2. Seite/ Nummer 274 Donnerstag, 16. Juni 1932 Neues Aniformperbot in Baden Karlsruhe, 16. Juni. Durch die neue am 17. Juni in Kraft tretende Verordnung des Reichspräſidenten gegen politiſche Ausſchreitungen werden u. a. auch die aufgelöſten Verbände der Sa und Ss wieder zugelaſſen und das bisher beſtehende allgemeine Uniformverbot außer Kraft geſetzt. Mit Rückſicht auf die in Baden gegehe⸗ nen Verhältniſſe hat der Miniſter des Innern ent⸗ ſprechend einer früheren badiſchen Regelung ein al l⸗ gemeines Uniformyerbot ausgeſprochen. Das in Baden beſtehende Demonſtrations⸗ verbot bleibt durch die Reichsverord⸗ nung unberührt. Das Verbot von Gelände⸗ übungen iſt bis auf weiteres verlängert worden. Auch Bayern macht nicht mit München, 16. Juni. Amtlich wird mitgeteilt: Das am 10. Juli 1931 erlaſſene und durch Anordnung vom 30. März 1932 bis 30. September 1932 verlängerte Verbot von politiſchen Verſammlungen unter freiem Himmel, einſchließlich der Aufzüge und Propaganda fahrten, gleichviel, ob uniformiert oder nicht unifor⸗ niert. bleibt durch die Notverordnung des Reichs⸗ 3 unberührt. Politiſche Verſammlum⸗ gen unter freiem Himmel und politi Aufzü jeder Art ſind alſo nach wie 97 927 Nach der neuen Notverordnung werden nunmehr alle Zuwiderhandlungen die aus Art, 123. Abſ. II, der Reichs verfaſſung geſtützten Anordnungen dieſer Art und damit auch Zuwiderhandlungen gegen das bayeriſche Aufſichtsverbot mit Gefängnis be⸗ ſtraft. Ueber das Tragen von Uniformen bei beſtimmten Auläſſen werden für Bayern noch beſondere polizeiliche Vorſchriften ergehen. Die Gewerklſchaftsvertreter beim Reichs arbeitsminiſler Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 16. Juni. Ueber den geſtrigen Empfang ſchafts vertreter beim Dr. Schäffer wird von gewerkſchaftlicher Seite eine Darſtellung verbreitet, nach der es im Lauſe der Unterredung zu ſcharfen Auseinanderſetzungen gekommen ſein ſoll. So hätte der Vorſitzende Lei⸗ part die Erklärung der Reichsregierung, daß der Staat keine Wohlfahrtsanſtalt ſei, als eine Herausforderung der Arbeiter⸗ und Angeſtell⸗ tenſchaft bezeichnet. Man habe weiter dem Miniſter die Vernachläſſigung des Arbeitsbeſchaf⸗ fungsprogramms im Rahmen der neuen Notverordnung vorgeworfen, habe die neue Regie⸗ rung ſiedlungsfeindlicher Tendenen bezichtigt und ihr angedroht, daß derkollektive Wille der Mit⸗ glieder erweckt werden würde, um die neue Not⸗ verordnung zu beſeitigen. 47 Nach dieſem Bericht der Gewerkſchaften ſoll der Miniſter beruhigende Zuſicherungen ge⸗ geben und betont haben, daß ſich an dem Zufammen⸗ wirken von Gewerkſchaften und Regierung nichts ändern werde, zumal ohne die ſozialen Einrichtungen und ohne die Gewerkſchaften auch die wirtſchaftliche Entwicklung und der Aufſtieg in den zurückliegenden Jahren nicht denkbar geweſen wäre. Vorher aller⸗ dings hat der Miniſter keinen Zweifel daran ge⸗ laſſen, daß die Lohuregelung mehr als bisher den beteiligten Arbeitgebern und Arbeitnehmern überlaſſen bleiben müſſe, die ſtaatliche Zwangs regelung der Löhne und Gehälter alſo nur noch in Ausnahmefällen eintreten könne. Jedenfalls werden die Gewerkſchaften