4. Seite. Nr. 2 mmm mm = PPP Neue Maunuheimer Zeitung(Abend ⸗Ausgabe) Donnerstag, den 2. Januar 1930 Schon ſeit Jahrhunderten beſteht in Deutſchland der Brauch, zum Jahreswechſel ſich gegenſeitig mündlich oder ſchriftlich Glück zu wünſchen. Im Nachſtehenden ſeien einige Neujahrsbriefe aus ver⸗ ſchiedenen Kreiſen des 17. und 18. Jahrhunderts in der alten Schreibweise wiedergegeben. Von den Tauſenden von Briefen, die die Herzo⸗ gin Eliſabeth Charlotte von Orleans(Liſe⸗ lotte von der Pfalz) vom Hofe Ludwigs XIV. an ihre Verwandten und Freunde in Deutſchland ſchrieb, haben ſich auch einige Neufahrsbriefe er⸗ halten. An ihre Tante Sophie von Hannover, die ſie erzogen hatte und an der ſie mit großer Liebe hing, ſchrieb Liſelotte aus St. Germain am 11. Ja⸗ nuar 1678: Weillen heute in gantz Teutſchlandt der neu⸗ jahrstag gefeyert wirdt, ſo dencke ich, daß es auch noch nicht zu ſpät iſt, E. L.[= Euer Libden! dem hochlöblichen alten teutſchen gebrauch nach ein glückſeeliges friedt⸗ und freudenreiches neues jahr zu wünſchen, ſambt langes und geſundes leben, mir ſelbſten aber wünſche ich den guetten frieden, damit ich einßmahls wider ſo glücklich werden möge, E. L. Pe sohnlieh auffzuwarten, denn es kompt mir gantz Angereimbt vor, wan ich gedeucke, daß es albereits ſchon 6 Jahr iſt, daß ich E. L. nicht einmahl geſehen habe 225 Ein von Liſelotte am 1. Januar 1719 aus Paris an die Raugräfin Luiſe geb. von Degenfeld, die zweite Gemahlin des Kurfürſten Karl Ludwig von der Pfalz, gerichteter Brief beginnt mit dem Neujahrswunſch: Hertzallerliebe Louiſſe, ich wünſche Euch ein glück⸗ ſeeliges, friede⸗ und freudenreiches neues jahr, lan⸗ ges leben, guette geſundtheit und alles, waß Ihr Euch ſelbſten wünſchen undt begehren möget. Dieſen Brief ſchrieb die Herzogin, wie ſte be⸗ nterkt,umb ein Viertel auff 7 morgendts; ſie pflegte früh um 6 Uhr aufzuſtehen. * An Sylveſter 1692 ſiedelte die Herzogin Liſelotte von Paris nach Verſailles über, und am folgen⸗ den Tage ſchrieb ſie von hier aus einen langen Brief an die Kurfürſtin Sophie von Hannover: Wir fangen dieß jahr woll an; Gott gebe, daß es immer ſo durch erfolgen möge.. Vor etlichen tagen habe ich E. L.(Euer Libden) gnädiges ſchrei⸗ ben vom 16. Dec. von Berlin empfangen. Ich bin recht von hertzen fro, daß mein hertzlieb matante (meine Tante) nun ein wenig vergnügen hatt. Was mir E. L. ſagen, daß man ihnen ſo einen ſchönen einzug gethan, daß hat mich recht erfreuet, denn das iſt ja noch recht teutſch.. Bitte, bey J. L. dem Churfürſten von Brandenbourg demütigſt meine dauckſagung vor ſein compliment zu ſagen denn wie mein hertzlieb matante woll bewuſt iſt, ſo meint es Liſſelotte gutt, kan aber kein complimenten machen, undt wie ich mein leben geweßen, ſo bin ich noch, Franckreich hatt mich nicht polirt, ich bin zu ſpät neinkommen.. Dieſem Brief fügt Liſelotte einPoſt ſeriptum bei, das uns in ſeiner urwüchſigen Derbheit die ächte Pfälzerin zeigt, die keine Prüderie kennt und die kein Blatt vors Maul nimmt. Ich kan nicht laßen, E. L. ein ſchön dialogue zu verzehlen, ſo Monsſeur undt ich vergangen gehalten; ich wolte, daß dießes E. L. ſo von hertzen könte lachen machen, alß meine 2 kinder. Wir waren alle 4 abendts allein hir im cabinet nach dem nachteßen, nehmblich Monſieur(ihr Ge⸗ mahl Herzog Philipp von Orleans), ich, mein ſohn (Philipp, 19 Jahre alt) undt mein tochter(Eliſabeth Charlotte, 16 Jahre alt). Monsieur, ſo unß eben nicht vor eine gutte compagnie genung hilte, mitt Uuß zu reden, ließ nach langem ſtilſchweigen einen großen lautten.., met verlöff met verlöff(mit Verlaub), trehte ſich zu mir undt ſagte:quetoe (guest ce) que cela, Madame? Ich threte den hintern zu ihm, ließ einen ſtreichen in ſelbigem thon und ſagte:'est cela, Monsieur. Mein ſohn ſagte: 8 1 ne tient que cela'en ay auttant'envie que Monsieur et Madame.(Wenn's weiter nichts iſt, ſo drückt's mich nicht weniger als Monſieur und Madame), undt ließ auch einen braffen geher. Da⸗ mitt fingen wir alle ahn zu lachen undt gingen alle auß dem cabinet herauß. Das ſeindt fürſtliche conversatlonen, wie E. L. ſehen, und ſolte man curieus(neugierig) ſein noch, meine brieffe auffzubrechen, ſo okkrine ich zum neuen jahr dem, ſo der erſte dießen brieff vor E. L. auff⸗ örechen undt leſen ſolte, dießen weyrauch. Die Schlußbemerkung bezieht ſich auf den Poſt⸗ meiſter und andere Schnüffler, die ihre Briefe auf⸗ zuübrechen pflegten. Unter den nachgelaſſenen Papieren eines kurpfäl⸗ ziſchen Staatsmannes, der in Maunheim unter Carl Theodor eine bedeutende Rolle ſpielte, fanden ſich einige Neujahrsgratulationsſchreiben, die ausländi⸗ ſche Fürſten an den Pfalzgrafen Gu ſtav Samuel Leopold von Zweibrücken richteten. Dieſer hoch⸗ begabte, vielſeitig gebildete Fürſt war ein Großneffe des Schwedenkönigs Guſtav Adolf. Er ſtudierte in Altdorf, hielt ſich längere Zeit in Holland und in Italien auf, trat 1697 in das öſterreichiſche Heer, wo er unter der heldenhaften Führung des Prin gen Eugen von Savoyen die entſcheidende Schlacht bei Zenta in Oberungarn gegen die Türken mit⸗ kämpfte. Aufſehen erregte es, als er ſich 1723 von ſeiner Gemahlin Dorothea ſcheiden ließ(ſie war 12 ahre älter als er) und ſich mit einer Bürgerlichen, r Tochter eines Oberjägermeiſters ver⸗ ählte. Im November 1725 bezog der Herzognebſt ochfürſtlichen Frau Gemahlin das von ihm ite prächtige Reſidenzſchloß in Zweibrücken lege der bayeriſchen Könige. Es war damals allgemein üblich, daß die Fürſten Ufahr durch ihre Sekretäre Glückwunſchepi⸗ die verſchledenen Fürſtenhäuſer ſchreiben nd nur ihren Namenszug darunter ſetzten. i Schriftſtücken kann man die konventio⸗ hüftiſchen Wendungen und manche Eigentüm⸗ u jenes Zeitalters kennen lernen. energiſche, kräftige Züge zeigt die Unter⸗ eines Dankſchreibens, mit dem Prinz gen im Januar 1725 eine Neufahrsgratulation nes Kriegskameraden Gu ſtav Samuel Leo⸗ werden Euch lieben und hochſchätzen Durchleuchtigſter Fürſt freundlich villgeliebter Herr Vetter. Daß Euer Libden bey Widerholung der Heyli⸗ gen zeiten, dann eintrettenden jahrs wechßel Dero ſchäzbahres andenckhen gegen mir mit viller wohl⸗ meinung zu erneuern belieben wollen, iſt eine würckhung Dero obligeanten gewohnheit, welche