4 K r SAT FDSNSSAAANANAAAA eeeeeee. ben -Hontag. den 8. Dezember 1924 Neue Mannheimer Jeitung(Abend⸗Rusgabe) 5. Seite. Nr 571 Rommunale Chronik Abwehrkampf der Berliner Theater gegen die erhöhle Luſtbarkeitsſteuer alg Die Berliner„Vergnügungsſteuer“ ſoll für die Theater im men von 10 Prozent auf 15 Prozent erhöht werden, 5 offiziell erklärt worden war, infolge der Nat der Theater Proteſt 6 noch niedriger zu geſtalten. In einer außerordentlichen eiter elldneralberſammling des Verbandes Berliner Bühnen⸗ ſteuer lärten alle Direkttoren, daß ſchon 10 Prozent Luſtbarkeits⸗ ſi an di ca g bar ſeien. Die Berliner Bühnenleiter werden Stei ie Gutachterkommiſſion, beſtehend aus Oberregierungsrat Teuiſchen Generalſteuerdirektor Dr. Lange und Geſch.⸗Dir. des ſäm n Bühnenvereins Artur Wolff, mit dem Antrag wenden, internehnde Berliner Theater als künſtleriſch hochſtehende Theater⸗ er Luftbarggen zu erklären und ihnen demgemäß nach Paragr. 30 Froze arkeitsſteuerverordnung eine Ermäßigung von 10 ordnele nt zuzubilligen. Weiter wurde beſchloſſen, der Stadtver⸗ gelegt uberſammlung, der am Donnerstag die neuen Sätze vor⸗ Anintee rden, von dem Entſchluß der Plenarverſammlung in ſte Aundt zu ſetzen, am 1. Januar allen Angeſtellten, ſoweit lauf bar ſind, zu kündigen, alle Verträge zu dem Termin ſchliet zu laſſen und vom 1. Februar ab ihre Betriebe zu rorbne n, wenn der Beſchluß des Magiſtrats durch die Stadt⸗ de E Zenverſammlung beſtätigt wird. In Konſequenz der durch Ileltrbebung der Luſtbarkeitsſteuer untragbaren Lage hat die Rallendon Meinhard und Bernauer beſchloſſen, das Theater am orfplatz ſchon am 1. Januar zu ſchließen. Kleine Mitteilungen Neieer Tage fand in Schweigern eine private Bürger⸗ und Ratsſchreiberverſommlung des ganzen —5 eks Tauberbiſchofsheim ſtatt. Es fand eine eingehende Beſpie⸗ u und Beleuchtung der verſchiedenſten Fragen, die die Ge⸗ Munde am meiſten berühren, ſtatt. In der Verſammlung kam der ech zum Ausdruck, eine ſolche nutzbringend Ausſprache des en ſtattfinden zu laſſen. Wog Kaſſel wurde in der Sitzung der ſtädt. Kröperſchaften vom 55 ſtrat mitgeteilt, daß im nächſten Veerteljahr die Ausgaben 8001 mehr durch Einnahmen gedeckt werden können, ſo daß am Worhaß des Rechnungsſahres ein Fehlbetrag von 2245 000 Mk. er nden ſein wird, der ſich müglicherweiſe noch auf 2 700 000 Mk. Seen wird. Hiervon ſind unbedingt 1375 000 Mk. durch neue dage rn aufzubringen. Der Magiſtrat will eine beſchleunigte Vor⸗ der in der nächſten Stadtverordnetenverſammlung einbringen, in 5 die Grundvermögensſteuer um 100 Prozent auf 200 Prozent höht die Gewerbeertragsſteuer um 75 Prozent auf 1150 Prozent er⸗ werberlerden ſollen. Vom 1. Januar 25 ab ſoll gleichzeitig die Ge⸗ me kapitalſteuer an Stelle der in Fortfall lommenden Lohnſum⸗ uſte uer in Höhe von 300 Prozent des Steuergrundhetrages er⸗ Wiran werden. Die Bebanntgabe dieſer Ergebniſſe der ſtädt. Finanz⸗ iiſchoft hat in den beteiligten Induſtriekreiſen große Beſtürzung werſerlölt. Es ſind Beſtrebungen im Gange, um Betriebe