2. SetteGeneral⸗Anzeiger, Badiſche Neueſte Nachrichten.(Mittagblatt)Tiefegeriſſen und ſaugte einen Tell der Boote mit hin⸗unter. Die drahtloſen Meldungen des Telegraphiſten an Bordwaren nach der Kataſtrophe durchweg völlig deutlich bis zu demHerablaſſen der Boote für die Frauen und Kinder. Dann kamenplötzlich ein paar verworrene Signale und dann tratabſolutes Schweigen ein. Das Herablaſſen der Boote mußnoch im Gange geweſen ſein, als irgeud etwas Furchtbares plötz⸗lich eintrat, das alle Verbindungen mit der Außenwelt abſchnitt.Was dies war, können erſt die Ueberlebenden berichten. Wäh⸗rend der 4½ Stunden zwiſchen dem Zuſammenſtoß der„Tita⸗nic“ mit dem Eisberge und dem Untergange des Schiffes muß,wie von fachmänniſcher Seite vermutet wird, der Kapitän diean Bord Gebliebenen von einem Raume zum anderen gedrängthaben, bis zuletzt keine der Zwiſchenwände mehr Widerſtandleiſtete und das von unten eindringende Waſſer alle Räumeüberſchwemmte. Man muß alſo annehmen, daß das Schiff voneiner ſcharfen Eisfläche unterhalb der Flot⸗tenlinie angeſchnitten worden iſt.1 800——————WRARANAHENnmne——Ter unfergegsbgen8 Tarmnpfer, fita ic.nate bam,SZabesce NunpitSee mer,Aderdad, Bamnitnageebenne,.50 DNWVDie Jeilnahme des deutſchen faiſers.Berlin, 17. April.(Von unſerem Berliner Bureau.) AusNdorfu wird berichtet: Die Nachricht von dem Untergange des„Titanic“ gelangte ſofort nach ihrem Bekanntwerden in Berlinauf amtlichen Wege zur Kenntnis des Kaiſers, der von derUnglücksbotſchaft tief ergriffen worden iſt. Er ſprach wiederholtſein lebhaftes Bedauern und ſein regſtes Mitgefühl aus mit demtragiſchen Geſchick, das den größten Dampfer der Welt betroffenhabe und mit dem Verluſt ſo zahlreicher Menſchenleben. Dawiderſprechende Nachrichten vorlagen, gab der Kaiſer den Befehl,genaue Erkundigungen über die Größe des erſchütternden Unglückseinzuziehen. Er erhielt im Laufe des Abends noch ausführlicheBerichte aus Berlin und London über den Umfang der Kata⸗ſtrophe. Kaiſer Wilhelm ſandte an die White Star Line ein Tele⸗gramm, in welchem er ſeine tiefe Teilnahme an der entſetzlichenKataſtrophe ausſprach.Die Trauer im engliſchen Unterhauſe.London, 16. April. Im Unterhauſe verlas As⸗quith unter tiefem Stillſchweigen die Meldung der White StarFeuilleton.Leipziger Brief.In der Oſterwoche beherrſchte das Theaker das Intereſſe.Am letzten März hatte Volkner mit den Meiſterſingern Abſchiedbon der„herrlich erblühenden“ SStadt genommen, wie er in derRührung der Abſchiedsſtunde Leipzig genannt hatte. Dann hatteMarterſteig, der neue Intendant, die Leitung zunächſt mit einerReihe ererbter Alltagsſachen beſtritten, um inzwwiſchen ſeine Erſt⸗lingstaten reifen zu laſſen.Die erſte davon war eine ſpäte Erſtaufführung. Für dasmuſikaliſche Leipzig ſcheint es zwar unglaublich, daß auch da Wag⸗ners Rieſenwerk die Geſtalt ſeines großen Vorgängers ſo ganzins Dunkel gerückt hatte, aber Glucks„Iphigenie auf Tauris“fand in der Tat an dieſem erſten Oſterſonntag zuerſt den Weg zuſeiner Bühne. Natürlich gab es dafür nun eine Ueberraſchung,die gleich groß wie ſpät war. Denn es ſtellte ſich wiedereinmal heraus, daß auch die Iphigenie— wie alle Muſik Glucks— ſo gar nicht archaiſch und altväterlich langweilend iſt.Glucks Iphigenie hat heute einen ſchweren