4. Seite Nummer 2 Am Scheideweg: Die Vertreter der Mannheimer Leh⸗ rerſchaft ſchickten uns folgende Zuſchrift: Wie bekannt, iſt diesmal ſchon am 11. Januar der Termin für die Anmeldung der Kinder, die an Oſtern in die Höhere Schule eintreten wollen. Die Eltern ſtehen einmal wieder vor der bangen Frage: „Was fangen wir mit unſerem Kinde an?“ Drei Fragen tauchen in dem Augenblick auf und ſtellen alle Beteiligten vor eine große Verantwortung. Einmal iſt die Not der heutigen Jugend derart er⸗ ſchreckend, daß dem verantwortungsvollen Erzieher, ob Eltern oder Lehrer, bange nerden kann vor der Zukunft der heranwachſenden Generation. Alle Laufbahnen ſind verſtopft und verſperrt, der Lebensraum der jungen Genera- tion iſt ein Erſtickungsraum geworden. Am ſchlimmſten ſieht es aus bei der intellektuellen Jugend mit abgeſchloſſener höherer oder Hochſchulbildung. Schon vor Jahren haben einſichtsvolle Leute vor der Ueberfüllung der höheren Schulen und Hochſchulen gewarnt und von dem intellektu⸗ ellen Proletariat geſprochen. Heute iſt das Tatſache geworden. Es ſteht demnach die Frage vor jedem Vater, ob es Sinn und Zweck hat, überhaupt das viele Geld ſich abzuſparen, um nachher einen ſtellen⸗ loſen Abiturienten oder Doktor zu Hauſe ſitzen zu haben. In erſchreckend vielen Fällen wird er ſich fragen, wie bringe ich das Geld auf für eine höhere Bildung, als das Einzige, was ich meinem Kinde für das spätere Leben mitgeben kann. Die Frage ſtellen, heißt ſie beantworten mit der glatten Unmöglichkeit, einen höheren Bildungsweg beſtreiten zu können. Und drittens die eminent wichtige Frage der Eignung für einen beſonderen Bildungsgang. Zunächſt ein eruſtes Wort über das Eignungsproblem. Nach der Auffaſſung und den pädagogiſchen Wahr⸗ nehmungen der Volksſchule wird das Problem einige Jahre zu früh geſtellt; ſie fordert daher eine Er⸗ weiterung der Grundſchulpflicht. Je⸗ doch haben wir heute mit der vierjährigen Grund⸗ ſchulpflicht zu rechnen, da ſie reichsgeſetzlich beſtimmt iſt. Es wandern demnach große Teile der Volksſchul⸗ kinder mit dem zehnten Lebensjahre heute in die höhere Schule. Hier beginnt zu einem großen Teil jene Schultragödie der Kinder, über die uns die Nervenärzte erſchreckenden Aufſchluß geben könnten. Nach dem Urteil der höheren Lehranſtalten in Mann⸗ heim werden ſchon Ende der Sexta etwa 25 v. H. der Schüler als„ungeeignet“ bezeichnet, derſelbe Prozent⸗ ſatz als„fraglich“ und nur etwa die Hälfte als„ge⸗ eignet“. Die Zahl der Geeigneten nimmt von Jahr zu Jahr ab, ſodaß ſchon nach 4 Jahren UI) 429 v. H.„ungeeignet“, 19,8 v. H.