teils zu ſegen, teils ſtillzulegen. Nus dem Lande ſird L. Wiesloch, 7. Dez. Des Landmanns Erntearbeiten nun getan. Auch die allerletzten Nachzügler konnten zu Ende n, ohne von einem einſetzenden Froſt oder gar Schnee behin⸗ uud zu werden. Die Austoat für das nächſte Frühſahr iſt erfolgt im ſchnellen Aufkeimen. Die anderen Aecker werden, einer nach andern, geſtürzt und für die Sagt im Frühling hergerichtet. Es nun aber doch zu wünſchen, daß der Froſt beizeiten auftritt. nicht die Entwicklung der Keimlinge zu weit vorſchreiten zu aaſ⸗ anſtatt der feuchtken, warmen Witterung einmal friſche, kalte ne Luft ſich zur Arbeit an die Schollen macht. Umſonſt viele Bauernregeln iß nicht den kalten Dezember. Doch die andere Seite der uernregeln dabei nicht vergeſſen wer⸗ Düngen. Denn jetzt iſt auch Düngerzeit. ch. Walbſtadt, 5. Dz. Die hieſige Gemeinde feierte dieſer Tage Doppeljub'läum zweier ihrer Beamten in der Stadtverwaltung: Stas rmeiſter Wacker ſteht feit 25 Jahren an der Spitze der dtverwaltung und der Gemeinderechner Seeber, der ſeit 15 de en die Rechnergeſchäfte führt. Am Samstag nachmutag ſond Semeung der Gefeierten durch den Stadtrat ſtatt, wobei der H1 Haf die Begrüßungsanſprache hielt und Stadtrat Amelhan die Glückwunſchſchreiben der Behörde verlas. auch lend fand ein Feſtbankett ſtatt, zu dem neben den Behörden J0 die Vereine erſchienen waven. Nach einigen Liedern der Ge⸗ eine begrüßte Stadtrat Haf die Gäſte. Stadtpfarrer Kreu⸗ bendgach die Feſtrede. Er betonte darin die Zuſammenarbeit zwi · 1 Gemeinde, Schule und Kirche. Oberlehrer Tremmel ſprach als Umgezur der Lehrerſchaft. Für die eingeladenen Bürgermeiſter der und pung ſprach Bürgermeiſter Baumgärtner aus Reichartshauſen walt tſchreiber Zürn über die Zuſammenarbeit in der Stadtver⸗ ung. Alte Erinnerungen wurden ausgetauſcht, die verſchiede⸗ Agen dedeinsvorſtände feierten die Arbeit des Jub'lars, der in un⸗ mütziger Weiſe für das Gemeindewohl ſo viele Zeit geopfert Im Anſchluß an das Jubiläum fand eine Bürgermeiſterver⸗ Sidle ng in Sinsheim ſtatt, mo der Vorſitzende Bürgermeiſter r im Namen der Kollogen warme Worte der Anerbennung ebent und ein Bild Überreichts. Der Ratſchreiberverein überbrachte zalls durch ſeinen Vorſtand Menold in Kirchardt herzliche Glück⸗ +. e * Kurlsruhe, 6. Dez. Die Badiſche Staatsregierung und die rdesbaupfte Karlsruhe werden am Sonntag, den I4. Dezem⸗ den zemitkage 11% Uhr im großen Saal der Feſthalle eine Ge⸗ Fhnk eter für Hans Thoma peranſfalten. Der ordentliche Pro. Dr. e Kunſtgeſchichte an der Univerſttät Heidelberg Geh. Hofrat aud d Neumann wird die Gedächin srede halten Im Mitte 25 des Programms ſtehen weiter die Rezitatlon Thomaſcher Ge⸗ des Band die Urauffüthrung einer von Franz Philipp, dem Direktor n diſchen Konfervatoriums, geſchaffenen Vertonung des Thoma⸗ ceſteragedichts„Ich ſag nun bald der Welt Ade“ für Bariton, don 185 und Orgel. Den Rahmen der Feier bildet der Vortrag mpoſttionen Johann Sebaſtin Bach. Müuheim, 7. Dez. Die Bergarbeiter in Müllheim hielten am