2 Se General⸗Anzeiger.(Mettagblatt. Mannheim, 2. Janugr 4 überreichten Note darauf hingewieſen, daß zahlreiche Mauren algeriſches Gebiet überſchritten hätten, um ſich der Harka anzuſchließen, die in der Gegend von Mellilla gegen die ſpaniſchen Truppen kämpfe. m. P aris, 2. Jan.(Priv.⸗Tel.) Die öffentliche Mei⸗ nung zeigt wenig Intereſſe für die Wortklaubereien, in denen ſich der Senatsausſchuß gefällt, um die Vorgeſchichte des Marokkovertrages aufzuklären. Man erblickt darin lediglich eine läſtige Verſchleppung, zumal da die ſchließliche Annahme des Vertrages doch geſichert iſt. politische Uebersicht. *Mannheim, 2. Januar 1912 Der Dreibund. Das WienerFremdenblatt ſchreibt in ſeiner Nummer vom 31. Dezember: In der letzten Zeit ſind wiederholt Preß⸗ angriffe gegen den Dreibund gerichtet und zu dieſem Zwecke Gerüchte über Unſtimmigkeiten zwiſchen den amtlichen Ver⸗ tretern der öſterreichiſch⸗ungariſchen und der deutſchen Politik verbreitet worden. Dagegen hat bereits am 27. d. M. der Lokalanzeiger Stellung genommen unbd mit großer Entſchie⸗ denheit konſtatiert, daß die deutſchen Staatsmänner und Diplo⸗ maten ſich in den Fragen der Dreihbunbpolitik in Ueberein⸗ ſtimmung mit dem Grafen Aehrenthal befinden. Schon vorher hakte eine Meldung derKölniſchen Zeitung aus Berlin von Ausſtreuungen geſprochen,deren Urheber zu glauben ſchei⸗ nen, es könne ihnen gelingen, in Oeſterreich⸗UngarnMißtrauen gegen Deutſchland zu ſäen, von Bemühungen, deren Frucht⸗ loſigleit ſich bald genug herausſtellen werde. Und ein anderes, ſüddeutſches Blatt, das ebenfalls häufig Auffaſſungen gut in⸗ formierter Berliner Kreiſe der Oeffentlichkeit zur Kenntnis hringt, tritt nunmehr den Treibereien in einer Beſprechung der Erklärungen des Grafen Aehrenthal vor den Delegationen mit der Feſtſtellung entgegen, daß ſowohl in Bezug auf die Ballanpolitik wie auf die Haltung gegenüber dem türkiſch⸗ italieniſchen Kriegeeine Uebereinſtimmung der Auffaſſung, teilweiſe bis in den Wortlaut hinein beſtehe, daß man in Berlin insbeſondere von den Aeußerungen des Miniſters über das Verhalten der Monarchie in der Marokkofrage befriedigt ſei, und daß Graf Aehrenthal kein Wort geſagt habe, das nicht auch ſchon im Deutſchen Reichstage von Seiten der deutſchen Regierung ausgeſprochen worden wäre. Damit wäre das grund⸗ loſe Gerede, oder wie derLokal⸗Anzeiger ſich ausdrückt die kleine Preßintrigue, die die Gegner des Dreibundes ſelbſtverſtändlich für ihre Zwecke ausgebeutet haben, genügend abgetan. Wir wollen unſererſeits abſchließend hinzufügen, daß die Beziehungen zwiſchen dem Grafen Aehrenthal und den leitenden Staatsmännern des deutſchen Reiches ſtets die aller⸗ beſten und freundſchaftlichſten waren und geblieben ſind. Traurige Achiffahrtsverhältniſſe an der marokkaniſchen Meſßküſte. Um dem durch die gute Ernte dieſes Jahres hervorgerufenen Ladungsangebot zu genügen, hat die Oldenburg⸗Portugieſiſche Dampfſchiffsreederei,.