„fraglich“ geeignet ſind. Nach 6 Jahren müſſen zwei Drittel aller Schüler, die am Ende der Grundſchule in die höhere Schule aufgenommen wurden, als völlig un⸗ geeignet bezeichnet werden. Von den Schütlern, die mit der Durchſchnitts⸗ note„ziemlich gut“ aus der Grundſchule in die Höhere Schule übertreten, ſind 90 v. H. Verſager Der Dreter der Volksſchule iſt demnach eine äußerſt ungünſtige Prognoſe für die Bewährung. Eine große Zahl der neuaufgenommenen Schüler wird alſo im Laufe der erſten vier Jahre mit abgebrochener, lücken⸗ hafter, für das praktiſche Leben unbrauchbarer Bil⸗ dung entweder in die Volksſchulen zurückgeſchickt oder findet Unterſchlupf in einer Privatanſtalt; ein Teil tritt in's Leben hinaus. Wir ſagen in dieſem Falle nicht zu viel, wenn wir berichten, daß viele Ar⸗ beitgeber die Berufsberater des Arbeitsamtes bitten, ihnen keine ſog,„verkrachten oder ſchlechten Mittel⸗ ſchüler“ zu ſchicken. Der Junge oder das Mädchen mit einer abgeſchloſſenen Volksſchulbildung hat ihm gegenüber den Vorzug. Was es heißt, ſich durch einen Bildungsgang zu ſchleppen, auf dem die Kräfte immer mehr verſagen, um ſchließlich mit gebrochenen Sch ingen auf der Strecke zu bleiben, iſt, menſchlich geſehen, erſchütternd. Das Selbſtvertrauen wird langſam zerſtört, die Min⸗ berwertigkeitsgefühle erdrücken den letzten Reſt der noch ſchlummmernden Kräfte und der einſt ſtolze Septaner muß zurück in die Volksſchule. Welches Maß an ſeeeliſchen Qualen und häuslichem Frieden dieſer Leidensweg erfordert, iſt unausdenkbar. Es iſt nicht ſo, wie man glauben machen will, daß der Weg zurück ſo leicht wird und der Schüler dann in die Volksſchule in einer Sprachklaſſe munteren Schrittes wieder ſeinem Ziele zuſtrebt. 0 Wir müſſen leider immer die bittere Erfahrung machen, daß der ſo in ſeinem innerſten Kern wunde, erſchütterte und verſchüchterte Schüler nur ſchwer und langſam in ſeiner früheren Hauptklaſſe wieder aufge⸗ richtet und angeeifert werden kann. Nur dort, wo nicht ein Verſagen des Kindes, ſondern die finan⸗ ziellen Verhältniſſe der Eltern die Rückkehr in die Volksſchule bedingen, kommt eine Weiterführung in einer Sprachklaſſe in Frage. Wir warnen die Eltern eindringlich im Intereſſe ihrer Kinder vor ſolch ge⸗ fährlichem Umweg und empfehlen den geraden Weg vorwärts und aufwärts. Dieſer Weg führt in die fünfte Sprachklaſſe, bietet nach zwei Jahren die Möglichkeit des Ueber⸗ tritts in die ſiebte Uebergangsklaſſe und mündet in die Obertertia einer höheren Lehranſtalt, ausgenom⸗ men Realgymnaſium und Gymnaſium. In dieſem Lehrgang vollzieht ſich die weitere Ent⸗ wicklung des Kindes in gerader Linie aufwärts, organiſch und kindgemäß, ohne jene unheilvollen ſee⸗ liſchen Irrungen und Wirrungen. Wir faſſen es als unſere Pflicht auf, die Eltern über den wahren Sinn der Sprach⸗ und Uebergangsklaſſen auf⸗ zuklären, zumal wir immer wieder ſeſtſtellen müſſen, daß, trotz dieſer ſchon lange beſtehenden Einrichtung, den Eltern dieſer gerade und billige(Schulgeld fret, Lernmittel frei) Weg zur höheren oder gehobenen Bildung unbekannt geblieben iſt. Der Schöpfer des Mannheimer Schulſyſtems, der kſtorbene Geheimrat Dr. Stckinger, hat die Ab⸗ ſeitsſtellung der Volksſchule ſchon früh erkannt. Er überzutreten; weil die Eignung für einen höheren Lehrgang erſt noch erprobt werden ſoll, ein für allemal der Weg ſoll. Er baute infolgedeſſen den Oberbau der Volks⸗ ſchule ſo aus, daß durch die Schaffung von Sprach⸗ und Uebergangsklaſſen die Volksſchule eingegliedert wurde in das Geſam Uweſen. Es ſoll alſo auch ſpäter noch möglich ſein, in eine höhere Lehranſtalt das letzte mal aus der 8. Uebergangs⸗ *. 