S ˖ eee Nr 5 de feteben gleitet ers Muskau. Antag den 6. Dezenber 1524 . 1 3. Seite. Ne 5r1 Wirtſchaſtliches und Sozlales Erleichterungen für das beſetzle Geblet Die Bezi 4 5 F 1 Bezirksdelegation Ludwigshafen der Interalliſerten Rhein⸗ bdeamſſten bekannt: wörtiate Rheinlandkommiſſion hat unter Berückſichtigung der der Veit, Lage und im Geiſte der Befriedung beſchloſſen, eine um züeſtimmungen ihrer Verordnungen aufzuheben, bezw. zubilden. Sie hat insbeſondere folgende Maßnahmen ge⸗ roffen: utſchen Geſetze und Verordnungen ſollen in Zukunft egen⸗ Die de in ficht in allen Fällen in den beſetzten Gebieten am gleichen Tage raft treten wie im übrigen Deutſchland. worbe Perſonen, die von einer Ausweiſungsmaßnahme betroffen zu den ſind, können von fetzt ab die Möglichteit haben, ſich Geſör len Naßaſen, nachdem ſie von den Gründen der gegen ſie verfüg⸗ aßnahm im Hinblick auf die nahmen Kenntnis empfangen haben. Die ſeitens der Rheinlandkommiſſion theit der Armeen gegen die Ernennung der deutſchen Beamten ddenſaen Gebiet möglicherweiſe erhobenen Einſprüche ſollen erſt mit ltig werden, nachdem den betreffenden Beamten die Gründe dordeteilt und ihnen Gelegenheit geboten wurde, ihre Verteidigung Rlkenoringen. Das Gleiche ſoll im Falle von Amtsentſetzungen un 4: Die von den Gerichten der Beſatzungsbehörde erkannten Ge⸗ ſängnisſt ntsſtrafen ſollen in Zukunft nur dann außerhalb Deutſchlands ſen 10t werden können, wenn ein beſonderer Veſchluß der Kommiſ⸗ in dieſer Angelegenheit vorliegt. ber N. Die Verordnung 232 betr. Verbot der übermäßigen Erhöhung wird aufgehoben. 0 5 6, Das Veto für überflüſſig erachtete Beſtimmungen, die der ſienendtommiſten ein Einſpruchsrecht in das Regime der Ver⸗ kungsgeſellſchaften geſtatteten, wird aufgehoben. dcn Das gleiche gilt hinſichtlich der Verordnung 214 bezügl. der pri⸗ 0 Gewiſſe Berichte in Gerichtsangelegenheiten, Zollgerichtsver⸗ ufw. ſollen von den deutſchen Behörden nicht mehr verlangt 9. Ferner hat die Rheinlandkommiſſion ihren Delegterten weit⸗ erde Anweifungen hinſichtlich des Flaggens erteilt, die be kor ks bei Veranſtaltungen und Feſtlichkeiten religiöſen, nationalen porativen und ſportlichen Charakters Geltung haben follen. Die ſt Kommiſſion teilt weiter mit, daß ſie verſchiedene Vergün⸗ zu ngsmaßnahmen in Ausſicht nimmt, insbeſondere auch in Be⸗ ug auf die Preſſe und den Schutz der Perſonen. Städtiſche Nachrichten Seobachtungen an Baum und Strauch Die Tage ſind kurz geworden. Wir haben viel Rieſelwetter dam iſt die Gcgr der Waldpurkfpazterzänger feßt recht klein. Dos le ober anders fein. Das Zimmerheizen hat begonnen. Da kann Aag de größte Sorgfalt es nicht verhüten, daß ſich viele Aſche⸗ und mit eilchen der zudem auch ſauerſtoffärmer werdenden Zimmerluft deeiben. Das müßte uns veranlaſſen, die beſſere Waldluft noch ennder zu genießen, als in den anderen Jahreszeiten. Aber, dem 8 iſt es draußen zu windig und zu kolt, dem anderen zu nebelig, der dritte fürchtet ſchmutzige Wege. Die Wege in unſeren An⸗ N ö ſecn. in unſerem ſo ſorgfältig gepflegten Waldpark ſind aber lat⸗ Kälte und Nebel ſind durchaus ni⸗ c auch jetzt gut. Wind und Man 10 ſo geſundheitsſchädli ſe die Stubenhocker glauben. lan nich 5 zimperlich ſein. Beobachtungsge⸗ baßen Unterhaltung und