2. Seite/ Nummer 4 Neue Mannheimer Zeitung/ Abend⸗Ausgabe Montag, 4. Januar 1932 manöver. Der kommende Pacific⸗Krieg wird der Kampf aſiatiſcher Länder mit der weißen Raſſe um die Weltherrſchaft ſein. In dieſer Hinſicht bedeutet der Mandſchurei⸗Zwiſchen⸗ fall nur eine Einleitung. Die amerikaniſche Kriegs⸗ flotte verſammelt ſich unter dem Vorwand der Ma⸗ növer im Stillen Ozean. Japan muß bereit ſein. Un d Japan i ſt bereit. Offenbar glaubt Japan, daß die Wirtſchaftskriſe fämtliche Länder weißer Raſſe, die Vereinigten Staaten in⸗ begriffen, völlig gelähmt hat, und daß Japan in China ſchalten und walten kann wie es will, ohne ſelbſt Rückſicht auf die Intereſſen und die Hoheits⸗ vechte der anderen Staaten zu nehmen. Bis jetzt iſt nichts geſchehen, was die Japaner vom Gegenteil überzeugen könnte. Aber der anſcheinend unaufhalt⸗ ſame japamiſche Vormarſch, vor allen Dingen der drohende Kampf um Peking, wird die ziviliſterte Welt vor die Frage ſtellen, ob Japan ungehindert Krieg führen und dadurch unſeren Erd⸗ ball in die Gefahr einer endgültigen Kataſtrophe bringen darf oder nicht. ü Ein amerilaniſch-japaniſcher Swiſchenfall Telegraphiſche Meldung Newyork, 4. Jan. Der Vertreter der Aſſociated Preß in Mukden berichtet über einen amerikaniſch⸗japaniſchen Zwi⸗ ſchenfall: f Der amerikaniſche Konſul in Charbin, Cham⸗ berlain, wurde in Mukden von einer aus drei japaniſchen Soldaten beſtehenden Patrouille miß handelt. Als er ſein Auto verließ, das die amerikaniſche Flagge und das amerikaniſche Wap⸗ pen zeigte, erhielt er ſchwere Schläge ins Ge⸗ ſicht, obwohl er ſeinen Diplomatenpaß vor⸗ zeigte. Der amerikaniſche Generalkonſul in Mukden und der Konſul ſelbſt erhoben bei den japaniſchen Aem⸗ tern perſönlichen nachdrücklichen Proteſt. Dieſer ord⸗ nete eine gründliche Unterſuchung an. China fordert ſofortige Einberufung des Volkerbundsrates 885 Paris, 4. Januar. Nach einer Meldung der Agentur Indopacifique aus Schanghai hat die chineſiſche Regierung den Völkerbund um ſofortige Einberufung des Völkerbundsrates wegen der Be⸗ ſetzung von Tſchintſchan durch die Japaner erſucht. 25 Grad Kälte in Spanien Drahtung unſeres Pariſer Vertreters V Paris, 4. Jan. In weiten Teilen Frankreichs, beſonders im Vo⸗ geſengebiet und auf ber Pyrenäenhalbinſel dauert die außerordentliche Kältewelle an. In Spanten find durch Zerſtörung von Frucht⸗ und Gemüſegärten bereits unermeßliche Schäden angerichtet worden. Von der Eiſenbahnverwaltung wurden Vorkeh⸗ rungen getroffen, um die für eine derartige Kälte nicht eingerichteten Wagen umzubauen und den Reiſenden zu helfen. Die Flüſſe führen dicke Eis⸗ ſchollen mit ſich, die die ſchwach gebauten Brücken ernſtlich bedrohen. In Burgos iſt das Thermometer auf 15 und in Reinos auf 25 Grad unter Null geſunken. Die Zahl der Erfrorenen ſteigt täglich. Schnecverwehungen in eee verurſachen 5 Eiſenbahnunglück Belgrad, 4. Jan. Die Schneeverwehungen brachten in der Nähe der Station Baka einen Per⸗ ſonenzug zur Engleiſung. Mehrere Wagen ſtürzten einen Abhang hinunter. Ein Reiſender wurde getötet, mehrere ſchwer verletzt. Der Ver⸗ kehr der meiſten internationalen Bahnlinien wurde durch die Schneefälle in den letzten Tagen lahm⸗ gelegt. In Sandſchak zeigte das Thermometer geſtern 30 Grad Kälte. Schwindler oder Prinz? Kaſpar Hauſer, wie Eduard Eugel ihn ſieht (Schluß aus unſerer heutigen Morgenausgabe.) Weil Engel ſich von vornherein bedingungslos guf die Seite der Schwindlergemeinde ſtellte, hat er ſich etwas eingehender nur mit dem Leben Hau⸗ ſers in Nürnberg und Ans bach beſchäftigt and das Schriftgut über Hauſers Herkunft ent⸗ weder als Verleumdung abgetan oder beiſeite ge⸗ laſſen. Die Vermutung, daß Kaſpar Hauſer der Sohn des Großherzogs Karl und der Großherzogin Stephanie, alſo der rechtmäßige Erbprinz von Ba⸗ den war, iſt für Engel dasPrinzenmärchen. Er zeigt nach dieſer Seite einenKöhlerglauben, den er in dieſer Größe nur ſeinen Gegnern zubil⸗ ligt. An der badiſchen Geſchichte in der erſten Hälfte des 19. Jahrhunderts ſcheint ihm nur eines merkwürdig, daß nämlich die großherzogliche Re⸗ gierung ſich nie mit den ihr zuſtehenden Mitteln der Staatsgewalt gegen die durch Flugſchriften, Zeitun⸗ gen und Druckſchriften verbreiteten Verleumdungen gewehrt hat, daß ſie vielmehr erwieſenermaßen alles, deſſen ſie habhaft werden konnte, aufkaufte. Es erſcheint Engel ein bloß ſchuldhaftes Verſäum⸗ der badiſchen Regierung, daß ſie nicht zeitig die Archive öffnete, um ſo viele Gerüchte als grundlos zu entlarven. Engel findet es ganz natürlich, daß im Verlauf des Jahrzehntes von 18101820 vier männliche Zähringer ſtarben, die rechtmäßig Thronerben waren oder hätten werden können, und daß dadurch die Nachkommenſchaft aus der zweiten Ehe Karl Friedrichs mit der Freiin Geyer non Geyersberg(ſpäter Gräfin Hoch⸗ hHerg) erbberechtigt wurden. Ebenſo natürlich iſt es für ihn, daß unter den Verſtorbenen die beiden leinen Knaben der Stephanie waren, während ihre brei Töchter ein hohes Alter erreichten. Eeungel hat es in ganz unverantwortlicher Weiſe unterlaſſen, ſich mit der Geſchichte des badi⸗ ſchen Hofes zu beſchäftigen. Für ihn iſt diefern vom Hof ſtill für ſich dahinlebende Gräfin Hoch⸗ ergein harmloſes verwitwetes Weiblein und hat ichkeit waren ihr Ehrgelz und ihre Verſchwendung gehtunbeachtet der Tod der Hochberg im Jahre keinem Menſchen je etwas zuleide getan. In Wirk⸗ WA zum Drahtung unſeres Pariſer Vertreters Paris, 4. Januar. Ueber die Richtlinien der Vereinigten Staaten auf der bevorſtehenden Abrüſtungskonferenz liegen aus authentiſcher Quelle nunmehr folgende bemer⸗ kenswerte Angaben aus Waſhington vor. Danach beſteht bei den Amerikanern grundſätzlich die Be⸗ reitſchaft, ſich mit einer Unterbrechun g der Flottenrüſtung auf die Dauer von fünf Jahren einverſtanden zu erklären. Dieſe fünf⸗ jährige Ruhepauſe ſoll den wichtigſten Punkt des amerikaniſchen Abrüſtungsprogramms für Genf darſtellen. Andererſeits verhehlen maßgebende ame⸗ rikaniſche Politiker nicht, daß die Sachverſtändigen des Kongreſſes ſich bereits jetzt mit den Vorarbeiten für ein neues zehnjähriges Flottenbauprogramm befaſſen, um die Amerika zugeſtandene Rüſtungsparität zu erreichen, falls die Rüſtungspauſe nicht von den übrigen Mächten akzeptiert werden ſollte. Paris, 4. Jan. Die franzöſiſchen Nationaliſten ſetzen ihre Kam⸗ pagne gegen den franzöſiſch⸗ruſſiſchen Nichtan⸗ griffspakt mit aller