acht, hkeit ſter⸗ hten ten 185 git 500 4 3 Ichon mit ſoviel Glanz getan hat? demokratie mit Bezug auf den Tarif ihr Wort hat halten 1 Samstag, den 19. Mai 1928 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabeß 3. Seite. Nr. 233 Mannheim am Wochenende Reichstagswahl vor 23 gahren-Die Kandidatur des Ehrenbürgers der Stadt Mannheim, Geh. Kommerzienrats Dr. Karl Reiß Starke Wahlbeteiligung Haupt: und Stichwahl Parole für den 20. Mai 1928: Liſte 4 Deutſche Volkspartei! g Es paßt in den Rahmen der hinter uns liegenden Wahl⸗ zeit, wenn wir in die Erinnerung der beſahrten Mannheimer zurückrufen, daß vor einem Vierteljahrhundert, am 16. Juni 1903, ebenfalls Neuwahlen zum Reichstag ſtattgefunden hahen. Die Stadt war damals mit den Vor⸗ orten Käfertal, Waldhof und Neckarau in 49 Bezirke einge⸗ teilt. Feudenheim, Rheinau und Sandhofen gehörten damals noch nicht zu Mannheim. Wenn man den zweiten Vierteljahrsband des„General⸗ Anzeiger der Stadt Mannheim und Umgebung“ durchblättert, ſo macht man die Warnehmung, daß die Wahlbewegung genau wie heute nicht allzu hohe Wogen ſchlug. Noch acht Tage vor der Entſcheidung nehmen die Wahlartikel einen recht be⸗ ſchränkten Raum ein. Im Mittagsblatt vom 8. Juni polemi⸗ ſiert der Leiartikler gegen ein Flugblatt, das die Sozial⸗ demokratie am Vortage(Sonntag) verteilen ließ. Die Haupt⸗ wahlparole waren damals die 8 Handelsverträge. „Wer behauptet, daß mit den Getreidezöllen des Zolltarifs“, ſo wurde in dem Flugblatt u. a. ausgeführt,„Handelsverträge herbeigeführt werden könnten, iſt ein Heuchler oder ein Narr. Die Regierung kann jederzeit dem Reichstag zwecks Aende⸗ rung des Zollgeſetzes Handelsverträge mit niederen Getreide⸗ zöllen vorlegen. Es gibt keinen anderen Weg der Rettung für das deutſche Volk und Reich. Deshalb treten auch die Sozialdemokraten rückhaltlos ein für langfriſtige Handels⸗ verträge. „Die Sozialdemokraten benehmen ſich“, ſo bemerkt hierzu der Leitartikler unſeres Blattes,„hier nicht wie ernſthafte Politiker, ſondern wie eigenſinnige Kinder, die, wenn ihnen geſagt worden iſt, von dem Kuchen gibts nichts mehr, nun gerade noch von dem Kuchen haben wollen. Auf dem Münchener Parteitage gaben ſie ihren Anhängern das prah⸗ leriſche Verſprechen, ſie würden dem neuen Zolltarif ſchon zu Fall zu bringen wiſſen. Nachdem der Zolltarif trotz dieſer Großſprechereien Geſetz geworden, verbeißt ſich die Sozial⸗ demokratie in die eigenſinnige Vorſtellung, es werde der Regierung unmöglich ſein, mit dieſem Zolltarif Handelsver⸗ träge zu Stande zu bringen. Wie aber nun, wenn ſich die Sozialdemokratie in Bezug auf dieſe Tatſache als ein ebenſo fauler Prophet erweiſt, wie ſie es in Bezug auf den Tarif So wenig die Sozial⸗ können, ſo wenig wird ſies mit Bezug auf die Verträge können. Es wird vielmehr aller Wahrſcheinlichkeit nach ſo kommen, daß die Regierung zunächſt einen auf Grund des neuen Tarifs vereinbarten ruſſiſchen Handelsvertrag vorlegt. eit Verträgen nach dem neuen Tarif rechnen auch Demo⸗ kratie und Freiſiun, die Gegner dieſes Tarifs waren, und es iſt eitel Flunkerei, wenn die Sozialdemokratie es ſo dar⸗ ſtellt, als könnte die Regierung überhaupt noch andere Ver⸗ träge vorlegen, unter Verleugnung ihres eigenen Tarifs. Die Schickſalsfrage, über die auch ein ſozialdemokratiſcher Kan⸗ didat nicht hinwegkommt, lautet alſo ehrlich geſtellt: Wie denkſt Du über neue Handelsverträge, die die neuen Minimalzölle enthalten? Darauf hat, wer kein Heuchler iſt und ſeine Wähler nicht zum Narren halten will, eine klare, unzweideutige Antwort zu geben.