Zerſtreuung findet man auch jetzt 85 Waldbäume noch waren, 175 2 5 5 rauf am Rhein arg zugeſetzt, was man n er nehmen fant als im Sommer und im Herbſt. Den Holz⸗ Wel lern haben die Stürme viel Brennmaterial zugeworſen. Aeſte und Zweige ſind auf den geſchädigten Bäumen hängen oder Nachbarn zugeſchleudert worden und ſehen jetzt des Ugedaltenden, dürren Laubes wegen wie eingeklemmte Büſche aus, durſezohnte. unſchöne Bilder darbietend. Hier iſt ein Gipfel abge · pdallen oder geknickt, dort ein Aſt gebrochen oder ſeine Aſtgabel ge⸗ hace n. Da gibt es für die Stürme und für die Reißhaken der Holz⸗ r noch viel zu ändern. bens Kronenloſe Baumſtämme werden gegenwärtig umgehackt, Wei⸗ heiſkümpfe ausgegraben. Da haben viele Kinder Gelegen⸗ gäne ihre Wägelchen mit Spänen und dergl. zu füllen. Jene Spazier⸗ die gewöhnt ſind, auch das Tierleben und die Aenderun⸗ och duf den Holzgewächſen zu beſchauen, können auch jetzt droben Kerenanches beobachten. Die aus dem Ausland zu uns gekommenen Väätter ne. Platane, Götterbaum, Gleditſchie uſw. erhalten ihren und Blütenſchmuck ſpäter als die einheimiſchen und behalten Süů Als nzahl iſt aber nicht ihr eigenes Erzeugnis, ſie ſelbſt ſind auch durchaus nicht auch ihre Früchte länger, manche den Winter hindurch. So ſind die vier Götterbäume dor dem Kaufhausturm und die im Schloß⸗ garten jetzt noch dicht mit doppelt geflügelten Früchten behängt. Die Götterbäume ſind aus China und Japan eingewandert. Auch die Platane hält ihre an zähen Schnüren baumelnden, kugeligen Fruchtſtände teilweiſe den Winter über feſt. Eine Art unſerer Platanen ſtammt aus Nordamerika und die andere aus dem Orient. Weißbuchen, Eſchen und Ahornbäume tragen noch einen Teil ihrer geflügelten Früchte und auch an Linden ſieht man noch Nüßchen. Der Lindenfruchtſtand iſt leicht zu erkennen an ſeinem gelblichen, flügelartigen Deckblatt, am Blüten⸗ und Fruchtſtiel. Für die Waldvogelfreunde iſt die Wahrnehmung erfreulich, daß für die Gefiederten gute Winterausſichten vorhanden ſind. Für die Schwarzamſeln und andere Vögel ſind die Mehlbeer⸗ (Weißdorn⸗» Bäume und Sträucher heuer auffallend reich mit roten Früchten behangen, ſo daß man von einem Winterfrucht⸗ ſchmuck dieſer Holzgewächſe ſprechen könnte. Auch im Schloßhof iſt ein hübſches Hagedornbäumchen zu ſehen. Im Waldpark kann man beobachfen, wie Schwarzamſeln ſich gegenwärtig die Früchte des Weißdornes, die auch von Kindern verkoſtet werden, ſchmechen laſſen. Erlen⸗ und Birkenſamen bieten Vögelchen auch Winternahrung dar. Im Schloßgarten zeigen viele Bäume reiches Wintergrün. Es mehr hübſch. Efeu hat von den meiſt unſchön ſchief ſtehenden, da und dort gipfelloſen Bainnkrüppeln Beſitz ergriffen, um ſie als Stützen zu benützen. Vögelchen finden unter ihrem dichten Laub Schutz. Den intereſſanteſten, reichſten Winter⸗ und Fruchtbehang geigt die dreidornige Gleditſchie oder Chriſtus⸗Akazie, die mit unſerer falſchen Akazie(Robinie) nahe verwandt iſt. Ihre Hülſen ſind aber weit größer als die ihrer Verwandten, oft etwa ein halbes Meter lang und ſehen ebenfalls wie glänzendes, ſchwarzes Leder aus. Die größte Aehnlichkeit haben ſie mit den Hülſen des Johan⸗ nisbrotbaumes, die von den Kindern gern verzehrt werden. Unfere ſchönſte Echriſtus⸗Akazie ſteht im