zokal weber⸗ onntag ete mit tit der n den ür den vurden taceing⸗ denten tag im weiten Moritz oppers über⸗ i i aus⸗ n der 145 und es der te ſich t dem Tages r, der Meter n In⸗ tung muern⸗ ingen, igung iegers ichnet. zurchs und 4 be⸗ en 4 2 a * 9 4 1 N 5 aerree Neue Maunheimer Zeitung/ Morgen⸗Ausgabe — 7. eite Nummer 3 In der heutigen Zeit, wo es uns allen ſo ſchlecht geht und wo man von vielen Seiten fortwährend verſucht, uns zu drücken und zu demütigen, ſollten wir uns von Zeit zu Zeit doch immer wieder einmal daran erinnern, was alles die Welt den Deutſchen ver⸗ Das ſtärkt uns das Rückgrat und den Glauben an eine beſſere Zukunft und iſt leichzeitig dazu angetan, die Ueberheblichkeit öſtlicher ernegroß⸗Dölker in die gebührenden dankt. Schranken zurückzuweiſen. Ohne überſchwenglich oder anmaßend zu ſein, könnte man doch ganze Bibliotheken mit den Berichten über die deutſchen Großtaten auf den Gebieten der Kunſt, Wiſſenſchaft, Kultur und Technik füllen. Für heute wollen wir nur eine deutſche Erfindung herausgreiſen, eine der weltumwälzendſten, die je gemacht worden ſind. Wir meinen die Erfindung der Der Mann und ſein Werk Um die Mitte des 15. Jahrhunderts lebte in Mainz am Rhein ein ruhiger, beſcheidener Mann. Er war zwar adeliger Herkunft, beſaß aber ſo wenig an irdiſchen Reichtümern, daß er ſich durch Metall⸗ arbeiten, Anfertigung polierter Metallſpiegel und ſonſtiger kunſtgewerblichen Gegenſtände kümmerlich durchs Leben ſchlagen mußte. Wenn am Feierabend die Mainzer Bürger ſich noch eine Weile vor die Haustür ſetzten, miteinander zu plaudern, ſchloß er ruhig die Läden ſeiner Fenſter, ſtellte das Oel⸗ lämplein auf den Tiſch und ſaun über ein beſſeres Druckverfahren. Was focht ihn an, was die Leute ſich da draußen erzählten! Wie die Huſſiten immer noch deutſche Gegende gar ſchlimm heimſuchte, oder wie es bei der letzten Kaiſerkrönung ze Aache zugsgange ſein ſollt. Wie wenig ſich der Kaiſer Friedrich III. um die Regierungsgeſchäft kümmere tät, daß e lothringiſch Bauermädche de Engländer aus Frankreich vertriebe hätt und daß ſte zum Lohn dafür als Hex verbrannt worde wär. Daß es mit dem deutſche Ritterorde, fern im Oſte, gar nit gut ſtehe ſollt. Daß wioͤder emal die Peſt die deutſche Land heimſuche tät, daß mer in der Stadt Augsburg gleich 100 peſtbefalle Menſche miteinander in e Grub geworfe hätt.„Jo, jo, des ſind halt gar ſchlimme Zeite.“ Gott, was die braven Leute von fahrenden Händlern oder ſonſtwem alles gehört haben wollten! Auch von Türken⸗ und Ungargefahr. Einmal wäre ſogar welche komme, jo, die hätte er⸗ zählt, daß der Papſt nix mehr im deutſche Reich zu ſage hätt. Und überhaupt—— Jeſus! Maria! Joſef! ware des böſe Zeite im Reich!— Johannes Gutenberg hörte und ſah von all dem nichts. Ihn beſchäftigten andere Gedanken. Wie wohl das Buchdrucken vereinfacht wer⸗ den könnte. Es wollte ihm gar nicht gefallen, daß für jede Druckſeite eines Buches oder ſonſt einer Schrift immer eine neue Holz⸗ oder Metalltafel nötig war, auf die der Text dieſer Seite in Spiegelſchrift eingeſchnitten werden mußte. So viele Seiten, wie das zu druckende Buch hatte, ebenſo viele Holz⸗ oder Metallſchnitte,„Blöcke“, wie man ſie nannte, mußten angefertigt werden. 