⸗G., Oldenburg i. Gr., in den letzten Mo⸗ naten außer ihren regelmäßigen Dampfern zahlreiche Extra⸗ dampfer nach und nach nach Marokko geſchickt; ſeit längerer Zeit befinden ſich zehn ihrer Dampfer an der Küſte. Seit Anfang November herrſcht dort aber derartig ſchlechtes Wetter, daß in den meiſten Plätzen faſt gar nicht gearbeitet werden kann. Be⸗ kanntlich müſſen in allen marokkaniſchen Häfen die Schiffe auf der offenen Reede bleiben, und Löſchen und Laden iſt nur durch Leichter ausführbar. Bei ſchlechtem Wetter können jedoch die Leich⸗ ter ſich nicht durch die Brandung durcharbeiten; etwas beſſer iſt es nur in Tanger, Mazagan und Mogador, wo wenigſtens einigermaßen ein natürlicher oder künſtlicher Schutz gegen die offene See vorhanden iſt. In den anderen Häfen dagegen hat die Arbeit ſeit Anfang November ſo gut wie ſtill gelegen. So wird uus Saffi berichtet, daß dort im ganzen Monat November nur en einem Tage hat gearbeitet werden können. Ein weiterer Um⸗ ſtand, der das Weiterkommen der Schiffe aufs äußerſte ver⸗ tögert, iſt derx in allen Häſen außer Tanger beſtehende eichtermangel, Am ärgſten liegt es in dieſer Hinſicht in Caſa⸗ ancg, wo jetzt, nachdem in den letzten Stürmen einige Leichter e ſind, noch neun Leichter vorßhanden ſind. Dabei baben vor Cafablanca zeitweiſe 24 Dampfer gelegen zurzeit ſind es 22, die nach dem dort herrſchenden Verfahren gleichzeitig kedient wer⸗ den ſollen. Aehnlich liegt es in Saffi. Dort war von den Fran⸗ zöoſen eine Landungsbrücke gebaut, an die die Leichter anlegen ſollten, ohne die Brandung paſſieren zu müſſen. Die Brücke, die ſich übrigens für dieſen Zweck nicht tauglich erwies, iſt in den lebten Stürmen zerſtört. Ein Teil der von den Franzoſen für Saffi angeſchafften Leichter ſind ſo unzweckmäßig, daß ſie nicht berwendet werden können. In Laraſch ſind nur vier Leichter vor⸗ handen, während zehn benötigt werden. Auch in Rabat und Mazagan herrſcht Leichtermangel. In letzterem Plaß iſt außer⸗ dem der Leichterhafen ſo ungenügend tief, daß nur bei Hochwaſſer die Fahrzeuge aus⸗ und einfahren können. CC(CCCͤãĩV!ç Feuilleton. SGerhart Hauptmanns neues Drama. Sabriel Schilliugs Flucht, das Drama, das Gerhart Haugtmaun nach laungem Zögern der Oeffentlichkeit aber noch nicht der Bühne übergibt, gelangte mit dem Januuarheft derNeuen Rund⸗ ſchau(S. Fiſcher Verlag, Berlinſ zur Ausgabe. Es ſchließt ſich den Künſtlerdramen an, den ſorgſamen und liebevollen Seelenanalyſen, die uns Hauptmann inEinſame Menſchen, inKollegen Crampton, inMichael Kramer gibt. Die äußere Aehnlichkeit führt zum Bockerath dereinſamen Menſchen zurück. Wieder eine weiche, nicht ehen widerſtandsfähige Künſtlerſeele zwiſchen zwet Frauen, der Ehe⸗ ſaltin und einer Freundin, haltlos pendelnd. Wieder ſind wir in der Nähe des Waſſers, auf dem des Helden tragiſche Zukunft liegt. Nuür daß der Maler Schilling bereits krankeren, zerrſſſenerenchemütes iſt, da wir ihm auf der einſamen Oſtſee⸗Inſel begegnen. Zum Waſſer zieht ihn ein unwiderſtehlicher Drang,am Waſſer bin i Haus, das Wiener Lied iſt ſeine Lieblingsmelodie, und als ihm in die weltferne kleine Inſel beide Frauen nachfolgen, denen er ent⸗ kommen wollte, ſeine Frau und Hanna, die ſtarkgeiſtige Ruſſin, die auf ihn einen ſo verwüſtenden Einfluß hat, da nimmt er zum Meer ſeine Zuflucht. Wie ſchlafwandelnd geht er hinein, um nur als Leiche Und dabet widerfährt ihm das Wunder, das ſie auf Stie nennen es dasWafeln Ein inneres Erxlebnis zu feiern, und dem