5 u klaſſe in die Obertertia einer Realanſtalt. Der Lehrgang der Sprach⸗ und Uebergangsklaſſe iſt derſelbe wie in der höheren Schule. In der 5. und 6. Sprachklaſſe franzöſiſch, in der 7 und 8. Ueber⸗ gangsklaſſe franzöſiſch, engliſch und Mathematik. Die Lehrkräfte dieſer Klaſſen haben eine beſondere Prü⸗ fung in der Fremdſprache abgelegt und erhalten Ge⸗ legenheit, ſich im Ausland weiterzubilden. Alljähr⸗ lich treten eine Reihe ſolcher Schüler in die höhere Schule ein. Wir können über deren Bewährung nur wiedergeben, was uns gemeldet wird: daß unſere Uebergangskläſſler dort zu den beſten Schülern zühlen. Der Grund liegt wohl darin, daß nur die wirklich Begabten dieſen Uebergang wählen, daß in Der traditionelle Neujahrs⸗Herrenabend, den die Mannheimer Liedertafel geſtern in ihrem Geſellſchaftsheim veranſtaltete, trug durch ſeinen harmoniſchen Verlauf viel zur Stärkung des Gemeinſchaftsgefühls bei, deſſen Pflege ſich jede Sängervereinigung auch im neuen Jahre angelegen ſein laſſen muß. Der große Saal reichte, obwohl man ſehr eng zuſammenrückte, nicht aus, um die Er⸗ ſchienenen zu faſſen. Infolgedeſſen mußte auch noch der Nebenraum in Anſpruch genommen werden. An der Haupttafel ſaßen mit dem Vorſtand zahlreiche Ehrengäſte, u. a. Polizeidirektor Dr. Bader, die Regierungsräte Dr. Heim und Neumayer, Hand⸗ werkskammerpräſident Kalmbacher, Handwerks⸗ kammerſyndikus Eiermann, Bürgermeiſter Dr. Walli, Beigeordneter Dr. Zeiler, Stadtrat Lu d⸗ wig, Landtagsabg. Dr. Waldeck, die Direktoren Dr. Harms und Bohrmann und Fabrikant Stotz. Der Vergnügungskommiſſion war es gelungen, ein qualitativ hervorragendes Programm zuſammen⸗ zuſtellen, das unter der umſichtigen Leitung des Herrn Hans Marx drei Stunden in Anſpruch nahm. Nach mehreren Muſikſtücken des Hausorcheſters, das unter der ſchneidigen Leitung des Herrn Otto Tunze Klaſſiſches und Modernes mit ſo viel Klangſchönheit und Feinheit in der Nuancierung ſpielte, daß der ſtürmiſche Beifall wohlverdient war, fang die Aktivi⸗ tät unter Muſikdirektor Ullrich Herzogs ſtraffer Leitung„Tema con Variazioni“ und„Finale à la Muſette“ von Walter Leib und„Ständchen“ von Haydn, bearbeitet von Haus Heinrich, ſo ſtimmungs⸗ voll und fein abgetönt, daß man den Eindruck ge⸗ wann: hier waltet ein Lehrmeiſter ſeines Amtes, der vor den ſchwierigſten Aufgaben nicht zurückſchreckt, weil er ſich auf ſeine Sänger verlaſſen kann. Im Mittelpunkt des Abends ſtand wieder die Neujahrsanſprache des zweiten Vorſitzenden Dr. Brunner. Es war wieder ein Genuß, dieſem glänzenden Rhetoriker und warmherzigen Vaterlandsfreund zu lauſchen. Nach der Begrüßung der geſpannt lauſchen⸗ den Erſchienenen und einem kurzen Rückblick auf das vergangene ſchwere Jahr charakteriſierte der Redner die Not, die wir ins neue Jahr hinübernehmen. Wir