mit ſehr verbündlichem Danckh zu erkhennen habe, und gleichwie dargegen Euer Libden all ſelbſt wöhlend hoche wohlfahrt, und erſprüßlichkeit grundmüettig repreciren, alſo wüntſche auch nichts mehr, alß die gelegenheit, meine wahre Dienſtergebenheit ferer in der thatt villfältig üeben, und anmit beſtättigen zu khönnen, wie ſehr in ohnaußgeſezter Hochachtung ſeye. Euer Libden Dienſtwilligſt ergebenſter treuer Vetter, und Diener Eugenio von Sauoyen. Wienn, den 6 Jan: 1725 . Georg., von Gottes Gnaden König von Groß⸗ britannien, Frankreich und Irland, Beſchützer des Glaubens, Herzog zu Braunſchweig und Lüneburg, des Heiligen Römiſchen Reiches Erzſchatzmeiſter, Kurfürſt von Hannover uſw. ließ am 2. Januar 725 auf ſeinemPalatio in St. James an ſeinen freundlich lieben Vetter Guſtav Samuel Leopold in Zweibrücken folgendes Schreiben ausfertigen: Wir haben empfangen, was Eurer Libden ge⸗ fällig geweſen, unterm 15. Decembris zum Neuen Jahre Uns gutes zu wündſchen. Wir erkennen ſolches mit ſonderbahrem Danck, wündſchen hingegen Eurer Libden gleichmäßiges Hohes Wolergehen und Vergnügen bis zum ſpateſten Alter, und verbleiben Deroſelben zu angenehmen Freundſchaffts Bezei⸗ gungen willig und geflißen. Auffallend iſt, daß das Schriftſtück des engliſchen Königs in deutſcher Sprache geſchrieben iſt. Doch iſt das leicht erklärlich. Die Heimat des Königs war Hannover; dieſem Lande galten ſeine perſönlichen Intereſſen. Er hat ſich nie bemüht, die Sprache ſeiner Untertanen in England kennen zu lernen, bei denen er wenig beliebt war, und wo er beſon⸗ ders durch ſein Verhältnis zu deutſchen Maitreſſen, die er in hohen Rang erhob, großen Anſtoß erregte. Auch das Dank⸗ und Glückwunſchſchreiben des Königs Friedrichs IV. von Dänemark, da⸗ tiert Schloß Friederichsburg 2. Januar 1725, iſt in deutſcher Sprache abgefaßt, ebenſo ein Schreiben Leopolds, Herzog zu Lothringen und Königs zu Jeruſalem,(der Vater des Kaiſers Franz.), der aus Luneville dem Herzog von Zweibrücken fürDero wohlgemeinten wunſch hiermit freundt⸗ vetterlichen Danck abſtattete und die Hoffnung aus⸗ ſprach,daß dieſelbe dieſes und noch viele folgende Jahr in beſtändiger geſundtheit und allem ſelbſt ver⸗ langenden wohlſtand zurücklegen mögen. 8 Neujahrsbrief von Goethes Mutter an ihre Enkel, die Schloſſerſchen Kinder. Den letzten Tag im Jahr 1792. An Euch alle iſt dieſer Brief geſchrieben wollte ich jedem von Euch ſein liebes Schreiben eintzeln beantworten, ſo möchte mir die Zeit mangeln, und Ihr müßtet lange auf meine Dankſagung vor die Freude, ſo Ihr mir durch Eure lieben und hertzlichen Briefe gemacht habt, warten. Liebe Kinder! Das Chriſtgeſchenk kann Euch ohnmöglich mehr Freude gemacht haben, als mir Eure Briefe. Sagt ſelbſt was mir tröſtlicher und erguickender ſein könnte, als Enkel zu haben, die ſo dankbahr gegen mich ſich betragen die ſo liebevoll meiner gedenken die mit warmem Gefühl trytz der Entfernung mich ſo lieben und ehren. Liebe Enkelein! Machet mir in dem kommenden Jahr ebenſo viele Freude wie im zu Ende gehenden behaltet mich in gutem Andenken nehmet auch in dieſem Jahr, ſo