em 8821 r Kühn iſt am Strande mit ſeinem Lehrling. d Ob wohl der Kunſtmaler aus Berlin ſterben dattes Mault wal ſeht uns dat au! Fu ee: Ick bachte bloß, weil wir dem kienenen Sarg * : Meeſter, Meeſter, dort kommt er ja. Man fordert: Vermehrung der Leichter, Herſtellung von An⸗ lagen zum Schutz der Leichter bei ſchlechtem Wetter und da in einigen Plätzen auch über Mangel an Hafenarbeitern infolge ungeeigneten Zahlungsſyſtems geklagt wird Verbeſſerung der Arbeiterverhälkniſſe. Auf Grund der klaren Abmachungen des Abkommens bom 4. November, bemerkt hierzu dieDeutſche Kolonialzeitung, wird es unſerem Auswärtigen Amte ein leichtes ſein, bei der franzöſi ſchen Regierung die Abſtellung ſolcher unſere Marokkokaufleute und unſere Schiff⸗ fahrtslinien ſchädigende Zuſtände zu erreichen. Die Vorbereitungen zu den Reichstags⸗ wahlen. Wahlbewegung im 11. Reichstagswahlkreiſe, Heddesheim, 30. Dez. Die vom Nationalliberalen Bezirksverein Weinheim imOchſen dahier einberufene liberale Wählerverſammlung war ſehr gut beſucht und nahm einen aus⸗ gezeichneten Verlauf. Nach herzlicher Begrüßung der Er⸗ ſchienenen durch den Vorſitzenden des hieſigen Ortsvereins, Herrn Schäffer ſchilderte Herr eltor Buſch⸗Mann heim in feſſelnder Weiſe die Entwicklung des deutſchen Volks⸗ und Wirtſchaftslebens im verfloſſenen Jahrhundert bis zur Gegenwart. Er zeigte, wie die veränderten wirtſchaftlichen Intereſſen zur Bildung der Parteien führten und leider cuch zur Zerſplitterung des bürgerlichen Liberalismus und damit zur Ausſcholtung ſeines Einfluſſes. Glücklicherweiſe iſt für die jetzige Reichstagswahl ein gemeinſames Vorgehen zuſtande ge⸗ kommen und deshalb muß jeder wirklich liberale Bürger am 12. Januar die Stimmenzahl des Liberalismus erhöhen helfen. Gerade unſer Kandidat, Herr Profeſſor Gothein, läßt uns keinen Augenblick im Zweifel, wem wir unſere Stimme zu geben haben. Es liegt in unſerm engern Intereſſe und in dem des ganzen Volkes(Lebhafter Beifall.) Im Anſchluß an dieſe mehr allgemeinen Ausführungen entwarf Herr Hauptlehrer Knodel⸗Mannheim mit kräftigen Strichen ein Bild der verſchiedenen Parteien und wies beſonders nach, wie der Bund der Landwirte, der auch in Heddes⸗ heim ſchon Fuß zu faſſen ſuchte, letzten Endes uur die Be⸗ ſtrebungen der Großgrundbeſitzer fördere, wie aber der mittlere und kleine Landwirt von ſeiner Tätigkeit abſolut keinen Nutzen habe. Ebenſowenig dürfen wir das Zen⸗ trum mit ſeiner einſeitigen Konfeſſionspolitik, wie die Sozial⸗ demokratie unterſtützen, ſolange letztere bewußt die Klaſſen⸗ gegenſätze erweitert und ſich an dem interatio⸗ nalen Solidaritätsgedanken berauſcht, wäh⸗ rend die Sozialdemokraten anderer Länder ihre Nationalität nie verleugnen. Im Gegenſatz zu dieſen das Volk trennenden Beſtrebungen betont der Liberalismus, beſonders die national⸗ liberale Partei, die Zuſammenfaſſungaller Volks⸗ teile zum Wohl des Ganzen. Darum bedeutet jede liberale Stimme am 12. Januar eine Stärkung des maß⸗ vollen Fortſchritts und wird zur Hebung des Allgemeinwohls beitragen. Auf dieſe ebenfalls mit ſtarkem Beifall aufgenommene Rede wies Herr Landwirt Bohrmann Feudenheim im einzelnen nach, wie gerade der Mittelſtand und die Landwirt⸗ ſchaft ihre beſten Freunde beim Liberalismus fänden, dem ſie alle ihnen zugute kommenden Geſetze uſw. zu verdanken hätten Der ſtarke Beifall bewies, wie ſehr ſeine Worte das richtige ge⸗ troffen hatten, und als zum Schluß Herr Fabrikant Bender⸗ Mannheim einen feurigen Appell an die Wähler richtete, am 12. Januar Mann für Mann für unſern Kandidaten einzu⸗ treten, verſicherte der als Antwort folgende Beifall, daß die Heddesheimer am Wahltag ihre Schuldigkeit tun werden. Mit Worten des Dankes an die Redner wie die Erſchienenen konnte der Vorſitzende nach 11 Uhr die anregend verlaufene Verſamm⸗ lung ſchließen. =Neulußheim, 31. Dez. Geſtern abend fand hier eine liberale Wähler⸗Verſammlung ſtatt, die von Herrn Schmiedmeiſter Herdle eröffnet wurde. Leider war es dem Serrn Kandidaten nicht möglich geweſen, ſelbſt hierher zu kommen; Das Referat des Abends hatte Herr Stadtver⸗ ordneter Direktor Müller⸗Mannheim übernommen. Der⸗ ſelbe ſprach in ganz ausgezeichneter Weiſe über Deutſchlands auswärtige, innere und ſeine Wirtſchaftspolitik. Seine Aufforderung, die hieſigen Wähler möchten auch am 12. Januar für den liberalen Kandidaten eintreten, wurde mit großem Beifall aufgenommen. Der nächſte Redner, Parteiſekretär Wittig, beſchäftigte ſich eingehender mit der ſog. Reichsfinanzreform und beſprach weiter Fragen der Sozialpolitik, beſonders das Verhalten der Soziafdemokkati zu derſelben. Herr Herdle ſchloß alsdann die in voktreff lichſter Stimmung verlaufene Verſammlung. Reichstagskandidat Prof. Dr. Gothein wird ſprechez Mittwoch, 3. ds. Mts., abends Uhr in det 0 denen Krone zu Neckarau. Donnerstag,., abend 892 Uhr imBadiſchen Hof zu Feudenheim. Freitag, 5 abends 8 Uhr in derNoſe zu Reilingen. Um Uhr in derRoſe zu Plankſtadt. Samstag,., abends 85 Uhr in derKanne zu Hocken heim. Das liberale Bürgertum in Stadt und Land möge dieſe Verſammlungen zu eindrucksvollen Kundgebungen ſeiner Sache geſtalten! iSandhofen, 1. Jan. Am Freitag, 5. ds Mts. hält die hieſige Fortſchrittliche Volkspartei eine öffetliche Verſammlung zugunſten der Kandidatur Gothein aßb. Referent iſt Herr Stadtpfarrer Dr. Lehmann⸗Manüheim. Von nationalliberaler Seite wird Herr Parteiſekrtär Wit⸗ tigg ſpechen. ):(Müllheim, 1. Jan. Im 4. badiſchen Reichstags⸗ wahlkreis Breiſach⸗Staufen⸗Müllheim⸗Lörrach iſt von Fongß; ſervativer Seite Bürgermeiſter Landwirt Jhfeyhy Behringer in Britzingen als Reichstagskandida! aufgeſtellt worden. Zur Kandidatur Wittum. ImVolksfreund ergreift in der Samstagsnummer ein ſich mit J. unterzeichnetes angebliches Mitglied der Forf⸗ ſchrittlichen Volkspartei das Wort zur Kandidatur Witlum DerBadiſche Landesbote führt den Herrn J. folgender⸗ maßen ab:Wir bemerken dazu nur, daß es uns unſere Parteiwürde verbietet, uns mit einem angeblichen Parteimit⸗ gliede, das in der gegneriſchen Preſſe zu einer mit DTakt zu behandelnden Frage das Wort ergreift, auseinanderzuſetzen Jedem Mitglied der Fortſchrittlichen Volkspartei bieten ſich ſo viele Wege, auf denen es innerhalb der Partei ſeine An⸗ ſichten äußern kann, daß uns zur Charakteriſierung des don dem Herrn J. beliebten Verfahrens die parlamenkariſchen Ausdrücke fehlen. Außerdem find die Ausführungen 8es Herrn J. nach den Erklärungen, die Herr Wittum in Pforz heim angegeben hat, durchaus hinfällig. Der Hieb ſith Ein neuer Zentrumsſchwindel. Konſtanz, 30. Dez. U. a. hat die Zentrumspfeſſe dem Abgeordneten Schmid nachgeſagt, er ſei bei der ennd abſtimmung über das Schiffahrtsabgabengeſetz nicht Reichstag geweſen. Das iſt ein Wahlſchwindel wie ſo piels andere. Herr Schmid war wohl zugegen, dagegen haben 0 die Zentrumsabgeordneten Schüler, Duffner und kenmayer ſich gedrückt. Wie das Zentrum ſich Wahſhilfe holt, wird in derRhein.⸗Weſtf. Ztg. aus Saarbrücken erzühlt Da das Zentrum befürchtet, aus eigener Kraft im Wah kreis Saarbrücken gegen Baſſermann nicht zum Si zu gelangen, ſo holt es ſich die Wahlhilfe aus den beng Kreiſen. Der Nachbarkreis Saarlonis iſt eine ſeſte Homz des Zentrumsabg. Roeren, der hier ſeit 1883 ſtets mit einer ſylche Mehrheit gewählt zu werden pflegt, daß eine Gegenkandidarn ernſtlich gar nicht in Frage kommt. Das Zentrum kom diert nun in Maſſen Zenkrumsleuke aus dem Kreiſe die ja in großer Zahl im Saarbrücker Bergrevier als Beig ihre Arbeitsſtelle haben, ab, damit ſie hier für das Zentrum ſii men ſollen. Beſonders die Geiſtlichkeit agitiert lebhaft unter Katholiken ſelbſtvon der Kanzel herab, daß re Saarlouiſer Kreiseingeſeſſene im Saarbrücker Wahlkr Wahlrecht ausüben. Die Behörden haben es für zuläſſig ertee daß Reichstagswähler auch an ihrem Arbeitsorte ihr Waßrech ansüben können. Nur wurde verlangt, daß ſie vorher zu ren häkten, woſie ihr Wahlrecht ausüben wollen, daß ſie den Nachweis zu erbringen hätten, daß ihre Nan in der Wahlliſte ihres Wohnortes gelöſſcht ſeien. Beſchwerde des Zenkrums iſt nun von der Regierung die Bürgermeiſter der einzelnen Ortſchaften die Anweiſung ergan gen, daß ſie amtlich die Namen aller in Schlafh ſern oder Quartieren untergebrachten Wähler die Wählerliſten aufzunehmen haben. Auch aus de Nachbarkreiſe Ottweiler⸗St. Wendel⸗Meiſenheim ſchickt man ſel Zentrumsleute herüber, die vielleicht als chriſtliche Gewerkſchaft doch der Zentrumsparole, für den Fachabteiler Koßmann zu men, nicht folgen würden, hier in Saarbrücken in dem chrifflichen (Gabriel Schilling kommt von links, aus den Dünen. Er iſt unzureichend bekleidet: Hemd, Beinkleider, Jackett, keine Weſte, kein Hemdkragen, keine Strümpfe in den Schuhen. Er geht ſchuell, wie ein Nachtwandler, gerade auf die Gallionfigur zu, die im Scheine des Blinkfeuers vom Leuchtturm in beſtimmten Zwiſchenräumen heller beleuchtet wird. Nahe herangekommen, ſteht er ſtill und blickt zu ihr hinauf.) Kühn:'Abend. Schilking(mit verroſteter Stimme, erſchrockenſ: Guten Abend. Wer ſind Sie denn? 5 Kühn: Sind Sie vielleicht der Herr Maler Schilling, wenn ich fragen darf? Schilling: Pſt! Namen und Stand tut hier nichts zur Sache. Sagen Sie mal, wie kommt denn das, daß dieſe Figur dort oben immer abwechſelnd hell und dunkel wird? Kühn: Na, das kommt ganz natürlich von dem Blinkfeuer. Schilling: Ich habe das ſchon eine ganze Weile von Ferne beobachtet. Ich wußte gar nicht, was es bedeutet. Kühn: Wieſo bedeutet? Schilling: Ich wollte erſt nicht herüberkommen. Schließlich dacht ich mir aber, daß es doch was bedeuten muß. Woher ſtammt denn eigentlich dieſe Figur? Kühn: Sie ſtammt von einer däniſchen Kutterbrigg, die hier draußen geſunden iſt. Schilling: Richtig! Natürlich! Schiff und Mannſchaft natürlicherweiſe zugrunde gerichtet. Kühn: Da haben Sie ganz recht. So iſt et och. Schilling: Wie hieß denn die Brigg? Kühn: Sie hieß Ilſabe. Schilling: Den Namen kenn ich von irgendwo her. Kühn: Sie werden ihn auf'm Kirchhof geleſen haben, wo die gelandeten Leichen von der Ilſabe begraben worden ſind. Da iſt jaen Kreuz und auf dem ſteht Ilſabe. Schilling: Eigentlich liegen wir recht gut, da oben im Sande. Kühn: Wie ſagen Sie, wenn ich bitten darf? Schillinga: Na, eine ſchönere Stelle, begraben zu werden, gibt's doch nicht. Oder möchten Die etwa lieber in Berlin auf ſo einen Maſſenkſrchhof begraben werden? n: Na, ſo weit bin ich überhaupt noch lange nicht. Schilting: Keine Automsbilomnibuſſe, keine Straßenbahn⸗ wagen, immer nur die rennenden ſpringenden, kleinen Sandkörnchen! Friſcher, geſunder, naſſer Sturm! Der ſchöne Salut des Meers überm Grabhügel! Tühn: J, da hat man ja niſcht mehr von! Schilling: Das ſagen Sie ſol Wer weiß denn das M. Ich hab aber irgendwo mal geleſen:Gott löſcht nicht aus im dit Grabesſchoß, was er entzündet hat im dunklen Mutterſcho Uebrigeus, gucken Sie doch mal hinter ſich. Kühn(tut es): Warum nicht? Wat ſoll denn dort ſtud, ec ſteht ſich ſelbſt. Da 0 Schilling: Das verſteht ſich von ſelbſt. meine Erklärung nicht. Da hat wahrſcheinlich das Waſſer 5 armen Teufel an den Strand geſpült. Kühn lder nichts ſieht, verdutzt): Was denn füren armen 7. Schilling(immer ſtarr blickend: Gott, ich weiß ja nicht das iſt, den ſie da begraben. Iſt das bei Ihnen immer ſo, Pfarrer der erſte iſt und dann erſt die Kinder mit dem kommen? Komiſch iſt bloß: ſie ſingen ja nicht. Kühn: J. Sie wollen man mit mich Ihren Spaß haben! Schilling: Dem armen Schlucker von der Ilſabe hah doch den hölzernen Schlafrock auch gemacht!? 2 Kühn: Denn müſſen Sie mehr als unſereener zu ſehen kr Anders verſteh ich det nich. Schilking: Glauben Sie denn, ich erkenne mein Freund Mäurer nicht, weil er einen Zylinder auf hat, einen ſchirm in der Hand hält, und weil es ein bißchen ſtür graupelt? 827 Der Junge: Meeſter, ich furcht mir, der iſt jo wahnſiunig Schilling: Und die Damen, glauben Sie, kenn ich nicht Weibsleute, die da hinterdrein laufen und die. und die die ihre Röcke ſo ſorgfältig hoch nehmen, weil ihnen bei dem das die größte Hauptſache iſt? Kühn: Aber et fällt ja keen Troppen vom Himmel, Schilling. »Schilting(ſchlägt ſich vor den Kopf! Ja, Donnerwetter mal, Sie haben ja recht, wo iſt man denn? Er hält die Hand ſt vermeintlichen Regen.) Kein Tropfen, wahrhaftig. Na, einerl⸗ hätte geſchworen, daß da ſo etwas geflunkert hat. Na nu ah Se mal, Meiſter, ſind das nun ſechs Fiſcher, die die lange, gez auf den Schultern tragen, ja oder nein, Meiſter? Na nu doch zufrieden ſein. 925 11 Wenn Sie aber nun ſo weiter reden, beſter H kriege ick Angſt, det et umgeht hier uf de Inſel, und denn mas liebern 8 Schilling: Sie haben recht. Ich merke das ſa. Ich o nämlich immer ganz einfach Wirklichkeit und Einbildung. Kühn: Da kommen Leute, die ſuchen nach Sie, Herr Sch Schil ling: So? Wo denn? Wenn Sie etwa irtzen N5 * 4 25 %%// 2 T F Jal höhe