ſich wohl damit abfinden müſſen, daß der zweifellos überaus ſtarke Einfluß, der ihnen bisher auf die Geſtaltung der Geſetzgebung eingeräumt wurde und der ſich keineswegs immer zum Heil der Allgemeinheit aus⸗ gewirkt hat, in Zukunft beträchtlich gemindert ſein wird. Die Regiérung Brüning, die auf die Hilfe der Sozialdemokratie angewieſen war, hat gerade den Gewerkſchaften nur zu oft Konzeſſionen machen müſſen, die ſich hinterher als ſchlechterdings nicht tragbar erwieſen haben. Der Amneſtie⸗Skandal im Preußenparlament Drahtbericht unſeres Berliner Büros J Berlin, 16. Juni In der Amneſtiedebatte, die heute im Preußen⸗ parlament fortgeſetzt wurde, ſprach ſich der Volks⸗ parteiler Stendel aufs ſchärfſte gegen den Amneſtieentwurf in ſeiner gegenwär⸗ tigen Faſſung aus, die einfach unerträglich ſei. Der Nationalſozialiſt Freysler verſuchte un⸗ ter dem ſtürmiſchen Beifall ſeiner politiſchen Freunde das Geſetz mit ſchlechterdings unhaltbaren Argumenten zu verteidigen. Er erklärte ſich aber ſchließlich im Namen ſeiner Partei doch zu gewiſſen Abſtrichen bereit, wenn das Zentrum dem Geſetz zuſtimme. In dem Falle würden die Nationalſozialiſten ſich dazu entſchließen, das Ver⸗ hrechen des vollendeten Mordes und der Gottesläſterung ſowie Vergehen, mit denen die Ab⸗ ſicht der ſchweren Beſchädigung eines Menſchen ver⸗ bunden ſind, aus dem Geſetzentwurf herauszulaſ⸗ ſen. Als Freysler ſich dann in heftiger Form gegen den Sozialdemokraten Kuttner wandte, kam es zu großen Lärmſzenen.. Gegen den Entwurf ſprachen auch die Ver⸗ treter der Staatspartei und des Chriſt⸗ lich⸗Nationalen Volksdienſtes. Zum Schluß der zweiten Leſung des Geſetz⸗ entwurfes erklärten die Sozialdemokraten, daß ſie durch die Rede Freyslers noch in dem Vorſatz be⸗ ſtärkt würden, die Amneſtie, wie ſie hier beantragt würde, unbedingt abzulehnen. der Gewerk⸗ Reichsarbeitsminiſter Claus Heim wird frei Berlin, 16. Jun. Im preußiſchen Landtag wurde der Antrag, die in Haft befindlichen ſchles⸗ wig⸗holſteiniſchenBombenleger Claus Heim und Genoſſen ſofort freizulaſſen, mit großer Mehrheit 8 8 ſchießen in den Rücken hingerichtet. angenommen. Neue Mannheimer Zeitung Abend⸗Ausgabe Macdonald eröffnet die Laufanner Konferenz Schöne Worte über Welt⸗Kriſe und Zuſammenarbeit Politiſches Moratorium Kuhhandel mit der Abrüſtung Drahtung unſeres eigenen Vertreters = Lauſanne, 16. Juni. Von einer Poliziſten⸗ und Gendarmeriekette war heute vormittag das Hotel Beaurivage umzingelt, in dem um 10 Uhr die feierliche Eröffnungsſitzung der Lauſanner Reparationskonferenz ſtattfand. Ein mit Stuck und Säulen überladener Feſtſaal nimmt De⸗ legationen und Journaliſten auf. Hinter Palmen⸗ ſchmuck lauern die Photographen auf den Einzug der Staatsmänner. Fünf enge Sitzreihen ſind für eine verhältnismäßig kleine Anzahl von Preſſevertretern reſerviert. Die Engländer und Amerikaner ſind be⸗ ſonders begünſtigt. Franzoſen, Deutſche und Ita⸗ liener finden nur zum Teil Platz. Draußen drängen ſich die Preſſemänner, denen es nicht mehr gelungen war, in den Saal zu gelangen. An der Fenſterſeite der Konferenztafel nehmen die Vertreter der ein⸗ ladenden Mächte Platz. Rechts vom Präſident der Konferenz, Ramſay Macdonald, ſitzt die franzöſiſche und links die engliſche Delegation. Die Längsſeite des mittleren Teiles der Konferenztafel flankiert rechts Italien und links Deutſchland. An den Längsſeiten der Tafel ſitzen die Delegierten der kleineren Mächte und der britiſchen Dominions. In der Mitte und an den Seiten gruppieren ſich an klei⸗ nen Tiſchen Sachverſtändige, Sekretäre und zahl⸗ reiche Damen, denen man aus Höflichkeit Plätze ein⸗ geräumt hat. Zu Beginn der Sitzung wird auf Antrag Herriots und Grandis der engliſche Miniſterpräſident Mae⸗ donald einſtimmig und unter ſtarkem Beifall zum Präſidenten der Konferenz gewählt. Als erſter ſpricht der Schweizer Bundespräſident Motta. Seine Begrüßungsrede iſt äußerſt vorſichtig gehalten und vermeidet es wohlweislich, auf die politiſchen Schwierigkeiten einzugehen, die ſich am Vorabend der Konferenz von Lauſanne hier ſichtbar verſtärk⸗ ten. Motta weiſt auf die Not der Welt hin und gibt ſelbſtverſtändlich der Hoffnung Ausdruck, daß die Lauſanner Konferenz ein Fortſchritt auf dem Wege zur Heilung Europas und der ganzen Welt werden möge. Ein leichter Peſſimismus umflort die Ausführungen des ſchweizeriſchen Bundespräſidenten. Nach der Wahl des Generalſekretärs der Lau⸗ ſanner Konferenz, Sir Hanky, erhebt ſich Ramſay Matdonald Der engliſche Miniſterpräſident trägt eine dunkle Brille. Infolgedeſſen ſind ſeine feurigen Augen, mit denen er in früheren Zeiten bei den Genfer Völkerbundstagungen eine ſtarke Wirkung aus⸗ übte, unſichtbar. Maedonald ſpricht aber auch auf dieſer Eröffnungsſitzung mit großer Leidenſchaft. Seine Ausführungen werden mehrfach von ſämt⸗ lichen Delegationen, insbeſondere von den deutſchen und den italieniſchen mit Beifall unterbrochen. Sie können als eine ſehr geſchickte Zuſammenfaſſung der in Lauſanne vertretenen Standpunkte Eng⸗ lands, Frankreichs, Italiens und Deutſchlands be⸗ zeichnet werden. Zu Beginn ſeiner Rede ſchildert Macdonald die furchtbare Notlage der Welt. Er weiſt darauf hin, daß es ſich nicht darum handelt, irgend welche innerpolitiſche Fragen(und das be⸗ zieht ſich auf Deutſchland) bei der Beurteilung der internationalen Notlage in die Diskuſſion zu wer⸗ fen. Macdonald weiſt darauf hin, daß der Welt⸗ handel um die Hälfte zurückgegangen iſt und daß die Arbeitsloſigkeit in bedrohlichem Maße zunimmt. Es ſei Pflicht aller Staaten, zuſammenzuwirken, ſoweit es in ihrer Kraft ſteht, um eine Heilung von den ſchweren Wunden zu bewirken, die die Folgen des Krieges hervorgerufen haben. Mit beſonderem Nachdruck hebt Macdonald hervor, daß die ganze Welt von der Lauſanner Kon⸗ ferenz eine Tat erwarte, daß die Ungeduld ihrem Höhepunkt nahegekommen ſei und Eile not tue. Es dürfe jedoch keine einſeitige Zer⸗ reißung eines Vertrages ſtattfinden. Bei dieſen Worten wendet er ſich beſonders an die deutſche Delegation. Als Nachſatz zu dieſer offenbar unter franzöſiſchem Einfluß abgegebenen Erklärung ſpricht jedoch Macdona. folgende Worte:Die Reviſion kann durch Verſtändigung erreicht werden und es wird nötig ſein, feſtzuſtellen, ob die Erfül⸗ lung der vertragsmäßigen Verpflichtungen nicht eine Störung des Wirtſchaftsſyſtems der ganzen Welt hervorgerufen hat und noch hervorrufen kann. Das Hauptziel der Lauſanner Konferenz iſt für den eng⸗ liſchen Premierminiſter die Vorbereitung eines etappen mäßigen Heilungsprozeſſes. Es mütſſen gemäß dem Wunſch Maedonalds wirt⸗ ſchaftliche und finanzielle Vereinbarungen geſchaffen werden, um die Proſperität bei allen Nationen wie⸗ der herzuſtellen. Dann kommt Maedonald auf die Abrüſtungsfrage, ſtreift jedoch nur dieſes Problem und ſchließt mit den Worten:Der Erfolg in Lauſanne wird auch den Erfolg in⸗Genf bringen. Politiſche Löſungen ſind un⸗ bedingt notwendig. Am Schluß ſeiner Rede drückt der engliſche Premierminiſter den Wunſch aus, daß auch eine allgemeine Beruhigung in der Welt als Ergebnis der Lauſanner Konferenz gebucht werden möge. Es müſſe eine Periode wirtſchaftlicher Ruhe gewährleiſtet werden, in der die Völker ihre wirtſchaftlichen Angelegenheiten in Ordnung bringen können, ohne durch Krieg und Kriegsgeſchrei geſtört zu werden. Mit der Einladung Ramſey Maedonalds an alle Staatenvertreter, ſich im Park des Hotels Beaurivage filmen zu laſſen, ſchloß die feierliche Eröffnungs⸗ ſitzung der Lauſanner Konferenz. Enttäuſchung bei den Deutſchen Die Rede Maecdonalds hat in der deutſchen Dele⸗ gation nicht befriedigt. Es wird zwar mit Genug⸗ tuung feſtgeſtellt, daß der engliſche Premierminiſter die Reparationsfrage als ein Teil des weltwirtſchaft⸗ lichen Problems bezeichnete, aber der Hinweis auf Todesſtrafen für ital Drahtung un. römiſchen Vertreters Rom, 16. Juni. Vor dem Sondergerichtshof zum Schutze des Staates wurde der Prozeß gegen Do mice Bovone und acht Helfershelfer verhandelt, die beſchuldigt waren, im Auftrag der antifaſzi⸗ ſtiſchen Zentrale in Paris Terrorhandlun⸗ gen in Italien verübt und einen Anſchlag auf den Regierungschef geplant zu haben. Die meiſten An⸗ geklagten erklärten im Verlaufe des Verhörs, von der Zentrale in Paris zu dem Verbrechen veranlaßt worden zu ſein. Dieſe Zentrale habe ihnen Geld gegeben und ſie ausgenutzt, indem ſie ihnen vor⸗ ſpiegelte, Italien befinde ſich in einer kataſtrophalen Lage. Im weiteren Verlaufe betonte Bovone, niemals die Abſicht gehabt zu haben, auf Muſſolini ein Atten⸗ tat auszuführen. Er hielt dieſe Erklärung aufrecht, obwohl ihm der Präſident eine während der Unter⸗ ſuchung abgegebene Ausſage entgegenhalten konnte, er habe für ſeinen Pariſer Auftraggeber einen ge⸗ nauen Straßenplan ausgearbeitet, auf dem Muſſo⸗ 1 ſich täglich an die Arbeit oder in ſeine Wohnung egibt. Auf Autrag des Generalſtaatsanwalts ver⸗ urteilte das Sondergericht den Haupt⸗ angeklagten Bovone zum Tod durch Er⸗ ſchießen in den Rücken. Sechs Angeklagte erhielten je 30 Jahre und zehn Angeklagte je 10 Jahre ſchweren Kerker. f Unter den Angeklagten befindet ſich die Wienerin Margarete Blaha, eine Ballettänzerin und Geliebte des Bovone. Ein Arzt und ein Kunſtmaler erhiel⸗ ten je zehn Jahre Zuchthaus. Durch die Geſtänd⸗ niſſe der Angeklagten iſt es unzweifelhaft, daß große antifaſziſtiſche Gruppen in Paris die Verbrecher mit Bomben und reichlichen Geldmitteln verſahen. Bovone allein hat im Laufe weniger Monate mehr als 120 000 Lire erhalten, die unmöglich von einzelnen Individuen aufgebracht worden ſein können. Dabei hat gerade der Hauptangeklagte nur im Geldinter⸗ eſſe gehandelt. Die Vermutung, daß große, über beträchtliche Vermögen verfügende Organiſationen die Verbrechen finanziert haben, liegt alſo ſehr nahe. Auf jeden Fall hat die Gerichtsverhandlung dunkle Schatten auf die italieniſch⸗franzöſiſchen Beziehungen geworfen, da in der italieniſchen Preſſe immer wie⸗ der deutlich zum Ausdruck kam, daß man radikale franzöſiſche Organiſationen als Anſtifter und Geld⸗ geber dieſer terroriſtiſchen Attentate vermutet. Wenige Stunden nach dem erſten wurde heute vormittag ein zweites Todesurteil gegen einen Terroriſten verhängt. Die Verhandlungen hatten nur wenige Stunden gedauert, da der Angeklagte Sbardellotto vffen be⸗ kannte, daß es ſeine Abſicht war, Muſſolini zu er⸗ morden. Sbardellotto wird vermutlich morgen früh im Morgengrauen zuſammen mit Bovone durch Er⸗ 4 leniſche Bombenleger Revolverattentat in der belgiſchen Kammer Brüſſel, 16. Juni. Von der Tribüne der Kammer wurde kurz nach Beginn der Nachmittagsſitzung ein Re volver⸗ ſchuß in der Richtung der ſozialiſtiſchen Bänke abgegeben. Niemand iſt verletzt. Es ge⸗ lang, den Täter ſofort feſtzunehmen. Es handelt ſich um einen arbeitsloſen Laternenanzünder namens Vens, der offenbar aus Gründen perſönlicher Art auf den Bruſſeler ſoztaliſtiſchen Abgeordneten Uitroever ſchoß. Veleranen-Plage in Waſhington Telegraphiſche Meldung Waſhington, 16. Juni. Die Belagerung des Kapitols in Waſhington durch die 20 000 Veteranen, die eine ſofortige Aus⸗ zahlung ihrer geſamten kapitaliſierten Renten ver⸗ langen, wächſt zu einem Skandal und einer Be⸗ drohung der amerikaniſchen Hauptſtadt aus. Die Lebensmittel, die vom Staat und privaten Geſell⸗ ſchaften den Veteranen koſtenlos zur Verfügung ge⸗ ſtellt wurden, gehen nämlich zur Neige. Die Re⸗ gierung hat die freie ärztliche Behandlung der Vete⸗ ranen eingeſtellt mit der Begründung, daß hierfür weder ausreichendes Perſonal noch Geldmittel zur Verfügung ſtänden. Die Stadtverwaltung bietet allen Veteranen, die bereit ſind, die Stadt zu ver⸗ laſſen, fünf Dollar und für einen Tag Lebensmittel. Man hofft nunmehr, daß die Veteranen in den nächſten Tagen aus der Stadt abziehen werden, da das Repräſentantenhaus den Geſetzentwurf über die Zahlung der Prämien in Höhe von zwei Milliarden 5 an die ehemaligen Soldaten angenommen at. Die Leiche des Veteranenführers Abg. Es lick, der bei der Prämien⸗Debatte über die Vorlage einem Herzſchlag erlag, iſt nach dem Waſhingtoner Bahnhof übergeführt worden. Ueber 15 000 der in Waſhington anweſenden Kriegsteilnehmer gaben ihr vom Kapitol das Geleit. 300 Mann Marineinfante⸗ rie beſetzten das Kapitol, um einen Anſturm der Veteranen abzuwehren. N Die Lage in der Stadt iſt wieder ſehr kritiſch ge⸗ worden. Krawalle in Zürich Zürich, 16. Juni. Auf dem Helvetia⸗Platz kam es bei einer trotz Verbots abgehaltenen kommuniſtiſchen Kundgebung, an der etwa 3000 Perſonen teilnahmen, zu Zuſam⸗ menſtößen mit der Polizei. Die Beamten wurden mit Pflaſterſteinen beworfen. Ein Poliziſt erhielt einen Streifſchuß. Ein Demonſtrant wurde durch einen Schuß in den Unterleib getötet. Die Demon⸗ ſtranten zertrümmerten mehrere Fenſterſcheiben. Die Polizet hat eine kommuniſtiſche Revolutions⸗ zelle ausgehoben. a die Verknüpfung der Abrüſtung mit der Reparationsfrage wird als äußerſt bedenklich vom deutſchen Standpunkt aus beurteilt. Man glaubt darin die Grundlage der in Paris er⸗ zielten franzöſiſch⸗engliſchen Verſtändigung auf Koſten Deutſchlands und ſeines Rechtsanſpruchs auf die Ab⸗ rüſtungs verpflichtung der Siegerſtaaten zu erblicken. Ferner iſt man in der deutſchen Delegation ſehr un⸗ angenehm berührt über den Hinweis Macdonalds auf Verhandlungen, die ſich angeblich darauf beziehen ſollen, einen f politiſchen Waffenſtillſtand abzuſchließen. Auf eine ſolche Verhandlung könnte ſich die deutſche Delegation nur dann einlaſſen, wenn es ſich um Abmachungen handeln ſollte, die in keiner Weiſe die Rechte Deutſchlands verkürzen. Bei der franzöſiſchen Delegation iſt man über die Rede Maedonalds gleichfalls etwas ver⸗ ſtimmt. Man erklärt nämlich, daß der Hinweis des engliſchen Premierminiſters auf die Notwendigkeit einer weitgehenden Verſtändigung in der Repara⸗ tionsfrage etwas deutlich ausgefallen ſei und den Deutſchen die Möglichkeit geben könne, jetzt noch mehr zu verlangen, als ſie bisher forderten. Gün⸗ ſtiger beurteilt Herriot natürlich die Verbindung der Abrüſtungskonferenz mit den reinen Reparations⸗ verhandlungen. Bei den Italienern iſt man im großen und ganzen mit den in Maedonalds Rede ſkizzierten Konferenzaufgaben einverſtanden. Heute nachmittag findet eine Geſchäftsordnungs⸗ ſitzung der Delegationsführer der Hauptmächte ſtatt. Morgen vormittag dürfte die Vollſitzung, die nicht öffentlich ſein wird, damit beginnen, daß dem Reichs⸗ kanzler von Papen das Wort zur Darlegung des deutſchen Standpunktes erteilt wird. von Papen bei Herriot Meldung des Wolffbüros Lauſanne, 16. Juni. Heute mittag fand eine Zuſammenkunft zwiſchen Reichskanzler von Papen und dem franzöſiſchen Mi⸗ niſterpräſidenten Herriot ſtatt. Der Reichskanzler gab Herriot eine Darlegung der innenpolitiſchen Situation in Deutſchland, die er in ihren Einzel⸗ heiten ſchilderte. Weiter wurde eine eingehende Be⸗ ſprechung der ganzen Konferenzpläne durchgeführt, die in freundſchaftlichſten Formen verlief. Die Be⸗ ſprechung dauerte über eine Stunde. Europäiſche Wirtſchaftskonferenz Drahtung unſeres Pariſer Vertreters V Paris, 16. Juni. Als das wichtigſte Ergebnis der erſten Beſpre⸗ chungen in Lauſanne verzeichnen die franzöſiſchen Berichterſtatter Maedonalds gung über eine ſechsmonatige Verlängerung des Hoovermoratoriums. In dieſem Beſchluß ſehen beſonders die der Regierung naheſtehenden Blätter einen Beweis für die am Wochenende in Paris er⸗ zielte Uebereinſtimmung der franzöſiſchen und briti⸗ ſchen Miniſter. Man ſpielt daher in Paris den Ueberraſchten, weil von verſchiedenen Delegationen die ſechsmonatige Verlängerung als zu kurz bezeich⸗ net wurde. Die ganze Pariſer Preſſe tut dabei, als ſei das Halbjahres⸗Moratorium bereits beſchloſſen, und befaßt ſich eingehend nur mit der Frage der europäiſchen Wirtſchaftskonferenz. Bei den Lauſanner Beſprechungen regte Macdonald die Einberufung einer europäi⸗ ſchen Wirtſchaftskonferenz an. Das heißt: Macdonald zielt darauf ab, die Lauſanner Konferenz weniger zu einer Reparations⸗ konferenz zu machen, da ja die Tributfrage bereits eutſchieden ſei, als über die europäiſche Wirtſchaftskriſe und eine Hilfsaktion für ganz Mitteleuropa zu beraten. In den Wandelgängen der Pariſer Kammer findet dieſer Plan jedoch keine günſtige Aufnahme, während die Preſſe ſich zuſtimmend äußert. Der Petit Pariſien erklärt, mit Zuſtimmung Herriots würde ſich das Programm der Konferenz erweitern. Es würde nicht mehr allein darum gehen, Oeſterreich und den einzelnen Balkanſtaaten zu helfen, ſondern ſchon in der nächſten Woche werde ſich in Lauſanne eine regelrechte europäiſche Wirtſchaftskonferenz an die Arbeit machen, die ſich mit der Reorganiſierung der geſamten europäiſchen Wirtſchaftsbeziehungen zu befaſſen habe. Infolge dieſer Neuorientierung werde die Lauſanner Konferenz ſehr an Bedeutung gewin⸗ nen. Die franzöſiſchen Delegierten rechnen bereits ſtark damit, daß die Beratungen ſich in den Jult hinein erſtrecken werden. ImEcho de Paris nennt Pertinax die Ab⸗ ſchätzung der deutſchen Zahlungsfähigkeit das offi⸗ zielle Ziel der Konferenz, praktiſch handele es ſich⸗ aber um die Beſeitigung des Woungplanes. Auch das Echo de Paris rechnet mit der Möglichkeit einer Ausdehnung des geſamten Arbeitsgebietes und der Tagungsdauer der Konferenz. Der Führer der franzöſiſchen Sozialiſten Leon Blum wiederholt im Populaire die alte Forderung der durch ein Schieoͤsgericht die tatſächlichen deutſchen Reparattonsleiſtungen beurteilen zu laſſen. Dieſes Vorgehen hätte vielleicht keinen direkten praktiſchen Wert, könnte aber doch, wie Leon Blum meint, hohe pſychologiſche und politiſche Bedeutung für die fran⸗ zöſiſch⸗deutſche Verſtändigung gewinnen. a Feuersbrunſt in Thüringen Rappelsdorf, 16. Juni. Ein Schadenfeuer brach heute aus noch unbekannter Urſache in einer Scheune dem thür. Kirchdorf Rappelsdorf(Regbez. Erfurt) aus. Der Brand griff infolge ſtarken Windes ſchnell um ſich. Bald ſtanden 10 Wohn häuſer, mehrere Stallungen und neun Scheunen in hellen Flammen, Sämtliche Gebäude wurden trotz baldigen Eintref⸗ fens der Feuerwehren aus der ganzen Umgebung in Schutt und Aſche gelegt. Sieben Dampfſpritzen wa⸗ ren an der Bekämpfung des Feuers beteiligt. Sehr viel lebendes und totes Inventar iſt in den Flam⸗ ar 14 Familien ſind obdachlos ge⸗ worden. 1 8 e 7 und Herriots Eini⸗ Sozialiſten, Don: Sehr Freunde der Be Mannhe Kauf ma Herr S ſich am ſtadt ere ſpiel gel tatiskird Wes ſo plötzliche Drei Uefgebeu ten Ma Der einer F hielt, lie dienten, heimer mitglied Blumen und Arl Alleinin dem ſte 14. 5. 18 Jahren Polſtere hier geg nehmen. Schwalb beſonder f reits zw 1 Maſchin⸗ nun ein D Der markt mit Obſt billig ge Pfennig. zum Pre vertreter Nachf preiſe: Erbſen 40, Spa: Karotten kohl 30 beln 14 äpfel(1. Kirſchen Erdbeer Eier 6 .50.7 Nüſſe 30 * U! 2. 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