Neue Mannheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe 0 Dienstag, 5. Januar 1932 Ziederaufbau der Se Gutachten für eine organiſche Reform des Finanzausgleichs Drahtbericht unſeres Berliner Bi r o⸗s J Berlin, 5. Jau. Dieſer Tage iſt ein Gutachten des ehemaligen Staatsſekretärs im Reichsfinanzminiſterium, Prof. Popitz, über denkünftigen Fin anzaus⸗ gleich zwiſchen Reich, Ländern und Gemeinden er⸗ ſchienen. Das umfangreiche Werk iſt von Herrn Po⸗ pitz nicht ganz in eigener Verantwortung geſchrieben, iſt vielmehr der Niederſchlag der Unterſuchungen der Studiengeſellſchaft für den Finanz ausgleich, die bereits im Frühjahr 1931 ſich kön⸗ ſtituiert hatte. Dem engeren Arbeitsausſchuß, auf Grund bdeſſen Unterſuchungen Dr. Popitz ſein Gut⸗ achten abfaßte, gehören u. a. der Eſſener Oberbürger⸗ meiſter Dr. Bracht, der Präsident des Land⸗ gemeindetages Dr. Gereke, Dr. Goerdele 1, Landeshauptmann Horion und Dr. Silverber 9 an, alſo Männer, denen man eine gewiſſe Zuſtändig⸗ keit für das von ihnen behandelte Thema nicht wird abſprechen können und an deren Ratſchlägen nicht ohne weiteres wird vorbeigegangen werden dürfen. Das Gutachten ſtellt den Verſuch einer orga⸗ niſchen Reform des bislang rein politiſch be⸗ handelten Themas des Finanzausgleichs dar. Natürlich bleibt der Finanzausgleich nach wie vor das wollen auch die Reformatoren, die jetzt ſich zum Wort melden, nicht beſtreiten im Grunde eine Angelegenheit des ſtaatlichen Willens, eine An⸗ gelegenheit des Regierens und damit eine politiſche Frage. Als das Grundübel der bisherigen Lö⸗ ſungsverſuche des Finanzausgleiches wird die von oben nach unten gerichtete Behandlungsmethode be⸗ zeichnet: Das Reich ſuchte der Prototyp für die⸗ ſes Verfahren iſt in den Reformen Erzbergers zu ſehen zuerſt ſeine Intereſſen wahrzunehmen und überließ dann den Reſt Ländern und Gemeinden, und zwar Ländern und Gemeinden in einer Einheit begriffen, die ſie in Wahrheit nicht darſtellen. Der Arbeitsausſchuß ſchlägt dagegen vor, von unten an⸗ zufangen, erſt den Aufgabenkreis und die ſteuerlichen Zuſtändigkeiten der Gemeinden zu regeln und dann den Reſt dem Staat zu überlaſſen. Die durch die Dualität unſeres ſtaatlichen Lebens bedingte weitere Aufteilung des dem Staat verbleibenden Reſtes unter Reich und Ländern wird als eine Aufgabe zweiter Ordnung behandelt. Für die Regelung der gemeindlichen Ver⸗ hältniſſe wird in erſter Linie die Wiederher⸗ ſtellung der Selbſtverwaltung verlangt, die ſich bei den kleinen und Landgemeinden allerdings erſt im Landkreis oder Stadtkreis zu repräſentieren brauchte. (Zu dem Ende müßte auch ein Wandel in der Stellung des Landrats vorgenommen werden, der heute ein abſetzbarer politiſcher Beamter ſei, was aber mit ſeiner künftigen Funktion als Leiter eines Selbſt⸗ verwaltungskörpers ſich nicht vertrüge⸗ Um der Selbſtverwaltung ihre Legalität wiederzugeben, die ſte in den letzten Jahren mehr und mehr verlor, ſoll grundſätzlich die Regelung aller lokalen Angelegen⸗ heiten allein den lokalen Inſtanzen