Schloßgarten, am Fuß des Gockelberges, der ſchönſte Blutbuche gegenüber. Sie iſt noch über und über mit Schoten behangen und hat deshalb ein ganz londerbares Ausſehen. In Nordamerika dient das Mark der Gle⸗ ditſchinenhülſen als Arzneimittel. Man ſiedet aus ihm auch einen füßen Meth. Unſere Chriſtus⸗Akazie könnte kleinen Mädchen Unter⸗ haltungsmateriql liefern. Die oten werden nun bald in großer Menge abfallen. In einer großen Schote ſtecken etwa 25 ſchöne glatte Körner, die ſich mit einer Nadel leicht durchſtechen und zu allerliebſten Halsperlenketten aneinanderreihen laſſen. A. Göller Serufswahl dDie Berufswahl iſt eine Frage von ſolcher Bedeutung, daß Eltern und Erzieher nicht früh genug ſich damit befaſſen können. Dabei muß man ſich vor allem ſtets vor Augen halten, welche An⸗ fie ds ein Beruf an die Jugend ſtellt und welche Ausſichten er ür das Fortkommen bietet. Fräulein Jahr vom Verband weib⸗ licher Angeſtellten hat ſich in dankenswerter Weiſe der Mühe unter⸗ zogen, die Schülerinnen der Höheren Handelsſchtle, Abt. Linden⸗ hof, über die Ausſichten und Anforderungen des kaufmänniſchen Berufes in eingehender Weiſe zu belehren. Sie betonte die Schwie⸗ rigkeiten, bei der heutigen gedrückten Wirtſchaftslage ohne gründ⸗ liche Vorbildung eine Stelle zu finden. Dann unterzog ſie die ein zelnen kaufmänniſchen Arbeiten in anſchaulicher Weiſe einer ein⸗ ee Beſprechung. Sie ſtützte ſich auf die Ausſagen der rbeitgeber, daß in allererſter Linie auch für das weibliche Ge⸗ ſchlecht eine allgemeine kaufmänniſche Ausbildung erforderlich ſei. Es genüge nicht, daß die Mädchen nur im Maſchinenſchreiben und in der Stenographie ausgebildet würden, ſondern es müſſe auch eine Ausbildung in Fächern wie Buchhaltung, Rechnen, Deutſch, Briefwechſel und Betriebswirtſchaftslehrer erfolgen. Leider glauben manche Eltern, daß es genüge, wenn ihre Töchter nur in einer Sparte einige Kenntniſſe aufzuweiſen hätten, daß eine tiefergehende Ausbildung nicht nötig, da die jetzige Beſchäftigung doch nur eine vorübergehende wäre. Die Rednerin zeigte, daß man im kaufmänniſchen Berufe nur dann vorwärts komme, wenn man ihm ſeine ganze Kraft widme. An tüchtigen Arbeitskräften herrſche auch bei der heutigen Arbeits⸗ loſigkeit immer noch Mangel: nach fremdſprachlichen Korreſponden⸗ tinnen z. B. herrſche immer Nachfrage. Ein Beruf, in dem es noch an tüchtigen Kräften fehle, ſei derjenige der Verkäuferinnen. Sie ſeien im wahren Sinne des Wortesder Kaufmann, da ſie die Verbindung zwiſchen Geſchäft und Käufer herſtellen. Die Anforde⸗ rungen, die an eine tüchtige Verkäuferin geſtellt werden, ſeien größer, als man gemeinhin annehme. Erwähnt ſei nur die ſchwie⸗ rige Behandlun Schichten der Bevpölkerung ſtammen. Als Beraterin der Käufer müſſe ſie über eine gediegene Warenkenntnis verfügen und einen guten Geſchmack beſißen. Es ſei alſo durchaus unzutreffend, die Verkäuferin, wie das ſo oft geſchieht, als Angeſtellte zweiter Klaſſe zu betrachten; im Gegenteil, es ſei in dieſem Berufe noch die beſte Ausſicht für tüchtige Kräfte vorhanden. Namens der Schule ſei Fräulein Jahr für die aus der Praxis ſtammenden wertpollen Anregungen gedankt. der Kunden, die aus den verſchiedenen ſozialen 0 RNeue Bilder. In unſerem Schaufenſter E 6, 2, ſind folgende Bilder ausgeſtellt: Ruaby⸗Fußballkampf in München. Wacker ſchläal den 1. F. C. Pforzheim mit:0. 