14 Tage allein waren nötig, ſo eine einzige Holzblockfeite zu schnitzen. Waren gar Verzierungen oder Bilder drauf, ſo dauerte es einen ganzen Monat. Man kaun ſich vorſtellen, wie lange man nun erſt an einem ganzen Buch zu ſchnitzen hatte! Und dann mußten ab und zu beſonders abgenutzte Textſtellen des „Blocks“ mit Papier ausgefüllt werden, was recht mühſam war und auch wenig ſchön ausſah. Oder es kam vor, daß die ganze Blockſeite unter der Hand⸗ preſſe zerplatzte. 8 Kein Wunder, daß dann ſo ein gedrucktes Buch ſo teuer war wie ein Haus oder ein ganzer Weinberg. Es hatte zwar jemand einmal den Vorſchlag ge⸗ macht, die Tafeln in einzelne Teile zu zerſchneiden, um beſtimmte, oft vorkommende Satz⸗ oder Wort⸗ gruppen für andere Seiten oder Drucke wieder ver⸗ wenden zu können. Indeſſen auch dieſes Verfahren ſchien Gutenberg noch zu koſtſpielig. Außerdem paßten die einzelnen Holz⸗ oder Metallmatrizen, wie die Blöcke ſpäter hießen, auch nicht immer genau zuſammen, ſodaß ſie oft einen recht unſchönen Druck gaben. Da ſaß denn nun Meiſter Gensfleiſch zu Guten⸗ berg, wenn der Nachtwächter längſt ſein Feuerſchutz⸗ ſprüchlein durch die ſtillen Mainzer Straßen gerufen und in ſein Horn geblaſen hatte, in ſeiner Werkſtätt und grübelte über ein praktiſcheres und billigeres 8 Druckverfahren nach. Goſſen ſich nicht die Jungens lelkugeln, um damit zu ſpielen? Da könnte er doch ebenſo gut auch Buchſtaben gießen und ſie hübſch ordenklich nebeneinanderſtellen. Die könnte er ja immer wieder verwenden, brauchten ſich nicht ſo leicht ab wie Holzbuchſtaben, ſtanden einer wie der andere gleichmäßig nebeneinander—— Kurzum, ſo war eines Tages der Gedanke ge⸗ boxen, der für die Kultur der Menſchheit ſo unend⸗ lich bedeutungsvoll werden ſollte.—— Leider fehlte es, wie geſagt, dem verarmten, ritterbürtigen Hand⸗ werksmeiſter an Geld zur Beſchaffung von Material und Werkgerät. Darum ging es mit der Ausfüh⸗ rung einer Idee nur ſehr langſam vorwärts. Zuerſt druckt er einmal, es war um das Jahr 1447, einen aſtronomiſchen Kalender. Der fiel in bezug auf Schönheit der Druckfarbe uſw. ſo herrlich aus, daß er noch heute, 500 Jahre ſpäter, als vorbildlich gelten kann. Trotzdem arbeitet Meiſter Gensfleiſch un⸗ ermüdlich an der Vervollkommnung ſeines Druck⸗ verfahrens weiter. Nach vielen Mühen und ebenſo vielen Enttäuſchungen chien er doch den rechten Weg gefunden zu haben. 8 B ebenſo reicher wie geriſſener Mainzer zürger, Johann Fuſt, der von Gutenbergs g eimnisvollen Experimenten gehört hatte, 9 ſich für die Erfindung und ſchloß im 8 450 zwei 1 995 8 ab. * eu 8 Ren verdankt Buchdruckerkunſt als der Grundlage für die moderne Menſchheitskultur. Uur durch diese Erfindung eines deutſchen Geiſtes war es möglich, daß Teſen, Denken und Wiſſen Alk gemeingut der Menſchheit geworden ſind. Johann Gensfleiſch zu Gutenberg iſt der Uame jenes unſterblichen deutſchen Mannes, den man im allgemeinen nur kurz mit Gutenberg zu nennen pflegt. Da in weiten Kreiſen das nähere Wiſſen über dieſen Mann und ſein Werk nicht ſo