Donnerstag, 16. Juni 1932 Neue Mannheimer Zeitung/ Abend⸗Ausgabe 3. Seite/ Nummer 274 Beſtaltung Sehr zahlreich hatten ſich geſtern nachmittag die Freunde und Verwandten in der Friedhofskapelle zu der Beſtattung des Seniorchefs der bekannten Mannheimer Möbelfirma Schwalbach u. Söhne, des Kaufmanns Edwin Schwalbach, eingefunden. Herr Schwalbach war einem Motorradunfall, der ſich am Montagmorgen am Ortsausgang nach Bür⸗ ſtadt ereignete, erlegen. Nach dem Harmonjumvor⸗ ſpiel gedachte Vikar Schumacher von der Trini⸗ er⸗ tatiskirche unter Zugrundelegung des Bibeltextes 1„Wes ſoll ich mich tröſten“ des Verſtorbenen, deſſen Ib⸗ plötzlicher Tod eine beſondere Tragik in ſich ſchließt. en. Drei Söhne im Alter von 20 bis 25 Jahren und die in ⸗ tiefgebeugte Gattin trauern um den allſeits belieb⸗ ds ten Mann. jen Der Stahlhelm, Ortsgruppe Mannheim, der mit einer Fahnenabordnung am Sarge die Ehrenwache hielt, ließ durch Gruppenführer Kopf ſeines ver⸗ te dienten, treuen Mitgliedes gedenken. Der Maun⸗ 1 heimer Motorradfahrerklub ließ durch Vorſtands⸗ in mitglied Kaſtner mit herzlichen Worten eine Blumenſpende niederlegen. Für die Angeſtellten a1 und Arbeiter der Firma, die ihren Seniorchef und eb Alleininhaber verloren hat, dankte Herr Werz 56s dem ſtets verſtändnisvollen Arbeitgeber. Edwin eit Schwalbach, der in der Nähe von Pforzheim am b 14. 5. 1880 geboren wurde, kam ſchon in jungen 155 1 Jahren nach Mannheim. Hier erlernte er das och Polſtererhandwerk, um ſpäter mit ſeinem Vater das 15 hier gegründete Geſchäft des Großvaters zu über⸗ er nehmen. Nach dem Tode des Vaters wurde Edwin 185 Schwalbach 1920 Alleininhaber der Möbelfirma. Von beſonderer Tragik iſt es, daß der Verſtorbene be⸗ nd reits zwei ſchwere Motorradunfälle mit der gleichen en Maſchine, die er ſeit vier Jahren fuhr, hatte und nun einem ſolchen Unglück erliegen mußte. 18.— 8 it. Der Kurszeltel der Hausfrau 15 Der geſtrige Ludwigshafener Wochen⸗ es markt wies wiederum eine reichliche Beſchickung mit Obſt auf. Die Kirſchen, die immer noch nicht billig geworden ſind, koſteten zwiſchen 25 und 30 Pfennig. Stachelbeeren waren noch nicht ſehr ſtark zum Preiſe von 25 Pfennig je Pfund auf dem Markt vertreten Nachſtehend die amtlich ermittelten Durchſchnitts⸗ 5 preiſe: Kartoffeln 6, Wirſing—8, Mangold—10, en Erbſen(grüne) 25, Spinat 15—18, Spargeln(1. Sorte) ti⸗ 40, Spargeln(2. Sorte) 20—35, Rhabarber—7, ler Karotten—8, Rettiche—10, Kohlrabi—6, Blumen⸗ en kohl 30—40, Kopfſalat—6, Tomaten 4050, Zwie⸗ el⸗ beln 14—15, Salatgurken 30—40, Peterſilie—5, Eß⸗ de. e ipfel(1. Sorte) 45—60, Eßäpfel(2. Sorte) 35.—40, rt, Kirſchen 25— 30, Aprikoſen 50—55, Stachelbeeren 25, je⸗ Erdbeeren 50—60, Orangen 35—40, Zitronen—7, 1 4 5 Eier—9, Landbutter.20—.40, Süßrahmbutter .50—.70, weißer Käſe 30—35, Schwämme 55—60 und Nüſſe 30. * Uhren⸗ und Schmuckſachendiebſtähle. Am 2. Junt verſchwanden aus einem Hauſe in den. Quadraten eine goldene Herrenuhr mit Sprung⸗ deckel, eine goldene Uhrkette, zwei goldene Ehe⸗ ringe, gez. R. B. und J.., eine Damenarmband⸗ uhr mit ſchwarzem Rand, ein goldener Ring mit blauem Stein, zwei Brillantringe, ein Paar Bril⸗ länt⸗Ohrringe, ein goldenes 10⸗Franken⸗Stück, eine amerikaniſche Dollar⸗Note, ſechzehn Franken in Sil⸗ ber und 400% in verſchiedenen deutſchen Noten. Am gleichen Tage aus einem Hauſe in der Oſtſtadt ein goldener Siegelring, gez. N, eine goldene Hals⸗ kette mit echten Perlen, zwei goldene Kettenglieder⸗ Armbänder, ein goldener Siegelring, gez. E, eine goldene Damenremontoir⸗Uhr mit Bügel, eine gol⸗ dene, gedrehte Halskette, ein Paar goldene Man⸗ ſchettenknöpfe mit Perlen, eine Platin⸗Halskette mit herzförmigem Anhänger mit Perlen beſetzt und ein Fünfmarkſtück in Gold mit Kaiſer⸗Friedrichsbild und aus einer Wohnung der Innenſtadt ein grö⸗ ßerer Geldbetrag, ein engliſches Pfund in Gold, eine engliſche 10⸗Schillingnote und eine Kamera, Marke Leica. Heimiſches Frühgemüſe erſcheint auf dem Wochenmarkt Roſenmonat! In unendlicher Fülle, in den leuch⸗ tendſten Farben werden uns auf dem heutigen Wochenmarkt Roſen über Roſen angeboten. Noch wetteifern mit ihnen die Pfingſtroſen— doch ihre Blütezeit neigt ſich dem Ende zu. Dafür leuchtet einfacher, gefüllter und Rieſenmohn auf. Ein paar weiße Nelken, blaue Kornblumen und roter Mohn — die ſchönſte und freundlichſte Zuſammenſtellung der Mannheimer Stadtfarben iſt fertig. Petunien und vor allem herrliche Knollenbegonien mit ihren Rieſenblüten verlangen nach den Blumenkäſten, um die grünen Steinmauern, die öden Fenſterbänke zu beleben. Ritterſporn, Iris und die erſten braun⸗ roten Gaillardien eignen ſich für hohe Vaſen und Gläſer, während die Nelken und Buſchnelken ſich in kleineren oder bauchigen Gläſern beſonders hübſch ausnehmen. g Aber nicht nur das Auge kann ſich an dieſer Pracht laben, auch der Magen verlangt gebieteriſch ſein Recht; er kommt ja überhaupt in erſter Linie. Und ſo freuen wir uns über die erſten friſchen Erbſen, die mit jungen Karotten ſo recht das erſte Sommer gemüſe bilden. Auch Zuckerſchoten find, zwar noch in ſpärlicher Menge, ſchon zu haben, wie auch die erſten Wachsböhnchen und aus Sandhofen die erſten deutſchen grünen 1 1 Bohnen. Gibt es etwas Köſtlicheres als eine Frühlings⸗ ſuppe aus Sauerampfer und Kerbel oder eine fran⸗ zöſiſche Suppe mit allen jungen Gemüſen? Deut⸗ ſcher Blumenkohl,„Kolleräbcher“, Karotten und Erbſen laden zum Kauf, ebenſo der letzte Mangold, denn ſeine Zeit iſt bald vorbei. Zwiſchen dem freundlichen Grün und Gelb leuchten Tomaten auf. Leider noch immer die meiſten aus Holland. Nur ganz wenige führen die Bezeichnung„deutſche Tomaten“. Spargel ſind immer noch reichlich angefahren, aber die neuen Gemüſe locken doch ſchon mehr. Gerne gekauft wird der prachtvolle dringlich gewarnt werden. Kopfſalat, der billig und in ſchönen Qualitäten zu haben iſt. Mehr und mehr ſetzen ſich die Küchen⸗ kräuter durch. Nur einem vertrauten Geſellen be⸗ gegnet man garnicht mehr, dem Salbei. Wie ab⸗ wechſlungsreich läßt ſich mit Hilfe von Küchenkräu⸗ tern doch auch der einfache Tiſch geſtalten. Dazu ſind dieſe Kräuter meiſt ſehr eiſenhaltig und vita⸗ minreich und ſind auch als Brotbelag feingewiegt mit Butter oder Margarine ſchmackhaft und ſehr geſund. — ———————— NE E 2E Daß wir in einer geſegneten Obſtgegend leben, ſehen wir an der zunehmenden Obſtanfuhr. Ananas und Kirſchen, auch erſte Herzkirſchen ſind in überaus reichem Maße angeboten, ſodaß wir auf die franzöſiſchen Aprikoſen wirk⸗ lich verzichten könnten. Die Kirſchen ſind im Gegen⸗ ſatz zu den Ananas ſchon bedeutend im Preis ge⸗ ſunken, ſodaß ſie reichlich gekauft werden. Leider ſieht man immer wieder Leute, beſonders auch Er⸗ wachſene, die, in der verſtändlichen Freude über die köſtliche Frucht, ſich gleich über ihre Tüte her⸗ machen und rückſichtslos die Steine auf den Boden ſpucken. Wieviel Unglück iſt dadurch doch ſchon ent⸗ ſtanden. Deshalb darf auch hier einmal wieder Die Apfelſinen verſchwinden nach und nach; ſind auch jetzt, da wir reichlich deutſches Obſt haben, nicht mehr notwendig. Und da wir gerade bei den Früchten ſind, dürfen wir die„Frucht des Waldes“ nicht vergeſſen, die Pfifferlinge, die heute ſchon dank des feuchtwarmen Wetters mehr angeboten wurden; in einigen Tagen dürfen wir dann wohl auch die erſten Steinpilze erwarten, die eine wei⸗ tere Bereicherung des Mittagstiſches bilden. Vom ſtädtiſchen Büro für Preisſtatiſtik wurden folgende Verbraucherpreiſe für ein Pfund in Pfennigen ermittelt: Kartoffeln alte 6; dto, neue 12—25; Salatkartoffeln 12—14; Wirſing 79; Weißkraut 13—15; Blumenkohl 25—50; Ka⸗ rotten Büſchel—5; Spinat 10—16; Mangold—7; Zwie⸗ beln 12—15; Grüne Bohnen 30—100; Grüne Erbſen 20—25; Kopffalot Stück—8; Spargeln 12—40; Oberkohlroben Stück—7; Rhabarber—8; Tomaten 35—60; Radieschen Büschel—5; Rettich Stück—10; Meerrettich Stück 40 bis 60; Schlangengurken 15—35; Schwarzwurzeln 20 Sup⸗ pengrünes—8; Peterſilie—8; Schnittlauch 46; Lauch —10; Aepfel 15—55; Kirſchen 20—80; Erdbeeren 40—60 Aprikoſen 40—55; Stachelbeeren 20—25; Zitronen—8; Orangen 20—45; Bananen Stück—12; Süßrahmbutler 140160; Landbutter 120—140; Weißer Käſe 30—50; Eier 5107 Aale 100120; Barben 6070; Karpfen 80; Breſem 50—60; Backfiſche 35—45; Kabelfſau 25—40; Seehecht 707 Hahn geſchl. Stück 200—400; Huhn geſchl. Stück 200400 Enten geſchl. Stück 250—50 üben geſchl. Stück 80100; Gänſe geſchl. Stück 1000—1 Gänſe geſchl. 130—145; Rindfleiſch 75; Kalbfleiſch 80; Schweinefleiſch 75; Pfiffer⸗ linge 4860. Was hören wir? Freitag, 17. Juni Frankfurt .05: Bad Homburger Frühkonzert.— 12.00: Mittags⸗ konzert.— 13.00: Konzert.— 15.30: Dr. v. Watter: Die Krankenverſorgung der Erwerbsloſen.— 17.00: Nachmit⸗ tagskonzert.— Bis 22.00; 22.45: Nachtkonzert. Heilsberg .30: Frühkonzert.— 13.05: Mittagskonzert.— 16.00: Sängerchor des Beamtenvereins Danzig. 16.30: Nach⸗ mittagslonzert.— 17.45: Zwiegeſpräch über Hilfeleiſtung bei Ertrinkungsfällen und Schutz gegen Badeunfälle.— 18.50: Orgelkonzert. 