2. Seite. Nr. 234 eue Mannheimer Zeitung(Morgen- Musgabe) nalen und liberalen Bürgertums in die weiteſten Kreiſe ge⸗ tragen werden. Und nun wollen wir nicht zurückblicken, ſondern in die Zukunft ſchauen und mit friſchem Arbeitsmut erneut an das Werk gehen, damit wir, wenn uns wieder die Wahl ruft, noch beſſer als diesmal gerüſtet ſind. Laſſen Se mich ſchligtzen mit dem Ruf:„Unſere Deutſche Volkspartei und unſere Führer Streſemann und Curtius leben hoch!(Stürmiſcher Beifall.) eee, Der Wahlſonntag in Verlin Dauer⸗Regen und ſehr ſtarke Beteiligung Berlin, 20. Mai.(Von unſerem Berliner Büro.) Es regnet, regnet den lieben langen Tag. Erſt iſt es nur ein dünnes Rieſeln, dann um die Mittagsſtunde beginnt es zu ſchütten u. dabei bleibt es, bis viel zu zeitig für dieſen angeb⸗ lichen Frühlingsſonntag die Dämmerung auf die große Stadt ſich herabſenkt. Das wirkt auf die Stimmung und das ganze Getriebe. Auch der geſtrige Vorabend war im allgemeinen ſtiller und ruhiger verlaufen als ſonſt. Aber da am Spät⸗ nachmittag die Regenwolken ſich verzogen hatten und ein laues Lüftchen zu fächeln ſchien, waren die Leute auf die Straße ge⸗ ſtrömt und zumal auf dem Kurfürſtendamm wogte es lebhaft hin und her. Die Schutzpolizei war in höchſter Alarmhereitſchaft, im großen und ganzen fand ſie je⸗ doch kaum Gelegenheit einzugreifen. Mit Muſik u. Fahnen, bis⸗ weilen ſelbſt mit Fackeln, zu Faß und im Auto zogen die Werbetrupps vorbei. Indeß: Viel Geſchrei und wenig Wolle. Anders und präziſer ausgedrückt: Viel Tamtam, aber im Grunde wenig innere Anteilnahme. Nur im Oſten, wo in den vorgerückten Abendſtunden Natio⸗ nalſoztaliſten und Kommuniſten aufeinanderſtießen, gab es ein paar, leider ſcharfe„Schüſſe in der Nacht“, g oder 4 Verhaftete und ein zertrümmertes Naſenbein ſind die Ernte dieſes Propagandafeldzuges. Allenthalben auf den Hauptſtraßen liegen zerknitterte Papierballen. Der heutige Dauerguß erſtickte die Neigung zu umfaſſen⸗ der Straßenagitation im Keime. Da man aber auf Beſſerung hoffte ging man früh zur Wahl. In den Vormittagsſtunden war faſt in allen Wahllokalen der Andrang recht beträchtlich. Hernach aber pilgerte, da ſelbſt Revolutonäre das Waſſer ſcheuen, ſie vielleicht am meiſten, man hübſch wieder heim. Noch am lebhafteſten war das Stadtbild im Norden, Nord⸗ und Südoſten und in manchen Teilen Neukillus. Wie am Him⸗ melkahtstag hatten die ſchmalen, abſeits gelegenen Gaſſen am meiſten ſich herausgeputzt. Man ſtieß auf Straßen, in denen faſt jedes Haus roten Gala angelegt hatte. Sah man dann näher zu, ſo fand man freilich, daß faſt die Hälfte dieſer blut⸗ roten Fahnen irgendwo an einer verſteckten Stelle die ſchwarz⸗rot⸗goldene Göſch zeigten oder an der Spitze des Fahnenſchaftes einen ſchüchternen Wimpel in den Reichsfarben. So ſtellte man in etwas ungleichen Teilen ſozialiſtiſche Partei⸗ pflicht und internationales Bekenntnis nebeneinander. Alles in allem war in den Quartieren der Handarbeit das ſchwarz⸗ rot⸗goldene Panier wohl in der Minderheit, doch ſelbſt in ihnen begegnete man hier und da der ſchwarz⸗weiß⸗voten Kampfflagge der Rechten. Das änderte ſich, je mehr man nach Oſten vordrang. Die Hauptverkehrsſtraßen und die eigentliche Geſchäftsgegend