verbreitet iſt, wie es ſeiner Bedeutung entſpricht und wie es für jeden Deutſchen zu einem unentbehrlichen Beſtand⸗ teil der Allgemeinbildung gehören ſollte, wollen wir im Folgenden ein Kapitel aus dem Buche von Fritz Zingel abdrucken, das ſoeben unter dem Titel„Was die Welt den Deutſchen In dem einen lieh er Gutenberg 800 rheiniſche Gold⸗ gulden zu 6 Prozent zur Herſtellung von Druck⸗ gerät. Das ließ er ſich, geriſſen wie er war, der Sicherheit wegen als Pfand gleich mit verſchreiben. In dem zweiten Vertrag verpflichtete er ſich, jährlich 300 Gulden in das Unter nen einzuſchießen; wo⸗ bei er ſich ſelbſt die Leitung des Verlags und der Druckerei zu gemeinſchaftlicher geſchäftlicher Aus⸗ nutzung ausbedang. Meiſter Gutenberg ſchmunzelte vor Freude in ſeinen langen, grauen Bart, denn er war zwar ein tüchtiger P öraktiker, a ber ganz und gar kein Kaufmann Sah in der neuen Wendung nichts als ſein Glück und machte ſich ſchlagenden Herzens an die Arbeit. Gießt mit Hilfe eines eigens dazu erſonnenen Handgießinſtru⸗ ments eine Anzahl genau gleich großer Metallbuch⸗ ſtaben, Typen, wie man heute ſagt. Ho, das waren endlich doch mal hübſch gleichmäßige Dingerchen. Viel ordentlicher als die in Sand geformten und ge⸗ goſſenen. So hübſch und brauchbar, daß ſie bis ums Jahr 1805 nach ſeiner Methode hergeſtellt wurden. Und nun nimmt er einen tüchtigen jungen Gehilfen, den Peter Schöffer, der als Kalligraph ſchon in Paris geweſen war, in ſeinen Dienſt und fängt frohgemut an zu drucken. Lehrbücher,„Donate“, Formulare für Ablaßbriefe, Flugſchriften gegen die Türken, Päſſe für Romfahrer. Geographiſche Bibeln mit Landkarten, Zvologiſche Bibeln zur Belehrung der Kinder mit Holzſchnitten von allerlei Tieren, einen Türkenkalender für 1455 uſw. Sogar eine Bibel. Er freut ſich wie ein Kind des Erfolges, ahnt nicht, was hinter ſeinem jungen Glück vorgeht. Oho, es gab ſchon im 15. Jahrhundert außer den Fuggern, den Welſern, den Imhofs, Höchſtätters, Hirsvogels, die mit ihrem Geld und ihrer kaufmän⸗ niſchen Tüchtigkeit die Geſchicke der Welt beein flußten und überall dabei waren, wo es auf der Welt etwas zu verdienen gab, auch ſonſt ſchon geſchäfts⸗ tüchtige Talente in Deutſchland! Johann Fuſt zum Beiſpiel. Bezeichnet der ſich doch unter dem herrlichen Druck des„Pſalteriums“ vom Jahre 1457 mit Schöffer als alleinige Herausgeber der„künſt⸗ lichen Erfindung des Druckes“. Das war die erſte öffentliche Nachricht von der großen Erfindung. Der Name Guten⸗ berg blieb fort. Den hatten die beiden kaufmänniſchen Schlingel ſchon ſo weit an die Wand gedrückt, daß er wohl zu all ihrem Tun nur Ja und Amen zu ſagen hatte, der arme Meiſter Gutenberg. Und dann, man ſoll es nicht für möglich halten, lockt dieſer verdienſthungrige Herr Fuſt, wie er ſieht, daß die Gutenbergſche Er⸗ findung gut einſchlägt, durch Verſprechung auf Teil⸗ haberſchaft und auf die Hand ſeiner Tochter den Peter Schöffer obendrein von Gutenberg fort. Gründet mit ihm zuſammen eine eigene leiſtungs⸗ fähigere Druckerei. Nicht genug damit, verlangt er von Gutenberg auch noch das vorgeſtreckte Geld ſamt Zinſen, zuſammen 2026 Gulden, zurück. Der Guten⸗ berg weiß nicht, wie ihm geſchieht. Er hat ja kein Geld. Das ſteckt doch in dem Druckgerät. Vor Ge⸗ richt weiß er, völlig gebrochen, ſein Recht nicht zu vertreten. Und ſo muß er denn ſeine ſchönſten und beſten Geräte ſamt den bereits fertigen Bibelbogen der Konkurrenzfirma Fuſt⸗Schöffer ausliefern. Und wie ja bekanntlich, auch ſchon im 15. Jahrhun⸗ dert, ein Unglück nie allein kommt, trägt ihm ein anderer Gläubiger, Albrecht Pfiſter, flugs auch noch das letzte bißchen Druckereigerät, das ihm noch geblieben war, fort. Legt damit den Grund zu einer der erſten deutſchen Verlagsanſtalten! Da ſitzt Meiſter Gutenberg nun in ſeiner leeren Werkſtatt und weint, weint wie ein Kind. Ja, ſo geht es in der Wel! In der Fuſt⸗Schöfferſchen Druckerei dröhnt und klappert es Tag und Nacht. Oh, ſie hat viel zu tun, die Firma Fuſt⸗Schöffer. Wird von Tag zu Tag reicher. Wie herrlich hätte ſich dem Gutenberg gerade jetzt das jahrelange Grübeln und Probieren lohnen können!— Schnelles und billiges Drucken war mehr denn je vonnöten. Die alte Welt ſchien aus den Fugen gekommen zu ſein. Faſt jeder Tag brachte Neues. Konſtantinopel, der Mittelpunkt der abendländiſchen Kultur, war in die Hände der Türken gefallen. Die dort ange⸗ häuften Kulturſchätze waren in das weſtliche Abend⸗ land in Sicherheit gebracht worden. Ein unerhört reges Ueberſetzen der griechiſch⸗römiſchen Klaſſiker hatte begonnen. Spaniſche und portugieſiſche See⸗ fahrer hatten fremde Länder entdeckt, von denen Wunderdinge erzählt wurden. Jeder wollte, teils aus Neugier, teils aus Wiſſensdurſt, am Umſchwung des Lebens teilhaben. Aber ſtatt ſeiner heimſten Fremde und Geſcheitere die Früchte ſeines jahre⸗ langen Probierens und Sorgens ein! Meiſt hinten⸗ herum, durch geheime Kundſchafter oder durch offenen Betrug. In einem franzöſiſchen Aktenſtück aus jener Zeit heißt es: „Am g. Oktober 1458, nachdem der König erfahren hatte, daß Meſſire Gutenberg, wohnhaft zu Mainz im Lande Deutſchland, ein im Schneiden von Stempeln und Lettern gewandter Mann, die Er⸗ findung ans Licht gebracht hat, mit Stempeln und Lettern zu drucken, hat der König, der Näheres über einen ſolchen Schatz erfahren möchte, ſeinen Münz⸗ meiſter beauftragt, ihm Perſonen zu nennen, die in der„ e 1 5 ſind, um ſie insgeheim an den genannten Ort zu ſenden, damit ſie ſich über die erwähnte lernen und ſie im Königreich auszuüben.“ Das war der König Karl VII.„le Victorjeux“, den ein Bauern⸗ mädchen aus den Händen der Engländer errettet und in Reims auf den Thron geſetzt hatte! Zwar kann ſich Gutenberg mit Vorſchüſſen eines Doktors Konrad Humery zu Eltville am Rhein eine neue, kleine Druckerei einrichten, wo er im Jahre 1460 mit primitivem Gerät das„Catholicon“, eine Realenzyklopädie und lateiniſche Grammatik vollendet. Sein letztes größeres Werk. Es ſchließt: „Unter dem Beiſtand des Allerhöchſten, auf deſſen Wink der Unmündigen Zungen beredt werden, und der oftmals den Kleinen offenbart, was er den Weiſen verhehlt, iſt dies vortreffliche Buch im Jahr der Menſchwerdung des Herrn 1460 in dem geſegneten Mainz, einer Stadt der berühmten deutſchen Nation, die Gottes Huld durch ein ſo hohes Geiſteslicht und freies Gnadengeſchenk den Erde vorzuziehen und auszuzeichnen gewürdigt hat, gedruckt und vollendet worden, nicht mit Hilfe von Rohr, Griffel oder Feder, ſondern durch das wunder⸗ bare Zuſammenſtimmen, das Verhältnis und das Ebenmaß der Patronen und Formen.“ Aber wie kann er mit ſeinem billigen Gerät gegen Fuſts prächtige Drucke ankommen? Aus Furcht vor Pfändung traut er ſich nicht einmal, ſeine Drucke mit ſeinem Namen zu verſehen. Bleibt namenlos, ein armſeliger, mittelloſer Druckermeiſter. Und ſo iſt's bald wieder aus. Er kann, will nicht mehr. Zwar darf er, ſo oft er nur will, Herrn Dr. Humery in Eltville beſuchen, bei ihm ſpeiſen. Aber er will nichts mehr. Hat alle Spannkraft fürs Lehen verloren, der Henne Gensfleiſch. Und wie er ſo, ein völlig gebrochener Greis, den verzweffelten Kampf mit dem Leben aufgibt, geht das Glück über ihn hinweg. Weitet ſich ſeine Erfindung zur gewal⸗ tigſten Triebkraft einer neuen Zeit.——— Im Verlauf einer erbitterten Fehde zweier Erzbiſchöfe wird Mainz erſtürmt und teil⸗ weiſe in Aſche gelegt. Unter anderm geht auch die Fuſt⸗Schöfferſche Druckerei in Flam⸗ men auf. Die brotlos gewordenen Arbeiter wandern in alle Welt hinaus. Mit ihnen die Kenntnis des Gutenbergſchen Geheimniſſes. In allen größeren Städten Deutſchlands und des Auslands werden Druckereien gegründet, in Bam⸗ berg, Köln, Straßburg, Augsburg. In Nürnberg, navien. Gegen Ende des Jahres 1500 gibt es bereits an die tauſend Druckereien auf der Welt. Kein Patentgeſetz ſchützt die Erfindung vor Ausnutzung. Alle Hoffnung, endlich einmal der Not entrückt zu ſein, iſt dahin. Schon zählt man 25 000 Wiegendrucke(Inkunabeln, Erſtlingsdrucke) in Europa. Ein neues Gewerbe hat ſich außer dem der Buchdruckerei entwickelt: der Buchhandel. Die Zeters und Mordios all der tauſend Kopiſten, die um ihren Wochenlohn von 152 Pfennig, das ſind etwa 39 Mark heutigen Geldes, gekommen und brotlos geworden waren, verhallen unter dem vorwärts⸗ ſtitrmenden Schritt der Entwicklung. An ihre Skatt kommen andere, Millionen anderer zu Verdienſt, zu Wiſſen, zu Reichtum. Hätte nicht der eine der ſtreitbaren Erz biſchöfe Gutenberg wegen ſeiner treuen Anhänglichkeit vor bitterſter Not bewahrt, indem er ihm für Lebenszeit jährlich ein neues Kleid, 50 Zentner Roggen und 2 Fuder Wein ausſetzte, der Erfinder des Buchdrucks hätte wahrſcheinlich die noch bleibenden drei Jahre ſeines Lebens den Kelch bitterſter Not und Enttäu⸗ ſchung bis zum letzten Ende leeren müſſen.„In An⸗ betracht der Dienſte, die unſer lieber Getreuer uns und unſerem Stift geleiſtet und in Zukunft noch leiſten wird“, ſchrieb der Herr Erzbiſchof Adolf von Naſſau im Jahre 1465. Von dem Hoffen und Streben eines 68jährigen Lebens waren ihm 3 Jahre friedvoller Sorgloſigkeit als Endergebnis geblieben. Seine irdiſchen Reſte ſind verſchollen. Ein Umbau der Minoritenkirche, bei der man feinen Leib beſtattet hatte, und die im Jahre 1793 erfolgte Zerſtörung durch die Fran⸗ zoſen haben jede Spur von dieſem deutſchen Träger der Menſchheitskultur ausgelöſcht. Was wäre wohl ohne