25 mal 200 m Garbatn⸗Staffel, endgültiger Sieger Sport⸗Club Charlottenbura. Florettfechten beim Hallenſportfeſt. Frl. Jonuſchat und Frau Gordan. Meiſter⸗ boxer Prenzel als Schauſpieler.(Prenzel() und Frau Andra( in ihrem SketchDie Seeräuber. Generalfeldmarſchall v. Macken⸗ ſen feierte am 6. Dezember ſeinen 75. Geburtstag. Ein Pionier des Automobilismus. Carl Benz vollendete ſein 80. Lebensjahr. Theaterausſtellung in Kiel. Das Dekorationszimmer. Das Werden der Weihnachtskerzen. Herſtellung der Kerzen durch Gießmaſchinen. Der Weamacher Amerikas. Dr. Eckener(Luftſchiff), Columbus (Fregatte), König(Boot). Der italieniſche Weltrekordmann Fran⸗ coni erziell eine Stundengeſchwindigkeit von 141 km. Der Flug EnalandIndien. Der enaliſche General Brancker und ſein Pilot Cobbam. Rieſenbrand in New Jerſen. Die Ueberreſte der Sal⸗ peterfabrik. *Winkerseinzua in den Schweizer Bergen. Seit Donnerstag früh fällt im Berner Oberland ſtändia Schnee in dichten Maſſen. Die Temperatur iſt zudem im Sinken beariffen, ſodaß mit Sicherheit auf neue reichliche Schneefälle gerechnet werden kann. Die Ausſichten des Winterſportſonderzuas des Verkehrs⸗Vereins nach Kanderſteg ſind demnach die denkbar günſtigſten. Deshalb verſädume keiner, ſich möalichſt umagehend in der Geſchäftsſtelle des Verkehrs⸗ Vereins. Rathausbogen 46/48 anzumelden. * Wohnungswucher. Wegen Leiſtungswuchers gelangt ein 32 Jahre alter Kaufmann in der Käfertalerſtraße zur Anzeige, weil er für ſeine Zweizimmerwohnung, die er durch Wegzug frei machen wollte, 2000 Mark Entſchädigung verlangte. Anfälle. In dem Futtergeſchäft Heinrich Haſenbrink, Bun⸗ zenſtraße 12, wurden am Samstag nachmittag einem 13 Jahre alten Volksſchüler beim Herausnehmen eines Bleches aus der Schrotmühle 4 Finger der linken Hand gequelſcht. Inwieweit den im Betrieb beſchäftigten Knecht, der den Motor einſchaltete, die Schuld an dem Unfall trifft, muß die Unterſuchung ergeben. Infolge zu ſchnellen Fahrens ſtieß am Sonndag nachmittag beim Ueberqueren des Kaiſerrings am Tatterſall ein Radfahrer mit ei⸗ nem Perſonenkraftwagen zuſammen, ohne ſich zu verletzen. *Jufammenſtoß. In der Tullaſtraße ſtießen am Samstag wii⸗ tag ein Perſonenwagen und ein Radfahrer zuſammen, wobei Letz⸗ terer Hautabſchürfungn davontrug. Das Rad wurde zertrümmert. die Schuldfrage wird die eingeleitete Unterſuchung Aufſchluß geben. Verkehrsſtörung. Geſtern vormittag brach am Aufgang vor der Rheinbrücke das Rad eines mit Chriſtbäumen beladenen ei⸗ ſpännerfuhrwerks. Der Wagen mußte abgeladen werden. Der Betrieb der Straßenbahn ruhte 20 Minuten. Berhaftung wegen unbefugten Plakatanklebens. In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurden elf Perſonen feſtgenommen, die unerlaubt Plakate an Häuſern uſw. anklebten, 2 davon, ein 25 Jahre aler Maler und ein 23 Jahre alter Schloſſer, bemalten die Rheingoldſtraße in Neckarau mit Kalk. Feſigenommen wurden in den beiden letzten Tagen 27 Per⸗ ſonen wegen verſchiedener ſtrafbarer Handlungen, darunter ein Bäcker wegen Einbruchsdiebſtahls, 5 Perſonen wegen Bettels und drei Frauensperſonen wegen unſittlichen Lebenswandels. In den beiden letzten Nächten wurden