waren wie immer unbeflaggt geblieben. Erſt in den Seiten⸗ ſtraßen des Weſtens und dann vor allem in den ihn vor⸗ gelagerten volksreichen Vororten erneuerte ſich das Fahnen⸗ und Farbenſpiel: Hier hielten ſich ſchwarz⸗rot⸗gold u. ſchwarz⸗ weiß⸗rot die Wage, wobei man ſich freilich hüten müſſen wird, alle, die eine von den Kriegsjahren her aufbewahrte ſchwarz⸗ weiß⸗rote Fahne herausſteckten, für Monarchiſten oder Deutſch⸗ nationale zu halten. Im übrigen gab es kaum eine Straßenagitation. Nur ab und zu in ſehr langen Zwiſchen räumen ratterte mit Hifthorngetöne und heißerem Geſang der Marſeilleiſe ein Laſtauto des Roten Frontkämpferbundes durch die Straßen. Da und dort ergötzte ein mit Wahlplakaten beklebter Möbel⸗ wagen mit den aus ſeinem Innern aufquellenden Marſch⸗ rhytmen ein Häuflein mißvergnügter Regenſchirme. Aber ge⸗ wählt wurde anſcheinend eifrig. Im Norden und Oſten ſah man vielfach kommuniſtiſche Sanitäter Schwerkranke auf Tragbahren an die Wahlurne ſchleppen, doch auch die Beteiligung aus bürgerlichen Schichten war ſichtlich rege. Darüber wurde es Mittag und Nachmittag. Nun füll⸗ ten ſich die Kaffeehäuſer, aber die Straßen blieben leer und nur das eine oder andere Propagandaauto, das flugblatt⸗ ſtreuend den Kampf mit dem Regen aufnahm, gemahnte an die Bedeutung des Tages. Mit dem Glockenſchlag 8 hörte auch dieſes Zwiſchenſpiel auf. Verlaſſen und ruhig lagen die Straßen da, man atmete auf. N Der unerbittliche Dauerregen, der gegen Abend an Stärke noch zunahm, hat das Gros der Berliner Bevölkerung ab⸗ gehalten, auf die Straßen zu geben, um die erſten Wahl⸗ 1 d Das Intereſſe an den Wahlen, wie erſtaunlich rege Beteiligung bewieſen, gewiß nicht geringer als ſonſt. Aber während ſich früher bei ähnlichen Anläſſen wenige Stunden nach Wahl⸗ ſchluß ein lebhaftes Treiben entwickelte, zog man es diesmal vor, daheim im ſicheren Port ſich die Wahlziffern durch den Rundfunk vermitteln zu laſſen. So ſind die umfang⸗ reichen Vorbereſtungen, die für eine ſchnelle Informierung des reichshauptſtädtiſchen Publikums getroffen wurden, zu einem großen Teil buchſtäblich ins Waſſer gefallen. Wohl fehlt es nicht an Neugierigen, die mit Regenſchirmen bewehrt oder in Treuch Coats gehüllt, der Witterung ſtandhalten, aber ihre Zahl iſt beſchränkt. Von den üblichen Maffengnſamm⸗ lungen iſt keine Rede. Das macht ſich beſonders in den Zeitungspterteln geltend, ſonſt das Ziel aller Wahl⸗ bummler. Vor den Zeitungspaläſten überall das gleiche Bild. Eine ſpärliche Menge, die zu den klitſchenaſſen Trans⸗ parents emporſtarrt, während die Operateure unter einem Schutzdach ihres Amtes walten. Gegen 7 Uhr werden die erſten Teilreſultate der Berliner Bezirke durch die Schein⸗ werfer bekanntgegeben. Sozialdemokraten und Kommuniſten haben, was ja kein Wunder nimmt, die Tete. Nirgends kommt es zu Kundgebungen. Der Regen, der auf die Wartenden niederrieſelt und ſie nicht lange aus⸗ harren läßt, hat das eine Gute: Er wirkt ſichtlich aßküßlend auf die polittſchen Leldenſchaften. Für die Zeitungs⸗Straßen⸗ verkäufer iſt der Wahlſonntag eine ausgeſprochene Pleite. Die Schupo dagegen hat keinen Anlaß, dem Himmel zu zürnen. Sie vermag ſich keines Wahltages zu erinnern, der e