werden, ſo führte er dann weiter aus, unſer Haus nur retten können, wenn wir alle zuſammenſtehen und vor den größten Opfern nicht zurückſchrecken. Wir wollen uns nicht verhehlen, daß das Jahr 1932 uns Opfer zumuten wird, gegen die die bisherigen Opfer klein ſein werden. Wir können uns nur aus uns ſelbſt helſen. Die Rettung liegt nur in unſerm Glauben an uns ſelbſt, an unſere Volkskraft und Lebensfähigkeit, in dem gemeinſamen Opferſinn. Laſſen wir doch das Jammern und Wehklagen über das, was uns ge⸗ nommen worden iſt und uns noch genommen wird. Jede große Zeit hat von den Zeitgenoſſen große Taten verlangt. Wir wollen uns nicht treiben laſſen, daß die Verhältniſſe uns wegſchwemmen. Wir müſſen ſelbſt handeln wollen, ſelbſt opferbereit ſein. Wir wollen ſein, was unſere Väter und Vorväter vor 120 Jahren waren. Erſt dann werden wir nicht von einer Zeit überraſcht, in die wir nicht hineingehören. Man ſoll den Erforderniſſen des Tages ins Auge ſchauen. Wir müſſen ſtolz ſein, daß wir an der Ge⸗ ſtaltung einer Zeit mithelfen dürfen, die vielleicht auf lange hinaus das Leben unſerer Kinder und Kindeskinder beſtimmt. Was ich Ihnen heute wünſche, iſt nicht Wohlhabenheit oder Reichtum, ſondern daß Sie mit dem Glauben an die Kraft unſeres Volkes und an ſich ſelbſt tatkräftig an die Erforderniſſe des neuen Jahres herangehen. Wenn Sie glauben an Deutſchlands Lebenskraft, Größe und Zukunft, dann werden Sie dem Jahr 1932 entgegenrufen: Kämpfen will ich mit dir! Brauſender Bei⸗ fall geleitete den Redner, der während ſeiner Aus⸗ führungen wiederholt Zuſtimmungsäußerungen ent⸗ gegennehmen durfte, vom Podium. Der imponierende Eindruck, den wir von Herrn Hans Kohl bei der Weihnachtsfeier gewannen, ver⸗ ſtärkte ſich bei ſeinem zweiten Auftreten im Rahmen des Herrenabends. Herr Kohl ſang, wie alle übrigen Soliſten durch Kapellmeiſter Boruvka meiſterhaft am Flügel begleitet,„Letzte Hoffnung“ und„Waſſer⸗ flut“ aus der„Winterreiſe“ und„Der Atlas“ von Schubert. Wer weiß, wie ſchwer es iſt, Schubertſche Kompoſitionen vollkommen auszudeuten, der wird die künſtleriſchen Qualitäten Kohls richtig ein⸗ zuſchätzen wiſſen, wenn wir ſagen: er hat auch diesmal erſchüttert. Vor allem das dritte Lied war die ein⸗ drucksvollſte Ergänzung der Anſprache Dr. Brun⸗ ners. Der ſtürmiſche Beifall veranlaßte Kohl, „Heimliche Aufforderung“ von Strauß dreinzugeben. Ehrung von Jubilaren Präſident Georg Müller nahm alsdann die Ehrung von drei Jubilaren vor. Mit ehrenden unte nicht einſehen, daß den Kin ern, die am Ende der Grundſchule die höhere Schule nicht beſuchen kön⸗ en, entweder aus finanziellen Gründen, oder aber Worten überreichte er Herrn Georg Jeckel da Ehrendiplom füt 40jährige Zugehörigkeit zum Bad für eine höhere Bildungslaufbahn verſchloſſen ſein Neue Mannheimer Zeitung Sonntags⸗Ausgabe Samstag, 2. Jan./ Sonntag, 3. Jan. 1932 9 Höhere Schule Sprach⸗ und Uebergangsklaſſen das Syſtem des den Klaſſenlehrers beibehalten wird und die Klaſſen eine mäßige Beſetzung