20.00: Konzert mit klaſſiſchen Arien.— 21.35: Danzig— Königsberg. Siehe Programm Südfunk.— Langenberg .05: Brunnenkonzert.— 13.00: Mittagskonzert.— 17.00: Veſperkonzert.— 18.15: Dr. W. Bombe: Kreuz und quer durch die Camargue.— 19.30: Dr. Tillmann: Die Hochſchulen in Rheinland und Weſtſalen.— 20.00: Semi⸗ ramis, Oper.— 22.30: Tanzmuſik. München und deutſch ſchreiben.— 12.00: Im Wald und auf der Heide.— — 16.05: Konzertſtunde.— 17.00: 10.30: Deutſch ſprechen Mittagskonzert.— 13.15: 15.00: Stunde der Frau. Veſperkonzert.— 18.25: Der Hollondtunnel in Newyork. M. Weiß.— 19.05: Zitherkonzert.— 21.20: Sinfonie⸗ Konzert. Südfunk .05: Bad Homburger Frühkonzert.— 10.00 Violin⸗ Dub.— 13.00: Wagner⸗Sänger.— 16.00: Kurkonzert.— 17.00: Nachmittagskonzert.— 18.15: J. Bab: Die Geſchichte einer deutſchen Bürgerfamilie: Die Baſſermanns.— 18.50: Aerztevortrag: Der Heuſchnupfen und ſeine Bekämpfung. — 20.00: Semiramis, Oper(aus Berlin).— 22.00: Dichter, die wir kennen ſollten.— 22.45: Nachtkonzert. Wien 11.30: Mittagskonzert.— 13.10: Aus deutſchen Opern.— 15.20: Den Ferien entgegen.— 17.00: Nachmittagskonzert. — 19.35: Zeitgen. ſchweiz. Klaviermuſik.— 20.15: Seine Majeſtät— der Dickſchädel. Gaſtſpiel des Löwinger Bauern⸗ theaters.— 22.45: Tanzmuſik. Aus Mannheim 10.00— 10.30:„Violin⸗Duo“. Ausführende: Hans Ben⸗ der, Heidelberg, H. Schuhmacher, Mannheim. 19.30— 20.00:„Wir ſpazieren durch eine Großmühle“, Führung: Dr. Stefan Kayſer, Mannheim. Aus dem Ausland Beromünſter: 12.40: Mittagskonzert.— 19.30: Volks⸗ tümliche Muſik.— 21.45: Spätkonzert. Mailand: 13.01: Buntes Konzert. muſik.— 20.45: Bunter Abend. Prag: 18.30: Deutſche Sendung. Rom: 17.45: Buntes Konzert.— 20.45: Buntes Konzert. Straßburg: 17.00: Inſtrumentalkonzert.— 18.30, 19.45: Schallplatten. 21.00: Feſt⸗Konzert Debuſſy aus Paris. — 16.45: Kammer⸗ Soll man die Kehle oder den Körper erfriſchen? Man kann dem ermatteten Körper durch einen kühlen Trunk das vorübergehende Gefühl der„Erfriſchung“ ver⸗ ſchaffen. Die wirkliche Erfriſchung beſteht aber darin, daß man den durch die Hitze entſtandenen Kraftverluſt von in⸗ nen her ausgleicht und damit die Urſache der Ermattung be⸗ ſeitigt... Viele Leute haben hierfür ein einfaches und praktiſches Rezept gefunden. Sie ſchütten ein paar Teelöffel der bekannten Ovomaltine⸗Kraftnahrung in kalte Milch, kalten Tee oder auch Waſſer und rühren ſo lange um, bis ſich die Ovomaltine gelöſt hat. Das ſchmeckt dann ganz vor⸗ züglich! Beſonders pikant iſt es, wenn man noch etwas feingehacktes Eis beifügt. Dieſe„Ovomaltine kalt“ erfriſcht nicht nur im Moment, ſondern ſtärkt den ganzen Organis⸗ mus; denn ſie geht ſofort ins Blut über. Schon zu.14 erhalten Sie eine Doſe Ovomaltine in der nächſten Apotheke oder Drogerie. Wünſchen Sie aber vorher eine koſtenloſe Geſchmacksprobe, dann ſchreiben Sie an Dr. A. Wander G. m. b.., Abteilung III 63, Oſthofen/ Rheinheſſen. V. 14 FFCCCCCCCCCTCT00T0ß0ꝙ0é0é