Stand, weil ſiemit dem Euripideiſchen Tert als Grundlage gegen Goethes ethiſchſo unendlich vertiefte Geſtaltung des Stoffes ankämpfen muß.Aber eben, daß ſie ſich ſo behauptete, zeugte für die verklärendeKraft der Gluckſchen Muſik. Ausgehend auf dem Prinzip möglichſtvollkommener Uebereinſtimmung von muſikaliſcher und dichte⸗riſcher Stimmung, diſſerenziert ſie— an manchen Stellen ſelbſtmit gleichzeitigem Ausdruck zweier muſikaliſcher Gedankenreihen,was nach Gluck Wagner zur Meiſterſchaft ausgebildet hat— denGefühlsausdruck und den Stimmungsgehalt der Texte wie dasnur Bach noch gekonnt hat. Die elegiſche Weichheit Iphigenſensin der Verlebendigung des dichteriſchen WillensLine über den Untergang der„Titanic“ und ſagte dann: Ich binbetrübt, daß wir gezwungen ſind, einem jener fürchterlichen Er⸗eigniſſe gegenüberzutreten, die manchmal im Rate der Vorſehungbeſchloſſen ſind und die unſere Vorſicht zunichte machen und diedie kühnſte Phantaſie nicht ausdenken kann, die uns empfindenläßt, wie arm unſere Worte ſind, wenn wir in ſolchem Augenblickſagen wollen, was wir fühlen.(Zuſtimmung.) Wir könnennur unſerer Bewunderung dafür unvollkommenen Ausdruck gebendaß die beſten Traditionen der See beobachtet zu ſein ſcheinenund daß willig Opfer gebracht wurden, um denen, die am wenig⸗ſten imſtande waren, ſich ſelbſt zu helfen, die größte Ausſicht aufRettung zu verſchaffen,(Zuſtimmung) und daß wir tiefes Mit⸗gefühl mit denen haben, die ſo plötzlich ihrer liebſten und näch⸗ſten Angehörigen beraubt worden ſind.Tiſte der Geretteten.* Newyork, 16. April. Die bisher erſchienene unvoll⸗ſtändige Liſte der Geretteten enthält u. a. die Namen BrurcoIsmay, Präſident der Trunk Railway, Charles Hays mit Frauund Tochter die Namen Aſtor, Widener, Gräſin Rothes. Unter UTennisſpieler K. H. Behr, Karoline Byſtrom, Dr. HenryFrauenthal und Frau, T. G. Frauenthal und Frau, FräuleinA. Flegenheim, Fräulein Margarete Fröhlicher, Frau SamuefGoldenburg, Ella Goldenburg⸗ Frau Hogebomm, Frau IdaHippach, Fräulein Hippach, Emil Menchen, Guſtav Leſueur,Frau Siegfried Lindſtrom, Fräulein Manette Ganhart, FrauM. Rotſchild, Frau Edith Roſenbaum, Oberſt Simonias, EmmaSegeſſer, Frau Pauline Schabert, Herr Speddin und Frau,Max Stabelin, Abraham, Salomon, Stenzel und Frau, AdolfSaalfeld, Emil Tauſſig mit Frau und Töchter und FrauDevilliers.London, 16. April. Die Liſte der geretteten Paſſagiereder„Titanie“ enthält noch folgende, möglicherweiſe deutſcheNamen: Frau Mathilde Weiſſe, Fräulein Suſanne Weber,ferner Paſſagiere zweiter Klaſſe Baron Drachſted, HannaAbelſon, Ada Doling, Elſe Doling und Emilie Rugg.»London, 16. April. Unter den Geretteten der„Titanic“ befinden ſich ferner: Frau Anna Hamalainer undSohn, Frau Jakobſohn, Frau Marta Lehmann, Frau EliſabethHellinger mit Kind und Frl. Käthe Buß.*m. Köln, 16. April.(Priv.