“ Die Mannheimer Reichstagskandidaten und die Deutſche Friedensgeſellſchaft Die Mannheimer Ortsgruppe der Deutſchen Friedenusgeſellſchaft hatte ſich auf Veranlaſſung der Stuttgarter Zentralleitung an die vier Kandidaten, die ſich um das Mandat für den Reichstagswahlkreis Mannheim Schwetzingen Weinheim bewarben, mit folgender Anfrage gewandt: a „Der unterzeichnete Ausſchuß der Ortsgruppe der Deutſchen Friedensgeſellſchaft in Manheim beehrt ſich im Hinblick auf die bevorſtehende Wahl zum deutſchen Reichs⸗ tag und mit Rückſicht darauf, daß perſönliche Anfragen nicht immer als möglich oder tunlich ſich erweiſen, an Ste als einen Kandidaten für den Reichstag die weite Kreiſe un⸗ ſeres Volkes lebhaft bewegende Frage zu richten, ob Sie im Falle Ihrer Wahl der interparlamentariſchen Friedenskonferenz, welcher bisher ſchon ca. 80 deutſche Abgeordnete der verſchiedenen Parteien ange⸗ hören, beizutreten willens ſind, und zweitens, ob Sie Ihren Einfluß für Erledigung internationaler Streitfragen auf ſchiedsgerichtlichem Wege eintretenden Falls anwenden wollen. Die nächſte Gelegen⸗ heit dazu dürfte ſich beim Abſchluß von internationalen Verträgen irgend welcher Art, beſonders bei Handelsver⸗ trägen, ergeben, da es ſich in dieſen Fällen darum handelt, die ſchiedsrichterliche Klauſel für den Fall etwaiger Diffe⸗ renzen in das Vertragsinſtrument einzufügen. Die eben ablaufenden Handelsverträge hatten bereits dieſe Klauſel.“ Stadtrat Drees bach, der Kandidat der ſozialdemokra⸗ tiſchen Partei, antwortete, daß ihm als Mitglied der ſozial⸗ demokratiſchen Partei das Programm auch für den Fall einer Wahl zum Reichstag maßgebend ſei. Punkt 3 dieſes Programms laute:„Erziehung zur allgemeinen Wehrhaftig⸗ keit. Volkswehr an Stelle der ſtehenden Heere. Entſcheidung über Krieg und Frieden durch die Volksvertretung. Schlich⸗ tung aller internationalen Streitigkeiten auf ſchiedsrichter⸗ lichem Weg.“ Damit dürfte ſeine Stellung zu der angeregten — Co mußt Du wählen! Reichstagswahl (Wahlkreis Baden) 1 Sozialdemokrakiſche Parkei Deutſchlands 1 Geck— Schöpflin— meier— Dr. h. c. Remmele Deulſchnaſſonale Bölfsgarfel (Chriſtliche Volkspartei in Baden) Dr. Hanemann— Gebhard— Tindner— Lang Deutſche Zenkrumspartei Dr. hc. Köhler— Diez— Erſing.= Dr. rer. pol. Söhr Deulſche Volkspartei Dr. Curtis- Dr. Mattes · Blum Obkircher Kommuniſtiſche Partei 0 Remmele— Schreck— Steiner— uſw. Dein Wahlkreuz machſt Du, merk es Die Hier in den Kreis bei 5 Aiſte 41 Frage genügend gekennzeichnet ſein. Amtsgerichtsdirektor Gießler(Zentrum) erwiderte, daß er auf dem Standpunkt ſtehe, daß internationale Streitfragen auf ſchiedsgerichtlichem Weg ausgetragen werden ſollen, die Schaffung eines wirk⸗ ſamen internationalen Schiedsgerichts zu erſtreben ſei und daher auch die Bemühungen der interparlamentariſchen Friedenskonferenz ſeine Sympathie hätten. Landtagsabg. Muſer, der Kandidat der Deutſchen Volkspartei(Demo⸗ kraten), bemerkte in ſeiner Antwort, die an ihn gerichtete Frage beantworte ſich ganz von ſelbſt. Er trete ſeit vielen Jahren bei jeder Gelegenheit ſo entſchieden für die Friedens⸗ ſache ein und behandle ſie in politiſchen Verſammlungen in ihren wirtſchaftlichen und kulturellen Zuſammenhängen, daß ſein Beitritt zur interparlamentariſchen Friedenskonferenz ſelbſtverſtändlich wäre, wenn er in die Lage käme, ihr bei⸗ treten zu können. Generalkonſul Reiß, der Kandidat der Nationalliberalen Partei, antwortete, daß er, wie er wieder⸗ holt öffentlich erklärt habe, jedes imperative Mandat ablehne und fie in jeder Frage freie Hand vorbehalte. Die tunlichſte Erledigung internationaler Streitfragen auf ſchiedsgericht⸗ lichem Wege ſei im Interſſe des Friedens anzuſtreben. Ebenſo halte er es für richtig, in künftige Handelsverträge, wenn immer möglich, die ſchiedsrichterliche Klauſel aufzunehmen. An die deutſche Jugend richtete der Reichsverband der nationallibe⸗ ralen Jugend einen auch in unſere Tage paſſenden Wahlauf ruf, der in folgender Mahnung ausklingt: 5 Dem Vaterlande wollen wir das Erworbene erhalten und erringen, was wir ſo heiß erſehnen:„Den inneren Frieden gewährleiſtet durch unermüdliche Arbeit und verſöhnende Ge⸗ ſetze, die den Schwachen ſchützen, jeden ehrlichen Erwerb för⸗ dern und die Lebenshaltung der Volksgenoſſen heben; die Be⸗ wegungs⸗ und Vereinigungsfreiheit aller Bürger, die Frei⸗ heit unſeres Denkens, Glaubens und Schaffens, geſichert gegen den vernichtenden Einfluß des Ultramontanismus und gegen alle rückſchrittlichen Gelüſte; die unabhängige Weiterentwick⸗ lung der deutſchen Kultur durch eine ausgebreitete und ver⸗ tiefte Bildung aller Volksklaſſen.“ Das ſind wahrlich Ziele, die es verdienen, daß ein deutſcher Mann ſein Alles für ſie einſetzt! Vornehmlich jetzt tut es not zur Zeit der Wahl! So rufen wir denn aus Süd und Nord alle Altersgenoſſen zum Kampfe für dieſe hohen Güter auf! Junge Bürger Deutſch⸗ lands, haltet die kleinliche Selbſtſucht des Alltags dem poli⸗ tiſchen Leben fern, bringt die unverrückbaren Ideale wieder zum Durchbruch! Es muß der Liberalismus wieder zur Herr⸗ ſchaft kommen! Wirkt alſo mit allen Kräften für die Wahl der Männer, die für unſere nationalen und liberalen Ideale zu ſtreiten bereit ſind! Auf in den Wahlkampf mit dent Rufe:„Für ein mächtiges, einiges Vaterland, für Freiheit und Fortſchritt!“ Der Schlußappell der Nationalliberalen Partei Am Samstag, 13. Juni 1903 wurde im überfüllten großen Saale des Saalbaues die letzte große national⸗ liberale Wählerverſammlung abgehalten. Als Redner traten außer dem Kandidaten, Generalkonſul Reiß, der zweite Vorſitzende des Nationalliberalen Vereins, Kauf⸗ mann Hermann Glaſer, Rechtsanwalt Dr. Alt, Stadtſchul⸗ rat Dr. Sickinger und Rechtsanwalt König auf. Gene⸗ ralkonſul Karl Reiß, durch langanhaltenden, ſtürmiſchen Beifall begrüßt, führte u. a. aus, daß er ſich zur Annahme der Kandidatur in dem Augenblick bereit erklärt habe, in dem er ſich ſagen mußte, daß die Pflicht rufe. Eine der erſten und wichtigſten Aufgaben des neuen Reichstages werde ſein, auf Grund des Zolltarifgeſetzes möglichſt langfriſtige, für In⸗ duſtrie und Landwirtſchaft günſtige Handelsverträge abzu⸗ ſchließen. Aus den weiteren Ausführungen des Kandidaten, die ſich mit der ſozialen Geſetzgebung, dem Ausbau des Heeres und der Flotte und der Kolonfalpolitik beſchäftigten. greifen wir als beſonders intereſſant ſeine konfeſſio⸗ nelle Einſtellung heraus:„Was meine Stellung zu den einzelnen Konfeſſtonen anbelangt, ſo habe ich unter An⸗ hängern faſt aller Religionsgemeinſchaften gelebt. Jahrelang in Frankreich, England und Italien. Ich war bei den Buddhiſten und Feueranbetern, ich habe überall gute und tüchtige und weniger gute Menſchen, überall gute und würdige Frieſter und überall weniger gute und weniger würdige Prieſter getroffen. Ich achte und ehre jede Religion, jedes religiöſe Bekenntnis, aber ich bin dagegen, daß irgend eine Religionsgemeinſchaft einen dominierenden Einfluß auf den Staat haben ſoll. Staat und Kirche können ruhig neben⸗ einander leben, aber der Staat muß ſtets das Ruder in der Hand haben und an erſter Stelle ſtehen. Das Wohl des Staates iſt das höchſte Geſetz.(Lebhafter Beifall.) Ich bin unbedingt dafür, daß die Lehrfreihelt in ihrem vollen Um⸗ fang gewahrt bleibt, daß die Schule frei bleibt von jedem anderen Einfluß. Für eine Lex Heinze, wie für eine Be⸗ ſchränkung der Kunſt und Wiſſenſchaft werden Sie mich nie be⸗ reit finden.“ Das Wahlergebnis Auguſt Drees bach, der Kandidat der ſozialdemokra⸗ tiſchen Partei, ſiegte nicht auf den erſten Anhieb, vielmehr war Stichwahl zwiſchen ihm und Generalkonſul Reiß erfor⸗ derlich. Von 51 196 Wahlberechtigten ſtimmten am 16. Junt 41 668 oder über 80 Proz. ab. Hoffentlich können wir morgen von einer gleichſtarken Wahlbeteiligung berichten. Auf Dreesbach entfielen 20 037, auf Generalkonſul Reiß(natio⸗ nalliberal) 12 250, auf Amtsgerichtsdirektor Gießler(Zen⸗ trum) 7104 und auf Rechtsanwalt Muſer(Demokrat) 2163 Stimmen. In der Wahlbetrachtung wird feſtgeſtellt, daß den Sozialdemokraten, die eine Zunahme von etwa 6000 Stimmen erfuhren, von der Vermehrung der Wählerzahl um etwa 9000 der Löwenanteil zugefallen iſt. Die Kandidatur Reiß habe die Zugkraft, die man von ihr erwartete, glänzend bewährt Von 8600 ſeien die nationalliberalen Stimmen auf 12 300 ge⸗ Die unnerbroche Gerichtsverhandlung Von Karl Kelly 9 raach nit, ich trink nit und ſunſcht hab ich aach keen noble Paſſione; awer ich geh vor mein Lewe gern in Gerichts⸗ verhandlunge. Mer glaabt gar nit, was mer do alles zu höre kricht, un daß es ſo viel Lumpe uff de Welt gewe tut, hätt ich nie gedenkt. Do is unſereens e Waiſekind dagege. Was die alles ausdenke un anſchtelle, gar nit zu ſage. Löcher ſchlage ſe in die Wänd un hole s Geld und die Brillante bei de reiche Leut.'ſchtellzettel tun ſe nochmache un ſchmiere die Judde an, gar nit zu redde vun de Meſſerhelde un de Revol⸗ verſchütze, wo's dann manichmol Zuchthaus abſetze tut. Un intreſſant werd's erſcht, wann ſich's ſo um die Sittlichkeit dreht. So mit kleene Mädle und ſo; weeſcht? Do muß ma zwar als naus vun wege der öffentliche Ordnung, awer wans Urteil verleſe werre tut, derf ma widder rein un do hört majo doch alles un wann unſer alter Oweramtsrichter de Vorſitz hot, derf ma als aach dobleiwe, wanns nit gar zu dick kummt. Am ſcheenſchte is es awwer, wann der Knitze⸗ berger verteidigt. Der ſecht's ene, Philipp! Der ſecht's ene! Frog nit! E Goſch hot der wie zehn Marktweiwer un wann der un der Alte hinnerenanner kumme, do fliege die Funke. Awwer do kannſcht mache was de willſcht:'letſcht Wort hot doch immer de Knitzeberger. N 8 3 Manichmol is es aa e biſſel langweilig; wanns ſich's um Konkurscher handelt un ſo. Awwer weeſcht, in dem Gerichts⸗ ſaal is es ſo ſcheen gemütlich; im Winter gut warm un im Summer ſchön kühl. Un wammer do dazwiſche e kleen biſſel vor ſich hinduſſelt, ſo ſchad't des eem aach nix. Awwer neulich— Dunnerſchlag noch emol— do is mer's doch verkratzt gange. Himmel, Kreuz un Terke! Do war aach ſo e Konkürsche oder ſo was ähnliches un unſer Alter hot de Vorſitz nit'hatt. So en junger war do un der hots ſo arg gründlich genumme un is der halt gar nit fertig worre. Un's war ſo voll in dem Saal un ſo warm un geſſe haw ich ag nix rechts'habt, un wie's ſo gege Mittag gange es, fang ich der aan zu gähne un denk ſo an alles in der Welt un wie ich mit meiner Kathrin geſchtern owend Krach kricht hab, weil ſe behaupt hot, der Bahnhofsneubau wär for die Katz, wo ich doch ſo am gute Alte hänge tu, un uff eemol ſchännt ſe mich un ſächt:„Jakob, ſchloof nit!“— Un ich, nit faul, kreich ſe gan:„O, halt doch Dein Maul!“— Ich weeß der heut noch nit, wie's gange is: Es packe mich zwee Schutzleut un ich ſchteh vor em Richtertiſch un der junge Herr kreiſcht mich an:„Was fällt Ihnen ein, den Herrn Staatsanwalt zu unterbrechen? Und dazu noch mit einem ſo gewöhnlichen Ausdruck?“ Ich hab iwwerhaupt nit gewißt, was los is un ſaach: „Was hab ich? Ich glaab, Sie ſin nit recht bei Troſcht?“ Do bin ich awwer an de Letze kumme!„Das iſt doch der Höhepunkt der Unverſchämtheit! Sie wollen noch leugnen? Herr Scékretär, wollen Sie notieren: Als der Vertreter der Anklage beantragte, über den Angeklagten eine Gefängnis⸗ ſtrafe von zwei Monaten zu verhängen, rief der Vorgeführte aus dem Zuhörerraum laut und vernehmlich: Oh, halt doch Dein Mund——— in Klammer: Maul—— Klammer zu.“ Do is mer awwer doch die Geduld geriſſe.„Herr Ge⸗ richtshof“ ſag ich,„Ich bitt ums Wort! Ich bin e Mannemer Kind. ich bin e Bergerſohn! Ich raach nit, ich trink nit un geh norre gern in Gerichtsverhandlunge. Ich ſoll tot um⸗ falle, wann ich üwwerhaupt s Maul uffgemacht hab———“ „Zwei Tage Haft als Ordnungsſtrafe! Sofort zu voll⸗ ſtrecken! Wachtmeiſter, führen Sie den Mann ab!“ Mir is es ſchwarz vor de Aage worre.— Ich wär aach um's Hoor im Kittche'hockt, wann nit mein Nachbar um's 50 gebete und die Herre uffgeklärt hätte, daß ich'ſchloofe hab'! So is es noch gut abgange. Zehn Mark Geldſchtroof.— Ich hab' in de Sack gelangt un hab ſe uff de Tiſch gelegt un hab''ſagt:„Nix for ungut, meine Herre!“— Dann hab ich mich dinn gemacht un des Gelächter im ganze Saal hab ich umſunſcht'hatt.——— Ich raach nit, ich trink nit un ſunſcht hab ich aa keen noble Paſſione. Norre in Gerichtsverhandlunge geh ich for mein Lewe gern. Awwer keen zehn Gäul bringe mich widder nein!! Je Schülerkonzert der Violinklaſſen Leonore Gernsheim⸗ Fuchs. Muſtkaliſches Talent iſt, wie jedes andere, etwas gegebenes! Aber mit dem ſchönſten Talent wird niemand mehr geben können als ſich ſelbſt. Bei Schülerkonzerten wird ſich zunächſt die Frage nach der Fertigkeit ergeben, dann erſt nach der Fähigkeit, das Talent zur Geltung au bringen. ei Streichinſtrumenten kommt noch hinzu, daß Talent und Finanz“ leider zuſammengehen; die alten guten Geigen ſind ſelten und teuer; neuen, weniger guten Geigen einen ſchönen Ton abzuſchmeicheln, iſt eine beſondere Schwierigkeit. Wir werden folglich nur die beſten Geiger des Abends wür⸗ gelungenen Einzelheiten. Abend von drei Stunden wären drei Spalten erforderlich, um alle nach gerechtem Maßſtabe zu meſſen. Das Wichtigſte ſcheint mir zu ſein: Frau Leonore Gernsheim, die Lehrerin, vereinigt Techniſches und Muſikaliſches und weiß feder Begabung die rechte Aufgabe zu ſtellen. Die Darſtellung iſt leicht und natürlich, wir hören nichts Angelerntes, nichts Gequältes. Ein beſonderes Talent zeigte Hans Neu⸗ burger mit den zwei erſten Sätzen aus Brahms' A⸗dur⸗ Sonate, hier ergab ſich immerhin ein bemerkenswerter Kon⸗ traſt. Dr. Willi Gernsheim, der poetiſche Klavier⸗ künſtler, vertrat den männlichen Brahms, der überaus ſchöne Klang des Konzertflügels(aus dem Lager von A. Donnecker) vereinigte ſich mit dem weichen Geigenton ſehr natürlich. Es war eine Talentprobe und vielleicht die ſchönſte„Nummer“, Guſtay Bieſalſki(Tſchaikowſki), Hans Cohn(Smetana), Ju⸗ lius Oeſterreicher(Kreißler) und Robert Kunz(Ungariſche Rhapſodie) wären weiterhin bemerkenswert. Und wenn wir bedenken, daß Wilma Widmaier mit Veraeinis H⸗moll⸗ Sonate den Abend eröffnen mußte, ſo werden wir ihr Ver⸗ ſtändnis und klaſſiſche Linie der Bogenführung zuerkennen müſſen. Eine Werdende, die ihre Meiſterin lobt! Es war ein prächtiges Programm. Da gab es einen neuen Schubert, einen Klavier⸗Quintettſatz von E. Th. A. Hoffmann, Baga⸗ tellen von Dvorrak, Kir varié von Viextemps, einen Konzert⸗ ſatz von Bach(Kammerorcheſter und Solovioline) und zum Schluß gar einen Sinfonieſatz von Friedrich dem Großen, Die Ausführung durch 33 Streicher und den allſeitigen Be⸗ gleiter Dr. Willi Gernsheim, geleitet mit ausgeſprochenem Direktionstalent von Frau Leonbre Gernsheim war ein vor⸗ treffliches Ende. Von Mitwirkenden ſind noch zu nennen: Fritz Batz, Reſel Schmid(Schülerin von Luiſe Schalt Ebert), Harry Hindemith(aus der Violoncelloſchule von David Altyzer) und Erwin Nöltner. Es war nicht allein ein vortreffliches Ende, ſondern auch eine Folge von wohl⸗ f Inzwiſchen war es halb 11 be worden, aber ſchön war es doch! A. Bl. Wußten Sie das? Die albaniſche Sprache gehört zu den älteſten, alſo den Urſprachen der Menſchhett.„ 2755 Alle Volksſtämme des Kaukaſus zeichnen ſich durch auf⸗ fallend große Naſen aus. 55 f 8 China hat die ausgebehnteſten Kohlenfelder der Welt. digen, Fragen der Technik aber nicht berühren. Im Uebrigen: für die Beſprechung von 12 Nummern, für einen Ballhaus⸗ 0 mit denen die Braut geſpielt hat, in feierlicher Zeremonſe verbrannt. 3
Ausgabe
139 (19.5.1928) 233. Abendblatt
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten