— ert 5 * FFPVVCCCVVTTVTVTCTCTCTCVPTT(TTTTT—„ 1 weitergehendem Intereſſe. 298 Vorſtellungen von„Wilhelm Tell“ wird auf nahezu 85 000 Poſtkarten auf 103000 Mark. Poſten ſind kleiner. für die Erwerbung ei zur Verfügung ſtehen. 5 4. Seite. General⸗Anzeiger(Mittagblatt.) Mannheim, 2. Januar. aufſpielte, wo die Gläſer luſtig zuſammenklangen, waren ſtark beſetzt. Es wurde uns verſichert, daß ſehr ſtark ſcharf geſchoſſen worden iſt, vornehmlich in den Vorſtädten. Der Unfug ſcheint alſo wieder ins Kraut zu ſchießen. Vielleicht war er auch nur eine außergewöhnliche Begleiterſcheinung. Hoffent⸗ lich hat die Polizei recht viele Schießhelden erwiſcht. Der Un⸗ fug kann nicht exemplariſch genug beſtraft werden. Sonder⸗ barerweiſe ſteht die Zahl der Verletzungen, die beim Neujahrs⸗ anſchießen vorkamen, im umgekehrten Verhältnis zu dem Um⸗ fang des Spektakels. Im Krankenhauſe meldeten ſich im Ver⸗ laufe der Nacht nur etwa ein Dutzend Perſonen, die bei Schlä⸗ gereien und beim Abbrennen von Feuerwerkskörpern Ver⸗ letzungen erlitten hatten. Alle Verletzten konnten, nachdem ſie verbunden waren, ſofort wieder entlaſſen werden. Das iſt eine erfreuliche Tatſache, die man gern regiſtriert. Nicht unerwähnt darf bleiben, daß der Elektrograph die Mannheimer in Flammenſchrift mit„Proſit Neujahr 19121 Lach und leb lang!“ begrüßte. Die Projektion nimmt ſich namentlich von weitem prächtig aus. Dem Neujahrstag war ebenfalls prächtiges Wetter beſchie⸗ den. Zwar brach die Sonne nicht wie am letzten Tag des alten Jahres durch den grauen Schleier, der den Himeml bedeckte, auch die Temperatur war friſcher, aber es blieb doch wenigſtens trocken. Die Neujahrsparade gab der jungen Welt willkom⸗ menen Anlaß, ſich im vollen Chic zu zeigen. In den Mittags⸗ ſtunden ſah man viele Herren im Zylinder zu Fuß und per Wagen durch die Straßen eilen. Es galt, Neujahrsviftte zu machen. Das Ereignis des Nachmittags war die Gratu⸗ kationscour des„Feuerio“. Es wirkt immer herz⸗ erfriſchend, wenn man ſtets von neuem konſtatieren darf, daß die ſtattliche Prinzengarde nichts von ihrer Properität ein⸗ gebüßt hat. Wie aus dem Ei gepellt kommt ſie daher. Alles iſt blitzſauber. Und einexerziert iſt ſie, daß der ſtrengſte Kri⸗ tiker nichts auszuſetzen weiß. Exz. Holm ritt diesmal einen prächtigen Goldfuchs, der die Bewunderung aller Kenner er⸗ regte. Die Mailcoach, auf der der Elferrat ſechsſpännig durch die Stadt kutſchierte, bereitete den Mannheimern inſofern eine Ueberraſchung, als ſie ſich ebenfalls neu ausſtaffiert präſen⸗ tierte: Rot mit Gold. Auf dem dekorativ wirkenden Teppich an der Rückſeite prangte das diesjährige Motto:Lach und leb lang!“ Der Abend vereinigte wieder ganz Mannheim zu Scherz und Amüſement. Das Geld ſaß leicht im Beutel. Manches Lokal hätte noch einmal ſo groß ſein können. Im Apollotheater, wo Otto Reutter wieder Triumphe feierte, waren alle numerierten Plätze ſchon mittags ausverkauft. Außergewöhnlich ſtark waren auch das Japaniſche Feſt im Roſengarten und die Neujahrsbierprobe der „Liedertafel“ beſucht. 5 Japan in Mannheim. Wie ein zur Wirklichkeit gewordenes Bild aus„Tauſend und ine Nacht“ mutete geſtern abend der Nibelungenſaal unſeres ſengartens an— ein Chriyſanthemenabendfeſt im Lande der au⸗⸗ .nden Sonne wurde abgehalten. Was die Erwartungen bezüg⸗ 4e der Dekoration des Saales anbelangt, ſo werden ſie wohl alle Iun mindeſten erfüllt worden ſein. Ein märchenhaft⸗ſchönes, urbiges Bild bot ſich beim Betreten des Saales den Be⸗ en, die ſchon um 7 Uhr den ausgedehnten Raum zu füllen mnen. Das große Podium iſt als ſolches nicht wieder zu nen, man hat es in eine ſtimmungsvolle japaniſche Land⸗ — natürlich vermittelſt der Leinwand— umgewandelt. Zur in erblickt man ein ſtabiles ſtilvolles japaniſches Teehaus. Überreiche Ausſchmückung des Saales ſpricht es aus, daß der geſchmackvollen Ausführung weder Mühe noch Koſten um dem Feſt eine idylliſche, dem Eharakter angepaßte gion zu geben. Die Brüſtung der Empore iſt in grün⸗ tes Gatterwerk gehüllt, aus dem das Rot der Blumen Nonſtrefächer leuchtet. In den Bogen ziehen ſich lange n mit japaniſchen Lampions hin, an den Pfeilern ſind große en in den Farben des aſiatiſchen Inſelreiches angebracht, be, der Decke hängen mächtige Papierſchirme, mit Lampions um⸗ gemt, herab. In den Lüften wiegen ſich hunderte, buntfarbige Falter und die Beleuchtungskörper haben gleichfalls das entſpre⸗ chende ſtiliſtiſche Gewand erhalten. 255 Zur Mitwirkung an dem Feſt waren das„japaniſche Streich⸗ orcheſter“, der„Kaiſerl.⸗Japan. Hof⸗Chor aus Tokio“ und als liſtiſche Kräfte Herr Wun⸗Hi⸗Hecht und Frl. Mimoa⸗San geponnen. Endlich führte noch ein„japaniſches Balletkorps“ unter Leitung von Frl. Pamagata⸗Häns noch Nationaltänze auf. Herr Wun⸗Hi⸗Hecht und Frl. Yamagata ſtanden beim Publium ſchon von vornherein im Verdacht, daß ihre Wiege eben nicht im fernen Oſten geſtanden hat. Wenn auch ein Mitglied des„Hof⸗ chor“ jemanden im Publikum ein gut⸗deutſches„Proſit Neujahr!“ zürief, ſo konnte man hieraus doch noch nicht mit voller Beſtimmt⸗ heit erkennen, ob das Enſemble„waſchecht“ war oder nicht. Jeden⸗ falls tänzelten die Inſaſſen des Teehanſes ſo reizend von einer Seite zu andern, daß ſie an Echtheit nichts übrig ließen. Die japaniſche Bedienung im Saale vervollſtändigte das originell⸗ Gepräge der Veranſtaltung. Wenn die Feſtdekoration nichts zu wünſchen übrig ließ, ſo waren die Darbietungen etwas hinter den Erwarteten zurückgeblie⸗ ben. Es fehlte ihnen mit wenig Ausnahmen der friſche Zug, der mehr das Publikum belebt hätte. Eine gewiſſe Einförmigkeit lag JjJJ..d ein Wirrwarr bon Situatſonen und Verwechslungen, ein Sich⸗ jagen der einzelnen bald gelungenen, bald recht abgegriſſenen Pointen, ein Ineinandergreifen und Auseinandergleiten des To⸗ huwabohus, das über die Bühne wirbelt, daß man den Atem ver⸗ liert. Das Volkstheater hatte das Stück mit ſeinen beſten Kräften beſetzt, ſie fachten den Wirbelwind der Autoren zum Orkan an und blieben mit Max Neal und Hans Gerbeck lachende Sieger. Wo ſchließlich alles lacht, da legt auch der Krititer den Griffel bei Seite und lacht mit. Wenn er ſchlau iſtt Volksſchauſpiele Detigheim. Aus Oetigheim(A. Raſtatt) wird berichtet: Die nummehr vorliegende Abrechnung über das Volks: ſchauſpiel im laufenden Jahr enthält einige Ziffern von Die Zahl der Beſucher in den angegeben. Mit den Nebeneinnahmen für den Verkauf von Textbüchern uſw. beziffert ſich die Einnahme Der Reingewinn des Vor⸗ jahres betrug 14000 Mark. Von den zur Verfügung ſtehenden 117000 Mark wurden für die Herrichtung des Theaterplatzes verausgabt 37 000 Mark, für die Beſtuhlung 10 700 Mark, Alle übrigen für Spielhonorare und Löhne 13 500 Mark. Mit Einſchluß der Verwaltungskoſten wurden verausgabt 91 800 Mark. Somit war der Ueberſchuß beider Spieljahre 25 200 Mark, wovon 15 000 Mark bereits iner Eiſenkonſtruktion zu der Halle des ge⸗ planten Gemeindehauſes verwendet wurden, 10 200 Mark noch Hiermit ſoll lt.„Schwäb. Merk.“ zu⸗ nächſt die Aufrichtung der Halle beſtritten werden, die zu Uebungszwecken und zur Aufführung von Geſang⸗: und Theater⸗ ſtücken im Winter dienen ſoll. Im unteren Stock ſ oll die Kinder⸗ und Induſtrieſchule proviſoriſch untergebracht werden. Später auch in den Darbietungen ſelbſt, trotz der abwechſelnden Reihen⸗ folge, wenn auch den vorgeführten Tänzen und geſanglichen Vor⸗ trägen lebhafter Beifall geſpendet wurde. Den Chor und ſeine ſoliſtiſch tätigen Mitglieder hätte man ſich beſſer gewünſcht. Das von einem Quartett geſungene Madrigal aus„Mikado“ und die „Japaniſche Teeſtunde“(Ballet) machten hiervon eine anzuerken⸗ nende Ausnahme. Das Geiſha⸗Ballett„Liebesſpiel“ mit der Na⸗ ſenreibungsſzene mußte ſogar wiederholt werden. Großen, nicht endenwollenden Beifall errang ſich Herr Wun⸗Hi⸗Hecht mit dem Geiſha⸗Lied„Chin Chin, Chinamann“, wobei er insbeſondere in ſeinen Verſen mit lokalen Anſpielungen bei dem Auditorium unter großer Heiterkeit viel Verſtändnis fand. Als der Künſtler immer und immer wieder herausapplaudiert wurde, brachte er Herrn Löwenhaupft mit vor die Rampe, was natürlich den Beifall ſtürmiſch ſteigerte. Beim letztmaligen Erſcheinen meinte Herr Wun⸗Hi⸗Hecht, er habe Herrn Löwenhaupt mit nach China als Bürgermeiſter mitnehmen wollen, dieſer habe ſich aber nicht dazu bewegen laſſen. Das Streichorcheſter verdient volles Lob, es wurde ſeiner Aufgabe mit Exaktheit und Schwung gerecht.— Das Feſt wird heute abend 8 Uhr unter vollſtändiger Beibehaltung des ſeit⸗ herigen Programms ſtattfinden. Der Eintrittspreis iſt auf 60 Pfg., für reſervierte Emporeplätze auf 80 Pfg. ermäßigt. Die Mitwir⸗ kenden ſind dieſelben wie am erſten Abend. * In den Ruheſtand verſetzt wurde Oberjuſtizſekretär Ferdi⸗ nand Appel beim Amtsgericht Freiburg und Oberjuſtizſekretär Hubert Ehrenſperger beim Amtsgericht Heidelberg ihrem Anſuchen entſprechend unter Verleihung des Titels Kanzleirat. « Verſetzt wurde Oberjuſtizſekretär Philipp Helmſtädter beim Landgericht Heidelberg zum Amtsgericht daſelbſt und Zollberwalter Guſtav Meyer in Erzingen in gleicher Eigenſchaft nach Herbholzheim. * Militärdienſtnachrichten. Befördert: zu Oberleuknanks die Leutnants der Reſerve: Helwig(Mannheim) des 2. Bad. Gren.⸗Reg. Kaiſer Wilhelm I. Nr. 110, Schneider (Mannheim); zu Its. der Reſ.: die Vizefeldwebel bezw. Vize⸗ wachtmeiſter: Steffe(Mannheim) des 2. Bad. Gren.⸗Reg. Kaiſer Wilhelm I. Nr. 110, Hummel(Mannheim) des 2. Bad. Drag.⸗Reg. Nr. 21, Heidlauff(Mannheim) des 3. Bad. Drag.⸗Reg. Prinz Karl Nr. 22. * Die perſönliche Berechtigung zum Betrieb einer ſelbſtändigen Apotheke wurde übertragen dem Apotheker Batſching in Uehlingen für den Stadtteil Neckaran, dem Apotheker Fleiſch⸗ mann in Eggenſtein für den Stadtteil Schwetzingerſtadt, dem Apotheker Hänle in Tiefenbronn für die Roſen⸗Apotheke und dem Aptheker Mürrle in Malſch für die Apotheke im Stadtteil Lindenhof. 5 * Der Herausgeber des Karlsruher Telephonadreßbuches verhaftet. Man wird ſich noch erinnern, daß im Sommer das Vorgehen der Reklame⸗Verlagsanſtalt H. Hoppe“Berlin, Alexanderſtraße, in Geſchäftskreiſen viel böſes Blut gemacht hat. Reiſende dieſer Verlagsanſtalt hatten damals viele Ge⸗ ſchäftsleute veranlaßt, ihre Firmen in das Branchen⸗Telephon⸗ adreßbuch, das die Verlagsanſtalt für den Oberpoſtdirektions⸗ bezirk Karlsruhe herausgeben wollte, eintragen zu laſſen. Die Aufnahme in das Adreßbuch war in gewiſſer Beziehunag gra⸗ tis; viele Firmen erhielten aber dann Zahlungsbefehle über drei Mark. Wir machten damals auf das Vorgehen des Ber⸗ liner Inſtituts aufmerkſam. Nun meldet die„Voſſ. Ztg.“: Unter dem Verdacht, große Kautionsſchwindeleien begangen zu haben, wurde der Inhaber und Direktor der Reklame⸗Verlagsanſtalt H. Hoppe, aus der Alexanderſtr. 9, von der Kriminalpolizei verhaftet. Hoppe, Stubenmaler von Beruf, gründete vor einiger Zeit die Mitteleuropäiſche Kunſtanſtalt, G. m. b..“. Bald darauf löſte er jedoch dieſe Geſellſchaft auf und ſtellte ſeine Zahlungen ein. Mit einem Betriebskapital von baren 100 M. gründete er dann ein neues Unternehmen, das er Reklame⸗Verlagsanſtalt nannte. Er ſuchte dann durch Zeitungsinſerate Angeſtellte, die Kautionen zu ſtellen und gleichzeitig Geſchäftsanteile zu erwerben hatten. Es meldeten ſich auch zahlreiche Leute, denen er 30000 M. abnahm. Um den Angeſtellten Beſchäftigung zu verſchaffen, ſagte., daß er Telephonadreßbücher anfertigen werde, in denen die Firmen auch nachBranchen geordnet würden. Für die Aufnahme verlangte er drei Mark. Die Telephonadreßbücher mit Branchenverzeichnis ſollten in ganz Deutſchland erſcheinen. Bisher ſind jedoch nur einige kleine Auszüge herausgegeben worden. Bald liefen Klagen von Geſchäftsleuten ein, die drei Mark bezahlt hatten, aber vergeblich auf das Erſcheinen des Buches warteten. Da H. die gezahlten Gebühren nicht zurück⸗ erſtatten und auch andere Ausgaben nicht beſtreiten konnte, war er vor einiger Zeit gezwungen, den Offenbarungseid zu leiſten. Jetzt liefen auch Strafanzeigen gegen ihn ein, weil er die Geſchäftsanteile und Kautionen verbraucht hatte. Die Krimi⸗ nalpolizei hatte ſich nun auch mit ihm zu beſchäftigen und nahm ihn aus ſeiner„Verlagsanſtalt“ heraus feſt und führte ihn dem Unterſuchungsrichter vor. ſſt aus den künftigen Spielüberſchüſſen die Angliederung eines Schweſtern⸗ und Pfründnerhauſes geplant, auch die definitive Unterbringung der Kinder⸗ und Induſtrieſchule. Man erkennt aus dieſen wenigen Angaben, welcher Segen ſich aus der haupt⸗ ſächlich von Pfarrer Saier geleiteten und getragenen Unter⸗ nehmung für die Gemeinde entwickelt hat. Für 1912 iſt, wie früher gemeldet, ein Stück„Elmar“, deſſen Handlung ſich an Webers„Dreizehnlinden“ anlehnt, in Ausſicht genommen, das periodiſch abwechſelnd mit„Wilhelm Tell“, den man keines⸗ wegs aufzugeben gedenkt, geſpielt werden ſoll. Wie Kawakami ſtarb. Daß Otofiro Kawakami, der große japaniſche Schauſpieler, der die theatraliſche Kunſt ſeines Vaterlandes mit den modernen Ideen des Weſtens erfüllt hat, vor einigen Wochen geſtorben iſt, wuürde bereits gemeldet. Eine franzöſiſche Theaterzeitſchrift weiß aber über die näheren Umſtände folgendes zu berichten: Kawakami, der ſchon ſeit einiger Zeit krank war, wurde im Hoſpital von Oſaka gepflegt. Als er ſein Ende nahe fühlte, bat er, daß man ihn in ſein Theater bringe. Auf der Bühne, im Rampenlicht, hatte er mit ſeinen Schülern eine letzte ergreifende Unterredung. Er diktierte ihnen ſein künſtleriſches Teſtament, und dann hauchte er an dem Ort, wo er ſo oft den Tod der Helden Shakeſpeares dargeſtellt hatte, in den Armen ſeiner treuen Gattin Sada Vacco den letzten Seufzer aus. Wie Maeterlinck geheiratet wurde. Georgette Leblanc⸗Maeterlinck, die Gemahlin des Dichters, er⸗ zählte in einem Geſpräch, das Harpers Bazar veröffentlicht, wie ſie Maeterlinck kennen lernte. Ehe ſie mit dem Dichter von„Pelleas und Meliſande“ und des„Blauen Vogels“ vor den Altar trat, war Georgette Leblanc bekanntlich Sängerin und Schauſpielerin. „Niemals fühlte ich mich ſo glücklich, wie in den erſten Monaten Jmeines Engagements an der Pariſer Opera Tymique. Ich hatte angenommen. Prämie mit 10000 Mk. auf die Losnummer 69,070. Der glückliche —— * Ein Jubiläum. Der Lokalchroniſt, der im Laufe Jahres die verſchiedenſten Jubiläen zu regiſtrieren hat, gedenkt beſonders gern einer Silberfeier, die der vorletzte Tag des alten Jahres brachte. Herr Fritz Kunert, der erſte Redak⸗ teur des„Mannheimer Tageblattes“, feierte am Samstag den Tag, an dem er vor 25 Jahren in die Firma eintrat. Wer mit den Zeitungsleuten näher in Berührung kommt, der weiß, welche Unſumme von Mühe und Arbeit eine 25jährige Tätigs keit zuſammenfaßt, noch dazu in einer ſo gewaltig aufſtrebenn; den Stadt. Der Jubilar hat in den 2½ Dezennien mit ſo großer Pflichttreue und Gewiſſenhaftigkeit ſeine Berufsobliegenheiten erfüllt, daß er ſich nicht nur die Achtung und Wertſchätzung ſeiner Prinzipale und Kollegen, ſondern auch weiter Kreiſe der Bürgerſchaft erworben hat. Allgemeiner bekannt wurde der Jubilar durch ſein unermüdliches Wirken zum Beſten der Lahrer Fechtſchule, deren Verwaltungsrat er noch heute an⸗ gehört. Der Mannheimer Journaliſten⸗ und Schriftſteller⸗ Verein zählt Kunert zu ſeinen Gründungsmitgliedern. Seit Jahren hat er das Amt des Kaſſiers inne. Der Jubilar hat, wie ſein Lebenslauf zeigt, ſich ſeine jetzige Poſition durch In⸗ telligenz und zähe Ausdauer aus beſcheidenen Anfängen heraus errungen. Fern von Mannheim, in dem böhmiſchen Elbeſtädt⸗ chen Tetſchen geboren, erlernte er die Buchdruckerkunſt, die ihneg Ende 1886 hierher führte. In der Redaktion des„Mannheimer Tageblattes“, in die er bald nach ſeinem Eintritt in die Firmn Max Hahn u. Co. aufgenommen wurde, redigierte er zuerſtt einige Jahre den lokalen Teil, um dann als erſter Redakteun den politiſchen Teil zu ühernehmen. Wie ſehr man Kunerts Arbeitskraft, nicht minder aber auch ſein ſchlichtes, einfaches Weſen zu ſchätzen weiß, das zeigte ſich an ſeinem Ehrentage. Unter den mannigfachen Geſchenken, die den pflichtgetreuen 7 7 Mann erfreuten, befand ſich auch ein Angebinde des Mann⸗ heimer Journaliſten⸗ und Schriftſteller⸗LVereins. Möge es dem Jubilar vergönnt ſein, noch recht lange den Platz am Redak⸗ tionstiſch einzunehmen, den am Samstag Freundeshände ſo ſinnig geſchmückt hatten mit den Kindern Floras, die Kunerts reiches Gemüt ſeit jeher mit beſonderer Liebe umfaßt. 5 * Jubiläum. Herr Friedr. Wolf, konnte geſtern auf ſeine 25jährige Tätigkeit al sBeamter der Rohtabakhandlung Kauff⸗ mann und Bensheim zurückblicken.— Wir gratulieren! 185 * Der Stiftungsvorſtand des Allg. Bad. Lehrer⸗Witwen⸗ und Waiſenſtifts bringt ſeinen Mitgliedern zur Kenntnis, daß bei denn in den letzten Wochen vorgenommenen Erneuerungswahlen in denn Stiftsvorſtand für eine Amtsdauer vom 1. Januar 1912 bis 31. Dezember 1917 wieder⸗ bezw. neugewählt wurden: zum Obmanns⸗ ſtellvertreter Oberlehrer Weitzel in Ladenburg; zum Schriftführen Oberlehrer Ihrig in Manuheim; zum Rechner Hauptlehren Bock in Mannheim⸗Feudenheim. Die Gewählten haben die Wahl „Konſtauzer Geldlotterie. Bei der am Samstag erfolgten Schlußziehung der Kowſtawzer Geldlotterie fiel die Gewinner iſt ein ſtädtiſcher Arbeiter. ö * Jugendfürſorge. Die Tatſache, daß die Urſache der Straffälkig⸗ keit vieler Jugendlichen darauf zurückzuführen iſt, daß ſie in ihrer ſchulfreien Zeit ohne Aufſicht ſind, weil beide Ektern dem Erwerb nachgehen müſſen, läßt den Wert und die Bedeutung ſeiner Ein⸗ richtungen, die hier helfend einſpringen wollen, außerordentlich groß erſcheinen. Es ſei in erſter Linie an die Kuaben⸗ und Mädchenhorte erinnert, aber auch die Kinderleſehalle iſt berufen, ein Stü Kulturarbeit zu leiſten. Mannheim beſitzt in der der Kahn'ſchen Leſe⸗ halle angegliederten Kinderleſehalle eine muſtergültige Anſtalt, die viele jener Kinder, für die kein Platz mehr in den Kinderhorten zuß finden iſt, von der Straße und ihnen gute Bücher zu treuen Freunden macht. Es iſt bedauerlich, daß nur in einer unſerer Vorſtädte eine derartige Einrichtung beſteht. In der inger“ Vorſtadt iſt die Errichtung einer Kinderkeſehalle von größter Wichtig— keit; mau ſollte darnach trachten, in dieſem dichtbevölkerten Stadltefl eine ähnliche Anſtalt zu ſchaffen, damit auch jene Kinder in ihrer ſchulfreten Zeit, wiſſen, wo ein ſchützendes Dach ihrer wartet. * Apollo⸗Theater. Die Direktion teilt mit, daß die Vorſtel⸗ lung mit„Otto Reutter“ allabendlich pünktlich 8 Uhr beginnt. Karten ſind auf 4 Tage im voraus erhältlich. * Die neuen Gerichtskaſſen. Sowohl im Landgerichtsgebände wie im Amtsgerichtsgebände erfolgt zur Zeit die Herſtellung der Schaltereinrichtungen für die Auszahlung der Zeugengebühren Im Landgerichtsgebäude im Zimmer vor dem Strafkammerſaale, im Amtsgerichtsgebäude im Zimmer No. 47,(Säulengang) wo ſeit⸗ her die Anweiſung der Zengengebühren erfolgte. Mit der Aus. zahlung im Gerichtsgebände ſelbſt ſoll ſchon Anfang des neuen Jahres begonnen werden. Schiffsunfall. Donnerstag nachmittag wurde ein zu Tal fahrendes leeres Neckarſchiff unterhalb der Heidelberger Friedrichsbrücke durch den Wind und die infolge Hochwaſſers ſtarke Strömung auf die Zeilſpitze der Neckarwörthinſel ge⸗ trieben und konnte trotz Zuhilfenahme eines Schleppers bis jetzt noch nicht wieder flott gemacht werden. Das Schiff go⸗ hört dem Schiffer Franz Weber don Ilvesheim. 3 * Lebensmüde. Der Italiener Giovanni Terfumo, wohnhez in Neckarau, Gartenſtraße 13, ein junger Mann von 18 Jahreß, jagte ſich am Sylveſterabend eine Revolverkugel in den Mund Infolge ſeiner ſchweren Verletzungen kounte T der ins Ae viel zu ſpielen, eine guſe Gage, und die Kritit behandelſe mich freundlich. Zum erſten Male traf ich mit Künſtlern zuſammen, und ich bildete mir ein, daß fie alle edle Menſchen fein müßtenn; Weſen mit großen und vornehmen Seelen. Ach, dieſe Enttäu⸗ ſchungen! Ich erfuhr und lernte in dieſen wenigen Monaten meße als in meinen ganzen früheren Lebensjahren! Meine Freunde ſchienen zu glauben, mein einziger Daſeinszweck ſei, für ſie zu ſor⸗ gen. All das deprimierte mich, ich fühlte mich unglücklich, und um dieſe Zeit las ich zum erſten Mal ein Werk Maeterlincks. Das ſchenkte mir Troſt. Ich las mehr. Nach und nach ſetzte ſich in min; unbewußt die Ueberzeugung feſt, der Mann, der dieſe Werke 9e ſchrieben habe, ſei der Menſch, den ich heiraten müßte. Ich kraf einen Bekannten, der mit Mageterlinck befreundet war.„Sie müſſen mich ihm vorſtellen, ſagte ich, ich beabſichtige, ihn zu hei⸗ raten.“ Er hielt das natürlich für einen Scherz.„Haben Sie ihn je geſehen“, fragte er.„Nein, ich weiß gar nichts von ihm Aber er iſt der Mann, den ich heiraten will.“„Sie kommen zu ſpäl, armes Kind“, meinte der Freund mitleidig.„Maeterlinck iſt ein alter Mann.“ Mir war, als ſchrumpfte die Erde unter mir ein. 4 ee eeeemeeeereee 7 „ Aber ich vermochte doch noch zu ſagen, daß ich Maeterlinck auf jeden Fall lennen lernen wollte. Ein paar Tage ſpäter kam in einer Geſellſchaft ein junger Mann auf mich zu und würde mir als Maeterlinck vorgeſtellt.„Gottſeidank, er iſt jung“, entfuhr es mir unwillkürlich.“ Der Beſucher, dem Georgette Leblauc dieſe luſtige kleine Geſchichte erzählte, ſchildert dann die Grabesſtille, die in dm Heim Maeterlincks, der weitläufigen großen Abtei bon St. Wou. drille, herrſcht. Man hat im erſten Augenblick den Eindruck, DBN dieſe weiten Hallen und Korridore unbewohnt ſind, und in der Tat verabreden ſich die beiden Gatten auch immer auf beſtimmte Stunden und beſtimmte Zimmer, da ſie ſonſt unter Umſtänden d ganze Kloſter durchwandern müßten, um ſich zu treffen. Nur große Speiſeſaal und die beiden Arbeitszimmer verra 56 Fremden, daß hier Menſchen hauſen.„Laſtet dieſe Stille ni 1
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(2.1.1912) 1. Mittagsblatt
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