wie an Alter alſo auch an allem, was Eure lieben Eltern, mich und alle guten Menſchen erfreuen kann, immer mehr und mehr zu, ſo wird Euch Gott ſegnen und alle, die Euch kennen, beſonders aber diejenige, die beſtändig war, iſt und bleibt Eure Euch Herzlich liebende Großmutter Eliſabethe Goethe. An ihren Sohn ſchrieb Frau Rat Goethe:Am neuen Jahrs Tag 1793. Lieber Sohn! Vielen Dank vor Deinen ſchönen Brief, der iſt, wie er ſein ſoll. zeujahrsbrieſe aus alter Zeit Gott erhalte dich in dieſem Jahr mit allem, was dir lieb und theuer iſt, geſund und vergnügt. Er ſchencke uns den edlen Frieden, diß iſt mein Wunſch von pielen Tauſenden Behalte mich in Liebevollem Andencken und ſey verſichert, daß ich bin deine treue Mutter Goethe. * Zum Schluß ſeien noch Neujahrsbriefe mitgeteilt, die aus Mannheimer Kreiſen ſtammen. Von der Hand des kurpfälziſchen Ingenieurhaupt⸗ manns und Kartographen Ferdinand Denis in Mannheim hat ſich ein Neujahrsbrief erhalten, den er 1781 an ſeinen Gönner Stephan Frei⸗ herr von Stengel, den Geheimſekretär Carl Theodors ſchrieb: Hochwohlgebohrener Herr! Hochzuehrender Herr Regierungs⸗Rath! Die ſchuldigkeit gebiedet mir, bei gegenwärtiger jahreswechlung Ewr: Hochwohlgebohrene meine unterthänige Gratulation gehorſamſt abzulegen ur d wünſche, daß hochdieſelben dieſes jahr wohl und glück⸗ lich beſchließen, auch nicht allein das eingehende, Neue⸗ ſondern viele folgende Jahren bei allem erſinn⸗ lichem Wohlergehen nebſt der Continuation eines be⸗ ſtändigen Wohlſeyn bis in die ſpateſte Zeiten mit dero Hohen Famillie zu erreichen und Empfehle mich ganz beſonders in dero Gnad, auch werde mich glücklich ſchäzen, wenn ich mich immer nennen darf Ewr Hochwohlgebohrene Unterthänig gehorſamſter Diener Denis. Mannheim den z4ten Chriſtmonat 1781. Damals korreſpondierte Denis mit dem Frei⸗ herrn von Stengel wegen der Herausgabe ſeiner Special⸗Karte der Gegend von Mannheim, eine hervorragende Arbeit von unſchätzbarem Werte, die ſeinerzeit im In⸗ und Auslande als einzig in ihrer Art allgemeinen Beifall fand. * Ferdinand Zeller,Sr. churfürſtlichen Durchlaucht zu Pfalz⸗Baiern Cabinettiſchler und Hofebeniſt, teilte gegen Jahresſchluß 1781 Herrn Anton Andreas Stigger, der löblichen St. Jakobspfarrkirche Urbari⸗Amtmann in Inns⸗ bruck mit, daß er von Maunheim nach München übergeſiedelt ſei, und er fügte ſeinen Neujahrsglück⸗ wunſch bei. München, den 2iten Dezember 1781. Da ich nunmehro mit meiner ganzen Familie vor zwei Monaten(von Mannheim)] dahier ange⸗ kommen, und auf Höchſten Befehl mein Wohnſitz für die Zukunft dahier verbleiben wird So habe Ewer Hochedelgebohren hievon benachrichtigen, und zugleich erſuchen ſollen, die ſeiner Zeit fällige 80 fl. unter meiner Adresse, durch den Kayſerlichen Poſt⸗ wagen gefällig zu übermachen, und für dero damit habende Bemühung, einen Ducaten wie von voriges Jahr gemeldet, abzuziehen. Bey herannahendem Jahres wechßel wünſche das zu ende gehende in geſundheit hindan zu legen, und das Neue in allem Vergnügen nebſt dero Schätzbaren Familie, zu durchleben, empfehle mich ero fernerem Wohlwollen, und bin mit wahrer Verehrung... Ein anderes an Frauz kßavery Suitner in Innsbruck unterm 9. Januar 1807 gerichtetes Schreiben Zellers beginnt mit dem Neufahrs⸗ wunſch:Genehmigen Sie meinen Herzlichen Wunſch zu dem neu eingetrettenen Jahr, der Him⸗ mel gebe, das wir hald ſagen können, Ehr ſey Gott in der höhe, und Fried den Meuſchen auf Erden, alsdann wird es mit uns allen wieder beßer werden. Nach der Ueberſiedlung Carl Theodors von Mannheim nach München war der Hofſchreiner Ferdinand Zeller zum Inſpektor und Maſchi⸗ niſten des kurfürſtlichen Hoftheaters in München ernannt worden. Die beiden Neufahrsbriefe nebſt anderen Schriftſtücken deben uns Anhaltspunkte zur Erforſchung der Geſchichte dieſer Familie, von der mehrere Glieder als ausgezeichnete Künſtler für die Entwicklung des Mannheimer Kunſthandwerks von hervorragender Bedeutung waren. Es ſei nur auf die prächtigen geſchwetften Tiſche im Mannheimer Schloſſe hingewieſen, die ſo wundervoll mit der Architektur und Ornamentik des großen Saales der Schloßbücheret harmonieren. Leopold Göller. Aus den Mannheimer Gerichtsſälen Nachwehen zum Gewerbebank⸗Zuſammenbruch Die zweite Verhandlung in der Klageſache gegen den 29 jährigen Kaufmann Ch. von Mannheim wegen Betrugs, Urkundenfälſchung und Konkursvergehens wurde zu einer Nachtſitzung, da die Verhandlung erſt morgens um 1 Uhr ihr Ende erreichte. Ohne daß ſeine Schwiegereltern etwas wußten, ſchrieb der Angeklagte den Namen des zukünftigen Schwiegervaters für 37000 Mark Wechſel quer. Die Braut fing die Briefe des Angeklagten auf, damit die Eltern von den Fälſchungen nichts merk⸗ ten. Ch. trat auch mit einem Weinkommiſſar H. in Bad⸗Dürkheim in Verbindung, der ihm auf einen Grundſchuldbrief Hartmanns und 14500 Mark(von dem Angeklagten gefälſchten) Wechſeln beiſpringen ſoute. Dieſer ließ die Wechſel gegen die Sicherheit der Grundſchuldbriefe in Höhe von 6000 Mark bei einem Weinhändler in Hambach diskontieren und zahlte damit ſeine eigenen Schulden, indem er die falſchen Wechſel durch dieſe erſetzte. Ey. erhielt nich's, auch nicht die verſprochenen 10000 Liter Wein, die er beſtellt hatte, um H. willfährige zu machen. H. hatte ſich in einer geſonderten Klage zu ver⸗ antworten, weil er bei einer Weinlteferung in Höhe von 1030 Mark fälſchlicherweiſe behauptete, der von ihm gegebene Wechſel ſei ein Warenwechſel, während es ein gefälſchter Finanzwechſel war, der ſich auf etwa 3000 Mark belief. Später gab er ihm dafür einen ebenfalls gefälſchten Wechſel in Höhe von 3020 Mark und dazu noch einen Barſcheck von 1900 Mark. Das Urteil Das Gericht verurteilte Ch. wegen Urkunden⸗ fälſchung und Betrugs zu einer Gefängnisſtrafe von ſechs Monaten, zwei Wochen Unter⸗ ſuchungshaft. Der im letzten Falle angeklagte Wein⸗ kommtiſſar H. wurde zu einer Gefängnisſtrafe von zwei Monaten verurteilt. Namentlich die Be⸗ trügereien an dem eigenen zukünftigen Schwieger⸗ vater ftelen bei Ch. ins Gewicht. * Erweitertes Schöffengericht Neuſtadt a. 5. Einen ganzen Tag lang hatte ſich das erweiterte Schöffengericht Neuſtadt a. d. H. mit Schlä⸗ gereien zu befaſſen, die ſich in Lambrecht abge⸗ ſpielt haben. Als im Auguſt ds. Is. ein Laſt⸗ wagen aus Kaiſerslautern durch Lambrecht fuhr, lag ein Mann wie leblos mitten auf der Straße. Der Autoführer hielt an und wollte den am Boden liegenden Mann an den Straßenrand tragen. Da packte ihn eine Frauenhand an der Gurgel und zweit aus dem Dunkel auftauchende Männer ſchlugen auf ihn ein. Der im Führerſitz des Wagens befindliche Weinkommiſſionär Müller aus Neuſtadt wurde gleichfalls in roher Weiſe mißhandelt. Der Haupt⸗ täter, namens Zwally, ging unterdeſſen flüchtig. Eine zweite Schlägerei ſpielte ſich einige Wochen ſpä⸗ ter ab, als einige im Jahr 1904 Geborene ihren Geburtstag feierten. Es bildeten ſich zwei Par⸗ teien, die an der Brücke ſich eine Schlacht mit Pflaſterſteinen, Holzprügeln, Kabelſtücken und Meſ⸗ ſern lieferten. Das Schöffengericht verurteilte heute den Hilfsarbeiter Leonhard Druck aus Lambrecht, geb. 1907, zu acht Monaten Gefängnks, den Hilfsarbeiter Franz Druck aus Lambrecht, geb. 189g, zu vier Monaten Gefängnis, die 24 Jahre alte Fabrikarbeiterin Erna Eiſenſtein aus Neu⸗ ſtadt a. d. H. zu einer Woche Gefängnis, den Hilfs⸗ arbeiter Eugen Breitwieſer aus Lambrecht, geb. 1908, zu 11 Wochen Gefängnis. Zwei weitere An⸗ geklagte wurden freigeſprochen. § 100 Mark Geldſtrafe wegen fahrläſſiger Tötung, Im vergangenen Sommer verunglückte in der Lehm⸗ grube der Ziegeleiwerke Niederauerbach bei Zwei⸗ brücken ein Arbeiter durch Verſchütten töd⸗ lich. Jetzt hatte ſich der Firmeninhaber Engelbert Weppler aus Zweibrücken vor dem Schöffengericht Zweibrücken wegen fahrläſſiger Tötung zu ver⸗ antworten. Wie durch Sachverſtändige der zuſtändi⸗ gen Berufsgenoſſenſchaft dargelegt wurde, waren die Sicherheitsmaßnahmen beim Abbau der Lehmmaſſen nicht den Vorſchriften entſprechend, wofür der Be⸗ triebsleiter verantwortlich ſei. Der Angeklagte wurde ſchließlich anſtelle einer verwirkten Gefäng⸗ nisſtrafe zu 100% Geldſtrafe und zu den Koſten verurteilt. Ein mitangeklagter Werkmeiſter erzielte mangels Nachweiſes des Mitverſchuldens Frei⸗ ſprechung. E Aus Rundfunk⸗Pe * 11.30 Uhr: München: Sch A 12,15 Uhr: Frankfurt: pl. onzert. 13.15 Uhr: Stuttgart: he llplattenkonzert. 14.43 Uhr: München: Stunde der Frau. 15.15 Uhr: Frankfurt: Jugendſtunde 5 16.00 Uhr: Frankfurt, Stuttgart: Konzert; n⸗ erben. Konzert. chen: Ueber Staats 16.30 Ithr: München: 17.30 Uhr: Langenberg, Budapeſt: Konzert. 18.35 Uhr: Stuttgart: Berufskundlicher Vortrag. 19.05 Uhr: Be i den Bergen; Breslau: Ruſſiſche Vollsmuſit; Fronkfurt, Stuttgart: Von Mannheim: Marie Curie⸗Slodowſka, die Radium⸗ in; Brünn: Franzöſiſche QOuvertüren : Frankfurt, Stuttgart: Hörſolge: end in Paris;: München: Aus dem Sta Der Barbier von Sevilla; Wien: Opernübertr. 2 Heitere Unterhaltung; Langen⸗ Brünn, Prag, to witz: 1 f 20.30 Uhr: Königswuſterhauſen, Budapeſt: Konzert; Mailand, Turin: Sinfoniekonzert. 21.00 Uhr: Berlin, Breslau, Frankfurt, Lan⸗ gen berg. Stuttgart, London, Brüſſel: International Programmaustauſch Deutſchland, Eng⸗ Daventry: Leichte klaſſiſche Muſik; nd; Rom: OperetteSi; Zürich: Zeiteenöſſiſche Tonſetzer, J r: Bud apeſt: Zigeunermuſik; Daventry: Militärmuſik; Stockholm: Kammermuſtk. 22.30 Uhr: Berlin: Unterhaltungsmuſik; Prag: Zeit⸗ genöhiſche Muſik. 24.00 Uhr: Daventry: Tanzmuſik. 19.90 Uhr ſpricht von Mannheim über Frankfurt und Stutt⸗ gart Dr.⸗El dern, Heidelberg über die Entdeckerin des ReMarie Cürte⸗Slodowfea. 21.00 Uhr: J ler Programmaustauſch. Köln ſen⸗ det zuerſt eine Haydufinfonte, Brüſſel 2 Stücke von Gretry und zum Schluß London den 4. Akt aus Fairy Queen von Purcell. KGA nee 2 Wotler⸗Nachrichten der Vadiſchen Landeswelterwarte Kariseuhe See Luft 2 1 See 8 2 Wind öh. 1 8 Wetter 1 es micht Stärke Wertheim 5 1 8 SW, ſtürmiſch Regen HRönigsſtuhl 1 1 1 SW. mäßig 0 Karlsruhe 5 5 4 NSW. ſteif 1 Ba ⸗Bad 66 5 8 SW. ſturk 8 Villingen 11 2 8 leicht Schnee Feldbg. Hof2 4 6. SV Sturm Schnee Badenweil. 44 4 2 SW. leicht bedeckt St. Blaſten 1 1 Regen Bad. Dür h. 9 2 80 55 Schnee Geſtern brachte die rückſeitige maritime Luft der nach dem Nordmeer abgezogenen Zyklone weitere Abkühlung, die in den Gegenden, wo ſie mit Aus⸗ ſtrahlung verbunden war, zu ſtärkeren Fröſten führte(Baar 9 Grad). Die Folge der Zyklone hat jedoch keine Unterbrechung erfahren. Mit außerordentlicher Gewalt iſt ein Sturmzyklone nach der Nordſee vorgeſtoßen und fördert eine kräftige Warmluftſtaffel nach Mitteleuropa. In ihrem Be⸗ reiche haben die Winde zu Sturmesſtärke aufge⸗ friſcht. Da noch eine weitere Depreſſion nachfolgt, behalten wir bis auf weiteres die zyklonale Wit⸗ terung. Wetterausſichten für Freitag, 3. Januar: Sehr milde bei ſüdweſtlicher, zeitweiſe ſtür⸗ miſcher Luftgufuhr. Veränderlich mit Regenfällen. Höchſte Gebirgslagen Schneefälle bei Tempera⸗ turen um 0 Grad. Schluß des redaklſonellen Teils fc. 1 94 1 10 I Ee nig Selnhagen tt Geſchäflliche Mitteilungen Ala Zeitungskatalog 1900. Soeben iſt die neue 55. Ausgabe des Zeitungs⸗Kataloges der Ala Anzeigen⸗Aktlen⸗ geſellſchaft für das Jahr 1980 erſchienen. Der neue unpar⸗ teilich zuſammengeſtellte Jahrgang zeugt von der gewalti⸗ gen Schaffenskraft deutſcher und äuslkändiſcher Verleger. Das geſamte Material drängt ſich ſo reichlich auf, daß ein beſſere 1 durch die Angliederung eines Verzei niſſes der deutſchen Tageszeitungen, deren Erſcheinungs⸗ ort aus dem Namen der Zeitung nicht hervorgeht, geboten erſchien. Der in neuem, geſchwackvollem Gewande vor⸗ liegende, auch ſonſt gediegen ausgeſtattete, fachkundig be⸗ arbeitete und trotz des reichen Inhalts handliche Band iſt, wie die früheren Ausgaben, ein zuverkäffiger Ratgeber füt eden Jutereſſenten; für ſeden, der mit det Preſſe als In⸗ ſerent oder Mitarbeiter in Verbindung ſteht, iſt das Werk ukentbehrlich. Im Vorwort ihres Kataloges ſagt die Ala: 799 a e b k a nn pig e in Zettungen und Zeltſchriften nicht entbehren. Dleſes Wort von berufener Seſte, das den hohen Wert der Zeltungsonzeige treffend hervorhebt, verdient daher beſondere Beachtung. Es ſei in dieſem Zu⸗ ſammenhang auch auf die dem Werke vorangehende Ab⸗ handlungDer Dienſt am Kunden verwieſen, die eln intereſſantes Bild von der vielſeltigen Tätigkeit der große deutſchen Annoncen⸗Expedition gibt. 2 5 8205