urſache und ohne daß es möglich war zu löſchen, ein großes Transportauto in Brand und wurde bis auf die Eiſenteile volllommen vernichtet. Menſchenleben koſbdete es zum * Fweibrücken, 18. Sept. Vorgeſtern waren 100 Jahre ver⸗ gangen, ſeit Andreas Georg Friedrich Rebmann in Wiesbaden. wo er zur Kur weilte, ſtarb Rebmann war der erſte pfälziſche Oberlandesgerichtspräſident(18161824). Ein vielbewegtes Lebens⸗ ſchickſal führte den Sohn des Frandenlandes als Jourmaliſten zu⸗ nächſt nach Dresden, Leipzig, Halle, Deſſau, Erfurt, Altong, Haag und Paris; ſeit 3. Februar 1798 in Mainz als Richter tätig, von 18001803 als ſolcher in Trier, leitete 1803 als Präſident des Mainzer Gerichtes den denkwürdigen Prozeß, der dem Lebenswerk des wohlbekannten Schinderhannes ein Ziel ſetzte. Von 18111815 als Präſident des Appellationsgerichts in Trier, kam er in gleicher Eigenſchaft noch 1815 nach Kaiſerslautern, 1819 aber hierher nach Zweibrücken, wo man ihn 1824 auf dem hieſigen Fried⸗ hof beſtattede, der vom Badergehilfen zum Oberlandesgerichtspräſi⸗ denten emporgeſtiegene J. v. Birnbaum ablöſte. Rebmann iſt der Verfaſſer von 43 meiſt publiziſtiſchen Werken und Schriften aus der graßen franzöſiſchen Revolulſon. Zwei Großnichten Rebmanns, deſſen Ehe kinderlos war, leben, wie derPfälz. Merkur vermerkt, noch heute in unſerer Stadt. :: Niederauerbach, 18. Sept. Der Witwe Lehmann wur⸗ den durch Ziegen, die auf ihrem Grundſtück graſten, 13 Obſt⸗ bäume ſo zernagt, daß der Fortbeſtand ſehr in Frage ſteht. Außerdem hatten die Buben, deren Obhut die Tiere anvertraut waren, Aeſte von den Bäumen abgeſägt. 1 AUachbargebiete Eine neue Bahnlinie zwiſchen Sdargebiet und Lothringen g. Saarbrücken, 16. Sept. Der Präſident der Regierungs⸗ kommiſſion hat eine Verordnung betr. Enteignung der zum Bahn⸗ bau Saarlouis-Kreuzwald erforderlichen Grundſtücke er⸗ laſſen. Die Bahn ſoll elektriſch betrieben werden und geht über Felsberg. Altforweiler, Biſten, Ueberherrn nach Kreuzwald. Die Koſten belaufen ſich auf etwa 4 Millionen Fr. Bis zur loth⸗ ringiſchen Grenze werden die Kraft⸗ und Verkehrswerke Saarlouis die Laſten tragen, wähvend der andere Teil von der lothringiſchen Bergbau⸗ und Elektrizitäts.⸗G.La Houve, die ebenfalls an dem Profekt ſtark intereſſiert iſt, getragen wird.La Houve wird dem Kreiſe Saarlouis zum Bahnbau erforderliche Kapital zu 8 Proz., rückzahlbar in 10 Jahren, leihen. Eine werktägige Beför⸗ derung von etwa 600 Perſonen nach und von der Grube iſt dem Kreiſe Saarlouis garantiert worden, ſodaß die Erbauung des Bahnnetzes ſich lohnen dürfte. g. Saarbrücken, 17. Sept. Ein junger Burſche von Völklingen wettete mit einigen Kameraden auf der Lauterbacher Kirmes, ein Bierglas mit den Zähnen zu zerkleinern und die Scherben zu verſchlucken. Nach vollbrachter Tat laa der Burſche beſinnungslos auf dem Boden und mußte ſogleich ins Kran⸗ kenhaus gebracht werden, wo er einer ſofortigen Operation umter⸗ zogen wurde. Es iſt ſehr fraglich, ob er mit dem Leben davon kommen wird. 23 :: Sk. Ingbert, 18. Sept Am Samstag vergangener Woche ge⸗ bar eine Ehefrau aus Kirkel im Warteſaal 2. Klaſſe eines munteren im rergangenen mung war einer der letzten Tage für die Familie A. Bauer hier. Zunächſt wurde ein der Familie gehörſger Nußbaum am Kanal voll⸗ vom Nußbaum und brach beide Arme. Beim Heimweg abends *Kreuznach, 18. Sept. Ein großer Menſchenauflauf entſtand dieſer Tage in der Kreuzſtraße. Zwei Mieter ſollten ihre Wohnun⸗ gen tauſchen. Der eine nahm Beſitz von ſeiner ihm zugewie enen Wohnung, während der andere in die Wohnung Kreuzſtraße ziehen wollbe. Der Beſitzer des Hauſes verweigerte das und ſchlug mit einema Stuhl alle Fenſter und Türen des 2. Stockes entzwei. Der neue Mieter zog nun mit einem Wagen voll Möbel von einem Amt zum andern, aber er konnte keine Hilfe finden und mußte ſeine Möbel anderweitig unterſtellen; er ſelbſt mit ſeiner Familie wurde von Verwandten einſtweilen aufgenommen. * Worms, 18. Sept. der Brotpreis, der erſt kürzlich einen Sprung nach oben gemacht hatte und danach ſeither 72 pfg. koſtete, verfolgt weiter eine ſbeigende Tendenz. Am Montag iit ein neuer Preisaufſchlag erfolgt, ſodaß der Vierpfünder nunmehr 80 deutſche Rei hspfenntge koſtet. Mif dieſer neuerlichen Proisſte gerung dürſte Worms den höchſten Brotpreis in ganz Heſſen aufzuweiſen haben. Geſtern abend war ein hieſiger Kieim⸗ gärtner darnit beſchäffigt, Nüſſe zu ernten. Plötzlich brach die unter ihm quer über die Pfrimmbach gelegte Leiter und er ſtürzte in die gerade hochgehenden Fluten Durch die Hilferuſe aufmerkſam ge⸗ macht,eilten einige beherzte Leute hinzu und befreiten ihn au⸗ ſeiner qualvollen Lage. Die geernteten Nüſſe, die kunſigerecht auf einem über die Pfrimm geſpannten Tuch aufgefangen wurden, ſchwammen vergnügt dem Rheine zuu. * Aus Rheinheſſen, 18. Sept. Die Provinz Rheinheſſen hatte 5 Jahre außerordentlich unter der Mäuſeplage zu Regenperiode leiden. Der Winter und beſonders die vergangene waren aber anf heinend nicht in der Lage, dieſen Plag⸗geiſtern den Garaus zu machen, denn ſchon wieder kommen aus der Prooinz Meldungen über ein außerordentlich ſtarkes Auftreten von Mäu⸗ ſen und Ratten Einzelne Gemeinden haben einen in allen Teilen orgoniſierten Kampf gegen die Nager aufgenommen, um dieſer Plage endlich Herr zu werden. Sw. Neu-Iſenburg, 17. Sept. Ein Motorradzuſammen⸗ ſtoß ereignete ſich auf der Straße noch Sprendlingen. In raſen⸗ der Fahrt ſtieß ein Motorradfahrer mit einem mit einer Dame und dem Führer beſetzten Motorrad zuſammen. Der Erſtere erlitt beichte Verletzungen, die Dame wurde bewußtlos in Krankenhaus geblacht und der zweite Motorradfahrer erlitt ſchwere innere Ver⸗ letzungen. Ein Sanitätsauto brachte die Verletzten in das Frankfurter Krankenhaus. 1 Sw. Ulrichſtein, 17. Sept. Auf bisher ungeklärte Art geriet hier ein Wohnhaus in Brand. Das Feuer ſprang auf den Hel m der Kirche über, der bald ein Raub der Flammen wurde und einſtürzte. Auch der Glockenturm ward in Mitleidenſchaft ge⸗ zogen, das Gebälk brannte durch und die Glocken ſtür zten ab, mobei dieſe beſchädigt wurden. Die Feuerwehren von hier und der Umgebung griffen ſofort ein und verhinderten ein Uebergreifen auf, die gefährdeten angrenzenden Häuſer, SGBerichts zeitung 25 Schöffengericht Maunheim In einer dreiſtündigen Verhandlung hatte ſich das Schöffengericot ntit einem jener Schädlinge zu befaſſen. die die Mittelloſen als die ergiebigſte Jagdbeute betrachten, um ihnen das Wenige, was ſie noch haben, auch noch abzunehmen. Zu dieſen gehört der 40 Jahre alte geſch. Kaufmann Albert Schmidt aus der Umgegend von Heil⸗ bronn, der eine ganze Menge kleinerer Leute durch ausgemachte Hochſtapeleien bereingelegt hat. Nachbem er auswärts ſchon zwei ſchwere Vorrafen wegen Betrugs und Diebſtahl erhalten hatte, dar⸗ unter eine in der Schweiz, gelang es ihm bei der Firma Fürſt und Wolf hier eine Vertrauensſtellung zu erhalten, ohne daß natürlich die Firma Kenntnis von ſeiner Vergangenheit hatte. Bald ſchon ſingen die kleinen Veruntreuungen an, die ihm die Firma jedoch an⸗ fänglich nachſah, bis er 150 ½ unterſchlug, die auf ſein Verlangen von der großen Kaſſe an die kleine überwieſen wurden, die er unter ſeiner Obhut hatte. Dann verſchwanden vier Einſchreibbriefe mit erheblichen Geldbeträgen, die er nur geſtohlen haben kann, da ſie weder im Portokaſſenbuch noch im Ausgangsbuch regiſtriert waren und erſt völlig fertig zum Verſandt zur Kontrolle an ihn kamen. Bei der Kontrolle vermißte man zunächſt vier Schecks. Als man ihn danach fragte zog er den Brief an die Bank aus der Taſche. einen Scheck hatte er im Durlacher Hof für Zechſchulden verſetzt. Als er durch ſeine Entlaſſung auf dem Trockenen ſatß. begann er mit ſeinen Hothſtapeleien. Zunächſt ſetzte er ſich mit der Kommanditgeſellſchaft Gänswein in Konſtanz in Verbindung die ihm die Leitung der hie⸗ ſigen Zweigſtelle übertrug. Statt das Vertrauen der Firma zu recht⸗ fertigen, ſetzte er ſich in die Wirtſchaften. Es kam ſogar einmal vor, daß, als in Schiffsbeſitzer kam, um einen Kredit zu erhalten ein Herr Bühler ihm Beſcheid gab, Herr Schmidt ſei wegen Gelbdbeſchaf⸗ fung nach Konſtanz gereiſtt. Der Mann begab ſich in das Reſtaurant Prinz Max. Da ſtand Schmidt am Büffet und trank Wein. Nochmals geht er zur Zweiaſtelle, wieder mit dem negativen Reſultat, ex ſei noch nicht zurück. Wieder trifft er den famoſen Filialleiter im Prin⸗ zen Max an. Die Firma jagte ihn zum Teufel, da er noch kein einziges Geſchäſ: gemacht und obſchon bei ſeiner Bewerbung groß⸗ ſpurig geſchrieben hatte, er ſei ein bekannter Treuhänder und ver⸗ füge über äußerſt gute Beziehungen. Nun machte er ſich ſelbſtſtändig, indem er Inſerate in hieſigen Zeitungen erließ, wonach er ſich intreuhändigen Arbeiten, Buch⸗ führung, Neueinrichtung von Büchern, Auſſtellen von Bilanzen uſw. empfahl. Ein Inſerat lautete: Treuhandsinſtitut Schmidt:Bargeld gegen Mobiliar⸗ und Hypothekar⸗Sicherheiten. Briefköpſe trugen die Aufſchrift: Bankverbindung mit der Süddeutſchen Diskonto⸗Geſell⸗ ſchaft, Fernſprecher uſw. In Wirklichkeit war alles dreiſter Schwin⸗ del und leider fielen eine ganze Reihe Leute darauf herein. Der Treuhänder hatte in Wirklichkeit nur Schulden, ſchwere ſogar, alſo auch keine Bankverbindung. hatte aber auch nicht einmal für Geld⸗ auellen geſorgt. die er in dieſer geldarmen Zeit gar nicht gefunden hätte und er gan beſonders nicht. Aber es war ihm nur um die Gebühr von 35 zu tun, die die Geloͤbedürftigen von vornherein zu bezahlen hatten. Man verſprach ihnen heſtimmt, daß ſie in drei oder ſpäteſtens acht Tagen das Geld in Händen haben würden, eine Frau wollte u. a. 15 000& auf ein hypothekfreies Haus im Steuer⸗ wert von 70 000% haben in Wirklichkeit bemühte er ſich nicht ein⸗ mal um die Herbeiſchaffung des Geldes. Als dieſe Einnahmequelle nicht mehr ergiebig lief, kam ein zweites Inſerat:Konkurs⸗ und Zahlungsſchwierigkeiten verhindert diskret und reell. Schmidt. Die Mannheimer Handelskammer war ſchließlich auf die Inſerate auf⸗ merkſam geworden und veranlaßte das Handelsgericht zum Einſchrei⸗ ten, das ihm die Führung von Treuhandsgeſchäften verbot. Der unternehmungsluſtige Angeklagte verfiel dann auf ein neues In⸗ ſerat in auswärtigen Zeitungen, das durch dieAla vermittelt wurde:Hohen reellen Verdienſt erzielen vertrauenwerte Perſonen ſelbſtändig in eigner Wohnung durch Uebernahme einer Zweigſtelle. Anleitung und Material gegen 1%/ Kaution. Ueber hundert Leute opferten ihre Mark, vielleicht ihr letztes Geld. Erſchütternd iſt, was ein Diplomingenieur ſchreibt: Ich nehme an, daß Sie auf legalem Boden ſtehen. Iſt eine Mark auch wenig, ſo bedeutet ſie doch ein Erwerbsloſen Minimum für zwei Tage. Ich ſpreche engliſch, franzöſiſch. Gewandtes Auftreten, ſelbſtſtändiges Arbeiten. Bediene Schreibmaſchine uſw. Einer war ſo vorſichtig zu fragen, welcher Art das Verdienſt ſei. Nicht einmal die angefügte Rückant⸗ wortspoſtkarte beantwortete der Schwindlerr. Der Richter(Oberamtsrichter Säger) hebt ein ſchwarzes Büchelchen in die Höhe:Das iſt die ganze Buchführung des Treußandinſtents Darin hat er die Eingänge von den Hereingelegten ſorgſam regi⸗ ſtriert, auch die Inſerate eingeklebt von anderen Geldinſtituten, nach dren Faſſon er die Anzeigen verfaßte. Der Staatsanwalt verwies in ſeinem Plaidoyer darauf, daß es dem Angeklagten ſchon von vornherein um Betrua zu tun war. Heute, wo Fabriken mit einem Aktienkapital von 200 Millionen Mark nicht wiſſen, wie ſie ſich Geld beſchaffen, wolle der Angeklagte, der ſelbſt keinen Pfennig beſaß, ſon⸗ dern tief in Schulden ſtak, anderen Geld beſchaffen. kein Menſch glaube ihm das. Das Gericht kam zu einer Verurteilung des Angeklagten zu einer Geſamtgefängnisſtrafe von 1 Jahr 2 Monaten. Der Richter mußte ihm das Wort abſchneiden. da er auf dem beſten Wege war, ſich zum Dauerredner bei ſeiner Verteidigung zu entwickeln, in der er den Krieg für ſeine Entgleiſungen verantwortlich machen wollte. :: Oggersheim. 18. Sept. Wegen Vergehens gegen 88 218220 des B. St. B. wurde vor dem großen Schöffengericht Ludwigshafen gegen eine Anzahl Ehefrouen von hier verhandelt und daboei fel⸗ gende Beſtrafungen ausgeſprochen: Wwe. Herrle zu 1 Jahr Zuchthaus, 5 Jahren Ehrverluſt und ſofortige Verhaftung, Kath. Volz 1 Jahr Gefängnis, Barb. Flory 6 Monate Gefängnis, Eliſe Lauis 4 Monate Gefängnis. Eliſe Weisbrod aus Mann⸗ Knäbleins. Mutter und Kind fanden alsboldige Aufnahme im Säuglingsheim. NCV 25 1 heim 3 Monate Gefängnis. Sämtlichen Angeklagten wurde die Be⸗ währungsfriſt verſagt. 8