erhalten. geſchloſſene und ausgeglichene Durchbildung in allen Fächern. Die Schüler, die mit einer ſo gehobenen Schulbildung in das Erwerbsleben eintreten wollen, in Handel oder Ind haben die Mög Beendigung der Schulpflicht in die Höhe ſchule überzutreten und dort die mittlere Reife erlangen. Das gewährleiſtet eine re Handels⸗ zu Gerade in heutiger Zeit der wirtſchaftlichen Not⸗ lage breiteſter Volksſchichten wird die Einrichtung der Sprach⸗ und Uebergangsklaſſen als wohltuend em⸗ pfunden, da dadurch die Koſten für vier Jahre Schul⸗ geld und Lernmittel geſpart werden können. Die Ausſicht auf einen Freiplatz in der höheren Schule iſt in vielen Fällen eine trügeriſche Hoffnung, da für Sexta und Quinta die Durchſchnittsnote„gut“ ge⸗ fordert wird. Zum Glück für wenige, zum Unglück für viele. Eltern, ſeid Euch Euerer großen Verant⸗ wortung bewußt. Fällt die Entſcheidung nur zum Beſten Eueres Kindes! hrs⸗Ferrenabend der„Liedertafel“ ſchen Sängerbund und den Vorſtandsmitgliedern Bauamtmann Adam Enders und Wäſchereibeſitzer Ludwig Langer für 25jährige Aktivität den gol⸗ denen Sängerring der Liedertafel und die ſilberne Nadel des Badiſchen Sängerbundes. Herr Enders dankte im Namen der Ausgezeichneten, wobei er auf die vorbildliche Diſziplin hinwies, die vor 25 Jahren beim Probebeſuch herrſchte, und ſchloß mit einem Hoch auf die Liedertafel, das die Aktivität mit dem Vereinswahlſpruch bekräftigte. Nach einem mit Enthuſiasmus aufgenommenen Barrenturnen der ſechsköpfigen erſten Riege des Turu vereins Mannheim von 1846— man ſah geradezu erſtaunliche Gipfelleiſtungen— trat der Humor völlig in ſeine Rechte. Den Ton gab Herr Guſtav Rothe, der neuerdings Mitglied des Stadttheaters in Kaiſerslautern iſt, als Anſager und Vortragskünſtler an. Der Lacherfolg ſeines geſchickt auf den Herrenabend angepaßten Repertoirs war durchſchlagend. Kammermuſiker Guſtav Krenz vom Nationaltheater zeigte ſeine nicht zu überbietende Vielfeitigkeit als Inſtrumental⸗ Clown. Als das Hausorcheſter ein Volkslieder⸗ Pot⸗ pourri anſtimmte, brauchte es für Mitſänger nicht zu ſorgen. Das Deutſchlandlied beſchloß den ſtimmungs⸗ vollen Abend. Eine Nachſitzung füllte die Reſtaura⸗ tionsräume. Sch. Weihnachts- und Neufahrsfeier bei den einigung der Württemberger e.., Mannheim, vereinigte auch geſtern wieder die vielen Schwaben Mannheims und ihre Freunde zu einigen Stunden ungetrübter Gemütlichkeit. Ein herzliches„Grüß Gott“ entbot der Vorſitzende, Herr Thollembeck, den ſo zahlreich Erſchienenen und ein Glückauf! für das neue Jahr. Die Vereinigung der Württemberger ſei über die Klippen der ſchwe⸗ ren Zeit bis jetzt gut, hinweggekommen. Der Mit⸗ gliederzuwachs im abgelaufenen Jahr überſteige den Abgang um mehr als das Doppelte. Das große Heimatfeſt, das im Juli 1932 in Stuttgart ver⸗ anſtaltet wird, ſoll auch die Mannheimer Schwaben auf dem Plan ſehen. Es wird davon zeugen, wie ſehr der landsmänniſche Geiſt den Württemberger mit ſeinem Land verbindet. Ueberall, wo Württem⸗ berger ſich