⸗Tel.) Zum Untergangder„Titanic“ äußert der Newyorker Korreſpondent der„Köln.Zeitung“ die Anſicht, daß der Untergangplötzlichein⸗getreten ſein muß, nachdem Frauen und Kinder in Sicher⸗heit gebracht waren, da das Schiff über genügende Rettungs⸗gürtel verfügte. Die„Titanic“ zog alle noch an Bord befind⸗lichen gewaltſam in den Strudel hinein. Sachverſtändige äußerndie Anſicht, daß die„Titanic“ mit ihrer ganzenLinie auf den Eisberg aufgeſtoßen ſei, wodurchdie Kielplatteneingedrückt und die Schotten verrenktwurden.Die Regierung ſtrebt eine amtliche Regelung der drahkloſenTelegraphie an, um die Einmiſchung von Amateurtelegraphiſtenzu verhindern, welche durch fortwährende Anrufe die Verbindungmit den anderen Dampfern ſtören. Daß der Kapitän der„Ti⸗tanic“ das ungeſchriebene Geſetz, daß Frauen und Kinder zuerſtgerettet werden, ſtreng durchgeführt hat, beweift der Umſtand,daß, ſoweit bekannt, nur 79 Männer unter den Ueberlebendenſind.Tauſende von Armen und Reichen umſtehen händeringenddas Bureau der White Star Line. Man erwartet Einzelheitenüber das Unglück von der„Carpathia“, die heute abend in dendrahtloſen Bereich gelangt. Eine Depeſche aus Halifax beſagt,daß der Dampfer„Pariſtan“ heute morgen in Newyork ankom⸗men wird. Der„Pariſian“ ſei während mehrerer Stunden durchgroße Maſſen von Schiffstrümmern gefahren, ohne jedoch vonUeberlebenden oder von Flößen irgend etwas zu bemerken.Weljrnorlage und Peckungsfrage.Berlin, 16. April. Es iſt beabſichtigt, die Wehrvor⸗lage am Montag in erſter Leſung vor das Plenumzu bringen, ſie ſoll dann einer Kommiſſion überwieſen und nochvor Pfingſten verabſchiedet werden. Eine endgültige Entſchei⸗dung iſt noch nicht getroffen, doch darf erwartet werden, daßder in den nächſten Tagen zuſammentretende Seniorenkonventeinen dahingehenden Beſchluß faſſen wird.*Berlin, 16. April. Der Geſamtporſtand des Ver⸗bandes deutſcher Spiritus⸗ und Spirituoſen⸗intereſſenten hielt in Berlin eine Sitzung ab, um zu dergeplanten Aufhebung des Kontingents Stellung zu nehmen. Ineinem längeren Beſchluß ſprach ſich die Verſammlung gegen einſtaatliches Spiritusmonopol, ſowie überhaupt gegen jeden ge⸗ſetzlichen Eingriff in die gegenwärtige Branntweinbeſteuerungaus.„Beharrt jedoch die Regierung,“ ſo heißt es am Schlußder Reſolution,„auf ihrem Vorſchlag, das Kontingent abzu⸗ſchaffen, ſo muß gefordert werden, daß zugleich mit der Auf⸗hebung des Kontingents die geſetzlichen Beſtimmungen ſtherden Durchſchnittsbrand und den Vergällungszwang beſeitigtwerden, die erſt durch das Geſetz von 1909 neu geſchaffen wor⸗den ſind.“ 8Baden in der neuen Wehrvorlage.Die neue Wehrvorlage ſieht u. a. für Baden vor: EinenPoſten von 37 500 M. als dritte Rate der Erweiterungsbautenund Oreſts ſeeliſche Qual, Pylades ſtürmender Jugendſinn, undder Taurier barbariſche Wildheit, Athenens hehre Majeſtät unddie ſchleichende Gier der Eringen hat in ihr eigene klare Gel⸗tung exlangt. Ruhiges Selbſtbeſinnen und ſtilles Sehnen, dieKämpfe der Leidenſchaft und die Wucht dramatiſchen Geſchehens,das Himmelhochjauchzen und das Zutodebetrübtſein wechſeln ineinem Reichtum muſikaliſcher Stimmungen, die Glucks Muſiknoch heute ſo lebensfroh erſcheinen laſſen als ſie es uns begreif⸗lich macht, daß die Zeitgenoſſen ſie als überdramatiſch und un⸗muſikaliſch anfeindeten.Die Leipziger Aufführung war muſikaliſch und dramatiſchvon ſehr bemerfenswerter Rundung. Sie hatte ſichere innereRuhe und ungeſtörte Harmonie— das alſo, was man Stil nennt.Der engere Puſammenhang zwiſchen Bühne und Orcheſter, zwiſchenMuſik und Handlung, zwiſchen Stimmungsausdruck der Muſikund dem Bilde der Bhne erzeugten eine geiſtige Einheitlichkeitdie beruhigenden und erhebenden Eindruck hervorrief wie ja allesGeſammelte und Geſchloſſene— das allmählich auch in der Muſikſo oft der zerſplitternden aufdringlichen Nervoſität weichen muß.Marterſteigs eigenſte Leiſtung war nach dieſem glücklichenEingang eine Neuſtudierung des Corilans. Auch für ihn wardie Spannung groß, weil man ſich eben von dem Schauſpiel⸗leiter Marterſteig viel verſprochen. Und auch da geſchah dasMerkwürdige, daß ein ausverkauftes Haus einem altbekanntenWerke mit auffallend lebendiger ungeſchwächter Teilnahme folgte.Es war mehr als eine Bühneneinrichtung mit farbenſchönenund ſtimmungsvollen freiplaſtiſchen Bildern— von denen dasGemach in Coxiolans Haus, dem man ſeine Anachronismen da⸗rum gern nachſah, und ein prachtvoller Blick auf Antium vonſelten feiner intimer Stimmung, andere wie das Capitol vonüberwältigender Größe wie der Sengtsſaal von ernſter Feier⸗lichkeit waren— die ſo feſſelte. Das erreichte das Bewußtſein,hier eine Ausdeutung des wundervollen Dramas zu erleben, dieHier ſtand gegen Toriolan— den Einen, Großen, Ueberragen⸗den und doch von der Hybris verfrühten Cäſarenwahns Ergrif⸗fenen— die Maſſe in Geſchloſſenheit und Einheit— mit ihrenelementaren Trieben und Gefühlen; mit den Weſenszügen derMaſſenſeele, die Shakeſpeare, ihr intimer Kenner, ihr lieh: ihremSelbſterhaltungstrieb, ihrer Furcht und Grauſamkeit, ihrer Emp⸗fänglichkeit für die Suggeſtion des einzelnen, der ſie führt. Dasſchuf tiefe Wirkung voran in der Szene auf dem Capitol, daCoriolans Segensſpruch die Herzen gewinnt; um ſte gleich danachdurch die Worte zu ihrem Tribunen mit dem glühenden Haß zuerfüllen.Der Darſteller des Coriolan gab zu viel jugendlich⸗ſprudelndeLeidenſchaft und zu ausſchließlich die löwenhafte Anmut, die ihmals ein Teil eigen iſt— zu wenig den Mann, deſſen Herz mit drei⸗fachem Erz umpanzert iſt. 5Aber beſtimmend war der ſichere Wille des Regiſſeurs, derdem Spiel den Stempel ſtarker Eigenart aufdrückte.So konnte es nicht Wunder nehmen, daß Marterſteig auchmit ſeinem erſten Schauſpiel ſich das an ſoſche Eindrücke vor⸗dem nicht gewöhnte Publikum für ſich gewann. Dr.Viertes Orgelkonzert von Arno Landmaun.Das geſtrige vorletzte der fünf Orgelkonzerte des Organiſten derChriſtuskirche wies wohl die relativ höchſte Beſuchsziffer auf. Dasmoderne Programm fußte auf Liſst,„der ſeit Bach der Orgelwieder vollſtes Verſtändnis und begeiſterungsvolle Hingabe entgegen⸗gebracht““ Seine Werke ſind im Gegenſatz zu den Bach'ſchen imformell obfekttven Stil gehaltenen, ſubfektiv frei. Die Phantaſie undFuge über Bach gab ein beredtes Beiſpiel. L. Ramann, die kürzlichverſtorbene Liſzt'⸗Biographin, würdigt ſie treffend in den Worten:„Hätte Liſzt nie ein Wort weder der Verehrung noch des Verſtänd⸗niſſes über dieſe Meiſter⸗Größe geäußert, die Bach⸗Fuge würde ver⸗raten, wie ſein Auge ihn erſchaut.— Herr Landmann brachtedie Phantaſie mit virtuoſer Technik, die Fuge in voller motiviſcherKlarheit zur Geltung. Seine Regiſtrierungskunſt bewährte ſich eben⸗ſo überzeugend in zwei Brahmsſchen ſeltener geſpielten Choralvor⸗ſpielen(„O Gott, du frommer Gott“ und„O wie ſelig feid ihr doch,ihre Stärkeſuchte und fand.ihr Frommen“). Den ſtärkſten Trumpf aber ſpielte er aus mit demMannheim, 17. Nprff..,.den Geretteten mit nicht engliſchen Namen befinden ſich de1eereeee⸗2S