zuſammen wegen Ruheſtörung 37 Perſonen zur Anzeige gebracht. Kindesausſetzung. Geſtern abend wurde im Hausgang L. 18, 17, ein etwa3 Wochen alter Knabe niedergelegt, deſſen Mutter his jetzt nicht bekannt iſt. Das Kind das in der Säuglingsabtei⸗ lung des Krankenhauſes untergebracht wurde, hat kurze dunkle Haare, blaue Augen und ſcharf gebogene Naſe. Es war bekleidet mit weißem Hemdchen, weißen Baumwolljäckchen und war in eine braun und weiße Wolldecke eingeſchlagen. Außerdem waren zwei weitere Hemdchen und zwei Jäckchen, ſowie eine mit Milch gefüllte Thermosflaſche beigelegt. Anhaltspunkte über die Kindesmutter wollen der Kriminalpolizei mitgeteilt werden. * Unverſchämter Bettler. In der Nacht zum Sonnkag gegen 2 Uhr hielt auf den Planken ein 20 Jahre alter Taglöhner, der ſeit Geburt etwas verkrüppelt iſt und ſtark angetrunken war, heim⸗ gehende Perſonen an und verlangte mit der Zigarette im Mund Almoſen oder Zigaretten. Wer ihm nichts gab, wurde mit den gemeinſten Schimpfworten belegt. Drei auf dieſe Weiſe Beläſtig⸗ ten wollten den Aufdringlichen verprügeln, doch durch das Da⸗ zwiſchentreten eines Polizeibeamten in Zivil wurde er geſchont. Auf der Polizeiwache, wohin der Bettler verbracht wurde, ſtellte 3 755 feſt, daß er ſchon etwa 3 Mark und viele Zigaretten erbettelt atte. Gro L Aus verklungenen Feiten Aus den Erinnerungen Paula von Bülows Dresden ungemein feſſelndes Buch ſind die Memoiren der 1920 in Sch en im Alter von 87 Jahren verſtorbenen Oberhofmeiſterin am Aus iner Hof Exz. Paula von Bülo w, die unter dem Titel erſchi verklungenen Zeiten ſoeben bei K. F. Koehler in Leipzig ſelen nen ſind. Aus den mannigfachen intereſſanten Erinnerungen folgenden einige mitgeteilt. 3 Franz Liſzt 295 Liſ ch entſinne mich auch, den vielumworbenen Pianiſten Franz im gen geſehen zu haben, als er noch jung war und ſein Stern liche miith ſtand. Als mein Vater eines Tages mit mir das König⸗ durch uſeum(mehr wie dieſes eine gab es damals nicht in Berlin) t wanderte, machte er mich auf einen Herrn aufmerkſam:Dies it anz Liſzt, ſieh ihn dir gut an. Dieſer ſo berühmte Franz atte gar ſchmale, ſehr abfallende Schultern, lange Arme und e Hände; Kopf und Geſicht erſchienen zu groß für die ſchmale ie Haare trug er lang und glatt herabhängend, ſie waren war ſen lond. Als ich Liſzt in ſpäteren Jahren wieder begegnete, Altztleine Figur breiter, behäbig geworden, er war ſchon der Abbe Nagendnd trug das Gewand des Prieſters. Das Süffiſante der ſten lahre war verſchwunden, Liſzt war einer der liebenswürdig⸗ Rütig, enſchen geworden, mit feinem, wohlwollendem Weſen und zdas mild lächelnden Augen und Mund. Betting Arnim, Mutt eiſtreiche Kind, wie Goethe ſie nannte, erzählte meiner lerehr daß Liſzt belagert und verfolgt würde voß Verehrern und ein nnen. Die Enthuſiaſtiſchſten drangen in ſeine Wohnung ſand Lif forderten Andenken und Unterſchrift in ihr Album. Da bnoniet es denn bequemer, einen Sekretär in das Vorzimmer zu le 1858 der Unterſchriften, Haarlocken und alte Handſchuhe an würden huſtaſten austeilte. Es wurde behauptet, die Haarlocken beim Friſeur geholt. ö 0 Jürſtin und ZIwerg negden Erſcheinungen, die meiner Erinnerung aus der Kinder⸗ u oder minder klar vorſchweben, gehört auch die F ürſt in 5 Sie war immer von ihrem Zwerg be⸗ Dödortz Dieſer Zwerg war etwa Meter hech, ſehr ſel ürmniert, mit hübſchen feinen Zügen und guten Manieren. galgen ſtin hatte für ihn eine ganze Anzahl von Koſtümen an⸗ en klei laſſen. Ich ſah ihn als Don Carlos, in weißem Atlas, nen Degen an der Seite. Def. Aus der Jugend Jranz Joſefss 5 angerreit von dem Alpdruck der Revolution jauchzte Wien ſeinem ſie u. Kaiſer zu, auf den ganz Oeſterreich große Hoffnungen jug r ſelbſt klagte:Jetzt iſt es vorbei mit meiner Jugend! 50 leine dliche Monarch nahm ſein ſchweres Amt treu und ernſt Uhr bisSchultern. Er war ein Frühaufſteher. Sein Tag fing orgens an, ſehr zum Unbehagen ſeiner Umgebung. So klagte einmal der Kriegsminiſter Graf Degenfeld: Er müſſe un 7 Uhr morgens ſchon bei Maſeſtät ſein, es war aber 5 Uhr morgens am Schluß eines Ballfeſtes, als er ſo klagte; der Kaiſer ſelbſt ging an jenem Tag überhaupt nicht zu Bett. 3587 5 Kleine Bälle am Wiener 9of Bald nach der Thronbeſteigung Franz Joſephs führte ſeine Mutter, Erzherzogin Sophie(eine bayeriſche Prinzeſſin, Zwillings⸗ ſchweſter der Königin von Sachſen und Schweſter der Königin Eliſabeth von Preußen) die Sitte der kleinen Bälle, ſo⸗ genannten Thedanſants ein, die dem jungen Kaiſer Ablenkung von den Geſchäften und ihm und ſeinen Brüdern Ferdinand Max und Caxl Ludwig Erholung bringen ſollten. Eigentlich klein waren dieſe Tanzabende freilich nicht, denn der tanzenden Paare waren ſtets wenigſtens ſiebzig, oft über hundert. Aber ſie waren ohne jedes Zeremoniell. Wie die Erzherzöge tanzte auch der junge Kaiſer atemlos jeden Tanz; doch blieben ſeine Züge dabei immer ernſt. Er tanzte ſehr gut und elegant, nur die Konverſation war etwas mühſam. Der Kaiſer war, ohne mehr als knappe Mittelgröße zu ſein, eine feine vornehme Erſcheinung. Die Damen, mit denen er vorzugsweiſe tanzte, hießen dieKaiſer⸗Komteſſen. Guke alie Jeit Mit einem Ballfeſte von heute laſſen ſich dieſe einfachen Ver⸗ anſtaltungen nicht vergleichen. Keine eleganten Dekorationen von Blattpflanzen und Blumen ſchmückten die Räume noch ſonſtige Eleganz. Die Einrichtung war einfach und altmodiſch; nur die ſchönen Bilder an den Wänden machten die Räume vor⸗ nehm. Im Ballſaal ſtanden an den Wänden entlang recht un⸗ bequeme, ziemlich ſchmale und recht harte Banketts ohne Rücken⸗ lehne für die Mütter, unter dieſen auch die Mutter des Kaiſers. Dazumal wurden nicht nur die Töchter, ſondern auch die Söhne durch ihre Mütter eingeführt und bemuttert. Recht einfach waren auch die Toiletten. Keine Rede von ſeidenen Unter⸗ kleidern und Tüll. Der biedere Glanzperkal mit Tarlatan darüber war auf der Höhe. Die Mütter trugen Damaſtroben älterer Jahr⸗ gänge mit wenig Abwechſlung; einige von ihnen erſchienen ſtets in demſelben roten Kleide, ſo die Fürſtin Gabi(Gabriele) Dietrich⸗ ſtein, die drei Töchter führte, die man dieMordkomteſſen nannte, weil ſie ſo gar emanzipiert ſich gebärdeten. Gar manches Mal ſchlummerten die guten Mütter gegen Morgen auf ihren unbequemen Sitzen ein; Erzherzogin Sophie hielt dabei immer mit Geſchick und Ausdauer ihre goldene Lorgnette vor die Augen. 95 Was auf einem Hofball paſſieren kann Zur damaligen Zeit tauchte in der Wiener Hofgeſellſchaft eine bildhübſche junge Witwe auf, eine Polin, Madame Duſtinoff nannte ſie ſich. Die ganze Herrenwelt umringte ſie und lag zu ihren Füßen, Es war auf einem Hofball, d. h. 759 5 ſogenannter Zeremonieball im Zeremonienſaal, auch die ſchöne, liebreizende Ouſtinoff war erſchienen. Ich tanzte eine Quadrille mit Erzherzog Ferdinand Max, uns gegenüber als unſer Partner des Erzherzogs Bruder Carl Ludwig; ſeine Tänzerin war die ſchöne Duſtinoff. Sie trug ein blaßblaues Atlaskleid, ſchmal und lang floß es an ihr herab; die Taille, mit Schnebbe vorn, war nach damaliger Mode an den Rock angenäht. Unverſehens tritt einer der Prinzen auf die Rockſchleppe der Dame, es kracht und die Taille löſt ſich ſtellenweiſe von dem Rocke ab. O Wunder! O Staunen! Es kommen keine Unterkleider zum Vorſchein, ſondern der natürliche, höchſt eigeneAtlas, womit Natur den Menſchen ſchmückt.Haben Sie geſehen? ſagte der eine Prinz,ſie trägt ja keine Wäſche, flüſterte der andere mir im Vorübertanzen zu; ich ſehe noch die vor Scherz⸗ luſt glitzernden Augen der jungen Prinzen. Das Ereignis des 27. Januar 1859 Im folgenden Jahre wurde dem kronprinzlichen Paare das erſte Kind der ſpätere Kaiſer geboren. Die Geburt war eine ſchwere, die Prinzeſſin litt lange⸗ Endlich, wohl etwas zu ſpät, veranlaßte der Leibarzt die Hinzu⸗ ziehung eines zweiten Arztes, des Profeſſors Martin, einer Kapazität erſten Ranges. Aber es vergingen Stunden, es verging die Nacht der Gerufene kam nicht. Erſt am Vormittag erſchien atemlos der Erſehnte und erklärte, als man ihm ſeine Verſpätung vorhielt, er habe die Berufung ſoeben erſt erhalten. Wie war das möglich? Es hieß, daß der Befehl für Dr. Martin von dem Lakaf in einen Briefkaſten der Stadtpoſt geſteckt worden war, da er üher die Eiligkeit des Briefes nicht richtig inſtruiert worden ſei. Wer für das Verſehen, dem man es zuſchrieb, daß der eine Arm des neugeborenen Prinzen ſchwächer war, und das leicht noch ſchlimmere Folgen hätte haben können, die eigentliche Schuld trug, ſcheint nie vollſtändig aufgeklärt worden zu ſein. Die Tatſache aber, die ich hier berichte, iſt noch am Tage ſelbſt meinen Eltern von einer Perſönlichkeit, die zu der engſten Umgebung der Majeſtäten ge⸗ hörte, mitgeteilt worden. Wilhelm I. und Richard Wagner Auf Bitten der Gräfin Schleinitz, einer Vollblut⸗Wagnerianerin, war auch Kaiſer Wilhelm J. nach Bayreuth gekommen und wohnte der erſten Aufführung desRing der Nibelungen bei. Der Kaiſer war kein Freund Wagnerſcher Muſik; die für manche Ohren unverſtändlichen, ſcheinbar wirren Tonfolgen beleidigten ſein Empfinden, das, wie bis dahin unſer aller Ohren, an eine Muſik gewöhnt war, die ein zartes, melodiſches Singen war, im Vergleich zu dem Wagnerſchen Brauſen. Aber der gütige, allzeit rückſichts⸗ volle Monarch wollte dem Meiſter doch ein freundliches Wort ſagen und beauftragte ſeinen Adjutanten, den Grafen Heinrich Lehn⸗ dorff, den Meiſter im Zwiſchenakt herbeizuholen. Wagner weigerte ſich hartnäckig, vor dem Kaiſer zu erſcheinen; er habe keine Zeit. Der Adjutant des Kaiſers faßte aber die Lage anders auf. Er erklärte dem Meiſter, daß, wenn der Kaiſer befohlen habe, er, Lehndorff, einfach gehorche, und wenn Herr Wagner nicht gut⸗ willig dem Rufe ſeiner Majeſtät folgen wolle, ſo werde er ihn auf den Arm nehmen und zum Kaiſer hintragen. Das halfl 3