vorbehalten bleiben.) U. a. ſoll auch das geſamte Fürſorge⸗ weſen, einſchließlich Kriſenfürſorge und Arbeitsloſenverſicherung, den Gemein⸗ den unterſtellt werden. Die Bekämpfung der Auswüchſe des gemeindlichen Regiments ſoll nicht durch eine Stärkung der Aufſichtsbehörden erreicht werden. Das würde, wie ja gerade die jüngſte Zeit beweiſt, zu einer indirekten Wiederaufhebung der Selbſtverwaltung führen. Es ſollen vielmehr klare Normen für die Zuſtändigkeit der Gemeinden und Aufſichtsbehörden geſchaffen werden, damit dasfreie Ermeſſen in möglichſt weitem Umfang durch eine Rechtsgrundlage erſetzt wird, die in Deutſchland immer noch fehlt. Das Gegenſtück zu dieſen Normen bildet ein Gemeindehaushaltsgeſetz, das die ſteuer⸗ liche Hoheit der Gemeinden regelt und vor allem Sicherungen gegen die in den großen Städten ſo beliebte Praxis ſchafft, daß banal geſagt die Maſſe der Minderbemittelten das Geld der Beſitzen⸗ den ausgibt und verſchleudert. Neben der Bür⸗ gerſteuer ſoll jeder einzelne Bürger noch durch eine Wohnungsſteuer erfaßt werden. Beide Steuern werden in eine feſte Relation zu den Real⸗ ſteuern gebracht, um eben eine Ueberbelaſtung des freien Unternehmens zu verhindern. Die Woh⸗ nungsſteuer ſoll be fig die Stelle eines Teiles der abgelöſten Hauszin r treten, ſo daß eine Mehrbelaſtung von Mieter und Wirt nicht eintritt. Sie wird für die unteren Verwaltungskörper eine feſte Einnahmegrundlage geſchaffen. Einkommens⸗ und Körperſchaftsſteuer, die beiden Konjunktur⸗ ſteuerarten bleiben allein dem Staate vorbehalten. Die Ueberweiſungen in der heutigen Form fallen fort, Durch dieſe Maßnahme ſoll auch Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 5. Januar. Wie angekündigt, beginnen am Dienstag unter dem Vorſitz des Reichsverkehrsminiſters die Be⸗ ratungen mit den Länderregierungen über die Ver⸗ reichlichung der Waſſerſtraßen. Der in⸗ zwiſchen fertiggeſtellte Geſetzentwurf umfaßt die Ver⸗ waltung der Reichswaſſerſtraßen, die Unterhaltung und den Betrieb, den Ausbau und Neubau, das See⸗ zeichen⸗ und Lotſenweſen auf den mit der See in Zuſammenhang ſtehenden von Seefiſchern befahre⸗ nen Waſſerſtraßen, die Beobachtung und Unter⸗ ſuchung der Hochwaſſerverhältniſſe, die Mitwirkung bei der Freihaltung der Ueberſchwemmungsgebiete und bei der Genehmigung und Ueberwachung der Stromdeiche, ſowie die einheitliche Leitung bei der Bekämpfung von Hochwaſſer und Eisgefahr, ferner die Strom⸗ und Schiffahrtspolizei, die Ausübung der Tarifhoheit und die Eichung der Binnenſchiffe. Über den Sitz der Reichswaſſerſtraßendirektion iſt eine endgültige Entſcheidung noch nicht getroffen. Es iſt nur damit zu rechnen, daß Koblenz und Telegraphiſche Meldung Beuthen, 5. Januar. Auf der hieſigen Karſten⸗Zentrum⸗Grube erfolgte am Montag um 18 Uhr ein heftiger Gebirgsſchlag, der eine Vorrichtungsſtrecke und zwei benachbarte Abbauſtrecken in Mitleidenſchaft zog und einen gro⸗ ßen Bruch verurſachte, durch den 15 Bergleute abgeſchnitten wurden. Die ſofort unter Mitwirkung der Bergbehörde