ò0T0T0TTPTT0TPTPTPTPTPTPTPTPTPTPTPTPTGTPTfTbTbTbTbTbTbTbTPTPTbTbTbTbTbTbTbhTTbTbTrrrrkrrr'rrrrTrrrrkkrrrrrrrfrkrTrTkTrTPfPPpPPPPPPTTTPTFPFPFPFPFFPFPPPFPPpPFpPPrprPrPTFPFPfrFPfFFFFTFTFTffTꝓ:!!!:!!:!:!!!!!!!:!:!:!:!:!:!:!:!:!:: ̃ꝗ rp Dem Andenken Hayoͤns Schüler⸗Vorſpiel des Tonkünſtlerverbandes Man kommt faſt in Verſuchung, mit Anlehnung an Schopenhauers Nachlaß von„Parerga und Parali⸗ pomena“, von Neben⸗ und Nachlaßwerken zu ſprechen, wenn man die vielen Kompoſitionen Haydns über⸗ ſieht, die bis jetzt neben der„Schöpfung“ und den „Jahreszeiten“ und den Sinfonien ein Schattendaſein führten und nun anläßlich des Jubiläums ſeines Ge⸗ burtstages zu neuem Leben erwachen. Man ſtaunt, auf wie vielen Gebieten ſich Joſeph Haydn frucht⸗ hringend betätigt und man kann der Ortsgruppe Mannheim des Reichs verbandes Deut⸗ ſcher Tonkünſtler und Muſiklehrer nur dankbar ſein, daß ſie in ihrer Haydnfeier die allge⸗ meine Aufmerkſamkeit auf die vielen Werke lenkte, die ſich nun dank ihrer Lebenskraft als Gebrauchs⸗ muſik beſter Art für den Unterricht entpuppen. Schon der erſte Satz des Violinkonzertes C⸗dur wirft auf Haydns Konzertkompoſition neues Licht, in⸗ dem es bei feſſelndem muſikaliſchen Inhalt einem— ſelbſtverſtändlich ſattelfeſten vorgeſchrittenen— Gei⸗ ger in Doppelgriff⸗ und Lauftechnik erhebliche Auf⸗ gaben ſtellt. Für die Hausmuſik iſt üerreich geſorgt. Duos für Streichinſtrumente und mit den„Schotti⸗ ſchen Liedern“, deren Entſtehung bereits anläßlich der Haydn⸗Feier im Schloß klargelegt wurde. Auch ſeine Lyrik enthüllt ihre verborgenen Reize. Faſt ſchien es, als wollte der Himmel daran er⸗ innern, daß Haydn in den„Jahreszeiten“ auch ein Gewitter angedentet hat, denn eine atmoſphäriſche Entladung machte ſich während des Konzertes be⸗ merkbar. Doch tat das dem Konzerte keinen Ab⸗ bruch, der Andrang der Beſucher wollte kein Ende nehmen. Das Vorſpiel führte in ſeinem erſten Teil durch⸗ wegs vorgeſchrittene Schüler ins Treffen und bot Gelegenheit, viele junge in ſchönſter Entwicklung be⸗ griffene Schüler der Mitglieder des Reichs verbandes kennen zu lernen. So ſtellte ſich Paul Huſſong aus den Violinklaſſen Martin Jenſen, von ſeinem Lehrer am Flügel ſehr geſchickt begleitet, als tüchti⸗ ger junger Geiger mit ſauberer Doppelgrifftechnik und anſprechendem reinen Ton vor. Aus dem Schüt⸗ lerkreis des verdienſtvollen erfahrenen Violinpäda⸗ gogen Herrn Albert Beuck traten Oskar Wunder und Franz Roeſtel, hervor, deren gereiftes tech⸗ niſches Können in Tonbildung und Bogenführung ſich ſoliſtiſch und diskret begleitend bewährte. Emmy Kallen heim⸗Baſtian, der wir als Orgel⸗ begleiterin in den Konzerten der Chriſtuskirche wie⸗ derholt gedacht hatten, entwickelte in den-moll⸗ Variationen ein ganz hervorragendes pianiſtiſches Können und machte durch feines ſtilſicheres Spiel ihrer Meiſterin Frau Elſe Landmann alle Ehre. Mit Liedern von Haydn trat Margarete Hof⸗ mann(Schule Ottilie Linn⸗Letti) hervor, deren beſonders in der Mittellage kräftiger Sopran bei weiterer Ausbildung viel ſchönes verheißt. Alma Linden aus der Schule von Frau Olga Chmel⸗ Heller, ſang Proben aus den„Schottiſchen Lie⸗ dern“ und ließ durch ihre leichte Tongebung und ſorgfältige Atemtechnik bei geſchmackvollem Vortrag erhebliche Fortſchritte in der geſanglichen Ausbil⸗ dung erkennen. Um die Begleitung am Klavier machten ſich verdient Frau Baſtian⸗Kallenheim, fer⸗ ner die ſehr gewandte und ſichere Lueie Schu ⸗ macher(Schule Hans Bruch). Auch der längſt vorteilhaft bekannte Celliſt Kurt Lubberger (Schule von Walter Kötſcher) wirkte ſoliſtiſch und akkompagnierend verdienſtvoll mit. Mit beſonderem Geſchick wußte Herr Dr. Kark Laux in ſeiner Gedenkrede aus Haydns Entwick⸗ lungsgang alle Momente hervorzuheben, die gerade für junge Muſikbefliſſene beſonders wertvoll ſind und verſtand es, Haydn als Freund und Vorbild der Jugend darzuſtellen. Den Abſchluß der Feier, zu der die Firma Scharf u. Hauk bereitwilligſt einen Flügel zur Verfügung geſtellt hatte, bildete die Kinder⸗ Sinfonie von Haydn, die aus dem Rahmen inſofern heraustrat, als ſie in einem— urſprünglich vor⸗ geſchrittenen Schülern vorbehaltenen— Abend ausſchließlich von Kindern und jugendlichen Eleven, einſchließlich der jugendlichen Dirigentin vorgeführt wurde. Hier wirkten Schüler folgender Lehrkräfte in freundſchaftlichem Einvernehmen mit: Inka von Linprun, Albert Beuck, Lene Heſſe⸗Sinz⸗ heimer und Edith Blum(Violine), Lene Weil⸗ ler⸗Bruch(Klavier) und Hans Bruch(Kinder⸗ gruppe mit Kinder⸗Inſtrumenten), 1 „Die Mauſefalle“ Truppe 1931 in der Fr. Volksbühne „Die Truppe 1931“ ſieht ihre Aufgabe darin, Wirklichkeit in ihren Zuſammenhängen zu erfaſſen und darzuſtellen. Daher ſind Zitat und Reportage weſentliche Elemente dieſer Revue.“ Mit dieſen Worten führt ſich die Berliner Truppe 1931 auf ihrem Programm ein. Das Motto iſt typiſch;„Wirklichkeit“ foll erfaßt und dargeſtellt wer⸗ den: Man braucht ein luftiges Abſtraktum, um die irdiſche Aufgabe zu umreißen. Wo das Wort hohl iſt, aber die Menſchen davon leben wollen, wird es zum Schlagwort. Die Truppe 1931 reiſt damit; ihr Karren iſt auf allen Seiten be⸗ klebt mit Schlagworten. Fällt eins und es „fallen“ ſehr viele— ſteht auch ſchon das nächſte da⸗ hinter. Mit Schlagworten läßt ſich trefflich ſtreiten, — aber läßt ſich damit Theater ſpielen? f Die Trüppler von 1931 wollen es. Sie ſagen auf ihrem Zettel, daß ſie um die Kräfte wiſſen, die dem Theater neues Leben zuführen werden. Ein großes Wort. Und dieſe Kräfte benennen ſie mit dem in künſtleriſchen Bezirken dümmſten aller zeitbürtigen Schlagworte: Kollektiv. Höchſtes Glück der Erden⸗ kinder iſt das Kollektiv. Mit dieſem Schlagwortſpeck wollen die Leute Mäuſe fangen. Taugt er wenigſtens etwas? Ach, er bietet eine karge Koſt. Die Truppe 1931 weiß vielleicht um das Theater; aber Theater ſpielen kann ſie nicht. Wenn man den darſtelleriſchen Durchſchnitt dieſes„Kollektivs“ addiert, kommt auch nur Durchſchnitt heraus. Und die Truppe meint, ihr Ganzes ſei mehr als die Summe ihrer Kräfte. Das Ganze iſt eine Art Revue, teils im Drei⸗ groſchenopernſtil, teils in der Art des Stegreifſpiels. Zuweilen ſchlüpfen die Darſteller für Augenblicke aus ihren Plakatrollen, um ſie ſelber zu kommen⸗ tieren.