zuſammengeſchloſſen haben, ſind Reiſe⸗ ſparkaſſen eingerichtet worden, ſodaß eine macht⸗ volle Heimatkundgebung in Ausſicht ſteht, zumal in Württemberg ſelbſt weitgehende Unterſtützung zu⸗ geſagt iſt. Muſikdirektor Sieh wird auf dem Schloßplatz Maſſenchöre der landsmannſchaftlichen Vereine dirigieren. Der Redner ſchloß mit der Auf⸗ forderung, für das große Schwabentreffen zu wer⸗ hen, und mit dem Wunſche, daß das Jahr 1932 Freiheit, Einigkeit und viel Arbeit bringen möge. Im Verlauf des Abends konnte Herr Georg Ott vom Südfunk ſeine vielſeitige Begabung unter Beweis ſtellen. Er ſprach einleitend das große Melodrama von Felix Dahn,„Die Mette von Marienburg“, das er mit dramatiſcher Wucht zu ge⸗ ſtalten wußte. Am Flügel begleitete Muſtkdirektor Sieh einfühlend und anſchaulich untermalend. Im weiteren Verlauf des Abends erzählte Georg Ott eine ganze Menge ſchwäbiſcher Schnurren in Mund⸗ art, die das begeiſterte Publikum veranlaßten, im⸗ mer neue Zugaben zu erzwingen. Schließlich ſpielte er die Hauptrolle in dem von ihm ſelbſt verfaßten ſchwäbiſchen Luſtſpiel„Das Präſent“, das ob ſeiner urkomiſchen Situationen Heiterkeitsſtürme entfeſ⸗ ſelte und für alle Darſteller ein großer Erfolg war. Nicht wenig hat zum Gelingen der Aufführung beigetragen, daß richtig, aber auch richtig, geſchwä⸗ belt wurde. Ein anderes Theaterſtück, die komiſche Operette„Der Muſikfeind“, das erſtmals in Mann⸗ heim aufgeführt wurde und in dem Alfred Fär⸗ bach die Hauptrolle ſang, wurde ebenfalls beifällig aufgenommen. Alfred Färbach hat ſich um die Aus⸗ geſtaltung des Abends als Regiſſeur ſehr verdient gemacht. Mit den Männerchören„Weihnachtsglocken“ von Sonnet,„Hymnus an den Geſang“ von Ayßlinger und„O Schwarzwald, o Heimat“ von Fr. Abt konnte Muſikdirektor Sieh ſeiner Sängerſchar Ge⸗ legenheit geben, ihr Können im beſten Licht zu zei⸗ gen. Durch fleißige Uebungsarbeit und unter Lei⸗ tung eines ſo tüchttgen Dirigenten zählt der Män⸗ nerchor der Württemberger zu unſeren beſten Chor⸗ körpern. Namens des Badiſchen Sängerbundes konnte der Vorſitzende der Mannheimer Sänger⸗ vereinigung, Herr Hügel, wieder einige Aus⸗ zeich zungen bekannt geßen. Dis ſilberne Ehrennadel für jährige aktive Mitgliedſchaft erhielten die Brüder Auguſt, Friedrich und Willi Bauer und Herr Karl Häusler. Für 40jährige Mitglieb⸗ Haft würd Herr Karl Nunn mit der Ehren⸗ kunde des Bundes erfreut. Hierauf ſtimmte der lichkeit, nach Mannheimer Schwaben 5 Das alljährlich am Neujahrstag im Friedrichs⸗ park ſtattfindende große Familienfeſt der Ver⸗ Chor den ſchwäbiſchen Sängerſpruch an, dem das Lied„Das iſt der Tag des Herrn“ folgte. Allein und zuſammen mit ihrer Tanzgruppe erntete die Tänzerin Bett! Sauter reichen Betfall. Das Programm wurde durch paſſende Muſikſtücke der Kapelle Seezer vervollſtändigt. Den Abſchluß bil⸗ dete, wie üblich, die Vertekilung der Tombola⸗ Gewinne, worauf die Tanzluſtigen zu ihrem Recht kamen ——— Füttert die Vögel! Ein jeder Winter fordert Opfer unter der Vogel⸗ welt, weil die