ruhig verlaufen iſt. Infolgedeſſen kann ſie faſt unſichtbar Von anderer Seite wird uns noch berichtet: Rein äuß lich merkte man in Berlin kaum, daß in hunderten von Wah l lokalen der Kampf um die neue politiſche Gruppierung 115 ohne vollzog, Ein Ausländer, der am Sonntag morgen Kenntnis der Dinge nach Berlin kam, dürfte von Wahlkampf auf den Straßen kaum etwas gemerkt Umſo intereſſanter war es, feſtzuſtellen, daß diesmal die Partei der Nichtwähler offenbar ſtark zuſammen⸗ geſchrumpft iſt. Das erkannte man ſchon in der Tatſache, daß die Ber⸗ liner Bahnhöfe, obwohl das Wetter in den Frühſtunden zu⸗ nächſt günſtig ſchien, noch gegen halb 9 Uhr morgens leer und verödet dalagen. Die Bahnbeamten erklärten übereinſtim⸗ mend, daß die erſten Züge, die ſonſt die ſo erholungsbedürf⸗ tigen Berliner ins Freie bringen, faſt vollkommen unbeſetzt abgefahren ſeien und daß der Frühverkehr außerordentlich hinter dem Durchſchnitt des November oder Dezember zurück⸗ geblteben ſei. der ſchon morgens um g Uhr in den Lokalen einſetzte, über⸗ raſcht. Zuerſt erſchienen die Sportler, Automobiliſten, Motor⸗ und Radfahrer, die ihre Maſchinen auf der Straße ſtehen ließen, um mit möglichſter Haſt den Wahlakt zu er⸗ ledigen. Merkwürdigerweiſe erſchienen als erſte nicht die Jungwähler, die zum erſten Male ihre ſtaatshürgerliche Pflicht ausüben konnten und von denen man hätte annehmen ſollen, daß ſte ohne Säumen an den Wahltiſch treten wür⸗ den, ſondern vor allem die Männer. wogen bis Mittag und beſonders die Hausfrauen, die die Pflicht wieder zurückrief, kamen meiſt zwiſchen 8 und 9 Uhr. Selbſt die älteſten Wahlvorſteher können ſich eines ſolchen Andranges ſchwer erinnern, wie dies heute der Fall war. Seit ber Nationalverſammlung war eine ſo ſtarke Wahl⸗ beteiligung nicht mehr zu verzeichnen geweſen. Während 1924 bei den Reichs⸗ und Landtagswahlen in Berlin 76,17 Prozent aller Stimmberechtigten zur Urne ſchritten, kann man diesmal mit einer um 10 Prozent hökleren Betei⸗ ligung rechnen. Geradezu lebensgefährlich war der An⸗ drang in den Wahllokalen, die in der Nähe der großen Hotels gelegen waren. Hier wählten die Fremden auf Stimm⸗ ſcheinen und es kam ſehr oft vor, daß die Wähler drei⸗ bis viermal vorſprechen mußten, bis ſie ihre Stimme abgeben konnten. Die Kommuniſten verſuchten vor den Wahllokalen für den Kampffond des Roten Frontkämpferbundes zu ſam⸗ meln, doch ſchritt die Polizei faſt überall hiergegen ein. Auf Umzüge hatten die Parteien bei dem ſchlechten Wetter ver⸗ zichtet. Nur hier und da ſah man eine Werbekolonne mit den Fahnen und Inſchriften der einzelnen Parteien. Ein neues Bild in den Straßen Berlins bot die Wahlhilfe, die Wahlſäumige zur Erfüllung der Wahlpflicht heranholen ſollte. Es beteilig⸗ ten ſich an dieſem Wahldienſt in der Hauptſache Studenten der Berliner Univerſität. Kenntlich waren ſie durch weiße Mützen, auf denen in rot„Wahldienſt“ eingeſtickt war. Ste waren in der Hauptſache auf den Berliner Bahnhöfen poſtiert. einem haben. Einſtweilen regiert ein Geſchäftsminiſterium Berlin, 20. Mal.