don erstag nachmittag eine Demonſtrationsverſammlung ab, die wurde a 2000 Arbeitern beſucht war. In einer Entſchließung erklärt, daß die Streikenden ſich einem Schiedsſpruch der Re⸗ kober g. unterwerfen wollen, daß ſie gewillt ſind zu verhandeln daß Bedingung, daß keine Maßregelung vorgenommen wird, + lwbe Gewerkſchaftsrecht reſpektiert und die Löhne auf die Ende an die eingereichten Vorſchläge bewilligt werden. Im Anſchluß ſind mlung folgte ein Demonſtrationszug. Zwiſchenfälle keine vorgekommen. * Säckingen, 7. Dez. Zu dem Brande im Sägewerk Kehny iſt noch zu berichten. Das Feuer breitete ſich mit raſender Ge⸗ ſchwindigkeit über das ganze Werk aus. Schon nach ganz kurzer Zeit ergriff es die großen Vorräte an Lohwellen und die weuen Maſchinen, die erſt am Donnerstag eingetroffen waren. Das Großfeuer legte das geſamte, erſt nach dem Kriege erſtellte Werk völlig in Aſche. Lediglich die Gerüſte der Gatterſäge und die Eiſen⸗ teil einer neu eingelieferten Maſchine ragen aus dem zuſammen⸗ gebrochenen und verkohlten Werk hervor. Das Wohnhaus, die Schuppen und das Vieh konnten gerettet werden. Den Feuerwehren gelang es auch, den größten Teil des über 100 Meter tlefen Bretter⸗ lagers zu retten. Als Bvandurſache mird mit Beſtimmtheit Kurz⸗ ſchluß angenommen, da der Brand an der Stelle des Schuppens zuerſt bemerkt wurde, wo die elektriſche Hauptleitung in das An⸗ weſen führt. * Meßzkirch, 6. Dez. Das Anweſen des Bäckermeiſters Boos wurde durch Feuer, das anſcheinend durch ein ſchadhaftes Kamin entſtanden iſt, völlig vernichtet. Durch den Brand wurde die geſamte Habe dreier Familien und eines weiteren Hausbewohners völlig vernichtet *Wolfach, 6. Dez. Die von hier gemachte Eingabe der Kinzigtalintereſſenten an die Reichsbahndirektion Karlsruhe wegen Wiedereinführung der mit Oktober weggefallenen Spätzüge iſt mit der Begründung abgelehmt wordn, daß die geringe Benützungs⸗ ziffer dieſer Züge ihre Wiedereinlegung nicht geſtattet. Aus der Pfalz Der Wiederaufbau von Oppau beendet Als am 21. Sepfember 1921 vormittags ½8 Uhr die ganze⸗ Stadt durch lautes Getöſe in Schrecken venſetzt wurde, wußte man noch nicht, daß im ſelben Moment jenſeits des Rheines ein blühen⸗ des Werk und eine blühende Ortſchaft in Schutt und Aſche geleg! worden war. Es ſind nunmehr 3 Jahre verfloſſen und aus den Trümmern iſt eine neue-Orkſchaft entſtanden, die von regem Fleiß tauſender Hände ein beredtes Zeugnis gibt. Durch Verlegung, Umgruppderung und Regulierung ſind Straßenbilder von entzücken⸗ dem Reiz entſtanden, aus denen die ebenfalls zerſtörten Gebäude der beiden Kirchen wohltuend herausragen. Am pergangenen Sonn⸗ tag wurde Gelegenheit genommen, den letzten großen Neubau, die Peſtalozziſchule, einzuweihen und damit das geſamte Wiederaufbauwerk zu krönen, In dichten Scharen zog die Op⸗ pauer, Edigheimer, Frankenthabler und Ludwigshaſener Bevpöl⸗ kerung hinaus in das ehemalige Trümmerfeld, um den feierlichen Weiheakt beizuwohnen. Die Schule wurde errichtet. als Erſatz für die zerſtörte Schillerſchule