Nahrung mangelt. Dem könnte aber zum größten Teil eine mehr allgemeine Beteiligung an zweckmäßiger Winterfütterung abhelfen. Von Mitte November an ſollte ſtets etwas Futter für die Vögel bereit liegen, ſchon deshalb, um ſie in verhält⸗ nismäßig guten Zeiten an den Futterplatz zu ge⸗ wöhnen, denn wenn ſie in Not geraten, können die Tierchen nicht erſt danach ſuchen. Die Meiſendoſe iſt geeignet für großen Garten oder Park, wogegen die Futterhäuschen und Futterflaſche in der Nähe des Hauſes anzubringen ſind. Der Futterträger ſollte außen an dem Fenſterrahmen befeſtigt werden, ebenſo ſollten die kleinen Futterhäuschen, Futterſtecken, Futtereier, die an Bindfäden aufgehängt werden, entweder vor dem Fenſter angebracht ſein, ſodaß ſie vom Zimmer aus leicht aufgefüllt werden können, oder auf Veranden, Balkons, in offenen Gartenhäus⸗ chen, Schuppen uſw. Das beſte Futter ſind fetthaltige Samen, in erſter Linie Hanf⸗ und Sonnenblumenkerne. In Futter⸗ eiern, Futterträgern und den kleinen hängenden Häuschen können auch Welſchnüſſe und Erdnüſſe ge⸗ geben werden, die vor allem anderen von den Meiſen bevorzugt werden. Ein Gemiſch von trocken zer⸗ kleinertem Weißbrot, Ameiſeneiern und Mohn, dem etwa geriebene gelbe Rüben beigegeben ſind, nehmen andere Vogelarten gern. Getrocknete Holunderbeeren, Obſtkerne, die von Steinobſt natürlich aufgeſchlagen, werden von den Vögeln auch gerne genommen. Neben dieſer für die feineren Vögel beſtimmten Fütte⸗ rung gebe man für Goldammern, Finken, Amſeln u. a. m. ſämtliche Abfälle von Tiſch und Küche, ſo⸗ weik ſie nicht gewürzt ſind, auf einem durch Tannen⸗ zweige oder ſonſt vor Schnee geſchützten Platz. Man gibt Fleiſch u. Brotreſte trocken zerkleinert. Fett feg⸗ licher Ort, Obſt⸗ u. Kartoffelſchalen, Mohn⸗, Kürbis⸗, Gurkenſamen, Unkrautſamen(Wicken, Kornraden). Das allerbeſte, am liebſten genommene Futter, mit dem man auch die Vögel leicht zähmen kann, ſind Mehlwürmer. In der Nähe des Futterplatzes ſtelle man ein flaches Gefäß mit Waſſer auf und ſorge durch hineingelegten Stein für bequemen Zugang. Auch ſollten Niſthöhlen angebracht ſein, die den Vögeln im Winter Unterkunft gewähren, im Som⸗ mer als Brutſtätten benutzt werden. Die Fütterung kommt nicht nur den Vögeln zu⸗ gute. Der Menſch erlebt daran eine reine Freude. Es gibt kein beſſeres Mittel, um auf die Herzen ins⸗ beſondere der Jugend günſtig einzuwirken. Wer ſich für weitere Einzelheiten der Vogelfütterung inter⸗ eſſtert, wende ſich an den Bund für Vogelſchutz. ** * 4. Notverordnung und Lebensmittelpreiſe. Es ſei nachdrücklichſt darauf hingewieſen, daß ſich eine weitere Preisſenkung für nicht preis⸗ gebundene Kolonialwaren und Lebens⸗ mittel aus der Notverordnung nicht ergibt. Der Kolonialwaren⸗ und Lebensmittel⸗Einzelhandel iſt mit der Preisſenkung längſt vorausgegangen. Im Durchſchnitt ſind die Preiſe um 22 Proz geſenkt. Die Notverordnung ſchreibt jedoch auch eine Senkung für Markenartikel vor. Hier iſt mit 10 Prozent zu rechnen. — Sageskaleucles Sountag, 3. Januar Nationaltheater:„Nina“, Schauſpiel von Brund Frank, Vorſtellung für Erwerbsloſe, Anfang 15 Uhr; abends „Das Herz“, Drama für Muſik von Hans Pfitzner, Miete B 18, Sondermiete B 7, Anfang 19.30 Uhr. Nibelungenſaal⸗Roſengarten:„Im weißen Rößl“, Revne⸗ Operette von Benatzky, Anfang 15 und 19.30 Uhr. Apollotheater: Das große Neufahrs⸗Programm, Auſang 18 und 20.15 Uhr. Planetarium: 16 und 16.0 Uhr Beſichtigungen.— 17 Uhr Borführung mit Vortrag„Die 3 und ihr Lauf“, 20 Uhr Planetariumsabend für Erwerbsloſe. 5 Kaffee Schleuer: Künſtlerkonzert ab 16 Uhr. Weinberg, D 3. 4: Konzert und Tanz, 20 Uhr. Pfalzban⸗Kaffee: Fomtlien nachmittag und Abend. Lichtſpiele: Univerſum:„Straßen der Weltſtact“. Alhambra:„Der Hauptmann von Köpenik“. Schauburg:„Der Glöckner von Notre Dame“. Roxy:„Die Pranke“— Scolo„Im Geheimdienſt“. — Glorla⸗Palaſt:„Ein ſüßes Geheimnis“.— — Capitol:„Ein ſüßes Geheimnis“.— Palaſt⸗ Theater:„Der Kongreß tanzt“. Sonder⸗ Vorführungen: Alhambra:„Im Auto durch zwei Welten“.— Roxy:„„Aſchenbrödel“. Beginn jewells 11.80. Sehenswürdigkeiten: Städt. Schloßmuſeum: Geöffnet durchgehend von 11—16 Uhr Sonde rausſtellung: Alte Fibeln— alte Vorſatz⸗Papiere.— Städtiſche Kunſthalle: Geöffnet von 11 bis 16 ub durchgehend.— Sonderausſtellungen: i Ge⸗ mälde Mannheimer Künſtler. 2.„Wie der Unſt⸗ ler die Kunſt ſieht.“— Sternwarte am Friebrichspark: Ausſichtsturm mit umfaſſendem Rundblick, geöffnet von —12 und 14—16 Uhr.— Muſenm für Natur⸗ und Völker⸗ 27 kunde im Zeughaus: Geöffnet von 11—13 und 15—17 Uhr. — WENEe IRE ARRETTSKRAFr UNTER VERDauUNEZ- SroRUNEEN LElbET erdauungsſtörungen verdienen eine ebenſo ernſthafte Behandlung wie jede andere Krankheit. Viele Leute haben ſich ſo an Unregelmäßigkeiten ihres Stofſwechſels gewöhnt, Haß ſie ihre Beſeitigung vernach⸗ läſſigen. Zu ihrem Schaden: denn Magenſchmerzen, ſchwere Verdauung oder läſtige Blähungen ſtören das Wohl⸗ befinden und die Arbeitsfähigkeit. Zahlloſe Menſchen ſchleppen dieſe Beſchwerden ihr Leben lang mit ſich herum. Dabei iſt ihre Beſeitigung ſo leicht. Die Wiſſenſchaft ſagt: Die Vergärung der Speiſen im Magen und damit die Störung der„ rührt von überſchüſſiger Magenſäure her. Ein wenig Biſerirte Magneſia nach dem Eſſen genügt, den Säurenüberſchuß faſt augenblicklich zu neutraliſieren. Auf dieſe angenehme und gänzlich un⸗ ſchädliche Art verhelfen Sie Ihrem Magen wieder zur normalen Funktion. 5 2 N Siserirte Megnesie in allen Apotheken zum Freiſe von., eds in Pulver a oder Tablettenform erhältlich. Sar Dei ſportle ein Kl innert exquiſi als na Kälte derarti tages, hatte veſtert ungehi jahrsn vermeꝛ wieder fahrsa 16 bi nicht 1 Wett die S Schütze ſigen ſeite— war ſo man ſit Ueb nichts In das ge auch d tionier wurden keit. V Vieles wettert wieder ſein ur die A u De Fü! F bis 24 wird, vera beginn Bunk Kund Feier ßen. Tage „Von werder f Deutſe Frank 5 Nic 1 dem A Huldig amer Brook! Arion⸗ Arion der S verein ner S. MGV. bürg ſich Se
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