„Sehen Sie, darauf kommt es an, das wollen wir ihnen zeigen!“ Na, wenn man das ſchon dazu⸗ ſagen muß 5 1 Sie brauchen, wie ſie ſagen neben der Reportage (auch eins von den Schlagwortgeſpenſtern der Gegen⸗ wart) noch das Zitat. Davon machen ſie reichlich Gebrauch; wenn ſie Goethe zitieren, wandeln ſie reſpektlos um: Sein Bild der Perſönlichkeit lehnen ſie ab. Dagegen bringen ſie ihr Shakeſpeakezitat aus der Schauſpielſzene im Hamlet recht geſchickt: Dich geht es an, der Du da unten im Publikum ſitzſt.(Die Mauſefallel) 5 Aber da unten ſitzt nicht der König Claudius mit dem ſchlechten Gewiſſen, ſondern das Publikum der „Freien“ Volksbühne. Das iſt zunächſt ein wenig erſtaunt über die Darbietungen der Truppe mit ihrem Plakatſtil, ihrem Schlagwortandrang und ihren Bumbum⸗Chanſons. Aber allmählich wird doch ein Schuh daraus: der getretene, entlaſſene, erſt verſpießerte, dann marſchierende Angeſtellte iſt der Gegenſtand der Revue. Klaſſenbewußtſein, Kampf gegen das Kapital, Verankerung der Perſönlichkeit in der Kollektivität, das ſind die angeſchlagenen Themen. Die Szene wird zum Wahllokal. Das iſt ſo der moderne Rota⸗ tionsſtil des Theaters: eine Scheinpolitik wird vor⸗ „geführt. Wer da nicht mitmacht, iſt rückſtändig. „Wirklichkeit“ ſoll in ihren„Zuſammenhängen“ er⸗ faßt werden. Nein, das iſt zuviel verlangt. 5 Es geht hier nicht um eine mehr oder weniger wirkſame Gewerkſchaftspoeſie, ſondern darum, ob man heutzutage mit dem Theater einfach machen kann, was man will. Das Kollektiv wird ausgerufen als das Theater der Zukunft; ach, es iſt nur ein letzter Verſuch, die Minderbegabten zu ſammeln und dort eine Stärke vorzutäuſchen, wo nur künſtleriſche Schwäche iſt. Im ſchwülen Muſenſaal ſpielte die Truppe 1931 weiter und weiter, Bild auf Bild. Vielleicht ſpielt ſie fetzt noch. Uns hat es bald genügt. K. Eine neue Bilbdfälſchergeſchichte in Frankfurt. Vor einiger Zeit lief in Frankfurt ein Prozeß wegen eines Defregger⸗Bildes, das nach dem Saar⸗ gebiet verkauft wurde. Der Verkäuker wurde wegen Betrugs verurteilt, weil er das Geld nicht abgeführt ⸗ hat. Nun ſcheint dieſe Sache zum Ausgangspunkt einer weiteren Affäre zu werden, umſomehr, als ſich nachträglich herausgeſtellt hat, daß das nach Saar⸗ brücken verkaufte Bild eine Fälſchung war, während das echte Bild nach Nürnberg verkauft wurde. Einer der Beteiligten hat bei der Staats⸗ anwaltſchaft ein Geſtändnis eingereicht. Die Polizei iſt damit beſchäftigt, die Angelegenheit zu prüfen, insbeſondere dahingehend, ob weitere Fälſchungen b im Saargebiet oder anderwärts vertrieben wurden. Eine Verhaftung iſt bereits erfolgt, weitere dürften be vorſtehen. 5
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143 (16.6.1932) 274. Abendblatt
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