und Goetheſchule und zwar auf dem alten erweiterten Platz der Goetheſchule. Die Planfertigung und Bauleitung lag in den Händen des bskanntem Mannheimer Archi⸗ tekt B. D. A. Heinrich Slangen. Die lobenden Anerkennungen über das Gebäude aus dem Munde der Redner dürften nicht zu nel geſagt haben. Der Übergabe voraus ging der Abſchied der oberen Klaſſen aus der bisherigen noch verbliebenen Bildungsſtätte, der Mogartſchule, in der ſeit der Exploſion der ganze Unterricht des Ortes abgehalten werden mußte. Hauptlehrer Deubel richtete dabei herzliche Worte der Freundſchaft und Treue an die im alten Hauſe verbleibenden Lehrkräfte. Unter ſeinerLeitung ſangen die Kin⸗ der dem Hauſe ein„Lebe wohl“. Der Weiheakt in der neuen Schule, wurde eingeleitet durch einen Schülerchor„Mit dem Herrn fang alles an“,worauf Architekt Slangen über die Entſtehungsgeſchichte des Gebäudes ſprach. Er wies darauf hin, unter welch ungeheuren Schwlerigkeiten das Gebäude erſtellt werden mußte. Redner nannte zunächſt die In⸗ flation, den Materialmangel, den Mangel an geübten Arbeitskräf⸗ ten, Ruhrbeſetzung und Geldmangel und die Bearbeitung der tiefer liogenden Teile des Gebäudes erſchwerende, im vorigen Jahr be⸗ deutend geſteigerte Grundwaſſerhöhe. Das Gebäude liegt in der Mitte des Ortes und iſt von beiden Seiten von Oekonomiegebäuden und ländlichen Wohnhäuſern begbenzt. Es muß geſagt werden, daß der leitende Archtekt es verſtanden hat durch Hexvorziehen von Seitenflügeln und Zurücklegung der Hauptpartie des Gebäudes ein Bild von großem Reiz in der Straße geſchaffen und dabei unter Vermeidung der zu ſtarken Wirkung des im Verhältnis zu den um⸗ legenden Eebäuden gewaltig großen Baues einen reizvollen Ueber⸗ gang gefunden zu haben. An beſonderen Neuerungen muß erwähnt werden, daß die Säle ſe⸗ der für ſich in einer Farbe abgetönt u. dieſe auf der Rückſeite ganz als Schrank ausgebaut ſind, während die den Kindern zugswandte Stirnfeite über die ganze Breite eine entſprechend eingeteilte Tafel aufweiſt.— Auch der Kinderſchreck, das Katheder iſt verſchwunden; es mußte einem großen Tiſch Platz machen, an dem der Lehrer, wie ein Vater ſeine Kinder, die Schüler um ſich ſammelt, um ihnen ab⸗ wechſelnd, auch ſtehend, Unterricht zu erteilen. Das ganze Gebäude in ſeinem Innern ſtimmt zur Freude, Lehrer und Schüler müſſen ſich darin heimiſch fühlen. Alles iſt dazu angetan Anregungen für den Unterricht zu geben. Dieſer Anſicht gab auch der Miniſterpräſident von Bayern gele⸗ gentlich ſeines kürzlichen Beſuches 2 sdruck, als er ausrief:„Hier fühlt man ſich wohl, alles ſtimmt ſo freudig“. Im Keller des Ge⸗ bäudes iſt neben einem Schulerbad, in dem eine ganze Klaſſe zu gleicher Zeit baden kann, ein Volksbad mit Brauſebädern, Wamnenbädern und Midizinalbädern untergebracht. Die nachfolgenden Redner, Bürgermeiſter Süß von Oppau, Bezirksanumann Dr. Fritz von Frankenthal wieſen erneut auf den erhebenden Moment der Uebergabe des Gebäudes hin. Oberſehrer Hermann dankte im Namen des Lehrerkollegiums für die große