Gutenbergs Erfindung aus dem wackeren Junker Jörg und ſeinem Werk auf der Wartburg geworden? Etliche reiche Leute hätten ſich eine Lutherbibel für 800 bis 1800 Mark in 5 bis 10 Jahren abſchreiben, allenfalls für kaum weniger Geld nach der alten Art mit Holzblöcken drucken laſſen können. Das dauerte aber auch eine geraume Zeit, denn um eine einzige Seite zu ſchnitzen gebrauchte man wie geſagt rund 14 Tage. Einen halben Monat für eine Bibelſeite! — Durch Gutenbergs Erfindung konnte ſich aber jetzt jeder ſchlichte, ungelehrte Mann ſeine eigene Bibel kaufen, in Feierſtunden, im Kreiſe der Seinigen, 5 Luthers innige Lieder in deutſcher Sprache ſingen. .„„ angeregt, an 1 e Deutſche Fürſten und Städte konnten, durch Luthers verdankt“ im Derlage von Köhler& Amelang in Leipzig erſchienen iſt. Und wie tak ſich er Schulen gehen. zu jener Zeit verſtanden dung deutſch das not! Denn Einrichtung und Erfindung unterrichten, dieſe eigentlich nur die Gelehrten aufs Schrei Kunſt begreifen und erlernen. Dieſem ben und Leſen. Hohe kirchliche Würdenträger, Befehl des gnädigſten Herrn und Königs ent⸗ Aebte, Mönche, Fürſten konnten oft kaum mehr als ſprechend, wurde Nicolas Jenſon beauftragt, die allenfalls ihren eigenen Namen ſchreiben. Die Be⸗ Reiſe zu unternehmen, die erwähnte Kunſt zu er⸗] mühungen Karls des Großen waren längſt ver⸗ geſſen. Die mittelalterliche Kultur hatte eine Pauſe in ihrer Entwicklung gemacht. All das wurde nun durch Gutenbergs Tat mit einem Schlag anders. Es gab Bücher. In denen konnte man daheim ungeſtört und kritiſch leſen, was man bisher beſtenfalls nur von Mund zu Mund, meiſt völlig entſtellt, erfahren hatte, Neugier und Wiſſensdurſt ſtellten ſich bei Hoch und Niedrig ein Theologiſche, ärztliche Bücher und Kalender, das, wonach das Volk am meiſten verlangte, erſchienen allerorten. Mit Rieſenſchritten ging es weiter. Es er⸗ ſchienen Zeitungen, Zeitſchriften. Die Drucks preſſen konnten gar nicht genug hergeben. Der unglaublich vielſeitige und geſcheite erz⸗ . 8„ biſchöfliche Leibarzt, Naturforſcher, Nationalöko⸗ übrigen Nationen der nom uſw. Joachim, Johan n Be che r a m Rhein, der ſich ſchon eine Gasbeleuchtung aus Steinkohle durch den Kopf hatte gehen laſſen, den man überhaupt für nicht ganz richtig hielt, weil er ſo furchtbar viel Neues vorſchlug, der wollte u. a. im Jahre 1682„practicieren, in der Druckerey ſo ge⸗ ſchwind zu ſetzen, als man ſonſten mit der Feder ſchreiben kann.“ Aber, wie geſagt, man hatte den Mann für wunderlich gehalten. Bis dann, rund 180 Jahre ſpäter, ein deutſch⸗amerikaniſcher Uhr⸗ macher namens Mergenthaler aus Württem⸗ berg Bechers Gedanken doch verwirklicht, indem er eine Druckmaſchine baut, die ihre Bieſtaben nicht nur gleich gießt, ſondern auch ſetzt.„Fiynotype“ nannte er das Wee e das, ſtatt wie bisher 2000, in der Stunde 6— 7000 Buchſtaben gießen und ſchbit reihenweis nebeneinanderſetzen kann.— Natürlich druckte man auch ſchon längſt nicht mehr mit der Handpreſſe. War mäff nicht mittlerweile ins Zeit⸗ alter der Dampfmaſchine gekommen? Ho, hatte Friedrich König Aus Eisleben gedacht, jetzt werde ich eine Dampf⸗Schnellpreſſe bauen. Tat's und ließ ſie ſich auch in England patentieren. Und ſchau' da! Um dieſelbe Zeit, da ein deutſcher Hofrat die Londoner Straßen mit den erſten Gaslaternen be⸗ leuchtet, wird die Londoner„Times“ zum erſten⸗ mal mit dieſer deutſchen Maſchine geͤͤruckt. Sie war gleich mit einer Farbvorrichtung verſehen und druckte in der Stunde 1100 Abzügel Und dann kam die Firma Strauß in Wien und läßt den Satz mit Walzen einfärben. Hei, wie das geht! Eine ganze Auflage in 3, nicht mehr in 10 Stunden! Es dauerte gar nicht lange, da kann man in einer ein⸗ wo Meiſter Albrecht Dürer wohnte, in Baſel, zigen Stunde ein 16 Km. langes Papierband 2ſeitig Venedig, in Lyon, Paris, Moskau, in den Nieder⸗ bedrucken! Morgen⸗ Zeitungen, Mittag⸗Zeitungen, landen, in England, Ungarn, Spanien, Skandi⸗ Abend⸗Zeitungen. Wahre Sturzbäche von Neuig⸗ keiten und Wiſſen ergießen ſich über die Menſchen.— Zu Oſtern des Jahres 1910 durfte die Welt von neuem über die verflixten Deutſchen ſtaunen: Da brachte nämlich die Freiburger Zeitung als erſte Zeitung der Welt Illuſtrationen in Tiefdruck. Davon konnten in der Stunde 10000 Abdrucke ge⸗ macht werden. Ha, wie ſich da die größten Tages⸗ zeitungen der Welt auf dieſe neue Tat deutſchen Geiſtes ſtürzten!— 1912 baut die von dem genannten König gegrün⸗ dete Firma König u. Bauer in Würzburg eine Druckmaſchine mit gleich 6 Papierollen, die eine Zei⸗ tung druckt, ſchneidet, falzt, ineinanderſteckt und ab⸗ legt! 96 000 Stück Zeitungen zu je 12 Seiten in einer Stunde! g 1930 ſchon wird die Welt alle 20 Minuten mit einem neuen Buch beſchenkt! Nur Henne Gensfleiſch zu Gutenberg blieb mit ſeinem jährlich einen neuen Kleid, 50 Zentner Rog⸗ gen und 2 Fuder Wein vom großen Glück unbe⸗ rührt. Und während die Gelehrten ſich aus den Büchern der Alten eine neue Welt aufbauten, laſen der Kauf⸗ mann und der einfache Bürger ſtaunenden Auges von den Entdeckungen einer neuen Welt. Die Erde und der ſich darüber wölbende Himmel ſind durch die Kunſt eines Vergeſſenen Allgemeingut geworden. Seltſames Schickſal!l—— Beginn und Ende eines Lebens, das der Menſchheit die Fackel des Geiſtes entzündete, liegt in unerforſchlichem Dunkel. In einem Buch aus dem Jahre 1458 heißt es: „Was verſchollen einſt war, das gießt du über den Erdkreis, und ſchon für wenig Geld kann man heute werden gelehrt.“ Ein in Italien gedrucktes Buch beginnt mit den Worten:„Was die Wiſſen⸗ ſchaft den Deutſchen ſchuldet, das kann nicht erſchbpfend genug aus gebrückt 85 werden.“ Für ein Exemplar einer Gutenberg⸗ Bibel wurden heute von einem amerikaniſchen Kon⸗ ſortium rund 1 Million Mark gezahlt! „Dem um alle Nationen und Sprachen aufs treff⸗ 5 lichſte verdienten Erfinder der Buchbruckerkunſt“, oo ſtand in lateiniſcher Sprache auf ſeinem Grabſtein ge⸗ ſchrieben. Die beſcheidene Anerkennung von de Haud eines Verwandten.. 2 Heute geht man mit dem Plan um, im 0 1940 in Mainz zu Ehren der„ſchwarze⸗ 0 „Tempel der Nationen“ zu bauen. an h 1 Nationen“ zur Ehre Guten
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143 (4.1.1932) 3. Morgenblatt
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