einſetzenden Rettungsarbeiten konnten nach kurzer Zeit einen Fördermann unverletzt aus Tageslicht bringen. Gegen 20.30 Uhr erfolgte ein weiterer Gebirgs⸗ ſchlag, der die Rettungsarbeiten gefährdete. Von dem Schickſal der abgeſchnittenen 14 Berg⸗ lente iſt zurzeit noch nichts bekannt. Die Rettungs⸗ arbeiten werden mit allen Kräften fortgeſetzt. Das Oberbergamt Breslan teilt heute früh um 7 Uhr mit: Am die Verreichlichung der Eine Kampffront' der Länder gegen das Reich? der Uebelſtand beſeitigt werden, daß die hohen Ueberweiſungen guter Zeiten auf alle Fälle auch ohne zureichenden Grund von den Kommunen verwirtſchaftet werden. Die Gemeinden benötigen natürlich zur des ihnen zugewieſenen Aufgabenkreiſes auch in Zukunft ſtarker Zuſchüſſe. Die heute ſchon beſtehen⸗ den ſtaatlichen Dotationen für Polizei und Schulen Wegebau ſollen beſtehen bleiben. Daneben eine nanzzuwei⸗ ſung treten, deren Vorbild man der engliſchen S axis entnommen hat. Finanzzu⸗ der Größenklaſſe Betreuung un d ſoll N * Dieſe der und digen Beruf kerung berechnet, da bekanntlich der Kollektivbedarf von Induſtrieſtädten, die große Arbeitermaſſen beherbergen, bedeutender(und das Steuereinkommen geringer) iſt als in den Städten, deren ſoziale Struktur mehr durch das freie Unter⸗ nehmen beſtimmt wird. * D Waſſerſtraßen nicht Mainz eine ſolche Direktion erhält. Auch der Reichsſparkommiſſar hat ſich mit dem Pro⸗ blem des Übergangs der Waſſerſtraßenverwaltung auf dus Reich befaßt. Er kommt zu folgendem Schluß: Unbeſtreitbar iſt, daß das Problem gerade auch wegen des Nebeneinanderbeſtehens von Dienſt⸗ ſtellen für Reich⸗ und für Länderintereſſen für die Tätigkeit und Organiſation des Reichsverkehrs⸗ miniſteriums von allergrößter Bedeutung iſt. Von dieſem Standpunkt aus muß anerkannt werden, daß der Vorſchlag der Reichsregierung eine weſent⸗ liche Verwaltungs vereinfachung bedeuten würde und daß danach eine Organiſations⸗ form aufgezogen werden könnte, die den Intereſſen der Reichsverwaltung am eheſten gerecht würde. Im preußiſchen Handelsminiſterium hat heute, wie wir hören, auf Einladung Preußens eine Vor⸗ beſprechung der beteiligten Ländervertreter ſtattge⸗ funden. Die Vermutung liegt nahe, daß dort ſo etwas wie eineKampffront gegen das Reich geſchaffen worden iſt. Jedenfalls dürfte es auf der bevorſtehenden Konferenz zu ſehr ſcharfen Auseinanderſetzungen kommen. 14 Opfer eines Bergwerks⸗Anglücks Auf der Karſten⸗Zentrum⸗Grube, die von dem gemeldeten ſchweren Gebirgsſchlag betroffen worden iſt, gehen die Rettungsarbeiten nur ſehr langſam vorwärts. Das Gebirge befindet ſich immer noch in Bewegung. Mit den verſchütteten 14 Leuten konnte noch keine Verbindung aufgenommen werden. Es muß damit gerechnet werden, daß ſie tot ſin d. Die Rettungsarbeiten werden mit allem Nachdruck fortgeſetzt. Von einem umſtürzenden Grabſtein erſchlagen Bochum, 5. Jan. Ein tragtiſcher Unglücksfall ereignete ſich auf dem Ausſtellungsgelände eines Bildhauers an der Caſtroper Straße. Ein ſtebenjähriger Schüler betrat mit ſeinem 12 jährigen Bruder das eingefriedete Gelände. Der Jüngere wurde plötzlich von einem Umſtürzenden Grabſtein zu Boden geworfen und geriet dabei mit dem Kopf unter den Stein. Der ältere Bru⸗ der konnte ihn aus dieſer Lage nicht befreien und rief aus der nahe gelegenen elterlichen Wohnung Hilfe herbei. Als Angehörige herbeieilten, war je⸗ doch der Tod bei dem Knaben ſchon eingetreten. Vier Skiläufer von einer Lawine getötet Telegraphiſche Meldung Warth, Vorarlberg, 4. Jan. Am Hochalppaß bei Hochkrummbach wurden vier Perſonen von einer Lawine verſchüttet. Alle vier ſind tot. Die Leichen konnten geborgen werden. Zu dieſem ſchweren Unglücksfall werden noch fol⸗ gende Einzelheiten gemeldet: Am Sonntag, 3. Januar, gegen 11 Uhr vormittags geriet eine aus 4 Perſonen beſtehende Skiläufer⸗ partie unter eine Lawine am Hochalppaß. Eine andere Partie von Stuttgarter Skiläufern er⸗ ſtattete nach einigen Stunden Meldung, ſo daß die Rettungsmannſchaften von Warth und Schröcken die Bergungsarbeiten aufnehmen konnten. In der Frühe des 4. Januar begab ſich die Rettungskolonne an den von den Skiläufern bezeichneten Unfallplatz. Es ge⸗ lang nach ſtundenlangen, anſtrengenden Arbeiten nach⸗ mittags gegen.30 Uhr die Verunglückten zu bergen. Die Unglücklichen, drei Herren und eine Dame, waren bereits tot. Unter den Toten be⸗ findet ſich ein Stuttgarter, der 19jährige Schüler Rich. Wittig. Die anderen Toten ſind: Bankbeamter Peter Knauer aus Schwabach, Fritz Schmidt aus Nürnberg und Fräulein Roedler aus Nürnberg. Die dreizehnte Fahrt Eine grauſige Kriegserinnerung Drahtung unſ. Londoner Vertreters 8 London, 4. Jan. Eine grauenvolle Kriegserinnerung taucht heute in derDaily Mail auf. Am 24 September 1916 ſtürzte in der Grafſchaft Eſſex der deutſche Zep⸗ pelin L 32 in Flammen ab. Die geſamte Be⸗ ſatzung kam in dem Brande um und ihre Gräber werden von dem evangeliſchen Ortspfarrer noch heute ſorgſam gepflegt. Jetzt hat ſich ein Augenzeuge gefunden, der folgende Schilderung der Kataſtrophe gibt. Er ſah das Luftſchiff in Flammen nieder⸗ gehen und rannte auf den Abſturzort zu. Er war einer der erſten, die das brennende Wrack erreichten. Ein Mana taumelte mit brennenden Kleidern und rauchgeſchwärztem Geſicht aus den Trümmern des Luftſchiffes. Er hielt unter dem Arm ein großes Buch. Plötzlich fiel er vorwärts auf die Erde und rief dreimalDreizehn! 0 Es handelte ſich offenbar um den Kapitän der I. 32, der tatſächlich der einzige Ueberlebende der Kataſtrophe geweſen iſt. Der Augenzeuge hat damals das Buch an ſich genommen und als Andenken auf⸗ bewahrt. Es iſt jetzt in die Hand eines ehemaligen Offiziers gekommen, der es als Bordbuch des Luftſchiffes erkannt hat. Es geht daraus hervor, daß die L 32 auf der 13. Fahrt nach England ge⸗ weſen iſt. Aus dem Aberglauben, daß die dreizehnte Fahrt unglücklich ausgehen muß, erklärt ſich dann wohl auch der letzte Ausruf des ſterbenden Kapitäns. Das Buch iſt jetzt dem engliſchen Kriegsminiſterium zum Kauf angeboten worden. 5 Letzte Meldungen Raubftberfall auf eine Zeche Ein Täter erſchoſſen Herne, 4. Jan. Gegen 12 Uhr drangen zwei maskierte Männer heute mittag mit vorge⸗ haltener Piſtole in den Kaſſenraum tungsgebäudes der ZecheTeutoburgia in Holt⸗ hauſen ein. Sie raubten 12 000% und flüchteten. Einer der Räuber ſprang auf einen Straßenbahn⸗ wagen und forderte einen dort ſtehenden ihm be⸗ kannten Kriminalbeamten mit vorgehaltener Piſtole auf, ſich ruhig zu verhalten. Ein zweiter Kriminalbeamter ſtreckte den Räuber mit ein oem Schuß nieder. Der Erſchoſſene war im Beſitz des geraubten Geldes. Kunſt in Berlin Von Oscar Vie Max Pechſtein hat zu ſeinem 50. Geburtstag eine Ausſtellung in der Sezeſſion bekom⸗ men. Es iſt keine Ueberſicht über ſeine ganze Ent⸗ wicklung, ſondern es ſind mit geringen Ausnahmen Bilder aus den letzten Jahren, die hier gezeigt wer⸗ den. Die Entwicklung kommt erſt mit ſechzig Jah⸗ ren, vorher kann man ſchwer etwas endgültiges ſagen. Immerhin iſt die Beobachtung zu machen, Daß auch bei ihm aus der ſtürmiſchen Jugend ein reifes Mannesalter gewachſen iſt, mehr Ruhe in der Kompoſition, mehr Ausgleich in der Farbe, mehr Beſchränkung im Format, ohne daß darum irgend⸗ eine Müdigkeit oder Reſignation feſtzuſtellen wäre, die die Zukunft beſchattet. Als Pechſtein auftrat, ſchloß er ſich der KünſtlervereinigungDie Brücke an, in der er wohl der Kräftigſte und Mutigſte war. Von ſeinen damaligen Kollegen hat ſich Kirchner mehr ins Symboliſche entwickelt, Schmidt⸗Hottluff ins Abſolut⸗Farbige, Heckel ins Sachliche. Damals waren die Kundgebungen dieſer Maler kaum zu Unterſcheiden, heute ſind es ganz verſchiedene Wege und Richtungen. Pechſtein iſt unter ihnen vielleicht der Geſundeſte, Sicherſte, Abgeſchloſſenſte geblieben. Er hat ſeinen Geſichtskreis im Laufe der Jahre außerordentlich erweitert durch mehrfache Beſuche in Italien, durch die große Südſeereiſe, die der Krieg unterbrach, durch idylliſche Aufenthalte an der Pommerſchen Küſte und neue Anregungen in Süd⸗ Frankreich, dem Eldorado dieſer Malergeneration. Was er ſuchte und brauchte, war immer ein kräfti⸗ ges Motiv, eine heftige Natur, eine ſtarke Land⸗ ſchaft. Es iſt kein Zufall, daß er ſich bei den Fiſchern allenthalben am wohlſten fühlte, ihm durchgearbeitete Typen, Farbe des Himmels, Rhythmus des Meeres und eine Bewegung, die aus der reinen Körperlichkeit reſultierte. Das Meer und die Fiſcher ſind ſein Hauptkapitel geworden. Daneben ruht ſich ſein Blick bisweilen auf dem Stilleben aus, auch auf einem Akt, auch auf dem Porträt, aber alles das iſt nur Erholung von der Leidenſchaft ſeiner Kunſt draußen in der Natur. Das zeichneriſche und das maleriſche Element haben ſich immer die Wage gehalten. Es ſah zunächſt ſo aus, als ob er ſeine Kompoſttionen, auch das Por⸗ denn ſie gaben trät und das Stilleben aus der Abſolutheit einer Unterfarbe entwickelte, die mit ebenſo großer Sicherheit als Hemmungsloſigkeit hingeſetzt war. Aber bald bemerkte man, daß ſeine Hand auch ohne Farbe dieſelbe Herrſchaft und Ausdrucksfähigkeit in der bloßen Zeichnung beſaß, die die Bewegung mit einer außerordentlichen Schärfe und Konzentriert⸗ heit wiedergab. Hier in der Sezeſſion ſind es neben den Oelbildern und Aquarellen vor allem die Zeich⸗ nungen, die eine überraſchende Wirkung haben. Man ſieht ſeinen Nerv, ſein Auge, ſein Tempera⸗ ment ungehindert arbeiten. Es iſt eine Ausſtellung des Meiſters. Das herbſt⸗ liche Meer vom Jahre 1924 iſt mit Recht hineinge⸗ mommen worden als eine ungewöhnliche Darſtel⸗ lung der Wellenbewegung. Die ſüd⸗franzöſiſchen Boote von 1931 löſen das Farbproblem am inten⸗ ſtyſten. Die Mulattin mit der Muſchel erinnert ſehr gut an die zahlreichen Typen der Südſee, in deren Verherrlichung er ſich mit Gauguin berührte. Ein weißes Frauenbild von 1930 zeigt eine beſondere Pointierung ſeiner Bildniskunſt. Unter den Aqua⸗ rellen iſt eine Norwegerin, die in ihrer ganz hellen Harmonie unter ſeinen ſonſt ſo geſättigten Arbeiten merkwürdig auffällt. Ohne Erſchütterung, ohne Erregung gehen wir über den Scheitel dieſes Künſt⸗ lerlebens, das unabhängig von der Mode der Zeit aus maleriſchem Inſtinkt und aus künſtleriſcher Technik gleichmäßig ſeinen Inhalt und Wert ge⸗ wonnen hat. Die heilige Eliſabeth von Joſeph Haas in Mannheim. Als Badiſch⸗Pfälziſche Erſtaufführung bringt am Freitag, den 4. März 1932 der Bühne n⸗ volksbund im Benehmen mit der Liedertafel, dem Schubertbund, der Sängerluſt, einem großen Kinderchor und andern Chorvereinigungen das Ora⸗ torium von Joſeph HaasDie heilige Elt⸗ ſabeth. Das Werk, das ſchon von über 40 deut⸗ ſchen Städten zur Aufführung angenommen wurde, fand bisher als das große deutſche Volksoratortum überall begeiſterte Aufnahme. Bei der Aufführung in Mannheim iſt für die Rolle des Sprechers Inten⸗ dant Herbert Maiſch gewonnen worden, die Sopranpartie ſingt Frau Neuſitzer⸗Thöniſſen, Berlin. Als Orcheſter iſt das Mannheimer Nationaltheater⸗ Orcheſter verpflichtet, die Leitung liegt in Händen von Ullrich Herzog, Speyer. Theater und Muſik Das Nationaltheater teilt mit: Morgen und übermorgen gaſtiert Curt Bois, der beliebte Komiker, mit ſeinem Enſemble im Neuen The⸗ ater mit dem SchwankDienſt am Kunden. Aus dem zahlreichen Enſemble ſind Kräfte wie Din a Gralla, Ali Ghito, Grigory Chmara, Georg Aug. Koch, bereits in weiten Publikumskreiſen bekannt. Auf die volkstümlichen Eintrittspreiſe wird beſonders hingewieſen. Im Pfalzbau Ludwigshafen kommt am Donnerstag die OperetteDie Fleder⸗ maus zur Aufführung, den Dr. Falke ſingt Walther Jpoß, die Adele Ellen Philips. Der Vorverkauf für die Vorſtellungen desWeißen Röß l im Nibe⸗ lungenſaal am Samstag und Sonntag hat an allen Vorverkaufsſtellen begonnen. Fritz Kreisler ſpielt in Mannheim mit Or⸗ cheſter. Der große Geiger Fritz Kreisler, der zum letzten Male in Mannheim mit Orcheſter im Januar 1913 in einem Akademiekonzert ſpielte, wird zum erſten Male wieder beim nächſten 5. Aka⸗ demiekonzert im Nibelungenſaal des Roſengartens am 12. Januar 1932 mit Orcheſter in Mannheim ſpielen. Bei ſeinen letzten Konzerten, die Kreisler hier veranſtaltete, wurde immer wieder der Wunſch laut, den berühmten Künſtler einmal mit Orcheſterbegleitung mit einem großen Werke zu hören. Er wird nun Mendelſohns Violin⸗ konzert mit Begleitung des Nationaltheater⸗Orche⸗ ſters unter Leitung von Generalmuſikdirektor Joſeph Roſenſtock zum Vortrag bringen. Da dieſes Konzert gleichzeitig das einzige Konzert in Süddeutſchland iſt, in dem Kreisler in dieſem Win⸗ ter ſpielen wird, wird wohl mit einem ganz großen Beſuch auch aus der weiteren Umgebung Mann⸗ heims zu rechnen ſein. Zug⸗ und Autoverbindun⸗ gen zum und vom Konzert nach allen Richtungen ſind günſtig. Mannheimer Küuſtler auswärts. Zwei junge Mannheimer Künſtlerinnen, Jula Kaufmann, Klavier, und Käthe Back, Geige, wurden vor kurzem durch die Mannheimer Konzertdirektion für eine Reiſe durch Süd⸗ und Südweſtdeutſchland ver⸗ pflichtet, die ſie zuſammen mit dem ausgezeichneten Virtuoſen der Thereminſchen Aetherwellenmuſik Kriſty Tſcharikoff unternahmen. Die Reiſe führte durch 30 Städte und brachte gerade dieſen beiden Mannheimerinnen ſehr große künſtleriſche Erfolge. Das Publikum feierte ſie mit begeiſtertem Beifall und die geſamte Preſſe rühmt das ſtarke Elnfüh⸗ lungsvernehmen der Pianiſtin, die ſichere Beherr⸗ ſchung der Werke und künſtleriſche Geſtaltung und ihre außerordentliche Muſtkalitüt. Käthe Back erfreute vor allem durch ihr friſches, ungekünſteltes Muſizteren. Man anerkannte ihre vorzügliche, ſaubere Bogentechnik. Außerordentliche Erfolge hatten die Künſtlerinnen u. a. in Dillingen im Saargebiet, in Dillingen an der Donau, in Hom⸗ burg im Saargebiet, in der Theatergemeinde in Achern, im Kurhaus in Baden⸗Baden, im Stadt⸗ theater Konſtanz im Orcheſterverein Villingen, im Stadttheater Memmingen, ſowie beim Inſtrumen⸗ talverein in Singen a. H. * 2 Von der Univerſität Heidelberg. Prof. Dr. med. ret. h. c. Wolfgang Heubner hat den an ihn ergangenen Ruf auf den Lehrſtuhl der Pharma⸗ kologie an der Univerſität Berlin als Nachfolger von Prof. Trendelenburg angenommen. Der außerordentliche Profeſſor an der Univerſität Frank⸗ furt a. M. Dr. Hatzfeld wurde mit Wirkung vom zum planmäßigen a. o. Profeſſor für Romanische Philologie an der Unjverſität Heidelberg 1. 4. 1932 ernannt. * Wollen Sie ſchlanker werden? Prof, A Gran⸗ diſon beantwortet dieſe Frags in der Bafler Hygieia,Monatsſchrift für geſunde Lebens⸗ geſtaltung. Auch ſonſt enthält das Heft viel An⸗ regendes und Wichtiges. Zur Feier des B jährigen Profeſſorenjubiläums von Prof. Gmil Bürgi ⸗Bern gäbt dieHygieia aus einem Vortrag von ihm einen Abſchnitt über die Rauſchgifte wieder; der Heraus⸗ geber, Dr. Walther Lohmeyer beſpricht die ſeeliſche Hygiene der Feſtfreude, wozu eine Plauderei über die nahrhaften Nüſſe recht gut paßt; Prof. C. Wagner klärt über das Weſen der Hormone auf. Der intereſſanteſte Beitrag iſt vielleicht eine Wieder⸗ gabe der neuen amerikaniſchen Unterſuchungen über die Lage des Menſchen im Schlaf. des Verwal⸗ Die Geigerin ganz Anſtu bruch jeden mal ten. vo! jahn die 1 müſſe ſolche Da