Seite: NI. 283 a Neue Mannheimer Zeitung(Abeud⸗Ausgabe) Wer ſtch vom Weſten mit der Eiſenbahn der Stadt Köln nähert und hinter dem Bahnhof Deutz zur Linken die Um⸗ bauten der alten Küraſſierkaſerne, zur Rechten die weit ſich ziehende Front des neuen Meſſe⸗ und mit ihrem wuchtigen Mittelblock, gewinnt doch noch keine Vor⸗ ſtellung von dem, was hier geſchaffen worden iſt, um der In⸗ texnationalen Preſſe⸗Ausſtellung einen würdigen Raum zu geben. Nicht einmal der Blick von der Promenade auf der linken Rheinſeite auf die Preſſagebäude: das Hauptgebäude mit dem Turm, das Staateuhaus, das Rheinterraſſen⸗Reſtau⸗ rant und am äußerſten linken Flügel die Anlagen des Ver⸗ znügungsparks, vermag eine Anſchauung von der dort liegen⸗ den Preſſa zu bilden. Wir müſſen ſelbſt hineingehen in die gewaltigen Hallen, in die einzelnen Straßen und Baudiſtrikte, um das zu erkennen, was hier unter ſorgſamſter Ueberlegung und Ausnutzung des vorhandenen Platzes errichtet worden iſt. Einen Eindruck nehmen wir beim Durchwandern von Süd nach Nord ſofort mit: es iſt die klare Auflöſung des gan⸗ zen Baukomplexes in verſchiedene Bezirke. Sie ſind, im Süden angefangen: 1. die Gebäude der Kultur h i ſt or i⸗ ſchen Abteilung, einſchließ⸗ lich der Heribertkirche, 2. das Bau⸗ Ausſteller in den Hallen ihre Stände und Plätze empfangen. Einen beſonders reizvollen Blick gibt wenige Schritte auf die Zeitungsſtraße zu vom Preſſaturm aus der„Ehrenhof“ mit Preſſegebäudes erblickt ſeinem großen Brunnen und ſeinen grünen Anlagen, hinter dem ſich ſtarke Mauern des Gebäudes in ihrem kräftigen Rot ſehr lebendig aufbauen. Hier hat auch eine zweite Arbeit von Profeſſor Wiſſel, der bekanntlich die Köpfe für den Preſſaturm ſchuf, Platz gefunden in der Firſtbekrönung der Hauptwand. Es iſt ein dekorativ gearbeiteter Adler, der ſich kräftig gegen den Horizont zeichnet. Zum Hauptgebäude muß notwendig auch der in einem Halbkreis angelegte Gebäudekomplex des Staatenhauſes gezählt werden, der nach denſelben Bauprin⸗ zipien wie das große Viereck des alten Geländes der Meſſe durchgeführt worden iſt. Von der Wandelhalle des Staaten⸗ hauſes aus treffen wir reiche Blickpunkte auf den Dom, die Hohenzollernbrücke und den Preſſaturm. Köſtliche Ueberſchnei⸗ dungen finden wir hier, die den bildhaften Eindruck verſtärken. Dahei iſt das ganze Bild von einem ſehr ruhigen Charakter, da ſich das Staateuhaus zu einem großen grünen Platz hin öffnet. Beſonders bemerkenswert iſt noch die Rückfront des maſſiv des alten Meſſe⸗ hauſes mit dem neuen Turm, das auch das ſogenannte Kon⸗ greßhaus mit dem Staaten⸗ haus birgt, 3. die Zeitungs⸗ ſtraß e, in der ſich die prächtigen Pavillons einzelner großer Unter⸗ nehmungen befinden, 4. die La⸗ denſtraße mit dem„Hag⸗ turm“ und endlich 5. der Ver⸗ gnügungspark. Kräftig geſtaltet, wuchtig in ſei⸗ ner ſtarken Betonung der horizon⸗ talen Baugliederung, erhebt ſich zwiſchen Hängebrücke und Hohen⸗ zollernbrücke das Gebäude der Kulturhiſtoriſchen Abteilung, das ſpäter Heim und der Sitz des Rheiniſchen Muſeums werden ſoll. Was hier durch ſorgſamen Umbau der alten Küraſſierkaſerne geſchaf⸗ fen worden iſt, imponiert durch die Sachlichkeit und Klarheit der gan⸗ zen Anlage. Ein beſonderes Augen⸗ merk verdient in dieſer Kulturhiſto⸗ riſchen Abteilung noch die Heri⸗ bertkirche, die einen Teil der katho⸗ liſchen Sonderabteilung aufneh⸗ men wird und der auch eine künſt⸗ leriſche Ausgeſtaltung im einzel⸗ nen zugekommen iſt. Den ſtärkſten Eindruck dieſer neuen Preſſabauten gewinnen wir von der anderen Rheinſeite, wenn wir unter der Brücke her unſere Blicke auf die jetzt zumeiſt in weißem Sonnenlicht liegenden Bauten richten. Unend⸗ lich reizvoll iſt auch der Blick von der Kulturhiſtoriſchen Abteilung auf die gegenüberliegende Rheinſeite, wo der maleriſchſte Teil des alten Kölns, die Alt⸗ ſtadt mit ihren alten Kneipen, überragt vom Dom, von Groß⸗ St. Martin und dem Turm des Stapelhauſes vor uns liegt. Wenden wir uns nun zu dem Kernpunkt der Ausſtellung, zu den großen Ausſtellungsgebäuden. Die ſchon vorhandenen alten Meſſeanlagen, die man in die Umbauten für die Preſſa mit einbeziehen mußte, verlangten, daß man ſich grundſätzlich an die vorhandenen Grundriſſe hielt. Daher wurde man not⸗ wendig auf die jetzige Löſung geführt, die um die geſamten Bauten herum eine Wandelhalle legt, die von kräftigen, mit Ziegel verkleideten Pfeilern getragen wird. Dem geſamten Bauwerk wurde, um keine zu ſtarke Monotonie in der Linien⸗ führung aufkommen zu laſſen, ſtarke vertikale Gliederungen gegeben, die in ihrer Ziegelſteinbekleidung ein recht farbiges und anmutiges Bild ergeben. Am Kongreßhaus fanden dieſe Bauten eine wirkſame Betonung und Ausladung in dem Bliek vom Pressaturm auf das Alte Köin ſchwierige Thema des geſamten Preſſeweſens nicht 3u kehrhaft⸗ trocken aufzuziehen, ſondern es in lebendigen Bildern dem Publikum vorzuzeigen. Hier haben die Werkſtätten der Preſſa, Modellbildnerei und graphiſche Abteilung, in hervorragender Weiſe gearbeitet, ſo daß wir nicht allein ein äußerlich geſchloſ⸗ ſenes Bild der Ausſtellung empfangen, ſondern auch innerlich Befriedigung erhalten werden. Jetzt werden die Tore und Hallen der Preſſa ſich dem Beſucher öffnen. Kunſt, Wiſſen und Natur haben ein Werk geſchaffen, das bleibend von deutſchem Geiſt und Leben und Können zeugen ſoll. Wir wollen dieſes ganze große Bild in uns aufnehmen, in uns zu einem Erleb⸗ nis führen. Und wenn am Abend in den Preſſa⸗Anlagen, auf den Brücken und Türmen die Lichter aufleuchten, wenn mäch⸗ tige Lichtgarben zum Himmel wie lodernde Fanale aufſteigen, dann ſoll dieſes packende und farbenfrohe Bild, das neue Zeit, Vergangenheit und Größe in glücklichem Vereine mit der Natur uns erbaut haben, Appell und Künder ſein von den Kräften der Kultur und der Kunſt, an denen unſer Vaterland von jeher ſo reich geweſen iſt. Dann wird ſich die Erinnerung an dieſe Stunden am Rhein im„billigen Köln“ zu einem gro⸗ ßen inneren Wert auswachſen, der wiſſen, daß unſere Tage, Repräſen⸗ tanten des Zeit⸗Geiſtes, des Zeit⸗ Willens, noch ebenſo zu ſchaffen mächtig ſind, wie verklungene Jahrhunderte, die einen Dom am Rhein zu Köln erbaut und uns ſeinen Geiſt als Erbe hinterlaſſen aben. 9 8 Dichtergrüße an die Preſſa Der Kölner Internationalen Preſſe⸗Ausſtellung mit den herz⸗ lichſten Glückwünſchen! Möge die geiſtige Gemeinſchaft, die das Wort durch das Medium der Preſſe über die ganze Welt wirkt, ihr Licht der Verſtändigung, zu Wohlfahrt land ausgießen. Waldemar Bonſels. * Der Rhein, ſagenumſponnen, Geſchichte durchrauſcht, iſt wie alles Schöne und Große im letzten Grunde Symbol. Symbol lebender Poeſie, Symbol zugleich des ewig Fließenden in der Geſchichte der Völker, Symbol der Weltbefrie⸗ dung, die wir in innerſter Seele alle erhoffen und erſehnen, welchen Stammes und welcher Art wir ſein mögen. Sinn und Symbol liegen auch in der Wahl des Reins als Stätte für die Internationale Preſſeaus⸗ ſtellung, die berufen iſt, den Gedan⸗ ken und die Verheißung einer ge⸗ Staatenhauſes, die in Glas und Beton ausgeführt iſt, um den] rechten Löſung all der Fragen anzubahnen und zu fördern, die Ausſtellungsſtaaten in einem größeren Raume eine gute und ſichere Lichtzuführung zu geben. Bevor wir uns zur Zeitungs⸗ ſtraße begeben, ſtatten wir noch kurz dem Rheinterraſſen⸗ Hotel einen Beſuch ab, das einen prächtigen Ausblick auf den Rhein gibt. Das Rheinterraſſen⸗Hotel erſcheint als der rechte Ort der Ausſpannung und des Verweilens, wenn wir uns in den Straßen und Hallen der Ausſtellung müde gelaufen haben. Im allgemeinen muß man ſagen, daß das Ganze klar und diſzipliniert angelegt iſt, und der Beſucher nicht irre geführt, ſondern notwendig von einem Hauptzentrum zum anderen geleitet wird. Es ſind nicht öde ſchablonierte Ausſtellungs⸗ hallen, denen wir begegnen, ſondern ein jeder Teil iſt aus ſich ſelbſt heraus gedacht. Jetzt in dieſen Tagen füllen ſich die Hal⸗ len und Pavillons mit Maſchinen, Schriften, Büchern, kurz all 85 Meter hohen Preſſaturm, der in den Tagen der Ausſtellung dem, was eine derart große Ausſtellung wie die Preſſa zeigen ein Kaffee in einem großen Stockwerk bergen wird. Vom und demonſtrieren will. Zu dem reizvollen äußeren Bilde Turm aus empfängt man ein grandioſes Bild auf das geſamte kommt eine ſorgſamſt überlegte, von Künſtlerhand geſchaffene auf der gegenüberliegenden Seite liegende Köln und auch auf Innenausſtattung hinzu, die damit dem Beſucher auch in den das weit ſich dehnende Ausſtellungsgelände. Im Innern die⸗] Hallen und den einzelnen Räumen Anregung geben wird. ſes großen Gebäudekomplexes werden eine große Zahl der! Selbſtverſtändlich war die Aufgabe groß und ſchwer, das heute die Welt und die Herzen bewegen. Artur Brauſewetter. * Die Preſſe hat, wenn ſie will, die größte Macht, im Sinne der Weltbefriedung zu wirken. Denn ſie bewirkt die„öffent⸗ liche Meinung“ ebenſo, wie ſte ſie darſtellt.. Wennſie will Joſef Ponten. Die Preſſe hat ſich zum Ausſpracheorgan der Völker ent⸗ wickelt. Ausſprache iſt der erſte Schritt der Verſtändigung. Daß ſich die Preſſen der Erde in der internationalen„Preſſa“ treffen, iſt eine Möglichkeit neuer Annäherung. Der alte Rhein. der ſoviel kriegeriſche Geſchichte an ſeinen Ufern ſah, 7 ein guter Hintergrund für Werke des Friedens. Dr. Wil h. v. Scholz. * Ich wünſche der großen Heerſchau des öffentlichen Worts Heil und Gelingen als der völkerverbindenden Macht, die ſte werden ſoll und muß l! Es iſt kein Zufall, daß ſie Köln er⸗ wählt hat, die herrliche Stadt tiefſter deutſcher Kultur, und den Rhein, dieſen ſymboliſchen Strom eines künftigen Völker⸗ friedens. 5 Franz Werfel. 1 Samstag, den 19. Mai 1928 A 5 und Frieden, auch über unſer Rhein⸗ tauche 5 uns auch in eine Zukunft ſchreiten.. an eine Zukunft glauben läßt. Wix 8
Ausgabe
139 (19.5.1928) 233. Abendblatt
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