Maunheim, 31. Dezember. General⸗Anzeiger, Badiſche Neueſte Nachrichten(Abendblatt) Im Geſchäftsbereiche des K. Staatsminiſteriums des Innern: Verdienſtorden vom heiligen Michael 4. Klaſſe mit der Krone: Regierungsrat der Kgl. Regierung der Pfalz, E. des Innern, Ludwig Gyßling. VBerdienſtorden vom heiligen Michael 4. Klaſſe: Weingutsbeſitzer und Bürgermeiſter von Forſt, W. Spindler. Verdienſtkreuz des Ordens vom heiligen Michael mit der Krone: Bürgermeiſter von Wachenheim a. H. Karl Dudwig Rettinger. den Titelund Rang eines K. Hofrats: Landesinſpektor für Weinbau, Landesökono⸗ mierat Auguſt Dern in Neuſtadt a. d.., 2. Vorſitzenden des Bayeriſchen Landeswoh⸗ KHungsvereins Dr. Eugen Jäger, Verleger und Schriftſteller in Speyer. Titel eines Oekonomierats: Stellvertretender Verbandsdirektor des Ver⸗ bandes pfälziſcher landwirtſchaftlicher Genoſſen⸗ ſchaften und Direktor der pfälziſchen Landwirt⸗ ſchaftsbank Philipp Katholy in Landau i. Pf. Im Geſchäftskreiſe des K. Staatsminiſteriums des Innern für Schulangelegenheiten: die Ludwigsmedaille für Wiſſen⸗ 55 ſchaft und Kunſt: Schriftſteller und Verleger, Großh. Heſſiſchen Hofrat Alexander Koch in Darmſtadt. Titel eines K. Profeſſors: Kunſthiſtoriker Dr. Ernſt Baſſer mann⸗ Jordan aus Deidesheim in München. Im Geſchäftskreiſe des K. Staatsminiſteriums der Finanzen: Verdienſtorden vom heiligen Michael 3. Klaſſe: „Regierungsdirektor der Regierung der Pfalz, K. d.., Matthäus Hofmeiſter; Regierungs⸗ direktor der Regierung der Pfalz, K. d. Forſten, Dr. Lorenz Wappes. Im Geſchäftskreiſe des K. Staatsminiſteriums 5 für Verkehrsangelegenheiten: Silberne Medaille des Verdienſt⸗ 5 ordens der Bayer. Krone: Oberwerkführer Ludwig Boos in Ludwigs⸗ hafen a. Rh., Oberlokomotivführer Hermann Gugger in Ludwigshafen a. Rh. Silberne Medaille des Verdienſt⸗ ordens vom heil. Michael: Packmeiſter Markus Adler, Wagenwädter Philippy Käppker, Lokomotivheizer Jakob Götßel in Ludwigshafen a. Rh. Bronzene Medaille des Verdienſt⸗ 155 ordens vom heil. Michael: Maſchinenhausdienſt Jakob Tronecker, Werkſtättedienſt Heinrich Staß, Stationsdienſt Lorenz Hochſchild, Stationsdienſt Friedrich Spoor, Werkſtättedienſt Johann Blarr in isbein g,.. Von Tag zu Tag. Jagdunfall. Darmſtadt, 30. Dez. Auf der Jagd tötlich verwundet wurde der Taglöhner E. Seng aus Nonnenbach bei 50 Hirſchhorn durch den Landwirt Pl. Stratz aus SHirſchhorn. St. hatte ein Reh verfolgt und glaubte dieſes durch ein Geräuſch im Gebüſch entkdeckt zu haben. Er gab einen Schuß ab, traf iber den daſelbſt ſitzenden S. derart in den Kopf, daß dieſer noch am Abend ſtarb. Liebestragödie. Frankfurt, 31. Dez. Vor einer Wirtſchaft in Sachſenhauſen ſchoß am Montag abend ein Njähriger Taglöhner namens Chriſtian Walter aus Niederrad mit einem Revolver auf ein Mädchen, die 20jähr. Arbeiterin Anna Heinz aus der Weſtlichen Ge⸗ Keitsſtraße, in deren Begleitung er kurz vor der Tat die Wirtſchaft betreten hatte. Die Kugel bdrang dem Mädchen durch den Hals. Der Atten⸗ täter flüchtete, als er von einem Schutzmann verhaftet werden ſollte, in den Hof und von dort über eine Mauer in einen Garten, wo er ſicch verſteckte. Als die Verfolger ihn dort ſuch⸗ ten, gab Walter auf ſie zwei Schüſſe ab; er wurde alsdann feſtgenommen. In bewußtloſem HZuſtand und ſchwer verletzt wurde er ins Städtiſche Krankenhaus eingeliefert. Bei ſeiner körperlichen Unterſuchung konnten keine Schuß⸗ wunden feſtgeſtellt werden; die Verletzungen rühren von Schlägen der empörten Verfolger her. Auch die Anna Heinz kam ins Kranken⸗ haus. Ihre Verletzung iſt ſchwer, aber nicht lebensgefährlich. — Exploſion vonFeuerwerkskörpern. Frank⸗ furt, 30. Dez. Im Haufe Taunusſtraße 40 ent⸗ ſtand heute Nachmittag in einem Papierladen ein Bran d. Eine Kiſte mit Feuerwerkskörpern hatte Feuer gefangen und war explodiert. Der Laden iſt vollſtändig ausgebronnt. Begnadigt. Würzburg, 30. Dez. Prinz⸗ regent Ludwig begnadigte den vom Schwur⸗ gericht zum Tod verurteilten Nüdlinger Mörder, Bäckermeiſter Weber, der ſeine Geliebte im Mai ds. Is. ermordet und dann das Bett in Brand geſteckt hatte. 555 waſſer im Jura. I. Biel, 30. Dez. Die verſchiedenen Juraflüſſe haben infolge der Regengüſſe der letzten Tage gewaltige Waſſer⸗ zuflüſſe bekommen und einzelne dieſer Flüſſe ſind Pereits über ihre Ufer getreten und haben die Höhe des Hochwaſſers von 1910 angenom⸗ men. Die warmen Föhnwinde haben den Schnee im Jura faſt vollſtändig weggefegt, ſo daß ein weiteres Steigen der Juraflüſſe zu gewärti⸗ gen iſt. — Jamiliendrama. T. Genf 90. Dez. In m benachbarten Dorfe Cuvat ſpielte ſich am gangenen Samstag ein ſchreckliches Familien⸗ ab. Dort wohnte ein 52 Jahre alter penſionierter franzöſiſcher Zollbeamter namens wei Jahre jüngeren Gattin. n ſtarkem Unfrieden, weil kauzler hat an Freifrau v. Gemmingen aus Hohenfinow folgendes Telegramm gerichtet: Ihres Herrn Bruders hat mich tief erſchüttert und ich bitte Sie, verehrte gnädige Frau, mein aufrichtigſtes und herzlichſtes Beileid entgegen⸗ zunehmen. Inhalt ſeines Lebens war, iſt Ihr Bruder abbe⸗ rufen worden. Die hohen Verdienſte, die er ſich um das Vaterland erworben hat. laſſen die geſamte Reichsregierung und mich perſönlich ſei⸗ nen Tod als einen großen berwindenden Verluſt tief beklagen. Gokt kam es wieder zu Streitigkeiten, bei welchen der Mann mit einer Spitzhacke in ſchrecklicher Weiſe auf die arme Frau einſchlug, die aus vielen Wun⸗ den blutete. Die Frau hatte noch ſo viel Kraft, nach einem in der Küche liegenden Beil zu grei⸗ fen, womit ſie ihrem Mann den Schädel ein⸗ ſchlug. Darauf flüchtete die Frau zu einer Be⸗ kannten, wo ſie bewußtlos zuſammenbrach. Die herbeigerufene Polizei konnte nur noch den Tod des Mannes konſtatieren. Die ſchwer verletzte Frau war nicht vernehmungsfähig und wird vor⸗ ausſichtlich kaum mit dem Leben davon kommen. 2 20 Lehte Nachrichten und Telegramme. Mains, 31. Dez.(Priv.⸗Tel] Der Syn⸗ dikus und Direktor des Verbandes der Brauereien von Mainz und Umgebung, Dr. Hans Schür⸗ gens, iſt ſeit Freitag verſchwunden. Es liegt der Verdacht vor, daß er flüchtig gegangen iſt. Man iſt augenblicklich mit der Prüfung der Rechnungen beſchäftigt und es ſcheint, daß man mit einem Fehlbetrag rechnen muß. Genaueres iſt noch nicht feſtgeſtellt. München, 31. Dez. Aus Anlaß des Neujahrsfeſtes wurde eine große Anzahl von Auszeichnungen verliehen: Miniſter⸗ präſident Freiherr v. Hertling erhielt das Großkreuz des St. Michael⸗Verdienſtordens, den St. Michael⸗Verdienſtorden erſter Klaſſe erhiel⸗ ten: Der Kultusminiſter von Knilling, Finanzminiſter von Breun ing und der Ver⸗ kehrsminiſter von Seidlein, das Ehrenkreuz des St. Michael⸗Verdienſtordens: der Senats⸗ präſident im Reichsverſicherungsamt Konrad Hartmann und Kommerzienrat Ravens in Berlin. W. Pößneck, 31. Dezbr. Der Seniorchef der Textilfirma Bernhard Siegel u. Schütz ſtiftete aus Anlaß des 40jährigen Beſtehens der Firma 400 000 Mark, wovon die Zinſen alljährlich ver⸗ dienten Arbeitern ausgezahlt werden. 10000 M. erhält der Verſchönerungsverein und 5000 Maxk die Diakoniſſenkaſſe zu beſonderen Verwendun⸗ gen und Beſtimmungen. Zum Regierungsjubiläum des Kaiſers. * Heidelberg, 31. Dez. Aus Anlaß des bevorſtehenden 25jährigen Regierungs⸗Jubiläums des Kaiſers hat der Stadtrat beſchloſſen, in das nächſtjährige Stadtkaſſen⸗Budget zwecks Vertei⸗ lung an bedürftige hieſige Veteranen 3000 Mark einzuſtellen und dies im Falle der Zuſtimmung des Bürgerausſchuſſes auch ſpäter⸗ hin alljährlich zu wiederholen. Verurteilung eines Hoteldiebes. *Berlin, 31. Dez.(Priv.⸗Tel.) Gegen den Hoteldieb Löwy aus Wien fand heute die gericht⸗ liche Verhandlung ſtatt. Der Angeklagte hatte ſeiner Zeit in mehreren Berliner Hotels fort⸗ geſetzt Diebſtähle verübt. In einem Falle fielen ihm allein für etwa 8900 Mark Juwelen in die Hände. Bei ſeiner Feſtnahme bedrohte Löwy den ihn verfolgenden Beamten mit einer Browning⸗ piſtole, ſodaß dieſer gezwungen war, von ſeiner Schußwaffe Gebrauch zu machen, wobei ein Paſſant verletzt wurde. Löwy wurde zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Ein Sieg der deutſchen Sache *Schweßz, 31. Dez. Bei der geſtrigen Reichs⸗ tagswahl in Marienwerder 5 erhielten von 15 908 giltigen Stimmen der Londrat von Halem (Reichspartei) 8017, Rittergutsbeſitzer von Sa ß⸗ Jaworski(Pole) 7855 und Parteiſekretär Grygo(Soz.) 33 Stimmen. Zerſplittert ſind 3 Stimmen, ungiltig 25. v. Haleom iſt ge⸗ wählt. Die ungariſche Wahlreformvorlage. * Budapeſt, 31. Dez. Die Wahlreformvor⸗ lage, welche Miniſterpräſideut v. Jukacs im Ab⸗ geordnetenhauſe unterbreitete, vermehrt die Wählerzahl um 800 000 Wähler oder um 75 Prozent der bisherigen Wählerzahl. Das Wahlrecht beginnt für die Abſolventen von Mit⸗ telſchulen mit dem 24. Jahre, für alle anderen Wähler mit dem 30. Jahre. Induſtrielle Arbei⸗ ter müſſen eine ſtändige Beſchäftigung während zweier Jahre, landwirtſchaftliche eine ſolche von fünf Jahren nachweiſen. Analphabeten erhalten das Wahlrecht nur, wenn ſie 40 Kronen Steuer⸗ leiſtung oder 16 Joch Grundbeſitz nachweiſen. Die Abſtimmung in den größeren Städten iſt geheim, in den ländlichen Bezirken öffentlich. Die Kriegsgefahr im fernen Oſten. W. Urga, 31. Dez. Der mongoliſchen Regie⸗ rung iſt die Meldung zugegangen, daß chineſiſchen Truppen den Fürſten des Alaſchanbezirks in der ſüdlichen Mongolei, der dem Huktuktu Treue ge⸗ lobt hatte, angriffen und nach Kweiliwatſchang (Kutuchoto) gebracht haben. Zum Tode Riderlen⸗Wächters Beileidskundgebungen. * Stuttgart, 31. Dezbr. Der Reichs⸗ Die Nachricht von dem plötzlichen Hinſcheiden Mitten aus der Arbeit, die ihm der und ſchwer zu nem Troſte nahe ſein. Reichskanzler v. Bethmann Hollweg. W. Berlin, 31. Dezbr. Das Beileids⸗ telegramm des öſterreich⸗ungariſchen Mini⸗ ſter des Aeußern, Grafen v. Berchtold an den Reichskanzler lautet: Tieferſchüttert durch die Nachricht von dem plötzlichen Ableben des don mir hochverehrten Staatsſekretärs v. Kiderlen bitte ich Eure Erzel⸗ lenz anläßlich dieſes ſchweren Verluſtes den Aus⸗ druck meines tiefgefühlten Beileids entgegen⸗ nehmen zu wollen. Ich werde dem Dahingeſchie⸗ denen, deſſen bundesfreundliche Geſinnung und hohe ſtaatsmänniſche Begabung in ernſter Zeit kennen und ſchätzen zu lernen ich Gelegenheit hatte, eine treue Geſinnung bewahren. W. Berlin, 31. Dez. Der Präſident des Preu⸗ ßiſchen Abgeordnetenhauſes, Graf v. Schwerin⸗ Löwitz ſandte an die Schweſter des Stäats⸗ ſekretärs v. Kiderlen folgendes Beileidsſelegramm: Zu dem ſchweren Verluſte, welchen mit Ihnen, gnädige Frau, unſer ganzes Vaterland in ernſter Zeit durch den plötzlichen Heimgang Ihres von mir ſo hoch verehrten Herrn Bruders erlitten, geſtatte ich mir, Ihnen meine herzlichſte Teil⸗ nahme und auch die des Preußiſchen Abgeordne⸗ tenhauſes auszuſprechen. W. Dresden, 31. Dez. Der König richtete anläßlich des Todes des Staatsſekretärs v. Kider⸗ len an den Kaiſer ein Beileidstelegramm. Des⸗ gleichen ließ die ſächſiſche Regierung durch den Geſandten in Berlin, Freiherrn v. Salza⸗ Lichtenau dem Reichskanzler, der Reichsver⸗ waltung und der preußiſchen Regierung anläßlich des Ablebens das aufrichtigſte Beileid ausdrücken Nachrufe der italieniſchen Preſſe. W. Rom, 31. Dezbr.„Popolo Romanb“ ſchreibt zu dem Tode des Staatsſekretärs von Kiderlen⸗Wächter: Deutſchland beklage den Verluſt eines außer⸗ ordentlich intelligenten Staatsmannes, der ſtets weſentlich politiſche Angelegenheiten mit einem klaren Blick einzuſchätzen wußte. Die Verbün⸗ deten Deutſchlands ſchließen ſich aufrichtig der Trauer an. „Bita“ ſchreibt: 5 v. Kiderlen⸗Wächter habe durch ſeinen letzten Beſuch in Rom bewieſen, welchen Wert er dem Bündnis mit Italien beilegte. Das Bedauern über das Ableben werde aber abgeſchwächt durch die Gewißheit, daß ſe in Werk fortgeſetzt werde, ſodaß die Freundſchaft Italiens mit Deutſchland immer enger werde. Engliſche Nachrufe⸗ * London, 31. Dezbr. Die Mehrzahl der Zeitungen veröffentlichen ſympathiſche Artikel über den verſtorbenen Staatsſekretär v. Kiderlen⸗ Wächter. Die Artikel betonen ſeine ſtarke Per⸗ ſönlichkeit, ſeinen Patriotismus und heben die gegenwärtige Annäherung der deutſchen und engliſchen Politik und ihre Koope⸗ ration im Intereſſe des Friedens hervor. „Times“ ſchreiben: Der plötzliche Tod Kiderlens iſt ein Verluſt nicht allein für ſeinen kaiſerlichen Herrn und ſeine Lands⸗ leute, ſondern für die europäiſche Diplomatie. Wie immer die Tendeuz ſeiner Politik in der Vergangen⸗ heit und ſeine perſönliche Neigung geweſen ſein mögen, ſo beſteht doch in gut unterrichteten Kreiſen kein Zweifel, daß er während des geſamten Ver⸗ laufes der gegenwärtigen Kriſe loyal, tüchtig und unverändert an der Sache des europäiſchen Friedens gearbeitet hat. Er hat natürlich die Wünſche und Befehle ſeines Souveräns aus⸗ geführt. Die großen Anſtrengungen, die Deutſchland in der Sache des Friedens ge⸗ macht hat und namentlich ſein offenes und ernſtes Zuſammenwirken mit Eng⸗ Land zu dieſem Zwecke müſſen in erſter Linie dem Willen des Kaiſers zugeſchrieben werden. Aber bei der Verwirklichung einer Politik und vor allem einer Politik, die komplizierte Beziehungen mit anderen Mächten einſchließt, muß ſehr viel von dem Manne abhängen, der ſie 1 Die Politik wird zweifellos unverändert bleiben, aber ſte wird nicht länger von derſelben Hand ausgeführt werden und eine gewiſſe Zeit muß verſtreichen, bis ein au⸗ derer die Kenntnis erworben und das Vertrauen ver⸗ dienen kann, wie es der verſtorbene Staatsſekretär hatte. Der verſtorbene Staatsmann hielt alle Fäden des verwickelten Diplomatengewebes in ſeinen Händen und es iſt im höchſten Grade ſeiner Ehrlich⸗ keit und Feſtigkeit zu danken, daß ſie in der letzten Zeit zu einem Friedensmuſter verwebt worden ſind. „Daily Chronicle“ ſchreibt: Durch den Tod Kiderlens verliert Deutſchland ſeinen auswärtigen Miniſter in der Zeit einer Kriſe. Deutſchland hat ſeit dem ebeuſo plötzlichen und be⸗ klagenswerten Tod des Herrn v. Marſchall vielleicht keinen anderen Diplomaten, der in den Angelegen⸗ heiten des nahen Oſtens ſo verſiert war. In dieſem Augenblick, wo wir unſer Beileid auszuſprechen haben, erinnert man ſich daran, daß der verſtorbene Staatsmann in den letzten Monaten mit unſerer eigenen Politik an der Sache des europäiſchen Friedens zuſammengearbeitet und daß ſeine letzte be⸗ merkenswerte öffentliche Rede ſo warm die Anerken⸗ nung der engliſchen Haltung ausdrückt. Das Blatt fährt fort: Es liegt kein Grund vor, eine beträchtliche und ſicher ungünſtige Motifizierung der auswärtigen Politik Deutſchlands anzunehmen, deren Kontinuität der„Tägl. Rundſchau“ eine Unterredung ge⸗ währt. Er erklärte darin: Ein Kriegsminiſter iſt kein Politiker und daher nicht bevollmächtigt, die Richtlinien der Politik ſeines Landes in für die Oeffentlichkeit beſtimmte Unterredungen be⸗ kannt zu geben. Aber das kann ich Sie ver⸗ ſichern, daß die ruſſiſche Regierung durchaus friedfertig iſt und an einen Krieg nicht denkt. Der beſte Beweis dafür iſt der lange Urlaub den ich, der Kriegsminiſter, angetreten. Wären wir kriegeriſch geſinnt, ſo würde ich Petersburg gewiß nicht auf mehrere Wochen verlaſſen haben. Dann kam der ruſſiſche Kriegsminiſter auf den geſtrigen Empfang durch den Kaiſer zu ſprechen: Der Kaiſer war von gewinnender Liebenswürdigkeit und unterhielt ſich lange Zeit mit unſerem Botſchafter und mit mir. Von Politik iſt nichts geſprochen worden Der Kaiſer ſprach mit mir hauptſächlich über kavalleriſtiſche Fragen und über Jagd. Ich habe von dem freundlichen Empfang, den er mir be⸗ reitet hat, den beſten Eindruck mitgenommen Das Geſpräch wendete ſich dann dem Ge⸗ ſundheitszuſtand des ruſſiſchen Thronfolgers zu: Ich ermächtige Sie in aller Form zu erklären, daß alle Mitteilungen in der europäiſchen Preſſe über den angeblich beängſtigenden Geſundheitszuſtand des Zare⸗ witſch frei erfunden ſind. Es iſt auch unwahr, daß ein Berliner Profeſſor nach Peters⸗ burg berufen werden ſollte. Die Wahrheit iſt, daß ſich der Thronfolger durch einen Sturz eine Verletzung zugezogen, deren Folgen abet jetzt ſchon beſeitigt ſind. Das Befinden des Zare⸗ witſch iſt im gegenwärtigen Augenblick recht gut. Er unternimmt ſchon wieder Spaziergänge und geht wie bisher ſeiner täglichen Beſchäftigung nach. Das Befinden des hohen Patienten hat niemals Veranlaſſung gegeben, der Thronfolger⸗ frage irgendwie näher zu treten 8 Deutſchland und England. w. Berlin, 31. Dez. Die deutſch⸗britiſche Vereinigung in Berlin empfing im Auftrage des Königspaares von England ein an den Gründer Generalſekretär Lionel⸗Cara gerichtetes Tele⸗ gramm folgenden Inhalts: Ich bin beauſtragt, Ihnen und Ihrem Komitee und den Mitgliedern der deutſch⸗britiſchen Vereinigung den Dank Ihrer Majeſtäten des Königs und der Königin für Ihre guten Wünſche auszuſprechen und Sie zu verſichern, daß Ihre Majzeſtäten Ihre Adreſſe zu würdigen wiſſen, die Sie ſo viel zur Feſtigung 2 zwiſchen den beiden Län⸗ f. Deſterreich⸗Angarn und Rußland. Paris, 31. Dez. Der Matin will wiſſen, Rußland habe durch einen in Wien unternom⸗ menen Schritt von Oeſterreich eine zum mindeſten teilweiſe Demobiliſierung zu erlangen geſucht. Dieſe würde der ruſſiſchen Regierung die Annahme geſtatten, daß die Gefahr beſeitigt und der geplante Ukas betr. die Zurückhaltung der am 1. Januar alten Stils zu entlaſſenden Mannſchaften überflüſſig ſei Oeſterreich wollte geſtern antworten. Dieſe Antwort iſt gewiß ſehr kourtoiſievoll gehalten und enthält zweifel⸗ los zahlreiche Friedensbedingungen. Enthält ſie aber auch eine eeen für die Friedens⸗ liebe Oeſterreich⸗Ungarns? Das iſt bisher nicht bekannt. Kriegsgreuel. W. Lon don, 31. Dez. Der Daily Telegraph veröffentlicht einen langen Bericht ſeines Buda⸗ peſter Korreſpondenten über die Greuel, die während des Krieges von den Serben in Albanien verübt worden ſeien. Dieſe Greuel ſeien bereits von öſterreichiſchen, eng⸗ liſchen und norwegiſchen Kriegskorreſpondenten feſtgeſtellt worden und neuerdings durch Berichte erörtert worden, die öſterreichiſche Behörden ge⸗ ſammelt haben. Konſtantinopel, 31. Dez.(Reuter) Eine Anzahl türkiſcher Senatoren hat an die europäiſchen Monarchen Telegramme gerichtet, um deren Aufmerkſamkeit auf die Maſſacres zu ſtillſtandes in der europäiſchen Türkei fortdauern und welche die Ausrottung der muſel. maniſchen Bevölkerung zu verpoll⸗ ſtändigen drohen. Die Senatoren appellieren an die Monarchen, ſie möchten ihren Einfluß im Intereſſe der Humanität verwerten. :... ͤ ͤ ͤ⁰K.:.:..:.!...(.. Wiedergewinn verlorener chönhelt der Kaiſer und Reichskanzler in einer ſolchen Zeit mit Eifer erhalten werden. Der Autagonis mus zwiſchen Enaland und Deutſchland, der vor 14 Monaten eine ſo gefährliche Phaſe erreicht hatte, iſt jetzt in den Hintergrund getreten, dank vor allem der eifrigen und aufrichtigen Bemühungen in London und Berlin und zum Teil des Empor⸗ ſteigens von anderem Kriegsgewölk, das ſowohl Deutſchlaud als uns bedrohte. Beide auswärtige Aemter haben, ohne ihre Verbündeten und Freunde zu verlaſſen, oder illoyal gegen ſie zu werden, weſentlich zur Erhaltung des europäiſchen Friedens beitragen können. Wir glauben, daß dieſes fried⸗ liche Zuſammenwirken fortgeſetzt wird und daß die bemerkenswerte Abweſenheit eines Konfliktes zwi⸗ ſchen deutſchen und enaliſchen Intereſſen außerhalb Europas es ermöglichen wird. Am Ende des Balkankrieges. Der ruſſiſche Kriegsminiſter in Berlin. Berlin, 31. Dez. Der ruſſiſche Kriegs⸗ miniſter Suchomlinomw hat nach ſeinem aber war An Sanios aben der Herr wolle Ihnen in Ibrer Trauer mit ſei⸗] mehr die Kraft hat, ihre äußere S Natur es will, abzuwerfen. Das Neſultat iſt, zaß die halb abgeſtorbene äußere Hülle auflie ſie hoffnungslos verunſtaltet iſt. zu verſuchen, brauchen Ste nur ungefähr fünfund⸗ dreißig Gramm halbſtarkes Cleminit Apotheke zu beſtellen und e Schlafengehen wie Colderen jungen bnd hübſche Von einer Sachverſtändigen. Weun die Frauenwelt nur aufhören würde, kos⸗ metiſche Mittel zu gebrauchen und ſtatt deſſen ein wenig mehr geſunde Vernunft anwendete, ſo köunten alle Frauen ihren jugendlichen Teint wiedergewin⸗ nen und für immer behalten. Schlechter Teint wird gewöhnlich dadurch hervorgerufen, daß die Haut nicht Schicht, ſo wie die gen bleibt, bis Das Vernünftigſte, das in einer ſolchen Lage zu tun iſt, iſt, die häßliche äußere Teintſchicht gänzlich zu entfernen. wendung von etwas halbſtarkem werden. Dieſe Subſtanz, deren Anwendung durchaus nicht unaugenehm iſt, Schicht zu entfernen und die darunter zu befreien. urch Anu⸗ exreicht Dies wird in vielen 8 leminit ſcheint die lebloſe äußere junge, feſte, ſchöne Haut Wenn es Ihre Abſicht iſt, dieſe einfache Method⸗ let in Ihrer s einige Nächte vor dem in aufzulegen. Mit einem geſtrigen Empfang beim Kaiſer einem Vertreter fühlt e, u Geſicht, ſeien Sie verſich ohne Sweifel wohler. lenken, die, wie ſie ſagen, trotz des Waffen
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(31.12.1912) 609. Abendblatt
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