Energie fort. Der außen⸗ politiſche Leitartikler desEcho de Paris, Per⸗ tinax, gibt ſich mit der kürzlich erfolgten Demen⸗ tierung ſeiner Enthüllungen nicht zu⸗ frieden und veröffentlicht heute neue Mitteilungen über den angeblichen Stand der Beſprechungen. Per⸗ tinax behauptet, daß Mitte Dezember der General, ſekretär im Außenminiſterium, Philipp Berthe⸗ Lot als Vertreter Briands und der ruſſiſche Bot⸗ ſchafter Dowgalewſki ſich über die Schaffung einer ſogenannten Verſöhnungs⸗ kommiſſion geeinigt hätten, bei der die deutſch⸗ruſſiſchen Ab⸗ machungen vom 25. Jan. 1929 als Vorbild gedient haben ſollen. Dieſe franzöſiſch⸗ruſſiſche Verſöhnungs⸗ kommiſſion ſoll ſich in Paris oder Moskau zuſam⸗ menfinden und ihre Arbeiten 14 Tage nach Unter⸗ zeichnung des Nichtangriffspaktes beginnen. Die Mitgliederzahl wurde auf zwei Franzoſen und zwei Ruſſen beſchränkt. Pertinax fügt hinzu, daß der Ab⸗ ſchluß eines franzöſiſch⸗ruſſiſchen Vertrages nach wie vor von dem Zuſtandekommen gleichlautender Ver⸗ 51 Rußlands mit Polen oder Rumänien ab⸗ hänge. Die franzöſiſchen Nationaliſten ſetzen alles daran, um die maßgebenden Regierungsſtellen und die franzöſiſchen Volksvertreter bereits jetzt vor einer Unterzeichnung zu warnen. Uebrigens will ſich der in London weilende Generalſekretär Berthelot mit den engliſchen Regierungsmitgliedern über die franzöſiſch⸗vuſſiſchen Verhandlungen unterhalten und den Engländern Aufklärung über die ruſſiſchen Be⸗ ſprechungen mit Polen, Rumänien und Jugoflawien geben, die in London ſehr ſtarke Beunruhigung her⸗ vorgerufen haben ſollen. Das rechtsſtehendeJournal richtet in der gleichen Angelegenheit warnende Worte au die Abreſſe und Rumäniens. Ein Oſtlocarno würde durchaus nicht im In⸗ tereſſe der Franzoſenfreunde in Zentral⸗ und Oſt⸗ europa liegen, da Rußland ſich beſtimmt nicht an die Vorſchriften dieſes Vertrages halten würde. Bei dieſer Gelegenheit ſcheut das Blatt vor den nieder⸗ trächtigſten Vorwürfen gegen Deutſchland nicht zurück, das das Syſtem von Locarno benutze, Polens 1820 vorüber. In Wirklichkeit wurde eine Hof⸗ trauer von acht Wochen befohlen und ihr Tod den fremden Höfen angezeigt, obwohl ſie nicht unmittel⸗ bar zur Familie des regierenden Großherzogs Lud⸗ wig gehörte. Die Großherzogin Stephanie hätte nach Engel demabſcheulichen Geklätſche, daß Kaſpar Hauſer ihr älteſter Sohn ſei, überhaupt keinen Glauben geſchenkt, Geſchichtsſchreiber aber behaupten nicht nur das Gegenteil, ſie wollen ſogar belegen, daß Stephanie ſelbſt in Ansbach war mit ihren zwei Töchtern und ſich durch unauffällige Be⸗ obachtung von der auffallenden Aehnlichkeit Hauſers mit dem Vater, Großherzog Karl, überzeugte. Darin hätten dieNervenkriſen ihre Urſache. a Wo befinden ſich übrigens ſo wichtige Urkunden wie das Tagebuch der Großherzogin Stephanie? Stimmt es, daß auf Veranlaſſung einer beſtimmten Seite ganze Teile davon verbrannt wurden? Warum wurden von den Den kwürdig⸗ ketten des der Hochberg ſchen Linie ent⸗ ſtammenden Markgrafen Wilhelm nur der erſte Band veröffentlicht, der bis 1818 reicht? Sollten der⸗ artige Tatſachen ſo ganz ohne Bedeutung ſein? Engel gibt ſich damit gar nicht ab, er kümmert ſich auch gar nicht um die 1816, alſo vier Jahre nach Hauſers und des Erbprinzen Geburt in der franzöſiſchen und deutſchen Preſſe veröffentlichteFlaſchenpoſt aus dem Rhein, die von einem in einem unterirdiſchen Gefängnis gefangen gehaltenen Thronberechtigten ſpricht und auf deren rätſelhafte, anagrammatiſche Unterſchrift gerade die Deutung Sein Sohn Caſpar paßt. Engel meint rundweg, ohne Kaſpar Hauſer gäbe es kein Entſtehen des Märchens vom geraubten badiſchen Erbprinzen, er gibt dem Leſer keine einleuchtende Begründung, ſeiner Meinung. Von dem berühmt⸗ berüchtigten Major Hennen⸗ hofor, der vom einfachen Feldjäger zu einer wichti⸗ gen Vertrauensſtellung beim Fürſten emporſtieg und in den Adelsſtand erhoben wurde, ſagt Engel, er er als Mörder bezeichnet und ſein Grab geſchändet wurde, wäre die Folge der nur von einem Manne ausgehenden Verleumdung. Die Vertreter des Prinzenmärchen aber weiſen auf Gerichtsakten hin und auf den Vorgang bei ſeinem Tode, daß nämlich der ganze ſchriftliche Nachlaß von hohen Beamten über Badens Grenzen hinaus bekannt. Nach Engel 1 der Regierung beſchlagnahmt und weggeſchafft wurde, bevor ein Notar Zutritt hatte. Wo ſind ſeime Memoiren hingekommen, die in dreifacher Ausferti⸗ in gung angeblich da waren? Verſchiedene, durchaus Prinzen bzw. Schwindler. hätte nie etwas mit der Hauſerei zu tun gehabt; daß Abrüiſtungsproblem Was die Größe der Schlachtſchiffe anlangt, ſo wer⸗ den die amerikaniſchen Delegierten eine Weiſung ihrer Regierung erhalten, ſich der von anderer Seite vorgeſchlagenen Herabſetzung der Kreuzergröße auf 22 500 Tonnen zu widerſetzen. Im der Frage der Lan dabrüſt ung werden die Vereinigten Staaten nicht direkt in die Diskuſ⸗ ſion eingreifen, ſondern die Vermittlerrolle vorziehen. Man vertritt im amerikaniſchen Kriegs⸗ miniſterium nämlich den Standpunkt, daß die unbe⸗ deutenden amerikaniſchen Landrüſtungen mit den europäiſchen gar nicht zu vergleichen ſind. Trotzdem wird Amerika ſich die Vorſchläge auf Beſchränkung der ſchweren Artillerie, der Tanks, der Munition uſw. anhören. Eine Diskuſſion über die Begrenzung der Luft⸗ rüſt ungen hält man in Waſhington für un⸗ durchführbar. Ebenſo betrachtet man dort eine Beſchränkung der privaten Handelsluftſchiffahrt für durchaus un wahrſcheinlich. Die franzöſiſche Annäherung an Moskau Drahtung unſeres Pariſer Vertreters um die militäriſchen Vorſchriften des Verſailler Vertrages und die Reviſionsbeſtimmungen zu um⸗ gehen, um die Reviſion der Grenzen zu fördern. Der Mangel an Mut Wenn doch alle Franzoſen ſo dächten! Paris, 3. Januar. Unter der UeberſchriftDie große Geſte veröffentlicht die bedeutendſte Provinzzeitung Frank⸗ reichs, dieDépeche de Toulouſe einen Ar⸗ tikel über die Kriegsſchulden und Reparationen, in dem unſeres Wiſſens zum erſtenmale in einem maß⸗ gebenden franzöſiſchen Blatte, das zudem der größ⸗ ben franzöſiſchen Partei, der Radikalſozlaliſtiſchen Partei, naheſteht, der Verzicht Frankreichs auf die Reparationen gefordert wird. In dem Leitartikel wird weiter feſtgeſtellt, daß die ganze deutſche Oeffentlichkeit die weitere Zahlung von Reparationen ablehne und daraus fol⸗ gender Schluß gezogen: Frankreich wird keine Reparationen mehr erhalten. Warum alſo ſo wpiele Aus⸗ reden gebrauchen? Warum ſo viel falſch angebrachte Geſchicklichkeit? Wir ziehen eine größere Geſte vor, denn da alle Reparationen in der Tat verloren ſind, riskieren wir nichts mehr, wenn wir den Deutſchen ihre Schuld endgültig und ganz erlaſſen. Wir werden nicht nur nichts dabei riskieren, ſondern ohne Zweifel dabei gewinnen: nämlich die Anſchuldigungen der deutſchen Oeffentlichkeit gegen Frankreich zunichte machen und die Anziehungskraft Hitlers auf die deutſche Wählerſchaft neutraliſieren. Denn Deutſch⸗ land durchläuft zweifellos gegenwärtig eine Periode unbeſtreitbarer Not. Deutſchland hat nicht ſeine Zahlungsfähigkeit organiſiert, wie man dies oft ſagt. Wenn man Hitler das Argument nimmt, daß die Reparationszahlungen die alleinige Ur⸗ fache an dem deutſchen Elend ſind, dann wird man ihm drei Viertel ſeiner Kundſchaft nehmen Man wird damit Deutſchland vielleicht eine Revo⸗ lution erſparen, deren Nachwirkungen niemand vor⸗ ausſehen kann. Denn, haben wir nicht ein Intereſſe daram und Europa mit uns, die beſte Karte auf das deutſche Spiel zu ſetzen? Es iſt wahr, daß dieſe Großzügigkeit ein Loch in unſer Budget ma⸗ chen wird. Aber dieſes Loch beſteht bereits. Wir müſſen dann eben mit den Vereinigten Staa⸗ tem verhandeln. Die Vereinigten Staaten haben ſich in die Angelegenheit der Reparationen eingemiſcht, indem ſie uns dazu veranlaßten, Deutſchland zu hel⸗ Freiſpruch des Angeklagten ſeinen Abſchluß. 2 fen. Wenn wir durch den Verzicht auf die Repara⸗ tionen Deutſchland geholfen haben werden in einem über die Wünſche der Amerikaner hinausgehenden Maß, dann werden wir allen das Beiſpiel einer Na⸗ tion gegeben haben, die ihre Forderungen dem Weltfrieden opfert. Der Verzicht, der alle Schulden annullieren würde, würde auf die deutſche Bevölkerung ſeinen Eindruck nicht verfehlen. Aber welcher franzöſiſche Staatsmann wird eine ſolche Geſte wagen? Mut, mehr noch als Geſchicklichkeit, wäre dazu nötig und die letztere iſt leider weiter verbreitet als das erſtere. Vadiſche Politik Bruch mit Dr. Trunk Es iſt noch gar nicht ſolange her, daß der Karls⸗ ruher Rechtsanwalt Dr. Trunk zu den führenden Perſönlichkeiten des badiſchen Zentrums gehörte. Von 19181927, alſo faſt zehn Jahre, amtete er in der badiſchen Staatsregierung, zuerſt als Ernäh⸗ rungsminiſter und dann als Juſtizminiſter. Nach ſeinem Rücktritt vom Miniſterpoſten wurden die offiziellen Beziehungen zwiſchen ſeiner Partei und ihm zunächſt korrekt, dann offenſichtlich immer küh⸗ ler, bis jetzt der offene Bruch erfolgt iſt. Man erfährt dieſe intereſſante Tatſache aus einer Polemik desBad. Beob. mit demFührer, die ſich um die Eheſchließung Dr. Goebbels mit einer geſchiedenen Frau entſponnen hatte. DerBeob. hatte nämlich dieſe Ehe als nicht im Einklang mit bewußtem katho⸗ liſchen Empfinden bezeichnet, deſſen ſich Dr. Goeb⸗ bels ſonſt zu rühmen pflege. Daraufhin wies das nationalſozialiſtiſche Blatt auf die kürzlich erfolgte Eheſchließung Dr. Trunks ebenfalls mit einer gs⸗ ſchiedenen Frau hin und ſtellte die Frage, ob der Beob. ebenſo ſtreng über ihn urteile wie über Dr. Goebbels. DerBad. Beob. erklärt nun dazu in ſeiner Sonntags⸗Ausgabe: DerBadiſche Beobachter hat keinen Grund, irgendetwas von dem zurückzunehmen, was er vom katholiſch kirchlichen Standpunkt aus zu der Ehe⸗ ſchließung von Dr. Goebbels bemerkte. Was für Dr. Goebbels Ehe unter dem genannten Geſichtspunkt gilt, trifft auch auf die Ehe des früheren Zentrumsmannes und Zentrumsminiſters Dr. Trunk zu. Dr. Trunk hat damit offen zum Ausdruck gebracht, daß ſeine Wege und die der katholiſch kirchlichen Moral ſich geſchieden haben. Damit hat er auch den Grundſätzen der Zentrumspartei den Rücken gekehrt und iſt ſelbſtverſtändlich nicht mehr Zeut⸗ rums mann. Während Dr. Goebbels nach wie vor nationalſozialiſtiſcher Führer bleibt und für ſeine Entſchließung den Segen von Hitler erhalten hat, können wir von Dr. Trunk nur mit tiefſtem Be⸗ dauern feſtſtellen, daß er ſich durch ſein Verhalten mit der katholiſchen Kirche und mit der Zentrumspartei entzweit hat und zwar ſolange, als er ſein Tun nicht mit. den Grundſätzen der katholiſchen Kirche in Einblang bringt. Das Verfahren gegen Dr. Beſt geht weiter Leipzig, 4. Jan. Entgegen den Nachrichten über eine Einſtellung des Verfahrens gegen Dr. Beſt, dem Verfaſſer des Boxheimer Dokumentes, erfahren wir von zuſtändiger Stelle, daß die Unfer⸗ ſuchung weitergeht. Die Opfer der Cholera⸗Epidemie im Irak Paris, 4. Jan. Nach einer Havasmeldung aus Basra ſind der Cholera⸗Epidemie im Irak 1445 Perſonen zum Opfer gefallen; insgeſamt waren 2334 Perſonen erkrankt. In Basra ſelbſt ſind 599 von 1119 erkrankten Perſonen der Cholera er⸗ legen. Georg Stribny freigeſprochen Prag, 4. Jan. Nach faſt öreiwöchiger Verhand⸗ lung fand heute der Meineidsprozeß gegen den ehe⸗ maligen Eiſen bahnminiſter und jetzigen Ab⸗ geordneten der Ligapartei, Georg Stribny, mit dem micht verleumderiſche Zeugen berichten davon, daß Großherzog Leopold ein Exemplar beſeſſen hätte. Eine Veröffentlichung gibt ſogar einen von Großherzog Ludwig zehn Tage nach Hauſers Auftreten in Nürnberg erlaſſenen Kabinetts⸗ befehl in Fakſimile wieder, in dem es heißt: In Nürnberg vorigen Monat alles mißglückt. Treffen Sie Maßnahmen, daß aus dieſem Anlaß die Ruhe meines Großherzogtums ungeſtört bleibt. Wenn das alles böswillige Fälſchungen wären, ſo muß man ſich doch fragen, wer Ende des 19. Jahr⸗ hunderts davon noch irgend einen perſönlichen Vor⸗ teil zu erwarten hätte, zumal die perſönliche Ehrenhaftigkeit der Großherzöge aus der Hochberg⸗ ſchen Linie auch von der verleumderiſchen Prinzen⸗ garde ebenſo unangetaſtet iſt wie ihr Verdienſt um den Beſtand und die Wohlfahrt des badiſchen Staa⸗ tes. Engel bleibt hier ſtumm. Auch in der Beurtei⸗ lung der für Hauſer ſo bedeutungsvollen Perſön⸗ lichkeit des Lord Stanhope begnügt er ſich mit der Kennzeichnung alsgutgläubigen Schwärmer, obwohl deſſen unfreiwilliger Aufenthalt wegen eines Radbruches in Nürnberg ſo ganz zufällig mit dem Zeitpunkt des erſten Attentates auf Hauſer zu⸗ ſammenfällt, und obwohl ſchon zu Hauſers Leb⸗ zeiten die Preſſe über die ungünſtigen perſönlichen Verhältniſſe dieſes freigebigen Vormundes be⸗ richtete. Es ließe ſich noch eine ganze Zahl ähnlicher noch nicht ganz geklärter Hauſer⸗Rätſel und eigenartiger Zufälle anführen, über die Engel mit einer Ver⸗ ſchwiegenheit und mit einer Vertrauensſeligkeit in ſeinen Urkunden weggegangen iſt, die ein einwand⸗ freier und unvoreingenommener Forſcher ſich nicht zuſchulden kommen laſſen dürfte. Hier ſoll keine Stellung genommen werden für oder gegen den Nach dem heutigen vorliegenden Ur kunden mater tal ſcheint eine einwandfreie ſchlüſſige Beweisführung nach der einen oder anderen Seite noch nicht möglich. Es gibt aber ſo manche durchaus ernſt zu nehmende Forſcher, welche nicht nur das Beſtehen von weiteren verheimlichten Urkunden behaupten. Einer berichtet ſogar von der Aeußerung(im Jahre 1913) des Prinzen Max, des vor kurzem verſtorbe⸗ nen deutſchen Reichskanzlers, er werde, wenn er an die Regierung komme, die Gebeine Kaſpar Hauſers der Familiengruft Zähringen in Pforzheim beiſetzen laſſen. Nur die Herausgabe von ſolchen Urkunden kann die Hauſerfrage für immer löſen. Vielleicht löſt das hundertſte Todesjahr irgendein verſchwiegenes Stſegel, vielleicht entſchließt ſich auch die Familie des großherzoglichen Hauſes nicht nur amtliche Archive, ſondern auch private Schreibtiſche zu öffnen und allem Gerede und allen Vermutungen durch bündige Erklärungen ein Ende zu machen. Engel hat jedenfalls dieentſcheidende Wende in der Hauſerei nicht gebracht. Nachdem durch Dr. Pies und Rechtsanwalt Bartning die Behandlung der Hauſerfrage in ruhigere Bahnen gelenkt war, iſt er wieder zur alten Art zurückgekehrt, nach der man ſichgegenſeitig für Trottel oder bezahlte Halunken hält. Das iſt wahrlich kein Verdienſt, das iſt ein Mißgriff, den man von einem Gelehrten nie erwartet hätte. In ſeinem Buch ſtellt er die er⸗ ſchreckende Wahrheit ſeſt: noch ſo große Bildung und Gelehrſamkeit ſchützen nicht vor äußerſter Verblen⸗ dung und Dummheit. Natürlich bezieht er die Wahrheit nur auf die andern und nicht auf einen um die deutſche Sprache hochverdienten Forſcher. 2 Muſtk als Leichtathletik. Ueber die Größe des Energieverbrauchs beim Spielen verſchiedener Mu⸗ ſikinſtrumente im Vergleich mit dem Arbeitsauf⸗ wand andersartiger Beſchäftigungen ſind eine Reihe von Unterſuchungen angeſtellt worden, die er⸗ wieſen haben, daß Sänger und Leute, die ein In⸗ ſtrument ſpielen, atemtechniſch aks Schwerarbeiter zu bezeichnen ſind. Ueberraſchend groß iſt der Energieverbrauch bei muſikaliſcher Tätigkeit gegen⸗ über anderen anſtrengenden Handwerksbetätigun⸗ gen. So beträgt zum Beiſpiel der Mehrverbrauch an Sauerſtoff beim Singen bis zu 82 Prozent, eine Auſtrengung, die etwa der einer Wäſcherin entſpre⸗ chen würde. Beim Klavierſpielen erhält man je nach Charakter und Temperament der Spieler und der Art der vorzutragenden Muſik 47 bis 217 Prozent Energieverbrauch, eine Zahl, die nur noch der Pauker mit 238 bis 324 Prozent übertrifft. Die an⸗ deren Inſtrumente liegen zwiſchen 40 und 320 Pro⸗ zent, die Geige mit 100 Prozent, Kontrabaß und Cello ein wenig höher, während man dagegen merkwürdigerweiſe für Bläſer nur ſehr niedrige Werte erhält. So haben Trompeter einen Energie en verbrauch von 31 bis 60 Prozent und Poſaun bläſer von 45 bis 63 Prozent. e 2 die! Zuſt Vorl vom gilt, jetz zu e: folge 2 Hau betre der zum entr hat 6000 7000 Ablö ſteue Erſp Gebe Verz hypo 1934 R ſtück. Gru werk haus auch 31. 2 wor! eine Inte