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2. Seite. Nr. 490 Neue Mannheimer FJeitung(Abend⸗Ausgabe) Dienskag, den 21. Oktober 1924 dern wehmütigen Andenken geſtellt hätten. Aber auch der Be⸗ weis aus dem Gegenteil wäre nicht zu verachten geweſen. Wäce es für unſere ganze Außen⸗ wie Innenpolitik nicht am Ende fruchtbar, wenn, man ollen andern Parteien, nun auch die Deutſch⸗ nationalen handgreiflich erwieſen hätten, daß auch ſie nur mit Waſſer zu kochen vermögen? R. B. * das Echo der Auflöſung im Ausland Paris V Paris, 21. Okt.(Von unſ. Pariſer Vertreter). 4 ur Auf⸗ löſung des Reichstages und zur Ausſchreibung r Neu⸗ wahlen äußert ſich die Morgenpreſſe in dem Sinne, daß Marx einen anderen Ausweg nicht mehr finden konnte. Unter dem Ein⸗ druck der Verwirklichung des Dawesplanes und dem Zuſtandekom⸗ men der deutſchen Anleihe wird nach der Meinung desMatin die Regierung in den Wahlen den Siegüber die Oppoſi⸗ tion dapontragen. Man glauͤbt, daß ſich um das katholiſche Zen⸗ eine Konzentration der gemäßigten Elemente ergeben Wird. Im linksrepublikaniſchenJeuvre wird Dr. Streſemann an ſeine Aeußerung in Frankfurt erinnert, die dahin lautete, daß die 7 des Reichstages nicht wünſchenswert wäre. Das Blatt be⸗ zeichnet Streſemann als den Verbündeten der Nationaliſten, die eine Volksbefragung heute fürchten. Das Blatt wünſcht einen Erfolg der Idee des ſozialen Fortſchrittes und des Friedens unter den Völkern. Es rechnet auf einen politiſchen Umſchwung in Deutſchland, wie er ſich am 11. Mai in Frankreich einſtellte. Von dem Ausgang der deutſchen Reichstagswahlen wird nach Meinung desOeuvre die Einſtellung der franzöſiſchen Politik zu Deutſchland für die nächſten Jahre abhängig ſein. In dem Loucheur naheſtehendenPetit Journal ſchreibt der Leitartikler Ray folgendes:Wenn es in der kaiſerlichen, Republik Deutſchland republikaniſche Staatsmänner geben ſollte, ſo wäre es das beſte, wenn dieſe Männer dem deutſchen Volke die Frage vorlegen würden, ob es eine Republik oder eine Monarchie Deutſchlands wünſche. Es iſt natürlich ganz unwahrſcheinlich, daß eine ſolche Frage geſtellt wird, und wenn ſie geſtellt würde, ſo ſel 50 erwarten, daß die ſeit 5 Jahren vergiftete öffentliche Meinung eutſchlands endlich geſunden würde. Wir erwarten, daß man bei den Wahlen ene die Frage ſtellen wird, ob die Deutſchen für oder gegen den Dawesplan ſich erklären. Schon das wäre im eutigen Deutſchland als großer Fortſchritt und Beginn eines Hei⸗ ungsprozeſſes zu verzeichnen. Guſtav Hervé, der ſich in den letzten Tagen in ſeinem Blatt Victoire als ein Monarchiſt aufſpielt, ſchreibt folgendes: Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß wir den Sieg des republikaniſchen Ge⸗ dankens in Deutſchland bei den nächſten Wahlen erhoffen und wünſchen, und zwar deshalb weil die Republik der beſte Boden für dunkle Geſchäfte iſt und den größten politiſchen Sumpf, den man ſich überhaupt vorſtellen kann, bildet. Im Frankreich haben wir einen ſolchen Sumpf und wenn in Deutſchland die Sache eben 4 wird, dann kann man ſagen daß die beiden republikaniſchen Sümpfe ſich mitein⸗ ander gut ſtellen werden. DasEcho de Paris ſchreibt:Es iſt ſchwer ſchon jetzt zu ſagen, ob die Sozialdemokraten, die Demokraten und das Zentrum vor den Wählern den Sieg davon tragen werden, und ob dieſe Rechnung ſtunmt. Denn die rechts ſtehenden Politiker, unter denen auch Dr. Streſemanm mit ſeiner Volkspartei zu finden iſt, haben ſich wohl gehütet, den Dawesplan zu bekämpfen. Sie können heute ebenſo gut wie die Linksparteien ſich der Wohlfahrten rühmen, die Deutſchland daraus zieht. Das könne er ſogar mit beſſerem Recht tun als die Sozialdemokraten, die ſeit dem November 1923 nicht mehr zur Regierung gehören und die Aera jener wirtſchaft⸗ lichen und finanziellen Wiederaufrichtung für ſich in Anſpruch nehmen, mit der Frankreich und Belgien ernſtlich rechnen müſſen. Wir ſind weit davon entfernt, das von den Anhängern der neuen franzöſiſchen Politik geheiligte Kriterium anzuerkennen. Nach un⸗ ſerer Anſicht iſt die deutſche Sucht nach einer Revanche nicht nur in den rein nationaliſtiſchen Gruppen zu finden. Wir müſſen nicht vergeſſen, daß ein Demokrat wie Geßler von allen Regie⸗ rungen an der Spitze des Reichswehrmimiſteriums belaſſen wurde, und daß er an der Seite des Generals von Seeckt gearbeitet hat, um die Kontrolle der Alliierten zum Schiffbruch zu bringen und die Wiederaufrichtung des alten Heeres vorzubereiten. DerQuotidien ſchreibt, man kann nur bedauern, daß die Auflöſung des Reichstages ausgeſprochen wurde, ohne daß das Reichskabinett nochmals vor das Parlament hingetreten iſt. Die Wahlſchlacht wird alſo mit ziemlich düſteren Bedingun⸗ gen ſich entwickeln. Der Reichstag vom 4. Mai iſt aus der Politik des nationalen Blocks und der Inflation hervorgegangen. Die Auf⸗ löſung des Reichstages iſt ein Ergebnis der franzöſiſchen Wahl vom 11. Mai, die einen großen Teil des deutſchen Volkes überzeugt habe, daß es der Mühe wert ſei, ſich der Reparations⸗ pflicht zu unterwerfen, um den Frieden zu erlangen. Wenn die kinksſtehenden Elemente diesmal in Deutſchland den Sieg davon tregen werden, dann wird der nächſte Reichstag ein Faktor des Friedens und der Völkerverſöhnung ſein. Italien DerMeſſaggero widmet der Auflöſung des Reichstages eine ganze Spalte und ſchildert die Unmöglichkeit, unter den bis⸗ herigen Umſtänden eine Mehrheitsregierung zu bilden, ſodaß die Minderheiten der Mittelparteien die Regierung übernehmen mußten. Das Blatt hält es für wahrſcheinlich, daß die Mittelparteien durch die Neuwahlen geſtärkt am Ruder bleiben werden. Der bisherige Reichstag ſei allzuſehr eine Bildung der Inflation und der Ruhrbeſetzung geweſen.Nuovo Paeſe ſagt, die Reichs⸗ tagsauflöſung ſei notwendig, weil die Deutſche Volkspartei zuſam⸗ men mit den Deutſchnationalen die Regierung geſtürzt hätte. England 2e: Condon, 21. Okt.(Von unſerem Londoner Mitarbeiter.) Die Meldung aus Berlin, daß die deutſche Regierung den Reichstag auf⸗ gelöſt habe, wird in hieſigen politiſchen Kreiſen als ein Ereignis von ſchwerwiegender Bedeutung für die inter⸗ nationale Politik angeſehen. Trotz der hier dem Höhepunkt entgegengehenden Wahlaufregung beſchäftigt man ſich mit der Frage, welche Folgen dieſer Schritt für die internationale Lage nach ſich ziehen werde. In liberalen und fortſchrittlich geſinnten Kreiſen hofft man, daß die breiten Maſſen des deutſchen Volkes ihren Spruch zu Gunſten der gemäßigten Parteien abgeben werden, die die gegenwärtige Regierung mit ihrer Verſöhnungs⸗ und Aufbaupolitik unterſtützt. DieTimes erklärt, die Entwickelung in Deutſchland ſei kein unbedingtes 5 politiſcher Untätigkeit. Die letzten Wahlen hätten ein abnormes Parlament mit einer faſt unbrauchbaren Partei⸗ zuſammenſtellung erzeugt. Die Regierung habe trotz des Geſchickes und der Befähigung von Marx, Streſemann und Luther faſt durch⸗ weg ſchlechtes Wetter gehabt. Die Wahl ſei die beſte Löſung. Das deutſche Volk würde im nächſten Dezember viel beſſer in der Lage ſein, ſeine Vertreter klug zu wählen, als während der Unſicherheit und Unruhen im letzten Frühjahr. Der Berliner Berichterſtatter desDaily Telegraph ſchreibt: Jedem unparteiiſchen Beobachter erſchien die Auflöſuna des Reichstages als der einzige mit den eigenen Intereſſen Deutſch⸗ lands übereinſtimmende Weg. Der neue Reichstag werde ſicherlich ein lebensfähiges Kind ſein. Aber das Maß ſeiner Geſundheit werde zum größten Teil von den Ereigniſſen in den anderen Ländern bis zu den deutſchen Neuwahlen abhängig ſein. Der Verliner Berichterſtatter derDaily News ſagt: Die Auflöſung beendigt das an die Poſſe grenzende unwürdige Schau⸗ ſpiel, das man in den letzten 4 Wochen erlebt habe, und durch das das parlamentariſche Regierungsſyſtem vollkommen in Mißkredit ge⸗ bracht worden ſei. Bei den kommenden Wahlen werde Deutſchland entſcheiden müſſen, ob die Republik ein lebensfähiger Faktor ſei, oder ob die Hohenzollern ſich auf die Rückkehr vorbereiten könnten.(27) Paris, 21. Okt. DieChicaao Tribune meldet von den Niagara⸗ fällen: In unmittelbarer Nähe der Niaaarafälle ſind zwei elektriſche Fernzüge zuſammengeſtoßen, die zwiſchen den Nigcgra⸗ fällen und Buffalo verkehren. Zwei Perſonen wurden ge⸗ tötet und 77 verletzt, darunter 4 tödlich. Herriot für die Wirtſchaſtsbefriedung Europas Miniſterpräſident Herriot hat geſtern abend einem Bankett beigewohnt, das aus Anlaß der Tagung des Vorſtandes der inter⸗ parlamentariſchen Handelsunion veranſtaltet worden war. Der franzöſiſche Miniſterpräſident wies auf die Bedeutung des Handels hin und ſagte angeſichts der Währungs frage: Wir können den Wirtſchaftsfrieden, ja nicht einmal den allgemeinen Frieden wieder erlangen, wenn wir nicht dieſe Frage gelöſt haben. Seit dem Kriege ſeien die Völker, ſagte Herriot, ohne Verbindung untereinander. Die Schranken niederzureißen und die verſchiedenen Intereſſen wieder zu beruhigen, das ſei das von den Staatsmännern zu vollführende Werk. Es ſei nicht mehr möglich, von den großen Theorien des Freihandels oder des Protektionismus zu ſprechen. Man müſſe nach einer mittleren Löſung ſuchen, die gewiſſermaßen zu bſſeren Löſungen führt. Man müſſe durch Handelsverträge die Beziehungen wieder anknüpfen. Die franzöſiſche Regierung, der er vorſtehe, habe bewieſen, daß ſie ent⸗ ſchloſſen dieſen Weg beſchreiten wolle. Denn ſie habe in dieſer Rich⸗ tung die ſchwerſten Verhandlungen eingeleitet und ſie ſei zu wei⸗ teren Verhandlungen in dieſer Richtung bereit. Seine Regierung werde alle Vorſchläge, Ratſchläge und Anſichten anhören, die die in⸗ terparlamentariſche Union des Handels ihr geben wolle. Schließlich erinnerte Miniſterpräſident Herriot an das Wort La Martinez, daß der Handel einelukrative Diplomatie ſei. Aus dieſem Grunde nehme er die Mitarbeit der Handelsunion an. 8** Die franzöſiſch⸗belgiſchen Jollgegenſähe V Paris, 21. Okt.(Von unſ. 870 Vertreter.) In den franzöſiſch⸗belgiſchen Wirtſchaftsverhandlungen verlangten Frankreich hauptſächlich die Verminderung der Zoll⸗ ſätze für Wein und Luxusartikel, die nach Belgien ausgeführt wer⸗ den. Gegen dieſe franzöſiſchen Wünſche wehrt ſich Belgien mit Ent⸗ ſchiedenheit, hauptſächlich mit dem Hinweis, daß die Finanzlage Belgiens den ſtarken Import franzöſiſcher Luxusartikel nicht geſtatte. Belgien will an den bisherigen Zollſätzen nichts ändern. Die Ver⸗ handlungen ſind neuerdings zum ſtehen gelangt. Die Teuerung in Frankreich Erhöhung der Zeitungspreiſe V Paris, 21. Okt.(Von unſ. Pariſer Vertreter). In der geſt⸗ rigen Verſammlung der Pariſer ee wurde die Er höhung der Zeitungspreiſe von 15 auf 20 Zentimes be⸗ ſchloſſen, mit der Begründung, daß die Verleger dieſe Maßnahme ſchon lange hätten ergreifen müſſen, weil die Papierpreiſe gegenüber der Vorkriegszeit auf das 6 bis 7fache geſtiegen ſeien. Man wollte aber dieſe Verteuerung ſo lange wie möglich hinausſchieben. Da aber in der letzten Zeit ein ſ res Defizit gekommen ſei, ſo müßte man zu dieſen bedauerlichen Maßnahmen übergehen. Bekannt iſt uns, es der nationaliſtiſchen Preſſe durch die von Poincare gewährten Zuſchüſſe und Erleichterungen bei der Beſchaffung von billigem Papier möglich war, den Preis von 15 Zentimes noch auf⸗ recht zu erhalten, zu einer Zeit, in der die linksrepublikaniſche Oppo⸗ ſitionspreſſe bereits 20 Centimes verlangen mußte. Erſt jetzt ſieht ſich die führende Boulevardpreſſe genötigt, nach Streichung der Erleichterungen und Subventionen zu denſelben Maßnahmen über⸗ ugehen, die die linksrepublikaniſchen Blätter ſchon ſeit 6 Wochen dur e en gezwungen waren. Ein weißer Rabe Victor Marguerithe fordert in derEre Nouvelle enec⸗ giſch die Oeffnung der Archive, für die die Liga für Mea⸗ ſchenrechte jüngſt in einem Briefe an Herriot eingetreten iſt. Die⸗ ſes Erſuchen ſei begründet, denn die meiſten Franzoſen hätten weder die deutſchen Dokumente, noch das Schwarzbuch der Sowjers geleſen.Oeffnet die Archive, ruft Marguerithe aus,in denen die von Delcaſſe und Paleologue ſchlum⸗ mern, und gebt der Geheimdiplomatie den Todesſtoß. Antwortet, es ſich gehört, auf das kluge Verlangen der Liga für Menſchen⸗ rechte! 75 N der polniſche Kriegsminiſter in Paris Ein franzöſiſch⸗ polniſcher Kriegshafen VParis, 21. Okt.(Von unferm Pariſer Vertreter.) Der hier weilende volniſche Kriegsminiſter Sikorski iſt beauftraat, mit der franzöſiſchen Regierung über die Sicheruna der Seeverbin⸗ dungen zwiſchen Frankreich und Polen Verhandlungen zu führen. Dieſe Verbindungen führen ſelbſtverſtändlich über das bal⸗ tiſche Meer. Wie derMatin mitteilt, handelt es ſich darum, für Polen einen Hafen für militäriſche Zwecke zu finden, da Danzig hierfür nicht zu gebrauchen iſt. Am Samstaa wurde hier ein Ab⸗ kommen zur Oraaniſieruna eines franzöſiſch-polniſchen Kriegshafens in Gdynia unterzeichnet. Die erſten Arbeiten werden in Kürze beainnen und raſch vorwärts ſchreiten. Zahlreiche franzöſiſche Geſellſchaften ſind an dem Werk beteiligt. Der Hafen wird eine Unterſeebootsſtation erhalten, um die angeblich durch deutſch⸗ruſſiſche Streitkräfte bedrohte Beweaunasfreiheit im baltiſchen Meer zu ſichern. Die Deutſchen und die Ruſſen ſollen, wie der Matin behauptet, bereits eine Verſtändigung in ihrer aemein⸗ ſamen Marinepolitik erzielt haben. Das Boulevardblatt berichtet von deutſch⸗ruſſiſchen Kriegsmanövern unter einer einheitlichen Führung. Der Krieasminiſter Sikorski ließ ſich intervlewen und er⸗ klärte, daß Polen an der durch Frankreich erariffenen Initiative den europäiſchen Frieden im Oſten zu ſichern energiſch mitarbeiten wolle. Die polniſch⸗franzöſiſche Entenke yVParis, 21. Okt.(Von unſerm Pariſer Vertreter.) Zu der An⸗ weſenheit des volniſchen Krieasminiſters Sikorski iſt noch mitzuteilen, daß der Miniſter geſtern in Cherboura verſchiedene Hafeneinrichtungen beſichtigt hat, die mit den neuen Abmachungen im Zuſammenhana ſtehen. Er hat bei dieſer Gelegenheit den pol⸗ niſchen Waffentransvort auf dem neuen Dampfer Warta beſichtiat. General Sikorski erklärte vor franzöſiſchen Preſſevertretern, daß ſich Frankreich gemeinſchaftlich mit Polen gegen ſede Aen⸗ der öſtlichen Grenzen entſchieden zu Wehr ſetzen wird. Jaghlul wieder in flegypten 2 Condon, 21. Okt.(Von unf. Londoner Vertreter.) Aus Alexandrien wird gemeldet, der Empfang Zaghlul Paſchas, der am Sonntag dort mit ſeiner Gemahlin auf dem PaſſagierdampferSphinx eintraf, geſtaltete ſich zu einer großen Volks! nſtration. Nach der Ankunft empfing Zaghlul Paſcha ſeine Anhänger. Er hatte dann eine Audienz beim König, Abends war er Gaſt in einer Geſellſchaft parlamentariſcher Mitglie⸗ der. Er dankte in einer Anſprache für den warmen Empfang trotz des Umſtandes, daß er ſein Programm nicht erfüllt habe. Mac⸗ donald habe in ſeinem Blaubuch ſein Geſuch ausgelaſſen, den britiſchen Oberkommiſſar für Aegypten zum Rang eines Miniſters herabzuſetzen. Er beharre auf ſeinemrogramm der völli⸗ gen Unabhängigkeit Aegyptens und des Sudans. In den Vorſtädten kom es während der Abweſenheit der Poli⸗ zei, die zur Bewachung der Fahrtroute Zaghlul Paſchas aufgeboten war, zu Unruhen. Räuber haben die Häuſer von Ausländern mit Steinee beworfen und die Bewohner bedroht. Zaghlul Paſcha ging geſtern nach Kairo. Ein Unfall in der amerikaniſchen Marine Waſhington, 21. Okt. Das Marineminiſterium teilt mit, daß bei einer Schießübung des AufklärungskreuzersTrenton hol Kap Henry infolge einer Exploſion 3 Mann getötet und 18 ſchwer verbrannt worden ſind. Nneue Ehrungen der Feppelinfahrer (Spezialkabeldienſt der United Preß) Newyork, 21. Okt. Die Zeppelinbeſatzung, unter Führung Dr. Eckeners und ſeiner Offiziere, war am Montag abend Gaſt des Kapitoltheaters in Newyork, des größten Kino⸗ theaters der Welt, das ihnen ein Ffieen gab. Als die deut⸗ ſchen Ehrengäſte eintraten, ſtanden die Tauſende, die das Theater füllten, auf und brachten ihnen eine ſtürmiſche, nicht endenwol⸗ lende Opation dar. Gezeigt wurde der 1. Film, der von der Ueberfahrt über den Atlantik aufgenommen worden war. Dr. Eckener dankte für die Begrüßung und ſagte:Wir waren, als wir Deutſchland verließen, zweifelhaft, welche Begrüßung wir wohl in den Vereinigten Staaten bekommen würden. Der Empfang, der uns zuteil geworden iſt, übertrifft jedoch alle unſere Erwartungen. Ich hoffe, daß die deutſchen und amerikaniſchen Offiziere des Zeppe⸗ lins durch ihr Zuſammenarbeiten dazu beitragen werden, engere und freundlichere Beziehungen zwiſchen beiden Völkern herzuſtellen. Schlechtke Unterbringung in Lakehurſt (Spezialkabeldienſt der United Preß) Lakehurſt, 21. Okt. Die Unterbringung des Z. R. 3 in Lakehurſt iſt wegen der Wetterbedingungen hier doppelt ſo ſchlecht als wie es in Friedrichshafen war. Dies iſt die Anſicht des für das Luftſchiff dort verantwortlichen Kapitäns Klein, der damit einem Vertreter der United Preß die Behauptung des Kapi⸗ täns Lehmann von der alten Beſatzung beſtätigte. Dennoch wird das Luftſchiff zunächſt nicht von der Station Lakehurſt entfernt wer⸗ den, bevor die für die Auffüllung benötigte Menge Helium aus Texas eingetroffen iſt. Die Amfüllung des Luftſchiffes Spezialkabeldienſt der United Preß) Jort Worth, 21. Okt.(Texas.) Ein Sonderzug von 24 Waggon, der mit 1400 Metallbehältern beladen iſt, worin ſich zwei Millionen Kubikfuß Helium befinden, iſt nach Lakehurſt abgegangen, um den Zeppelin dort neu aufzufüllen. Amerika und die geplante Verftzerſtörung (Spezialkabeldienſt der Unidet Preß) Waſhington, 21. Okt. Die Vereinigten Staaten werden es zweifellos ablehnen, zugunſten Deutſchlands zu inter⸗ venieren, falls ſie darum gebeten werden ſollten, um die Fried⸗ richshafener Werft vor der Zerſtörung zu bewahren. Andererſeits ſieht man die Möglichkeit einer Art offizieller Erklärung voraus, die den deutſchen Standpunkt unterſtützen würde, wobei die Regierung zugleich einen klugen Schritt unternehme, um die deutſch⸗ amerikaniſchen Stimmen ſich zu ſichern. Die öffentliche Mei⸗ nung iſt in dieſer Frage Deutſchland günſtig. Auch in Armee⸗ und Luftfahrtkreiſen iſt man dafür, während die Marinekreiſe geteil⸗ ter Anſicht ſind. 775 N Aus dem amerikaniſchen Wahlkampf (Spezialkabeldienſt der United Preß.) Newyork, 21. Okt. Der hat ein vergiftendes Moment dadurch erhalten, daß das religiöſe Moment in die Erörterung hineingezogen worden iſt. Gouverneur Walker von Georgia hielt eine Anſprache vor dem Ku⸗Klux⸗Klan, worin er erklärte, daß die Katholiken einen unberechtigten Einfluß unter der Regierung des verſtorbenen Präſidenten Wilſon durch deſſen katholiſchen Privat⸗Sekretär Tumulty ausgeübt hätten. Tumulty hat dieſe Beſchuldigung entrüſtet zurückgewieſen und beſtreitet, daß die Wilſonſche Verwaltung irgend eine Voreingenommenheit zu⸗ gunſten der Katholiken gezeigt hätte. Die Walkerſche Rede iſt eine Verleumdung des toten Wilſon. Die Frage hat die Oeffentlichkeit ſehr In iriſchen und italieniſchen, aber auch in amerikaniſchen katholiſchen Kreiſen iſt man über die katholikenfeindliche Haltung des Ku⸗Klux⸗Klan ſehr entrüſtet, zumal man befürchtet, daß es bet wörtlichen Angriffen nicht bleiben wird, ſondern, raß bei der be⸗ kannten gewalttätigen Geſinnung äußerſt zahlreicher Ku⸗Klux⸗Klan⸗ Mitglieder es leicht zu Handgreiflichkeiten und Schlimmerem kom⸗ men kann. Japan unterſtützt Tſchang ⸗Tſo⸗lin 2 London, 21. Okt.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Aus Peking wird gemeldet: Infolge Tſchang Tſo⸗lins Unter⸗ ſtützung durch Japan iſt in der Pekinger Regierung gegen den Feldherrn von Mukden eine ernſte Wendung eingetreten. Der Miniſter des Aeußeren, Wellington Koo, hat eine Warnung an Japan gerichtet, ſich nicht in den Kampf mit Tſchang Tſo⸗lin ein⸗ zumiſchen. Man weiß in Peking, daß Japan den militäriſchen Ope⸗ rationen der chineſiſchen Regierung in Mukden Widerſtand bereitet. Auch im Süden iſt die Lage noch kritiſcher und man erwartet ſtündlich den Ausbruch eines Kampfes zwiſchen Canton und den NDummer⸗Truppen wegen der Beuteverteilung. Letzte Meloͤungen Die ſerbiſche Regierungskriſe gelöſt? Belgrad, 21. Okt. Die Kammer iſt geſtern zu einer ordentlichen Seſſion zuſammengetreten und hat die Wahlen vorgenommen. Der bisherige Präſident der Skuptſchina Lyuba Jowano⸗ witſch wurde mit 233 Stimmen von insgeſamt 259 abgegebenen Stimmen wiedergewählt. In parlamentariſchen Kreiſen iſt man der Anſicht, daß die Kriſe durch das Verbleiben des Kabinetts Davidowitſch im Amt gelöſt werden wird. Der engliſch-ruſſiſche Vertrag 2 London, 21. Okt.(Von unſerm Londoner Vertreter.) Aus Moskau wird gemeldet, daß das Zentralexekutivkomitee angeſichts der Kriſe in England die Ratifizierung des engliſch⸗ ruſſiſchen Vertrags vertagte. Es billigte die Einzel⸗ heiten desſelben, beauftragte aber die Regierung, keine weiteren Konzeſſionen zu machen. Die Reichspoſt wieder Ueberſchußbelrieb Nach einer Denkſchrift des Reichspoſtminiſteriums hat der Ueberſchuß im Betriebe der Reichspoſt im Monat Februar 38,1 Millionen Goldmark betragen, im März dagegen war ein Zuſchuß von 124,8 Millionen Goldmark erforderlich. Im neuen Rechnungsjahre ab 1 April ſind keine Zuſchüſſe mehr notwendig geweſen. Der Aprilüberſchuß betrug 13,7 Millionen, der Ueberſchuß im Mai 19,3 Millionen, der des Juni 3,5 Millionen, der Juliüberſchuß 48 Millionen und im Auguſt wurde ein Uleberſchuß von 8,5 Millionen Goldmark erzielt. Der Geſamtüber⸗ ſchuß ſeit Beginn des Rechnungsſahres 1924 beläuft ſich nahezu auf 50 Millionen Goldmark. Tagung der großdeutſchen Volksgemeinſchaft Eine Vertretertagung der großdeutſchen Volksgemein⸗ ſchaft in München, in der der erſte Vorſitzende Hermann Eſſer referierte, legte ein Treugelöbnis für Hitler ab, in dem ſie ihn als den einzigen und oberſten Führer anerkennt. Ferner wurde auf der Tagung betont, daß ſich in dem Treueverhältnis der groß⸗ deutſchen Volksgemeinſchaft zu General Ludendorff nicht das gerinaſte geändert habe. Eſſer machte u. a. die Mitteilung, daß die großdeutſche Volksgemeinſchaft grundſätzlich bereit ſei, ſich einem zu bildenden Landesverband Bayern der nationalſozialiſtiſchen Frei⸗ heitsbewegung einzugliedern, wenn dabei die nationalſozialiſtiſchen Srundſätze ſtreng gewahrt bleiben. 1