[Von unſerem Berliner Büro.) Die Wahl des neuen Reichstags ſetzt dem Reichskabjinett unwider⸗ ruflich ein Ende. In politiſchen Kreiſen nimmt man an, daß die einſtweilen noch amtierende Regierung Marx Hergt ſofort nach erfolgter Feſtſtellung des vorläufigen amtlichen Ergeb⸗ niſſes, alſo etwa am Dienstag, ihre Demiſſion geben wird. Natürlich wird das bisherige Kabinett vom Reichspräſidenten beauftragt werden, die Geſchäfte noch weiter, d. h. bis zur Bil⸗ dung der neuen Regierung zu führen, aber es wird dann, wie es in Wirklichkeit auch ſeit Ende März nicht mehr war, kein politiſches und parlamentariſches, ſondern ein Ge ſchäfts⸗ miniſterium ſein. ö Der Reichstag dürfte, wie wir gelegentlich ſchon berich⸗ teten, etwa um die Junimitte zuſammentreten. Optimiſten hoffen immer noch darauf, daß es bis Ausgang des Monats gelingt, das neue Kabinett auf die Beine zu ſtellen. Hindenburg und die Miniſter Berlin, 20. Mai.(Von unſerem Berliner Büro,) Das Miniſterwahllokal befand ſich auch in dieſem Jahre, wie ſchon in den früheren, wieder in der Taubenſtraße im Reſtau⸗ rant Hütte. Hier hatte ſchon ſofort nach Eröffnung der Wahl⸗ handlung eine Schar von Photographen ſowie eine Anzahl Schauluſtiger Aufſtellung genommen, um Zeuge der Anfahrt des Reichspröſidenten des Reichskanzlers und der in der Wilhelmſtraße und ihrer Umgebung wohnenden Miniſter zu ſein. Als erſter Wähler in dieſem Lokal und gleichzeitig als erſte offtztelle Perſönlichkeit erſcheint der preußiſche Juſttz⸗ miniſter Dr. Schmidt mit ſeiner Gattin. Ihm folgt bald darauf um 19 Uhr Reichskanzler Marz, der ebenfalls von ſeiner Gattin begleitet wurde. Nach einer kurzen Pauſe rollt dann der Kraftwagen des Reichspräſidenten heran, dem Hindenburg und Staatsſekretär Dr. Meißner ent⸗ ſteigen. Der Reichspräſident, der zum erſten Male als Staatsoberhaupt in Berlin ſeiner Wahlpflicht genügt, begrüßt die auf der Straße Verſammelten mit einem kräftigen„Guten Morgen“ und ließ ſich dann den Weg zum Wahllokal zeigen. Hinter dem mit großen Flieder⸗ ſträußen geſchmückten Tiſch erhob ſich der Wahlvorſtand zu Ehren des Reichspräſidenten von den Sitzen, wührend Hinden⸗ burg die Herren begrüßte. Dann ließ er ſich die Stimmzettel reichen und begab ſich in die Wahkzelle. Unter Kreuzfeuer der Photographen reichte Hindenburg dem Wahlvorſteher den blauen Umſchlag, während gleichzeitig der Liſtenführer mit lauter Stimme durch Aufruf der Nummer feſtſtellte, daß der Wiſche Reichspräſtdent ſeiner Wahlpflicht genügt habe. Vreundlich nach allen Seiten grüßend, verließ Hindenburg darauf das Wahllokal und kehrte in ſeine Villa zurück. Im wetteren Verlaufe des Vormittags genügten in dieſem Wahllokal noch die Reichsminiſter Hergt und v. Keu dell ihrer Wahlpflicht, ebenſo hohe Beamte der preußiſchen Staats⸗ regierung. Nur ein Name von den Spitzen der Behörden blieb in der Wahkliſte ohne Kreuz, der des Reichsaußen⸗ miniſters Dr. Streſemann, dem ſeine Krankheit das Er⸗ ſcheinen unmöglich machte. Der preußiſche Miniſterpräſident Braun wählte in Dahlem, wo ſich ſeine Privatwohnung befindet, während Reichstagspräſident Lebe ſich nach Bres⸗ ef Von Hausfluren und unter Torbügen üben die Be⸗ ö 0 aus lau begeben hatte. Die Wahlvorſtände waren über den Andrang, Die Frauen über⸗ Zuſammenſtöße Berlin, 20. Mai.