Spende der Gemeinde an den Lehrkörper und verſicherte, ſtets im Geiſte des Namensträgers der Schuſe, Peſtalozzi, das ihnen anver⸗ traube Gut zum Segen der Gemeinde zu perwalten. Der feierliche Akt ſchloß mit einem Geſang der Schulkinder, worauf an dieſe Brezeln verteilt wurden. Bis zum Einbruch der Dunkelheit war das Gebäude zur Beſichtigung freigeſtellt, wovon auch veichen Ge⸗ brauch gemacht wurde. Nach einor Meldung aus Geeſtemünde ſind bei der Wahl der unbeſoldeten Sengtoren 5 Bürgerliche und 4 Sozial⸗ Nemokraten gewählt worden. Als 1. Bürgermeiſter wurde Dr. Dedius, der bisherige Oberbürgermeiſter von Geeſtemünde, mit 23 Stimmen gywählt, ferner Dr. Mohrmann als 2. Bürgermei⸗ ſter. Die Sozialdemokraten verſuchten in beiden Fällen, ihren Kan⸗ didaten Peterſen durchzubringen, blieben aber in der Minderheit. Me. Eſſingen, 7. Dez. Als vorgeſtern Abend 7 Uhr ein Laſtauto mit Anhänger der Weinhandlung Gebrüder Roſenſtiel Neuſtadt a. H. den Bahnübergang in der Nähe des hieſigen Bahnhofes paſſierte— die Schranken waren geöffnet— wurde der Anhänger am rechten Hinterrad von der Lokomotive des von Neuſtadt dom menden Perſonenzuges erfaßt und fortgeſchleift, der Laſtwagen ſelbſt mitgeriſſen. Während der Anhänger mit dem leeren Halb⸗ ſtückfaß zertrümmert wurde und die Lokomotive entgleiſte, blieb der Laſtkraftwagen ziemlich unverſehrt. Der Begleiter des Anhängers wurden mit ſchweren Kopfwunden aufgehoben und in das Neuſtadter Krankenhaus verbracht, während der Chauffeur derzeitige, langährige Vorſtand de⸗ ee Stempel auf Grund des Art. 47 des.⸗G Nunter Anerkennung ſeiner Dienſtleiſtung in dauernden Ruheſtand verſetzt. u, ein Begleiter mit leichten Verletzungen davonkamen. Wie man bört, ſoll die Schuld den Beamten kreffen, der von der die Schranken des Überganges herunter zu laſſen hat. 5 ſtationen der Nachbarſtädte ſandten alsbald Hilfswagen an die Un⸗ fallſtätte. Station aus Die Bahn⸗ Nach einer amtlichen Meldung wird der eeee, Bezirksamts Landan Ober⸗Re⸗ Der in Landau allſeits beltebte Beamte wird erſetzt durch den mit dem Titel und Nang eines Ober⸗Regierungsrats ausgeſtattete Be⸗ zirksamtsvorſteher Oskar Clemens aus Kuſel. Nachbargebiete sw. Darmſtadt, 8. Dez. Die Anklage gegen die Witwe Olzen van Pfungſtadt wegen Tötung des Bautechnikers Wacker von Pungſtadt iſt nunmehr, nachdem als Schluß der Vorunterſuchung durch gerichtsärztliches Gutachten die Zurechnungsfähigkeit beſaht wurde, in Bälde zu erwarten. Die Schwurgerichtsverhandlung des auffehenerregenden Falles dürfte wohl für Ende Januar nächſten Jahres in Ausſicht ſtehen. g heübronn, 6. Dez. In Talheim wollte der 52jährige alte Steinbrecher und Landwirt Konrad Schmidt, Beſitzer des Mittel⸗ daues vom Alten Schloß, in der Scheune Heu abwerfen. Dabei ſtürzte er ab und ſchlug beim Abfallen den Kopf an einen Balken, ſodaß der Schädel von der Naſe bis zum Haupthaar geſpal⸗ ten wurde und durch das Auffallen auf die Tenne die Gehirnmaſſe heraustrat, die neben dem Toten auf dem Boden lag. Gerichtszeitung Die räuberiſche Waiſenpflegerin Vor der dritten Strafkammer des Landgerichts Beilin( kem die Antloge gegen einen weiblichen Räuber, in Perſon der Waiſen⸗ pflegerin Anna Dehme, zur Verhandlung. Dieſe war im So umer abgebaut worden und hatte, da ſie ohne Geld war, in einem Hause einer Frau die Handtaſche entriſſen und eine Geldbörſe mit 6000 R. Mark daraus genommen. Auf die Hilferufe der Beraubten pax es aber gelungen, die Räuberin einzuholen und feſtzunehmen. In der erſten Inſtanz war die Angeklagte ſehr billig weggekommen, indem ſie nur 9 Monate Gefängnis erhielt. Gegen dieſes Urteil hatte ſie Berufung eingelegt und wollte eine noch geringere Strafe. Das He⸗ richt hielt aber die Strafe für niedrig genug und verwarf die Be⸗ rufung, 1 der Angeklagten aber noch die volle Unterſuchungs⸗ haft an, ſodaß ſie nur noch 125 Monate abzuſitzen hat. Als der Landgerichtsdirektor die Angeklagte fragte, ob ſie die milde Steafe erwiderte ſie:„Meinetwegen können Sie machen, was Sie wollen, ich hänge mich heute Nachmittag doch auf.“ Zu einer anderen Antwort war die Verurteilte nicht zu bewegen, ſie erklarte immer wieder, daß ſie ſich aufhängen werde Das Gericht kam zu der lleberzeugung, daß die Angeklagte mit ihrer Aeußerung eine vollgültige Ertlärung zu dem Urteil nicht abgegeben habe, ſo daß dieſes nicht als rechtskräftig erklärt werden könne. ö Seine Frau erwürgt Vor dem Schwurgericht Berlin 1 hatte ſich der Arbeiter Feanz Fitzke wegen Totſchlags an ſeiner Ehefrau zu verant⸗ worten. Fitzke hatte in 28jähriger glücklicher Ehe gelebt und hafte aus dieſer eine erwachſene Tochter. Nach dem Tode ſeiner Frau hatte der Dreiundfünfziglährige nochmals geheiratet. Dieſe zweite Ehe geſtaltete ſich wenig glücklich, obwohl ſie nach Behauptung des Angeklagten aus gegenſeitiger Huneigung geſchloſſen worden war⸗ Stiefmutter und Stieftochter konnten ſich nicht verſtehen und es kam deshalb auch zu Zwiſtigkeiten zwiſchen den Eheleuten. Am Pfinaſtſamstag hatte im Verlauf einer Streitigkett der Angeklagte ſeine Eheſrau exwürgt. Wie es dazu gekommen ſet, will er nicht recht wiſſen. Die Frau habe am Pfingſtſonntag einen Ausflug machen wollen, wozu er keine Luſt gebabt habe, weil er ſich unpäßlich fühlte. Zunächſt ſei es nur zu Zänkereien gekommen, dann babe die Frau ihn angegrifſen, er habe ſich gewehrt. Plötzlich ſet dle Frau links umgeſunken. Wie das alles gekommen ſei, will er nicht wiſſen. In ſeiner Erregung fenite ihm jede Beſinnung an die Vorgänge. Auch auf den Vorhalt des Vorſitzenden, daß die Getötete Fanraemale am Hals agehaht bobe und daß er auf ſhr geknſet habe, gab der Angeklagte nur die Antwort, daß er ſich auf nichts beſinnen könne. Als beſonders auffällig wird dem Angeklagten noch vorge⸗ halten, daß er zweieinhalb Stunden bei der toten Frau, die er an⸗ geblich geliebt haben will, geblieben ſei, ohne ärztliche Hilfe zu holen und gewartete habe. bis die Tochter nach Hauſe kam. Der Staats⸗ anwalt beantragte unter Ausſchluß mildernder Umſtände ſechs Jahre Zuchthaus. Das Gericht billigte dem Angeklagten mildernde Um⸗ ſtände ſedoch zu und verurteilte ihn zu drei Jahren Ge⸗ fängnis unter Anrechnung von fünf Monaten Unterſuchungshaft. Beim Schwimmunterricht erkrunken Wegen fahrläſſiger Tötung hatte ſich der Polizeioberwachtmeiſter Otto Siebenhühner und der Unteroffizier Franz Gleiß vor dem Schöffengericht Berlin zu verantworten. Es handelte ſich um einen tödlich verlaufenen Unfall in der Militärſchwimmanſtalt in Plötzen⸗ ſee, in der Siebenhühner zum Schwimmunterricht und der zwefte Angeklagte zur Obhut über die Schwimmgerätſchaften abkommandiert waren, Im Auguſt wacr der Poltseioberwachtmeiſter Böze: zum Schwimmunterricht angetreten. Siebenhühner holte vom Mitange⸗ klagten eine Schwimmleine legte ſie Böhlke um und prüfte ſie am unteren Ende durch Anziehen auf ihre Haltbarkeit. Dann giy Böhlke auf der Treppe bis zu den Knien ins Waſſer. Plötzlich fi er pornüber, ſo daß er verſank. Um ihn wieder an die Oberfläche zu bringen, zog Siebenhühner mit einem Ruck die Leine an. Ver⸗ hängnisvollerweiſe riß dieſe jedoch, ſo daß der Schwimmſchſiler laut⸗ los in die Tiefe fſank und nicht wieder herausgebracht werden kannte, obwohl der Schwimmlehrer und mahrere Anweſende ſofort ins Waſſer nachſprangen. Erſt nach zehn Minuten gelang es, den Verſunkenen herauszuholen. Aber alle Wiederbeleßunesverſuche waren erfolglos. Es ſtellte ſich dabei heraus, daß dem Veruneleſckten ſein künſtliches Gebiß tief im Halſe ſaß, anſcheinend bhatte er es ver⸗ ſchluckt. Der Sachverſtändice für Seilerwaren erklärte, daß das Seit zermürbt war, daß die Schadͤhaftigkejt aber von außen nic, en be⸗ merken war. Das Gericht kam ſchließlich zu einer Freiſpre⸗ chung. Das Liebesidyll der Greiſin Ein Schwurgerichtsprozeß in Wien. Ein Mordprozeß, deſſen Milien und Motive wohl zu den un⸗ gewöhnlichſten Fällen der Kriminalgeſchichte gehören, hat am 2. Dez. in viertägiger Verhandlung das Wiener Schwurgericht beſchäftigt. Nur nebenbei ſei bemerxkt, daß dieſer Fall in ſenem tſchechiſchen Viertel von Wien ſich abſpielte, das der alten Donauſtadt manchmal einen ſo eigentümlichen Stempel aufdrückt. Tſchechinnen ſind die beiden weiblichen Hauptperſonen des Dramas, die 67jährige Witwe Maria Eberl(trotz ihres deutſchen Namens), deren gewaltſamer Tod am Ffaſchingsmontag, den 8. März, den Anlaß zu dem Prozeß gegeben hat, und ihre Freundin, die S4jährige, ebenfalls verwit⸗ wete Bedienerin Franziska Pruſcha. die des Mordes an der Eberl beſchuldigt wurde. Tſchechlſch iſt auch das Aufgehot an Zeugen. . Namen, wie Sikvora, Bezulak, Zapletal, Zatleukal, Jirka ſchwirren lnteressante Feststellung: —— Die hygienische, das heißt die vorbeugende, desinfizierende und heilhelfende Wirkung des Odol, nicht nur auf Zähne, Mund, Mandeln, Rachen usw., sondern indirekt auch auf den Gesamt- organismus, stellt sich nach wissenschaftlichem Urteil und nach tausend- facher praktischer Erfahrung als eine immer umfassendere und tiefere heraus
Ausgabe
(8.12.1924) 571. Abend-Ausgabe
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten