er⸗ jen ick⸗ en in⸗ . Mittwoch, 15. Juni 1932 Neue Mannheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe 3. Seite/ Nummer 271 Der Hauptvoranſchlag des Kreiſes Im Rechnungsjahre 1. April 1931/32 haben die tatſächlichen Ausgaben die Hat⸗Einnahmen um rund 87 000 Mk. überſchritten. Zur Deckung dieſer Summe hat die Stadtkaſſe Mannheim dem Kreis Mannheim einen Vorſchuß in gleicher Höhe geleiſtet. Dieſen Mehrausgaben ſtehen Einnahmerückſtände von 440 0⁰0⁰ Mk. gegenüber. Davon ſind außer den für Abgänge vorgeſehenen 80000 Mk. zur Aus⸗ gleichung der vorausſichtlich im Rückſtand bleibenden Einnahmen des Jahres 1932/33 vorzubehalten 170 000 Mark. In den neuen Kreisvoranſchlag wurden ein⸗ geſtellt 270 000 Mk. Unter den Einnahmerückſtänden ſind 135 000 Mk. ſchuldige Beiträge von Kreisgemein⸗ den zu den Koſten der Kreisſtraßen⸗ und Kreiswege⸗ unterhaltung enthalten. Sofern Kreisgemeinden mit Zahlung dieſer Beiträge weiterhin ſäumig bleiben, wird die Kreisverwaltung ernſtlich vor die Frage ge⸗ ſtellt, den beteiligten Gemeinden die Kreiswege in eigene Fürſorge zurückzugeben. Die Steuerwerte haben betragen: für das Rechnungsjahr 1931: Grund⸗ vermögen 837 626 400 Mk.(gegen das Vorjahr weniger 2 189 600 Mk.), Betriebsvermögen 381 615 500 Mark( 23 770 800 Mk.), Gewerbeertrag 50 082 600 Mark( 25 262 500 Mk). Die Verminderung der Steuerwerte hatte einen Steuerausfall von 115 667 Mk zur Folge. Da außerdem die Steuerein⸗ nahmen zurückgingen und die Staatsdotation von 61.210 Mk. auf 36 700 Mk. gekürzt wurde, mußten auf faſt allen Gebieten der Kreistätigkeit Spar maß⸗ nahmen ergriffen werden. Ueberſchreitungen der Voranſchlagsſätze waren unvermeidlich bei der ge⸗ ſetzlichen Armenfürſorge, beim Kreisaltersheim Schtlesheim und beim Zinſendienſt für Vorſchüſſe der Stadt Mannheim. Der neue Hauptvoranſchlag ſchließt ab mit einem ungedeckten Aufwand von 676000 Mk. Unter Beibehaltung der bisherigen Steuerwerte und Steuerſätze ſtellt ſich das vorläufige Steueraufkom⸗ men für das Rechnungsjahr 1932: beim Grundver⸗ mögen(Steuerſatz 6,1 Pfg.) auf 510 952.10 Mk., beim Betriebsvermögen(Steuerſatz 2,4 Pfg.) auf 91 587.72 Mark, beim Gewerbeertrag(Steuerſatz 43 Pfg.) auf 215 355.18 Mk., zuſammen 817895 Mk. Die Steuer⸗ einnahmen werden, beſonders beim Gewerbeertrag, außerordentliche Rückgänge aufweiſen, ſo daß nur mit einem Steuereingang von etwa 676 000 Mk. ge⸗ rechnet werden kann. Der heute nachmittag ſtattfindenden Kreisver⸗ ſammlung liegt folgender Antrag des Kreisrates vor: Die Kreisverſammlung wolle 1. den vorgelegten Hauptvoranſchlag für 1. April 1932/33 genehmigen und 2. den Kreisrat ermächtigen, auf Grund der finanzamtlichen Nachweiſungen über die Grund⸗ und Betriebsſteuerwerte ſowie den Gewerbeertrag die Kreisſteuerſätze für das Rechnungsjahr 1932 end⸗ gültig feſtzuſetzen. 1 Gewilterregen Ueber Nacht hat das ſchöne Wetter, das volle fünf Tage angehalten hat und das uns endlich ſommer⸗ liche Wärme brachte, ein Ende gefunden. Sehr wahrſcheinlich wird es ſich aber nur um eine kurze Unterbrechung handeln, denn die Wolken, die am geſtrigen Abend ſich zuſammenballten, wieſen einen gewitterartigen Charakter auf, was nach der Hitze des Tages auch weiter nicht verwunderlich war. Zu Entladungen kam es allerdings nicht, wenn auch das Krachen im Radioapparat deutlich anzeigte, daß die Atmoſphäre mit Elektrizität geladen war. In der Frühe kam es zu leichten Gewitterregen, die offen⸗ bar Ausläufer von anderwärts niedergegangenen Gewittern waren. Die Temperatur weiſt ſo gut wie keinen Rückgang auf, denn heute früh wurden 16.3 Grad Celſius (gegen 16,9 Grad Celſius am geſtrigen Morgen) feſt⸗ geſtellt. In der vergangenen Nacht betrug das Mi⸗ nimum 16 Grad Celſius(gegen 13 Grad Celſius in der Nacht zum Dienstag). Die Höchſttemperatur erreichte geſtern 27.5 Grad Celſius(28 Grad Celſius). Gejundheitspflege und Preſſe Intereſſanter Ausſpracheabend in der Vereinigung der Fürſorge⸗Aerzte Zu einem Ausſpracheabend hatten ſich geſtern abend die Mitglieder der Vereinigung der Fürſorge⸗Aerzte Mannheim⸗Ludwigs⸗ hafen und die Vertreter der Mannheimer und Ludwigshafener Redaktionen im Palaſthotel zu⸗ ſammengefunden. Das Thema iſt ja an ſich nicht neu, doch ging aus der recht angeregten Ausſprache, die dem Referat des Nervenarztes Dr. Stern folgte, hervor, daß man auf beiden Seiten gerne eine nähere Zu⸗ ſammenarbeit ſähe und auch dazu bereit iſt. In ſeinen einleitenden Worten hob Dr. Drey⸗ fuß hervor, daß der Aerzteſtand die Preſſe brauche, um geſundheitliche Belehrung in die Bevölkerung hineinzutragen, daß aber auch die Preſſe die Mit⸗ arbeit der Aerzte benötige, wenn ſie für das Wohl der Offentlichkeit eintreten will. Dr. Stern wies zunächſt auf die öffentliche Geſundheitspflege als ein Kulturgut hin, um das uns die Nachbarvölker be⸗ neiden. Der Kern dieſer ſozialen Fürſorge müſſe unbedingt erhalten bleiben. Lange Zeit war der Aerzteſtand geneigt, ſich gegen die Offentlichkeit et⸗ was abzuſchließen, ſeine Wiſſenſchaft mit einer Bar⸗ riere zu umgeben. Es kam ſelten vor, daß fachliche Aeußerungen an das breite Publikum kamen. Aber der moderne Typ des Arztes ſetzt ſich immer mehr durch. Noch nicht ganz beigelegt ſind die Meinungsverſchie⸗ denheiten zwiſchen praktizierenden Aerzten und Für⸗ ſorgeärzten. In weiten Kreiſen des Aerzteſtandes herrſchte vor noch nicht langer Zeit ſtarker Wider⸗ ſtand gegen die Entwicklung der öffentlichen Geſund⸗ heitspflege. Die gewiſſe vornehme Scheu des Arztes, der Oeffentlichkeit gegenüber als Vertreter ſeiner Sache aufzutreten, iſt im allgemeinen überwunden. Er wird ſich den modernen Strömungen nicht weiter widerſetzen. Es iſt vielmehr zu einer Selbſtverſtänd⸗ lichkeit geworden, die Oeffentlichkeit durch die Preſſe zu beeinfluſſen; deshalb iſt es dringend nötig, daß zwiſchen Aerzteſchaft und Preſſe ein enger Zuſam⸗ menhang beſteht. Die Bedenken der Aerzte erblickten faſt in jeder Veröffentlichung eine Profanierung der Wiſſenſchaft. Da kommt es aber auf die Art an, wie die Wiſſen⸗ ſchaft vorgetragen wird, denn es ſoll kein Halb⸗ wiſſen, ſondern eine Orientierung des Laien bezweckt werden. Je mehr nämlich über Krankheits⸗ merkmale, Anſteckungsgefahr u. dergl. geſchrieben wird, deſto größer iſt die Gefahr, daß eine beſtimmte Anzahl von Menſchen bereit iſt, ſich zu Hypochondern zu entwickeln und ſich nicht vorhandene Krankheiten einzubilden. Die kritiſche Einſtellung der Bevölkerung iſt zweifellos ein Produkt der immer weiter⸗ ſchreitenden Aufklärung über hygieniſche Dinge. Es wäre falſch, ſich dagegen zu ſträuben. Wichtig iſt nur, daß die Aerzteſchaft dafür ſorgt, daß keine Pſeudowiſſenſchaft in das Volk getragen wird. Daraus droht nämlich der Oeffentlichkeit eine große Gefahr: die Kurpfuſcherei. Der Redner ſchil⸗ derte im einzelnen die Ausartungen des Kur⸗ pfuſchertumg, das ſich durch geſchickte, wenn auch nicht immer wahrheitsgemäße Reklame ſo aus⸗ breiten konnte, daß jetzt in Deutſchland auf 10 Aerzte 3 Kurpfuſcher kommen. In Sachſen, dem Dorado der Myſtik, macht die Zahl derHeilkundigen die Hälfte der Aerzte aus und im Kreis Landsberg (Bayern) kommen ſogar 21 Kurpfuſcher auf 17 Aerzte. Die große Gefahr des Kurpfuſchertums konnte ſich deshalb ſo ungeheuer ausbreiten, weil eben der Arzt urſprünglich nicht das Bedürfnis hatte, ſich an der öffentlichen Geſundheitsaufklärung zu beteiligen. Nur wenn die Aerzte ſich willig in den Propaganda⸗ kampf begeben, wird eine wirkſame Bekämpfung der Kurpfuſcherei möglich ſein. Hierbei iſt allerdings anzuerkennen, daß es unter den Heilkundigen Leute gibt, die mit der Anwendung der Naturkräfte in⸗ ſtinktiv das Richtige treffen. Die Preſſe iſt, ſo ſchloß Dr. Stern ſeine intereſſanten Ausführungen, be⸗ rufen, den Kampf der Aerzte zu unterſtützen. In der anſchließenden Ausſprache kam ſeitens der Redakteure die Bereitſchaft zum Ausdruck, ſich an der Beſeitigung der unlauteren Elemente in der Heilkunde zu beteiligen. Es wurde eine enge Zu⸗ ſammenarbeit zwiſchen Aerzteſchaft und Preſſe zu dieſem Zweck angeregt. Außerdem wurde den Aerzten nahegelegt, durch öffentlichen Aufklärung in volkstümlichem Sinne die Pſendowiſſenſchaft mit eigenen Waffen zu ſchlagen, nämlich mit Publikationen, die geeignet ſind, auch dem Laien das in einfachen Worten zu ſagen, was er zu wiſſen wünſcht und wiſſen muß. Zu einer ſolchen Zuſammenarbeit wird ſich jede Zeitung be⸗ reitfinden, die das Wohl ihrer Leſerſchaft im Auge hat. In dieſem Sinne ſtellt ſich auch dieNeue Mannheimer Zeitung in den Dienſt der öffentlichen Geſundheitspflege. el. C. TVVVVVVVVTVbßbPVßFwPßFßPßCßꝙTFPFpPTPTVTVTPTPTPTPTFbGbPTFPFbcbPTPTPPTPTPTPGTPTGTVGPTPTVTPTPTGPTPTGTGTVTGTPTGVPVTGTVTVTVTVVTVVTVTVTVTVTVTVTÄVTVTT(TTVTVTVTWTWTVWTVTWVWVWWWTWWWWWwWwWwwwwwꝓp Arbeitsmarktlage unverändert Die Lage auf dem kaufmänniſchen Stellenmarkt hat im Monat Mai keine weſentlichen Aenderungen erfahren. Erfreulich iſt lediglich, daß der Zugang an gekündigten und ſtellenloſen Bewerbern gegenüber dem Monat April, wie die Kaufmänniſche Stellen⸗ vermittlung des Deutſchnationalen Handlungsgehil⸗ fen⸗Verbandes mitteilt, zurückgegangen iſt. Rück⸗ ſchlüſſe auf eine Beſſerung der Geſamtlage können jedoch noch nicht gezogen werden, weil die Wirtſchaft weiter in ſtärkſter Depreſſion verharrt. Im Baugewerbe und in den Nebenzweigen hat die BeſchäftigQung immer mehr nachgelaſſen. Eine Geſchäftsbelebung, wenn auch nur in geringem Umfange, wird durch die verſchiedenen in Angriff ge⸗ nommenen Stadtrandſiedlungen erwartet. In der Eiſen⸗ und Metallin duſtrie iſt die Lage uneinheitlich. Betriebe, die hauptſächlich auf Export angewieſen ſind, leiden ſtark unter Auftrags⸗ mangel. In der Maſchineninduſtrie muß mit neuen Perſonaleinſchränkungen gerechnet werden, ebenfalls werden im Speditionsgewerbe weitere Entlaſſungen angekündigt. Größere Firmen des Einzelhandels ſehen ſich infolge der ſtän⸗ digen Kaufkraftverſchlechterung genötigt, Perſonal in größerem Umfange zu kündigen. Auch der Buch⸗ handel klagt über erheblichen Umſatzrückgang. Im Außenhandel wirken ſich Zollpolitik und Deviſen⸗ vorſchriften weiter nachteilig aus. Eine leichte Be⸗ lebung iſt lediglich im Verſicherungs⸗ und z. T. im Tabakgewerbe feſtzuſtellen. Aufträge zur Beſetzung offener Stellen gingen nur zögernd ein und erreichten nicht die Höhe des Vormonates. Die Anzahl der Vermittlungen da⸗ gegen iſt etwa die gleiche wie im Monat April ge⸗ blieben. Die Lage auf dem kaufmänniſchen Stellen⸗ markt wird gekennzeichnet durch die Andrangsziffer 111,5(Bewerber auf eine neugemeldete Stelle) im Mai, gegenüber 104,5 im April, 100,4 im März und 45,5 im Mai 1931. * Amerikaner in Mannheim. Die amerikaniſche Reiſegeſellſchaft The Travel Guild⸗Paris brachte geſtern 25 Amerikaner, zum größten Teil aus New⸗ hork, die auf einer Deutſchlandreiſe begriffen ſind, nach Mannheim. Sie reiſten heute wieder ab und machen je zur Hälfte einen Abſtecher nach dem Schwarzwald, München, Wien bis Budapeſt. Die andere Hälfte der Geſellſchaft fährt nach Berlin. Heute beſichtigten die Amerikaner Mannheim und Heidelberg. Gaſtfreundſchaft wollten offenbar ein paar Pfälzer Burſchen einem Paddler, der ſein Zelt am Rheinwald gegenütber dem Strandbad aufgeſchlagen hatte, nicht gewähren. Der junge Sportsmann, der mit ſeinem Faltboot von Düſſeldorf rheinaufwärts gekommen war und die Nacht auf Pfälzer Boden im eigenenHeim ver⸗ bringen wollte, wurde durch die Rowdies in ſeinem Schlafe geſtört und konnte nicht verhindern, daß ein metallener Zeltſtab entzweigeſchlagen wurde. Um ihreTüchtigkeit zu beweiſen, brannten die Burſchen noch mit einer glimmenden Zigarette ein Loch in das Zelt. Der Paddler war gegen die ſechsfache Ueber⸗ macht wehrlos und mußte ſich darauf beſchränken, ſeine Habſeligkeiten vor Diebſtahl zu ſchützen. Dem Einſichtvollſten der Geſellſchaft gelang es ſchließlich, ſeine zerſtörungsluſtigen Freunde zum Weitergehen zu veranlaſſen, ehe noch weiteres Unheil angerichtet wurde. Das Faltboot entging glücklicherweiſe der Aufmerkſamkeit der Lümmel, ſo daß der Sportler wenigſtens ſeine Reiſe fortſetzen konnte, nachdem er ſich in Mannheim eine neueStütze ſeines Hauſes beſorgt hatte. Hoffentlich bleibt dieſer Fall verein⸗ zelt, denn es würde gerade keinen guten Eindruck machen, wenn in Paddlerkreiſen unſere Gegend als unſicher bezeichnet und für Zeltlagerplätze als un⸗ geeignet erklärt werden würde.* * Fernſprecher und Sommerreiſe. Fernſprechteil⸗ nehmer vermeiden während der Sommerreiſe Unzu⸗ träglichkeiten, die aus der nicht rechtzeitigen Bezah⸗ lung der Fernſprechrechnungen entſtehen können, wenn ſie die Begleichung der Rechnung einem Familienangehörigen oder Angeſtellten übertragen oder ihre Nachſendung beim Fernſprechamt beantra⸗ gen. Es genügt aber auch, einen für die Deckung der fällig werdenden Fernſprechgebühren ausreichenden Betrag auf das Poſtſcheckkonto des Fernſprechamts einzuzahlen, wobei auf dem Abſchnitt der Poſtanwei⸗ ſung oder Zahlkarte die Fernſprechvermittlungsſtelle und die Nummer des Anſchluſſes anzugeben ſind. * Der Deutſche Drogiſten⸗Verband, einer der älteſten Reichsfachverbände, die Reichsorganiſativn der Drogiſten, die mit 56 Bezirksvereinen mit ins⸗ geſamt 7000 Mitgliedern faſt den geſamten Fach⸗ drogenhandel des deutſchen Reiches umfaßt, hält am 18. und 19. Juni in der Stadthalle zu Königs⸗ berg ſeine 49. ordentliche Delegſerten⸗ verſammlung ab. Die Verhandlungsgegen⸗ ſtände bilden u. a. der Arzneimittelgeſetzentwurf, das Genoſſenſchaftsweſen und das Fachſchul⸗ und Pri⸗ fungsweſen. * Hauptgewinn der Maimarkt⸗Lotterie fällt an einen Käfertaler. Am Dienstag vormittag hat ſich in der Geſchäftsſtelle des Landwirtſchaftlichen Bezirks⸗ vereins in der Karl Benzſtraße der Gewinner des Großen Loſes der Mannheimer Maimarkt⸗Lotterie eingefunden. Es iſt ein Landwirt aus Mann⸗ heim⸗Käfertal, der das Los Nr. 2606 ſchon gar nicht mehr beachtet hatte, als er zufällig beim Einſehen der Losliſte bemerkte, daß er den Hauptgewinn der diesjährigen Maimarkt⸗Lotterie, einen Vierer⸗ zug im Werte von 4500 Mark, gewonnen hatte. Der glückliche Gewinner konnte aber den Viererzug nicht mehr in Empfang nehmen, da er nur bis Samstag aufbewahrt worden war. Der Gewinner erhält 80 v. H. des Wertes in bar ausbezahlt. eee Mühlen Franek macht jeden Kaffee billiger! Probieren Sie ihn aus, damit Sie sich davon überzeugen, daß selbst der schwächste Kaffee durch die gute Kaffeewürze Mühlen Franck herzhaft und wohlschmeckend wird. eee Der rote Adler in Tirol Hiſtoriſche Skizze von Karl Perktold⸗Traunſtein Zum Sturm! Ein junger Bauernburſche hebt ein ſchweres großes Kreuz hoch. Es iſt eine jener holzgeſchnit⸗ tenen Arbeiten, die mit dem Gefühl des einfachen Volksmenſchen und mit dem Können geſunder Auf⸗ faffung gefertigt werden. Den Chriſtuskopf krönt eine wuchtige Dornenkrone. Die Stacheln bohren ſich tief in die Stirne. Die Augen ſind ſchmerz⸗ ſchreiend, um den Mund graben ſich Furchen bitterſten Leidens, und die Backenknochen ſtehen weit aus dem Geſicht hervor. Die Haare fallen wulſtig zum Nacken hin. Leidvoll krümmt ſich der Oberkörper, und die Füße find von Schmerzen verzerrt. Mit großen Nägeln iſt der Chriſtus an das Kreuz ge⸗ ſchlagen. Zum Sturm! Hinter dem Kreuze trägt ein ſilberhaariger Bauer, vom Inntal drunten, die Fahne. Ein mäch⸗ tiges, weißes Tuch, auf das ein roter Abler geſtickt iſt. Seine Töchter und Mägde hatten die Fahne ge⸗ arbeitet. Andreas Hofer ſchenkte ſie dann ſeinen Ge⸗ treuen als Sinnbild des Kampfes und des Sieges. Die ſchweren, knochigen Bauernhände umklammern den Fahnenſtiel. Wild flattert die Flagge im Vor⸗ wärtsſtürmen. Der Adler fliegt den Kämpfern voraus. Zum Sturm 1 5 5 dreas Hofers mächtige Geſtalt reckt ſich aus e Ser Seine Augen ſind bald auf das Kreuz, bald auf den roten Adler geheftet. Siegver⸗ heißend flattert immer noch die Flagge. Da ſtürzt einer zuſammen, dort bricht einer zu Boden, hier ſchreit einer ſeine Schmerzen in den Kampfruf hinein, dort drüben liegt einer verwundet hinter einem Baumſtumpf und ſchießt unaufhörlich trotz der brennenden Wunden. Dieſem fließt das Blut über das Geſicht, aber ſeine Hände halten die Augen frei und ſeine Füße tragen ihn nach vorwärts. Wie ein Orkan ſteigt ein Lied aus den Vorwärts⸗ kämpfenden empor. Immer ſchneller reißt ſie dieſes 15 Lied vorwärts. Senſen, Gabeln, alte Schwerter und Beile glitzern in der Sonne. Tauſende von Schüſſen klingen an den Bergwänden und in den Hochwäldern wider. Wie eine Lawine brauſt der Sturm der Bauern heran. Mögen Hunderte fallen, Hunderte ſtürmen wieder nach. Dort wankt die Fahne. Ihr Träger iſt getroffen. Andreas Hofer hebt die Fahne hoch. Jubelnd dröhnt ein Kampflied auf. Andreas Hofer trägt den roten Adler von Tirol. Schneller wird der Sturm, raſender der Kampfruf. Andreas Hofers Arm ſenkt ſich, ein anderer Kämpfer ſpringt vor und rennt mit der Fahne weiter. Ein junger Bauernſohn hält nun die Flagge! Der alte Hofer und der junge Bauer Alter und Jugend zuſam⸗ mengeſchweißt. Wieder packt alle die Begeiſterung. Die Fahne taumelt nun in den Nahkampf hinein. Feindliche Hände raffen nach ihr, aber die geſunden Bauernfäuſte zerſchmettern jeden, der nach dem roten Adler greift. Der Kreuzträger iſt längſt weit hinten verblutet. Das Kreuz trägt ein anderer. Kreuz und Fahne. Immer wieder blicken die Augen zu dieſem Symbol empor. Der Nahkampf tobt und wogt. Der Feind muß weichen, er flüchtet die Hänge hinunter. Dort drüben wird noch um einen Hochwald gerungen, dort brennt eine Almhütte lichterloh, hier kämpft man um einen Felſen. Aber unaufhaltſam bricht die Lawine der Tiroler Bauern nach vorn. Und als der Feind auf der ganzen Linie in wildeſter Flucht dahinraſt, ge⸗ bietet Andreas Hofer Einhalt. Da ſteht der junge Bauernſohn mit dem ſchweren großen Kreuz in bluti⸗ gen Händen. Andreas Hofers Augen leuchten ihm dankbar entgegen. Viele, viele ſind hinten im Walde geblieben. Tot oder im Todeskampfe. Wo iſt der Fahnenträger? Hat man ihn erſchla⸗ gen? Wurde ihm die Fahne genommen? Der rote Adler von Tirol in Feindeshänden? Bevor die Dämmerung hereinbricht, wird das Schlachtfeld nach Verwundeten abgeſucht. Unter einer Felswand finden die Samariter einen ſtöhnenden Verwundeten. Sie heben ihn hoch, aber er läßt ſich nicht hochheben. Seine Hände krallen ſich in den Boden, ſeine Zähne beißen ſich darin feſt. Wir wollen Dir helfen. Wir ſind ja Deine Freunde. Wir ſind ja Tiroler. Aber der Ver⸗ wundete muß von ſchwerſtem Fieber befallen ſein. Er röchelt die Antwort mühſam hervor:Ihr ſeid Feinde. Laßt mich hier liegen und ſterben! Wir ſind doch Deine Freunde, Reinmichl, Deine Freunde ſind wir.. Sie verſuchen es noch einmal, den am Boden lie⸗ genden hochzuheben. Er ſchlägt mit den Füßen aus. Da packen ihn die Samariter, zerren ihn hoch und ſchreien ihn an:Wir wollen Dir helfen, Du ver⸗ bluteſt ja... Und als ſie ihn endlich emporheben können, ſehen ſie die Flagge mit dem roten Adler. Und nun wiſſen ſie, warum der Verwundete ſich nicht helfen laſſen wollte. Er hatte in ſeinem Fieber⸗ wahn geglaubt, Feinde ſuchten ihn von der Flagge wegzuzerren, die er mit ſeinem Körper bedeckte. Lie⸗ ber auf ihr ſterben als irgendwo geneſen! Als die Samariter die Fahne vom Boden weg⸗ ziehen, erkennen ſie, daß der rote Adler um vieles dunkler geworden iſt. Sie legen das Tuch über den Verwundeten und tragen den Helden zum Verbands⸗ platz. In der Ferne leuchten die Berge im Abend⸗ glühen. Rot ſteigen die Felſen zum Himmel. AUniverſitätsprofeſſor i. R. Dr. Karl von Bahder F. Profeſſor Karl von Bahder iſt hier uner⸗ wartet einem Herzſchlag erlegen. Er war früher Profeſſor der Germaniſtik in Leipzig und hat ſich auch große Verdienſte um die Herausgabe des Grimmſchen Wörterbuchs erworben; von Bah⸗ der hat in letzter Zeit ſeinen Aufenthalt bei Dr. F. C. Freudenberg in Weinheim genommen. Alle Weinheimer kannten den liebenswürdigen Herrn, der ein Alter von 76 Jahren erreicht hat. Der Vater des Verſtorbenen war der bekannte Kon⸗ ſiſtortalrat E. v. Bahder, der ſ. Zt. Mitgründer des Weinheimer Waiſenhauſes war. f. O Kunſtgeſchichtlicher Irrtum. Ueber eine ku⸗ rioſe Verwechſlung erzählte Dr. Schottenleher im Börſenblatt für den deutſchn. Buchhandel. Die Univerſitätsbibliothek in Gießen beſitzt aus dem Nachlaß des Reuchlin⸗ Biographen May deſſet. Bibliothek und ein Bildnis, das nach einer alten Ueberlieferung Reuchlin, den berühmten Humaniſten und Sprachforſcher, darſtellen ſoll. Nach dieſem Bild iſt die Büſte Reuchlins für die Walhalla geformt worden. Nachträglich hat die Forſchung feſt⸗ geſtellt, daß es ſich bei der Gießener Vorlage um gar kein Bildnis Reuchlins, ſondern um Rem⸗ brandtsSchlafende Alte handelt. a 1 Die große Telefonrechnung Von Hanns Glückſtein 'm Zug der Zeit folgend hott ſich aach die Familie Knorzelberger Telefon einrichte loſſe, daß de Herr Gemahl beſſer ſein Schkatbrüder'ſammetrummle unn die Madam ſich mit ihre Kaffeeklatſchſchweſchtre ſchtunnelang unnerhalte kann. De Kleene, de Fritzel, is bei de Anlag vum Appa⸗ rat intreſſiert denewe'ſchtanne unn hot ſich dann vun ſein Vatter alles erkläre loſſe vun dem neu⸗ modiſche automatiſche Selbſchtanſchluß unn hott zur Prob, ob'r es aach verſchtanne hott, ſein Freund Karlche emol anrufe derfe. Jeſſes, hott der Bu'ſchtrahlt, wie die'ſchicht ge⸗ klappt hott! De ganze Klaſſ hott'r's verzählt, daß die annere Buwe ganz neidiſch worre ſinn! No, die Familie Knorzelberger war aach nit wenig ſchtolz uff die neu Errungenſchaft, bis die Telfonrechnung am nd vum Monat erſchiene is! Ihr liewe Leut, war deß'n Krachl! De Babbe unn die Mamme hawwe ſtch ange⸗ kriſche, wie wann ſe als Lautſchprecher maskiert wäre, unn haww ſich die allerſchönſchte zoologiſche Koſe⸗ name nanner in s'ſicht'ſchmiſſe! Er hott'ſagt, daß ſie halt de ganze liewe lange Tag mit ihre Kaffeeſchweſchtre tratſche dät unn die Madam hott ihm vorgeworfe, daß'r ſo oft unnötig ſein Schpießg'ſelle anrufe dät, daß's eem werklich ball zum Hals rauskäm! 8 Mit annere Worte, s war e ſehr gemütlichi Un⸗ nerhaltung im engſchte Familienkreis mit ſchtreng dezentem Programm! Daß's ganze Haus uff m Treppenhaus'ſammegeloffe war, deß hawwe ſe zum gute Glück nit gemerkt! Als Schlußzeiche vum ganze hott dann de Babbe de Apparat genumme unn an die Wand g' feuert, de kleene Fritzel awwer hott ſich ſchtillſchweigend ver⸗ zoge; dann wann er geſagt hätt, daß er neulich wie die Mamme fort unn er alleen in de Wohnung war, vierehalb Schtunn lang een Nummer um die anner angerufe unn immer'ſagt hott: Ich wollt bloos die Leitung prüfe! dann hätt'n ſein Vatter jedenfalls e zeitlang üwer's Knie gelegt. 5