(Von unſerem Berliner Büro.) Bis zum Nachmittag hatten ſich in Berlin nur geringe Zuſammen⸗ ſtöße und Zwiſchenfälle bei der Wahl ereignet. Den ſchwerſten Zuſammenſtoß gab es am Vormittag in Moabit, wo 12 N a ⸗ tlonalſozialiſten von Kommuniſten beläſtigt und überfallen wurden. Da die Nationalſozialiſten in der Minderheit waren und die Kommuniſten gegen ſir mit Stein⸗ würfen vorgingen, flüchteten ſie in die Kaſerne der Reichs⸗ wehr. Die Schutzpolizei, die ſofort herbeigeholt wurde, konnte nur noch 3 der Täter feſtnehmen, während die übrigen kommu⸗ niſtiſchen Angreifer das Weite geſucht hatten. Einer der üher⸗ fallenen Nationalſozigliſten wurde durch einen Steinwurf verletzt, konnte jedoch in ſeine Wohnung gebracht werden. Zu einem anderen Zuſammenſtoß kam es in der Acker⸗ ſtraße. Hier verſuchten Angehörige der kommuniſtiſchen Ar⸗ beiterjugend eine Expedition des„Vorwärts“ zu ſtürmen. Der Leiter der Filiale alarmierte das Ueberfallkommando, bet deſſen Erſcheinen die Mehrzahl der Kommuniſten geflüchtet war. Der Polizei gelang es nur 5 der Angreifer feſtzunehmen, die dem Polizeipräſidium zugeführt wurden. Ein weiterer Zuſammenſtoß ereignete ſich vor einem Wahl⸗ lokal im Südoſten. Hier verſuchten zwei angeblich parteiloſe Arbeiter einem Plakatträger der Deutſchen Volkspartei das Wahlplakat vom Leihe zu reißen. Die beiden wurden ebenfalls zwangsgeſtellt und nach dem Polizeipräſidium gebracht. Zuſammenſtöße zwiſchen Kommuniſten und der Polizei dem ſchon am Vormittag ein Kommuniſt von der Polizei feſt⸗ genommen werden mußte, weil er die vor dem Wahllokal poſtierte Streife der Schutzpolizei heläſtigt hatte, bildeten ſich gegen 4 Uhr erneut Anſammlungen, die gegen Polizeibeamten Front machten und auch Abſeitsſtehende beläſtigten und miß⸗ handelten. Als die Polizei weitere 4 Kommuniſten wegen Nichtbefolgung der polizeilichen Anordnungen feſtnehmen wollte, ſammelten ſich etwa 40 Perſonen an, die die Polizei⸗ beamten mit Ausdrücken wie„Bluthunde“ uſw. beſchimpften und Anſtalten machten, die Feſtgenommenen wieder zu be⸗ freien. Auch aus den Fenſtern der Häuſer wurden gegen die Polizeibeamten wüſte Beſchimpfungen ausgeſtoßen. Auf die Polizeibeamten, die mit Gummiknüppeln die Menge aus⸗ einandertreihen mußten, wurden aus den Fenſtern Apfelſtnen⸗ ſchalen und andere Gegenſtände geworfen. Die Tumulte hör⸗ ten erſt auf, nachdem die Polizei in mehreren Kraftwagen Verſtärkungen erhielt und die Kößliner Straße von den randalierenden Kommuniſten geſäubert hatte. während des Samstags und Wahlſonntags in Groß⸗Berlin geſtellt worden. Bis nachmittags 57 Uhr waren die Feſt⸗ genommenen nach Feſtſtellung der Perſonglien bis auf 19 wie⸗ der auf freien Fuß geſetzt worden, . Zwiſchenfälle in Halle In der Nacht zum Sonntag und am Sonntag vormittag kam es in Halle zu Zuſammenſtößen und Ruheſtörungen. Im Süden der Stabt wurde guf eine Gruppe Rotfront⸗ kämpfer geſchoſſen, wobei allerdings niemand verletzt wurde. Im Verlauf des Sonntags vormittag kam es vor einem Wahllokal im Stadtteil Glaucha zu einer ſchweren Schlägerei zwiſchen Frontkämpfern und Stahlhelmern. Ein ſtarkes Schutzpolizeiaufgebot ſtellte die Ordnung wieder her. An derſelben Stelle wurde kurze Zeit ſpäter ein Reichsbanner⸗ mann von Kommuniſten überfallen und verprügelt. Schießerei in Barmen Am Samstag kam es in Barmen zu einer Schlägerei zwiſchen Nationalſoztaliſten und Reichsbannerleuten, bei der auch mehrere Schüſſe abgegeben wurden. Ein Reichs⸗ bannermann wurde am Kopf und Knie, zwei Kinder im Alter von 9 und 14 Jahren wurden nicht unerheblich am Becken und am Knie verletzt. Nach dem Ergebnis der amtlichen Unterſuchung ſoll ein Reichsbannermann die Schüſſe abge⸗ geben haben.. 5 Zwiſchenfälle in München ö Im allgemeinen iſt in München der Wahltag ruhig ver⸗ laufen. An zwei Stellen der Stadt, nämlich im Weſtend und in Schwabing, ereigneten ſich Zuſammenſtöße. In ein Schwa⸗ teten, vermutlich von ſozialdemokratiſcher Seite ſtammenden Wahlplakats, welches Hitler vorwarf, mit Muſſolini⸗Geld unterſtützt zu ſein. Es kam zu Zuſammenſtößen mit der Polizei, wobei mehrere Verhaftungen vorgenommen wurden. Auch in einem Wahllokal in Weſtend, wo Hitlerleute das gleiche Plakat entfernten, kam es zu ernſten Schlägereien. eee eee Einzelergebniſſe in Baden Anterbaden d. D. Mittelſt. 16, Nat.⸗Soz. A. P. 9, D. Bauernp. 5, Völk. 1, Chriſtl.⸗Nat..⸗ u. Landy.⸗P. 14, Volksrechtsp. 5, Unabh. 2a, Chriſtl.⸗Soz. 4, Alte Soz. 11, Reichsb. d. Geſch. 14. Ilvesheim: Soz. 495,.⸗Natl. 30, Z. 287, Deutſche Volks⸗ partei 69, Komm. 72, Dem. 103, L. Komm. 5, Mittelſtandsp. 4, rechtsp. 1, Unabh. 1, Nat.⸗Soz. Reichsp. 2, Alte Soz. 2. Wallſtadt: Soz. 343,.⸗Natl. 22, Z. 329, Deutſche Volks⸗ parte 95, Komm. 170, Dem. 71, L. Komm. 1, Mittelſtandsp. 2, Nat.⸗Soz. A. P. 2, D. Bauernp. 4, Chriſtl.⸗Soz..⸗ u. Land⸗ volkp. 1, Volksrechtsp. 3, Chriſtl.⸗Soz. 4, Alte Soz. 3. Ladenburg: Soz. 618,.⸗Natl, 188, Z. 513, Deutſche Volks⸗ partei 318, Komm. 350, Dem. 202, L. Komm. 5, Mittelſtandsp. 100, Nat.⸗Soz. A. P. 19, D. Bauernp. 4, Völk. 2, Chriſtl.⸗Nat. .⸗ u. Fandy.⸗P. 2, Volksrechtsp. 38. Ehriſtl.⸗Soz 7, Alte Soz. 4, Reichsb. d. Geſch. 3. Friedrichsfeld: Soz. 645,.⸗Natl. 58, Z. 378, Deutſche Volkspartei 363, Komm. 220, Dem. 35, Linke Komm. 13. Wirt⸗ ſchaftsp. 99, Hitler 22. Schwetzingen⸗Stadt: Soz. 915,.⸗Natl. 294, 8. 700, Deutſche Volkspartei 582, Komm. 388, Dem. 189, L. Komm. 47, Mittel⸗ ſtandspartei 141, Nat.⸗Soz. d. A. P. 181, D. Bauernyp. 8, Völk. 5. Chriſtl.⸗Nat..⸗ u. Landv.⸗P. 9, Volksrechtsp. 47, Unabh. 11. Chriſtl.⸗Soz. 88, Alte Soz. 35, Reichsh. d. Geſch. 5. Schwetzingen⸗Bezirk: Soz. 3913,.⸗Nat. 1561, Z. 5183, Deutſche Volkspartei 2919, Komm. 2585, Dem. 1093, L. Komm. 139, Mittelſtandsp. 332, Nat.⸗Soz. A. P. 652, D. Bauernp. 34, Völk. 19, Chriſtl⸗Soz..⸗ u. Landp.⸗P. 110, Volksrechtsp. 116, Unabh. 88. Chriſtl.⸗Soz. 254 Alte Soz. 257, Reichsb. d. Geſch.. gab es zu wiederholten Malen in der Kößliner Straße. Nack⸗ Nach den bisher vorliegenden polizeilichen Meldungen ſind insgeſamt 140 Perſonen von der Schutzpolizei zwangs⸗ binger Wahllokal drangen Hitlerleute ein und verlangten, die Entfernung eines gegen die National⸗Soztalkſten gerich⸗ Seckenheim: Soz. 1042,.⸗Natl. 352, 8. 1191, Deutſche Volkspartei 589, Komm. 190, Dem. 111, L. Komm. 4 Reichs 2 2 D. Bauernp. 4, Völk. 1, Chriſtl.⸗Nat.., u. Landv.⸗P. 1, Volks⸗ 1 9 0 42 — 4 e S e Montag, den 2. Mai 1928„* or ber N Ie
Ausgabe
139 (21.5.1928) 234. Morgenblatt
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten